Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Kloster Maria Rosengarten

ID: 199647734316  /  Datum: 31.03.2011
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Rosengarten
Hausnummer: 6
Postleitzahl: 88410
Stadt-Teilort: Bad Wurzach

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Ravensburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8436010006
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

1. Bauphase:
(1514)
Gründungsbau 1514ff.

Das Kloster Maria Rosengarten in Wurzach wurde 1514 als Franziskanerinnenkloster gegründet. Gründerin und erste Oberin des Klosters war Helena von Waldburg, die Mutter Georgs von Waldburg, gen. “Bauernjörg”. Ihr Epitaph von 1515 hat sich in der nahegelegenen Stadtpfarrkirche erhalten.
Über die frühe bauliche Entwicklung des Klosters ist weiter nichts bekannt. Die älteste Abbildung des Klosters findet sich auf der Zeiler Landkarte von 1610 (s. Abb.). Sie zeigt ein dreistöckiges verputztes Gebäude mit Satteldach, parallel neben der Stadtpfarrkirche. Ein asymmetrischer turmartiger Dachaufbau über der Südwestecke des Gebäudes kann dabei nicht weiter gedeutet werden.
Sowohl das Kloster als auch die Stadtpfarrkirche waren mit einer eigenen Mauer umgeben, die zwei sich gegenüberliegende Portale aufwiesen. Das Klostergebäude entspricht dabei in etwa dem Klausurflügel des heutigen Klostergebäudes. Von diesem ältesten Gebäude haben sich im UG des Klausurflügels die Umfassungswände erhalten. Im Anschluss an den Kapellenflügel reicht diese Umfassungswand noch bis zum 2. OG. Zudem besteht zumindest der Verdacht, dass sich in der Südwand des Kapellenflügels ein Rest der ehemaligen Umfassungsmauer des Klosters erhalten haben könnte.
Der Kellerraum dieser frühen Bauphase vor 1610 (vermutlich ist es ja die Gründungsbauphase von 1514ff.) war noch nicht gewölbt. Es handelte sich um einen großen Kellerraum mit Balkendecke. Der Abgang aus dem Gebäude in den Keller befand sich in der Südostecke. Vermutlich handelte es sich noch nicht um einen Lagerkeller. Naheliegend ist eine Nutzung für die Leinenweberei mit der das Kloster im Stiftungsbrief von 1514 privilegiert worden war (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Frauenkloster

2. Bauphase:
(1706 - 1707)
Kapellenflügel von 1706/07 (d)

An den ältesten Bau wurde 1706/07 (d) ein zweiter dreigeschossiger Flügel leicht spitzwinklig nach Süden als Gästehaus angebaut. Zugleich erfüllte dieser Bau im Flur des 1. OG die Funktion eines wettergeschützten Gangs, der zur Empore der Stadtpfarrkirche führte. In den Bau wurden möglicherweise in der Südwand des EG auch Teile der alten Klosterummauerung eingebunden.
Der dreischiffige Flügel enthielt mehrere heizbare Gästezimmer sowie im 1. OG bereits bauzeitlich die Kapelle im östlichen Längsschiff; die allerdings noch im Rohbau blieb und nicht sofort ausgebaut wurde. Für die von P. Reinfried Schneider geäußerte Vermutung, dass es sich bei der Kapelle um ehemalige Zellen handelte, die erst nachträglich erweitert worden wären, fehlt jeder substanzielle Befund am Gebäude. Vor allem sind die Fensteröffnungen zwischen Flur und Kapelle keinesfalls als ältere Türöffnungen zu verstehen. Allerdings ist nicht gesichert, ob diese Fensteröffnungen bauzeitlich oder erst mit den Fensterflügeln 1761ff. datieren. Der Ausbau der Kapelle ist archivalisch auf 1711 belegt (a); 1717 wurde die Kapelle geweiht. Es scheint sich dabei noch um einen recht schmucklosen Raum mit hölzernen Ausstattung gehandelt zu haben. Die Decke war balkensichtig, mit Einschubbrettern zwischen den Deckenbalken. Lediglich die Viertelsäulen in den Raumecken verzierten den Raum; und natürlich die beiden mittigen Säulenvorlagen, die wohl den Übergang vom südlichen Nonnenchor mit hölzernem Chorgestühl zu einem nördlich anschließenden Gästebereich markierten. Die Kapelle war von 1711 bis 1761ff. wahrscheinlich etwa 1,5m länger als heute. Weitere Ausstattung aus dieser Zeit hat sich in der Kapelle nicht erhalten. Die vierzehn Kreuzwegstationen an den Seitenwänden dürften jedoch bald dazu gekommen sein, jedenfalls sind sie nach Zeile (S. 56) bereits 1760 erwähnt und mit einem Ablass versehen worden.
Von den sich noch im Kloster befindlichen Skulpturen wird das Kruzifix im Speisesaal auf 1713 datiert, das damit eindeutig vor 1761ff. entstand. Die “Maria vom Rosengarten” im 2. OG über der Treppe ist m.E. nach ebenfalls vor 1761 entstanden, vermutlich bereits im 16. Jahrhundert, und wurde nachträglich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit den beiden Kronen ergänzt. Hierzu empfehle es sich allerdings noch eine Expertise einzuholen. Die Pieta in der Kapelle und die “Bräutigam”-Figur im Flur des 1. OG lassen sich dagegen gut der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zuordnen. Der ursprüngliche Standort ist für alle diese Skulpturen nicht bekannt.
Das östliche Schiff dieses Kapellenflügels wurde bauzeitlich mit einem Lagerkeller mit Kreuzgratgewölben unterkellert, in das ein Kellerhalsabgang vom Flur im EG aus hinab führte. Ein bauzeitliches Treppenhaus konnte dagegen im Südflügel nicht nachgewiesen werden und ist erst für die Bauphase 1761ff. ebd. belegt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Frauenkloster
    • Kapelle, allgemein
    • Klausur-, Wohngebäude
Konstruktionsdetail:
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
    • Hauskapelle

3. Bauphase:
(1761 - 1764)
Neubau von 1761/62 (d)

Der ältere Hauptbau war im Dreißigjährigen Krieg immer wieder beschädigt worden und wurde zunehmend baufällig. So lässt sich ein Umbau der Kellerdecke 1705/06 (d) belegen. Noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts scheinen zudem zwei neue Prachtportale für das Kloster angefertigt worden zu sein, die dann auch in den Neubau übernommen wurden.
Für den Neubau des Hauptbaus ab 1761 mussten einige Vorbereitungsarbeiten vorgenommen werden. Da der alte Hauptbau weitgehend abgebrochen werden sollte, musste der Konvent während der Bauzeit ausweichen. Offenbar wurde hierfür der Südflügel provisorisch umgenutzt. Jedenfalls ist 1760/61 (d) der Einbau einer breiten dreiläufigen Treppe in der Nordwestecke des Kapellenflügels belegt. Dieses Treppenhaus war etwa 1m breiter als das jetzige Treppenhaus im Kapellenflügel. Danach wurde der alte Westflügel bis auf das UG abgebrochen. Lediglich im Anschluss an den Kapellenflügel blieb die alte Südwand erhalten. Auf das bestehende UG wurde sodann der Neubau aus Ziegelmauerwerk aufgerichtet. Nach Osten wurde zudem ein zusätzlicher breiterer Flügel vollständig neu errichtet.
Der Keller im Westflügel wurde nun mit Kreuzgratgewölben mit zwei Reihen von Gurtbögen in Ost-West-Richtung versehen. An der Nord-und Südwand wurden die Gewölbe auf Wandvorlagen aufgelagert, die vor die bestehenden verputzten und getünchten Wände gemauert wurden und in der Mitte auf zwei Reihen kräftiger, freistehender Pfeiler ruhen. Durch die Gewölbe änderten sich im aufgehenden Bereich die Stockwerkshöhen gegenüber dem Vorgängerbau erheblich. Ferner kam es am Übergang zum Kapellenbau zu einem erheblichen Höhenunterschied bzgl. des Fußbodenniveaus. Östlich an den älteren Keller wurde ein weiterer Keller in den vormaligen Fundamentbereich abgetieft und ebenfalls eingewölbt; jedoch hier ohne die Wandvorlagen. Beide Kellerräume erhielten ein neues mittiges Verbindungstor. Im nördlichen Längsschiff dieses neuen Kellers wurde zudem die neue Kellertreppe im Anschluss an das darüber befindliche geschwungene Balustertreppenhaus angebracht.
Das EG und die beiden Obergeschosse erhielten die noch heute vorhandene Grundrissgliederung mit dem Mittellängsflur und den seitlich daran anschließenden Zimmern. Auch im EG ging dieser Mittellängsflur ursprünglich im Ostflügel weiter. Lediglich die beiden östlichsten Fensterzonen bildeten bereits das über die ganze Breite des Flügels reichende Refektorium. Das Refektorium war stützenfrei ausgeführt. Daher hatte es im Gegensatz zum übrigen Gebäude eine Längsbalkenlage über dem Raum. Die Decke des Refektoriums war als einziger Raum im EG vermutlich bereits bauzeitlich verputzt. Ob diese Decke auch stuckiert war ist dagegen nicht bekannt. Alle anderen Räume im EG - auch die Flure - hatten dagegen balkensichtige Decken mit Einschubbrettern in seitlichen Nuten.
Im Vestibül im EG war das eine der beiden wiederverwendeten Portale am Eingang zur Küche angebracht, wo es sich noch heute befindet; das andere aber vermutlich gegenüber an der Westwand. Die Gittertüren am Treppenhaus existierten noch nicht. Lediglich das mittlere fest eingebaute Gitter gehört bereits zur Bauphase 1761-64. Im Ostflügel befand sich südlich des Mittellängsflurs die Küche des Klosters. Nördlich des Flurs befanden sich zwei zweizonige Räume, die durch eine massive Wand voneinander getrennt waren. Diese massive Querwand ist auch im Mittellängsflur noch nachzuweisen. Entweder handelte es sich hier um eine Bogenöffnung oder eine große Tür. Am Übergang vom Mittellängsflur zum Refektorium befand sich ebenfalls eine breite Tür.
Im 1. und 2. OG waren die Flure und Vestibüle bereits bauzeitlich stuckiert. Im 2. OG findet sich im Vestibül eine eingeritzte Datierung des Stucks: 1763 (i). Die Seitenwände beider Vestibüle waren mit wandhohen Einbauvitrinenschränken versehen, in denen die Bücher der Bibliothek untergebracht waren.
In den Obergeschossen entsprach die bauzeitliche Raumstruktur weitgehend dem noch heute vorhandenen Bestand. Lediglich einige Querwände zwischen den Zellen wurden nachträglich entfernt. Eine größere Anzahl der Zellen waren wohl schon bauzeitlich mit Wandstuckrahmen für ein Kruzifix oder Altarbild verziert. Die Decken der Zellen waren bauzeitlich ziemlich sicher bereits verputzt, wohl aber noch nicht stuckiert. Größere Räume scheint es eher auf der Südseite gegeben zu haben. Allerdings kann den einzelnen Räumen keine konkrete Nutzung zugewiesen werden. Lediglich der östlich im 1. OG an das Vestibül anschließende Raum mit zwei Sichtfenstern in die Kapelle kann wegen dieser Sichtverbindung eindeutig als Infirmerie angesprochen werden. Darauf weisen auch die medizinischen Gerätschaften im Deckenstuck des Vestibüls hin.
Der Dachstuhl war bauzeitlich nicht ausgebaut. Er war sowohl über eine massive verzierte Aufzugsgaupe am westlichen Walm als auch über ein Aufzugloch in der Kuppel über dem Treppenhaus effektiv für die Einlagerung von Fruchtsäcken etc. ausgestattet. Die Treppenerschließung erfolgte über den Kapellenflügel. Die Stuhlkonstruktion war im 1. DG als zweifach liegender Stuhl, im 2. DG als zweifach stehender Stuhl ausgebaut.
Durch den breiteren Ostflügel kam es auch zu baulichen Eingriffen im nordöstlichen Bereich des Kapellenbaus: im 2. OG wurde eine neue Wand als Ständerbohlenkonstruktion eingezogen. Der dadurch entstandene schmale nordöstliche Raum wurde an die Stockwerkshöhe des Hauptbaus angepasst und mit einerTreppe ins 1. DG ausgestattet. Die bestehende Kapelle musste verkürzt werden. Dies ging einher mit einer weitgehenden Neugestaltung der Kapelle, die in dieser Bauphase einen neuen Altar und neue Stuckdecken in Rokokoformen erhielt. Auch die bleiverglasten Fenster zwischen der Kapelle und dem Flur stammen aus dieser Bauphase.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Frauenkloster
    • Infirmarie
    • Klausur-, Wohngebäude
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Fenster
    • bemerkenswerte Treppen
    • bemerkenswerte Türen
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe

4. Bauphase:
(1818 - 1849)
Umbauten in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach 1818 (d)

Die ältesten Umbauten könnten noch ins ausgehende 18. Jahrhundert reichen. Es ist dies der Einbau der Gittertüren im EG vor dem Treppenhaus. Eine engere zeitliche Eingrenzung dieser Maßnahme ist kaum möglich.
Eine größere Umbaumaßnahme ist im EG des Ostflügels nach 1818 festzuhalten, wo die Nordwand des Mittellängsflurs entfernt und der gewonnene Raum den beiden nördlich anschließenden Zimmern zugeschlagen wurde. Zum Vestibül hin wurde der westliche Raum mit dem barocken Portal verschlossen, das sich bis dahin vermutlich in der Westwand des Vestibüls befunden hatte. In der Folge musste dadurch auch die östliche Gittertür am Treppenhaus schmäler gemacht werden, da sie nun durch den Pilastersockel des Portals verstellt war.
Die beiden vergrößerten Räume im Ostflügel erhielten neue Stuckdecken, die sich durch schlichte Gestaltung mit einem einfachen Randprofil und einem mittigen Medaillon in sehr voluminösen Formen auszeichneten. Gleichzeitig wurden auch die Decken im Vestibül und im westlichen Flur des EG mit entsprechenden Stuckdecken versehen.
Erstaunlich ist der Zeitpunkt der Umbauten zu einer Zeit, als das Kloster nach der Säkularisation 1806 offiziell aufgehoben und in das Eigentum der Standesherrschaft Waldburg-Zeil-Wurzach übergegangen war. Offenbar wurden diese Umbauten von der Standesherrschaft ausgeführt. Das verwendete marianische Bildprogramm der Stuckdecken zeigt aber, dass es zu diesem Zeitpunkt noch Nonnen im Kloster gegeben haben muss. Eine denkbare Interpretation wäre, dass für die schwindende Zahl der Nonnen ein kleineres Refektorium geschaffen werden sollte.
Zur gleichen Zeit wurde auch das Treppenhaus im Kapellenbau umgebaut. Es wurde ca. 1m schmäler gemacht und mit neuen Treppenläufen versehen. Dafür wurde zwischen dem Treppenhaus und dem südlich anschließenden Raum eine Ziegelwand eingezogen, die im OG zudem mit einer korbbogig überfangenen breiten Nische versehen war. Die Funktion dieser Nische ist unklar. Auch die Westwand des Treppenhauses wurde neu aufgemauert und mit insgesamt sechs Fensternischen und jeweils dazwischen drei schmalen Wandnischen für Heiligenfiguren versehen. Ebenso wurde die bis dahin stumpfwinklig anschließende Nordwand des Treppenhauses rechtwinklig vorgemauert und an den jeweiligen Anschlüssen zum Mittellängsflur des Kapellenbaus mit ebensolchen Wandnischen für Heiligenfiguren versehen. Die Decke des Treppenhauses wurde mit einer schlichten neuen Stuckdecke versehen, die deutlich an die Stuckdecken im nördlichen Speisesaal im EG erinnert. Nach P. Reinfried Schneider (S. 40) wurden 1821 die letzten 8 verbliebenen Schwestern im Kapellenflügel untergebracht. 1836 waren es dann nur noch 2 Frauen, 1849 starb die letzte Nonne. Es wäre daher durchaus naheliegend, den Treppenumbau um 1821 anzunehmen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Frauenkloster
    • Klausur-, Wohngebäude
Konstruktionsdetail:
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung

5. Bauphase:
(1850 - 1900)
Umbauten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (gk)

Die Wiedererrichtung des Konvents durch die Lehrschwestern vom Hl. Kreuz in Menzingen (Kanton Zug) ab 1855 und die Armen Schulschwestern von Unserer lieben Frau ab 1863 führte zunächst zu keinen erkennbaren neuen Einbauten. Stattdessen scheinen sehr bald einzelne Zwischenwände zwischen den Zellen entfernt worden zu sein, um größere Räume für den Schul- und Internatsbetrieb zu schaffen. 1867 wurde zudem der hölzerne Gang vom Kapellenbau zur Kirchenempore abgebrochen.
Erst nach dem Bau des Internatsgebäudes westlich des Klostergebäudes an der Ach 1890 scheint sich die Raumsituation im eigentlichen Klosterbau entspannt zu haben. In der Folge finden sich vermehrt Umbauten, so z. B. im 1. OG des Ostflügels im südlichen Längsschiff. Hier bestanden bereits vorher mehrere zweizonige Räume, die wohl zu Schulzwecken genutzt wurden. Um 1900 wurden diese Zwischenwände entfernt und der Bereich in zwei dreizonige Schulräume neu unterteilt. Die Zwischenwand der beiden Räume wurde zudem nachträglich mit Korkschrotplatten verstärkt; vermutlich ein Versuch zur nachträglichen Schalldämmung zwischen den beiden Räumen.
Im Ostflügel wurden im 2. OG um 1900 mehrere Räume im südlichen Längsschiff zu einem einheitlichen Raum zusammengefasst. Dieser Raum wird seit dem als “Kapitelsaal” bezeichnet. Er erhielt eine einheitliche Fassung mit anstuckierten Faschen um die Fenster- und Türöffnungen und eine Stuckdecke in schablonenhaften Rokokoformen. Die Decke zeigt ein Bildprogramm aus Füllhörnern mit jahreszeitlichen Früchten in den Ecken und ein mittiges Medaillon mit einem Lamm Gottes. Die Qualität der Stuckierungen hält hier nicht mit dem Standard von 1763 oder der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Schritt. Vermutlich vom selben Stuckateur findet sich nochmals eine Raumgestaltung im Oberinnenzimmer im 1. OG des Westflügels.
Abschließend sei noch der frühe Dachausbau im 1. DG erwähnt, wie er im Plan 1939-4 abgebildet ist. Die genaue Entstehungszeit ist nicht bekannt. Jedenfalls handelt es sich um wenige große Räume, daher ist eher an eine Nutzung für den Internatsbetrieb zu denken, zumal der Sanatoriumsbetrieb 1939 noch in den Kinderschuhen steckte. Daher wird diese Bausubstanz rein spekulativ noch dem 19. Jahrhundert zugeschlagen, um sie von der Bausubstanz des Sanatoriumsausbaus nach 1939 deutlich abzugrenzen. Genaugenommen wäre aber eine Datierung dieses Dachausbaus ins frühe 20. Jahrhundert ebenso plausibel.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Schule, Kindergarten
  • Sakralbauten
    • Frauenkloster

6. Bauphase:
(1939 - 1994)
Umbauten im 20. Jahrhundert

Wohl schon im frühen 20. Jahrhundert wurde in den Winkel zwischen Kapellenflügel und Klausurflügel eine Toilettenanlage eingebaut. Die nördlichen Fensternischen des Treppenhauses im Kapellenbau wurden dafür in Türöffnungen zu den Toiletten geändert. Standorte früherer Toilettenanlagen wurden bei der Bauhistorischen Untersuchung nicht entdeckt.
Die weiteren Umbauten des 20. Jahrhunderts betreffen vor allem den Sanatoriumsbetrieb ab 1936. So wurden nach 1939 bzw. nach dem 2. Weltkrieg einige im 19. Jahrhundert zu größeren Räumen erweiterte Zimmer für Gästezimmer wieder unterteilt. Das 1. DG wurde ebenfalls völlig ausgebaut und in kleine Gästezimmer unterteilt. Gravierendere Eingriffe brachte der Anbau des viergeschossigen Bettenbaus an den Ostflügel 1950, der im EG auch eine neue Großküche enthielt. Dadurch wurde die alte Klosterküche im Ostflügel obsolet. Sie wurde mit dem östlich anschließenden kleinen Querflur und den beiden nördlich anschließenden Räumen des 19. Jahrhunderts zum großen Speisesaal des Sanatoriums zusammengefasst und völlig überarbeitet. Dabei wurden die bis dahin bestehenden Türverbindungen zum östlich anschließenden Refektorium verschlossen. Das historische Refektorium wurde statt dessen nun von der Großküche des Bettenbaus aus erschlossen und diente als Speisesaal der Schwestern. Für die Beschickung des Sanatoriumsspeisesaals aus der Küche wurde dadurch ein vor den Ostflügel gebauter eingeschossiger Verbindungsbau notwendig. Mit dem Einbau von insgesamt drei Zentralheizungen zwischen 1950 und 1970 wurden auch die bis dahin im Gebäude bestehenden mindestens acht Kamine für Einzelöfen überflüssig und abgebrochen.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten in den allgemein zugänglichen Bereichen des Gebäudes mehrere Renovierungen der historischen Ausstattung. So wurde z.B. 1957 der Deckenstuck im Vestibül und Flur des EG farbig gefasst und signiert. Im späten 20. Jahrhundert wurden nahezu alle Zimmertürflügel durch neue Türen mit einem zusätzlich auf den bestehenden Türrahmen aufgesetzten Blockrahmen ersetzt. Die gesamte Holzausstattung der Flure wurde dabei neu mit einer blauen und grünen Marmorierung gefasst. Diese Farbfassung trägt wesentlich zum heutigen barocken Erscheinungsbild des Gebäudeinneren bei, verschleiert dadurch aber erheblich die tatsächliche Baugeschichte des Gebäudes.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Bauten für Wohlfahrt und Gesundheit
    • Sanatorium
  • Sakralbauten
    • Frauenkloster

7. Bauphase:
(1994 - 1996)
1994 bis 1996 erfolgte eine Restaurierung der Stuckdecken und Wände in den Fluren und Vestibülen im 1. und 2. OG. Dabei wurden die Türen in den Fluren des Hauptbaus einheitlich mit Oberlichtern ausgestattet, auch an solchen Türen, die bis dahin gar keine Oberlichter hatten.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(2001 - 2007)
Als Folge des Gesundheitsreformgesetzes wurde Ende 2001 der Sanatoriumsbetrieb eingestellt. 2007 gaben die Armen Schulschwestern das Kloster auf und verkauften die Anlage an die Stadt Bad Wurzach.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(2009 - 2011)
2009 bis 2011 soll die Anlage völlig saniert und auf das eigentliche Klostergebäude rückgebaut werden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Treppenhaus im 2. OG / Kloster Maria Rosengarten in 88410 Bad Wurzach (07.10.2008 - Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Detail Zeiler Landkarte (1610) / Kloster Maria Rosengarten in 88410 Bad Wurzach (06.03.2009 - Waldburg-Zeil´sches Gesamtarchiv Leutkirch)
Abbildungsnachweis
"Maria Rosengarten" (Detail). Öl auf Leinwand, 1763; Darstellung des Klosters nach dem weitgehenden Neubau 1763 / Kloster Maria Rosengarten in 88410 Bad Wurzach (19.02.2009 - Planungsbüro Gross Altshausen)
Abbildungsnachweis
Ansicht von Norden, rechts der noch freistehende Schulbau (Anfang 20. Jahrhundert) / Kloster Maria Rosengarten in 88410 Bad Wurzach (31.03.2011 - Abzug im EG-Flur im Kloster Maria Rosengarten. Bildherkunft unbekannt (historisches Fundstück))
Abbildungsnachweis
Südansicht / Kloster Maria Rosengarten in 88410 Bad Wurzach (04.03.2009 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung
  • Bauaufnahme

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Kloster Maria Rosengarten liegt außerhalb der ummauerten historischen Kernstadt Wurzachs in der ehemaligen Vorstadt am östlichen Ufer der Wurzacher Ach. Das Klosterareal grenzt nördlich unmittelbar an den auf einem leichten Hügel gelegenen Kirchhof der Stadtpfarrkirche St. Verena.
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Schule, Kindergarten
  • Bauten für Wohlfahrt und Gesundheit
    • Sanatorium
  • Sakralbauten
    • Frauenkloster
    • Kapelle, allgemein
    • Klausur-, Wohngebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäudeensemble des Klosters besteht aus dem eigentlichen Klostergebäude, das weitestgehend aus dem 18. Jahrhundert stammt, und mehreren Anbauten.
So wurde bereits 1890 westlich des Klostergebäudes ein freistehendes Schulgebäude mit Mansarddach erbaut. Später wurden die beiden Gebäude mit einem schmalen Brückenbau im EG und 1. OG verbunden. Nach 1950 wurde das recht flache 2. DG dieses Schulgebäudes für den Einbau weiterer Räume um ca. 1,5m erhöht und zwischen Kernbau und Schulbau ein Verbindungsbau (ab ca. 1970 mit Aufzug) errichtet und die Dächer miteinander verbunden. 1957 wurde südlich an den Schulbau ein weiterer zweigeschossiger Flachdachbau mit Schulräumen erbaut. 1960 dann südlich anschließend die sog. Mädchenschule, die den Blick auf das Klosterensemble heute von der Stadt aus dominiert.
Östlich schließt an den Kernbau der sog. Bettenbau an; ein viergeschossiger Zweckbau von 1950. Nördlich der sog. Kurmittelbau; ein Betonflachdachbau von 1970. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs wurde die Klosteranlage somit konsequent zum Sanatorium umgebaut und der Schulbetrieb in Neubauten ausgelagert. Dieser Umbau, der z.B. mit einer weitgehenden Entkernung des Schulbaus von 1890 einherging, erfolgte in einer sehr schlichten Bauqualität. Zwischen dem Kapellenbau und der sog. Seelenkapelle südöstlich des Klostergebäudes steht eine mit einem Besenwurf verputzte Mauer, die wahrscheinlich noch ins 16. Jahrhundert datiert. Im Urkataster aus den 1830-er Jahren ist die Mauer jedenfalls bereits eingezeichnet und einige Hinweise deuten darauf hin, dass es sich teilweise noch um die auf der Zeiler Landkarte von 1610 abgebildete Klostermauer handelt.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war jedoch nur das eigentliche Klostergebäude. Es besteht aus einem dreistöckigen Riegelbau in Ost-West-Ausrichtung, an den etwa mittig ein nach Süden weisender ebenfalls dreistöckiger Baukörper anschließt, jedoch nicht rechtwinklig, sondern um knapp 6° nach Westen geschwenkt. Die beiden Flügel des Riegelbaus sind unterschiedlich breit, beide Flügel haben jedoch eine einheitliche Firstlinie. Auch der von unten kaum einsehbare First des südlichen Kapellenflügels ist nur geringfügig niedriger. Die Flügel sind mit einem Satteldach versehen, das bis 1950 jeweils mit einem Vollwalm endete. Gegenwärtig hat sich nur der Walm des Südflügels erhalten. Im weiteren Bericht sind die Flügel nach ihrer letzten dominierenden Nutzung benannt, nämlich der Südflügel als Kapellenbau, der Ostflügel als Refektoriumsflügel und der Westflügel als Klausurflügel. Das Gebäude ist massiv aus Ziegelsteinen errichtet, im UG jedoch in den Umfassungswänden aus Wackensteinen. Unterkellert sind der Westflügel und das östliche Schiff des Kapellenbaus. Diese Keller sind mit Kreuzgratgewölben überwölbt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Alle drei Flügel sind dreischiffig mit Mittellängsflur und seitlich anschließenden, meist einzonigen Zimmern ausgeführt. Am Schnittpunkt der drei Flügel befindet sich in den drei Hauptgeschossen ein zweischiffiges und zweizoniges Vestibül, an das sich in der nördlichen Zone das Treppenhaus mit der dreiläufigen geschwungenen hölzernen Balustertreppe anschließt. Im EG fehlt im östlichen Refektoriumsflügel seit einem Umbau im 19. Jahrhundert der Mittellängsflur. Hier wurden 1950 mehrere Räume östlich des Vestibüls zu dem großen vierzonigen Speisesaal zusammengefasst. Die beiden östlichsten Zonen nimmt im EG ebenfalls über die ganze Flügelbreite das Refektorium ein. In den Obergeschossen finden sich nur wenige größere Räume; eine Folge des Sanatoriumausbaus nach dem 2. Weltkrieg, für den etliche im 19. Jahrhundert zu Schulzwecken vergrößerte Zimmer wieder in kleinere Räume unterteilt wurden. Als große Räume sind die Kapelle im östlichen Längsschiff des Südflügels im 1. OG (Bild links, hier noch mit dem Chorgestühl des 18. Jahrhunderts entlang der Wände) sowie der “Kapitelsaal” im südlichen Längsschiff des Refektoriumsflügels im 2. OG zu nennen; letzterer wurde allerdings erst um 1900 aus mehreren einzonigen Zimmern zusammengefasst.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Der Erhaltungszustand der Gebäudesubstanz kann als außergewöhnlich gut bezeichnet werden. So sind die großzügig dimensionierten Balkenlagen quasi unbeschädigt und wenig verformt. Verschiedentlich zu beobachtende Putzrisse sind weitgehend eine Folge von späteren Umbauten oder Vermauerungen, die lokal behandelt werden können. Natürlich ist das Gebäude durch die langjährige intensive Sanatoriumsnutzung und den Leerstand der letzten Jahre renovierungsbedürftig, aber gravierende Schäden der Kernbausubstanz wurden schon in den vergangenen Jahrhunderten regelmäßig saniert.
Bestand/Ausstattung:
Das Gebäude zeigt einen großen Bestand an historischer Bausubstanz. Dies reicht vom Decken- und Wandstuck der Bauphasen 1706/07 (d) und 1761-64 in den Fluren des 1. und 2. OG und natürlich in der Kapelle bis zu den zahlreichen bauzeitlichen Türfuttern, Portalen, Wandschränken und Eisengittern, nicht zu vergessen natürlich die grandiose barocke Balustertreppe (Bild rechts).
Durchaus beachtenswert ist auch der Deckenstuck aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts im nördlichen Speisesaal und in den EG-Fluren. Die Stuckierungen von um 1900 fallen im Vergleich dazu zwar etwas ab, aber auch im 20. Jahrhundert finden sich noch qualitätvolle Ausbauten, wie z.B. die zahlreichen Parkettböden oder die Kastenfenster auf der Nordseite des Gebäudes aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wird dieser qualitätvolle zeitgenössische Ausbau einerseits durch billigen Zweckbau in der Bausubstanz, andererseits durch eine historisierende Überbarockisierung im sichtbaren Bereich des Kernbaus ersetzt.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Backstein/Lehmziegel
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
    • Wacken/Kiesel
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Treppen
    • bemerkenswerte Türen
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
    • besondere Bodenbeläge
    • Hauskapelle
    • Portikus
    • Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
  • Mischbau
    • Außenwand aus Stein
    • Innenwand aus Holz
  • Dachform
    • Satteldach mit beidseitigem Vollwalm
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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