Schiefes Haus (Großbottwar)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Wohnhaus

ID: 136913357218  /  Datum: 09.12.2014
Datenbestand: Bauforschung
Als PDF herunterladen:
Alle Inhalte dieser Seite: /

Objektdaten

Straße: Hauptstraße
Hausnummer: 65
Postleitzahl: 71522
Stadt-Teilort: Weinstadt-Strümpfelbach

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Rems-Murr-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8119091012
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

Durch Ihre Cookie-Auswahl haben Sie die Kartenansicht deaktiviert, die eigentlich hier angezeigt werden würde. Wenn Sie die Kartenansicht nutzen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen unter Impressum & Datenschutzerklärung an.

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Fassadenabwicklung (71384 Weinstadt-Strümpfelbach, Haupt- und Hindenburgstraße)
Altes Rathaus, Hauptstraße 1 (71384 Weinstadt-Strümpfelbach)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die inschriftliche Jahrezahl 1587 (i) ist insgesamt dreimal am Gebäude zu finden. Sie wurde in einen Schlussstein im Gewölbekeller gehauen, sie steht im Türsturz über dem Eingang und im Nordgiebel im Sturzholz der Ladeluke. Die dendrochonologische Untersuchung der verbauten Hölzer erbrachte als Fälldatum eine Winterfällung 1586/87 (d). Eine Bauphase im Dach datiert ins Jahr 1752 (d).


1. Bauphase:
(1586 - 1587)
Errichtung des Gebäudes um 1587 (d/i)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Wohnsiedlung
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

2. Bauphase:
(1752)
Umbau des Dachwerkes im Jahr 1752 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Die Ortschaft Strümpfelbach liegt im tief eingeschnittenen Tal des gleichnamigen Baches. Nach der Oberamtsbeschreibung gliedert sie sich in ein Ober- und ein Unterdorf. Das Unterdorf befindet sich bereits am Talausgang. Hier gabelt sich auch der Hauptweg in zwei Teile. An dieser Abzweigung (Lindenstraße) steht in der südlichen Häuserzeile in exponierter Lage das Gebäude Hauptstraße 65 giebelständig zur Straße. Es steht wie fast alle Strümpfelbacher Bürgerhäuser (zumeist Weingärtnerhäuser) giebelständig zum Hang. Das gemauerte Sockelgeschoss verschwindet nach wenigen Metern bereits im Hang.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Auf einem gemauerten Sockelgeschoss ist ein einstöckiger Fachwerkbau als Stockwerksbau abgezimmert. Der nördliche und der südliche Giebel kragen stockwerkweise aus. An den Traufen kragt der Bau nicht aus.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Erschließung des Sockelgeschosses (Vorkeller) erfolgt vom nördlichen Giebel aus. Der Zugang zum EG befindet sich an der östlichen Traufe.
Das Gebäude besitzt einen trapezförmigen Grundriss. Es ist heute besitzrechtlich in zwei Gebäude-Abschnitte unterteilt. Die südliche Haushälfte wurde in den 50er Jahren dieses Jarhunderts im EG umfassend mit modernen Baustoffen erneuert. Dabei blieb der Gewölbekeller und das Dachwerk, sowie das südliche Giebeldreieck aus der Erbauungszeit (1587 (d)) erhalten. Die nördliche Gebäudehälfte ist bis heute dagegen fast vollständig aus der Erbauungszeit erhalten geblieben.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Sockelgeschoss und Keller:
Bedingt durch die rechtwinklige Stellung des Gebäudes zum Hang ergeben sich für die unterste Ebene zwei unterschiedliche Kellernutzungen. Sie ergibt sich aus den unterschiedlichen Klimaverhältnissen. Während der hintere Gewölbekeller bei gleichbleibender Jahrestemperatur und Erdfeuchtigkeit das ideale Lagerklima (und Temperatur) für Holzfässer (Wein, Most), Kartoffeln, Rüben etc. bietet, besitzt der Vorkeller ein warmes bzw. kaltes, sowie trockenes Jahresklima. Hier können auch landwirtschaftliche Tätigkeiten stattfinden, sowie Gerätschaften gelagert werden, ohne dass sie durch zu starke Feuchtigkeit verrotten.
In der nördlichen Haushälfte besitzt der Vorkeller massive Außenwände und eine Flachdecke (Deckenbalken mit Blindboden). Er wird vom nördlichen Giebel über ein gephastes Rundbogentor erschlossen. Sein Grundriss ist durch vier Eichenstützen drei-schiffig und drei-zonig gegliedert. Die vier Eichenstützen sind jede für sich unterschiedlich gearbeitet und unterschiedlich lang. Sie sind in der vorderen Zone reichhaltiger ausgebildet als in der hinteren Zone. Das Deckengebälk besteht überwiegend aus Nadelholz. Es wurden aber auch einige Eichen verwendet. Im westlichen Schiff wurde in Zone 2 das Deckengebälk durch eine Stahlbetonplatte ersetzt.
Die Fenster an der nördlichen und östlichen Massivwand stammen aus der Erbauungszeit. Der Fensterdurchbruch in der westlichen Wand wurde in jüngerer Zeit angelegt. Die massiven Außenmauern sind in Bruchstein ausgeführt. Für die Eckquader sowie die Fenster- und Torgewände wurde Stubensandstein verwendet. Profilierte Steinkonsolen nehmen die Auskragung der beiden Mauerschwellen von Ost- und West-Traufe sowie der beiden Längsunterzüge auf.
Im westlichen Schiff führt in Zone 3 eine zweiläufige Treppe zum EG hinauf. Der erste, kürzere Antrittslauf besteht aus fünf Sandsteinstufen. Den zweiten Lauf bildet eine Blockstufentreppe.
Im hinteren, südlichen Gebäudeteil wurde ein Gewölbekeller (vollständig im Hang) angelegt. Sein Niveau ist gegenüber dem Vorkeller um ca. 1m tiefer angelegt. Er wurde aus rötlichem und grünlichem Haustein (vermutlich Schilfsandstein) in hervorragender Mauerwerkstechnik gearbeitet. Sein Gewölbe ist sehr flach geneigt. Ein Schlussstein enthält inschriftlich die Jahreszahl 1587 (i). Drei Fensteröffnungen sorgen für das erforderliche Kellerklima. Ein vierter Kellerfensterschacht wurde an der östlichen Seite zugemauert.
Der Gewölbekeller wurde vom Vorkeller aus erschlossen. Möglicherweise befand sich ein Rundbogentor aus Sandsteingewänden an jener Stelle wo heute die beiden Doppelflügel-Türen den Gewölbekeller erschließen. Vorkeller und Gewölbekeller sind zeitgleich und stammen aus der Erbauungszeit von 1587 (d/i).

Erdgeschoss:
Auf den massiven Außenmauern des Vorkellers wurde ein Fachwerkstock abgezimmert der nur am nördlichen Giebel ca. 14cm über ein Stichgebälk auskragt. Die ursprüngliche Grundrissgliederung ist in den ersten drei Zonen noch erhalten geblieben.
In der ersten Zone ist der Grundriss zwei-schiffig gegliedert. In den darauffolgenden Zonen wechselt er über in eine Dreischiffigkeit.
Die Stube liegt im östlichen Schiff von Zone 1. Sie reichte ursprünglich über mehr als zwei Drittel der gesamten Hausbreite. Im Anschluss an sie lag im westlichen Schiff eine gefangene Kammer. Die Stube besitzt eine gestoßene Bretterdecke (Brettbreiten ca. 45cm). Die Brettstöße waren mit einer beidseitig profilierten Brettleiste überdeckt. Sie ist zum Teil noch an den Wandübergängen erhalten. Die Bretterdecke datiert etwa ins 18. Jh. Die Fenstergliederung der Stube datiert ebenfalls ins 18. Jh.
Die ursprüngliche Stube war außergewöhnlich groß. Man kann davon ausgehen, dass hier auch eine Bewirtung stattfand.
Die heutige Küche liegt immer noch in derselben Zone wie zur Erbauungszeit. Von ihr wurde lediglich eine Speisekammer abgetrennt. In der Trennwand zwischen Küche und Kammer sind noch eine Reihe von Rauch- bzw. Brandöffnungen zu erwarten. Hier befand sich in der Küche die Herdstelle mit ihrem Rauchfang sowie die Befeuerungsanlage für den Kachelofen in der Stube.
Im östlichen Schiff schloss in Zone 2 an die Stube eine Kammer an. Hier wurde (vermutlich im 18. Jh.) eine Trennwand eingezogen. Sie ist zu einem Drittel als Fachwerkwand abgezimmert. Das andere Wandstück wurde als Bruchsteinwand ausgeführt. In ihr lassen sich ehemalige Feuerstellen sowie Rauchabzüge nachweisen. Die Wände und Decke dieser kleinen Küche sind stark verrußt. Hier wurde vermutlich im 18. Jh. eine seperate 1-Zimmer-Wohnung (mit Küche) eingerichtet.
Die Zone 3 bildet die Erschließungszone. Sie ist im westlichen Schiff breiter als im östlichen. der Grund hierfür liegt in der Treppenerschließung zum Keller bzw. zum 1. Dachstock. In der Zone 3 hat sich bis heute ein großformatiger Schilfsandstein-Plattenbelag erhalten (vermutlich aus der Erbauungszeit).
Die Erschließung des Erdgeschosses erfolgt auch heute noch an der östlichen Traufe über die Zone 3. Im Türsturz ist die Jahreszahl 1587 (i) eingeschlagen.
Ab der Zone 4 ist das EG in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts umfassend mit modernen Baustoffen umgebaut worden. Die Deckenbalkenlage über EG und das darüberliegende Dachwerk ist aber noch aus der Erbauungszeit erhalten geblieben.

1. und 2. Dachstock und Dachwerk:
Das Dachwerk ist zweistöckig mit Spitzboden aufgerichtet. Es besitzt im 1. DG in den Zonen 1 bis 3 einen vierfach stehenden Stuhl (bzw. zweifach liegenden und zweifach stehenden Stuhl). Die beiden innen liegenden Pfetten sind in Zone 1 und 2 durch Fachwerkwände unterstützt (teils gestört). Im Nord-Giebel zapfen die Pfetten in die stehenden Stuhlständer ein. In den Binderachsen sind die Kehlbalken mit den Sparren verzapft. In den Gespärren zwischen den Achsen überblatten die Kehlbalken die Sparren. Die Sparren und die liegenden Stuhlständer zapfen in die Dachbalken ein. Durch die gefügekundliche Untersuchung wurde festgestellt, dass in den Fachwerkwänden zum Teil wiederverwendete Hölzer als Riegel oder Streben verbaut wurden. Die Gefache der Fachwerkwände sind mit Lehm-Flechtwerk gefüllt.
Die ursprüngliche Grundrissgliederung ist im 1. DG im Jahre 1752 (d) durch eine Umbaumaßnahme gestört worden. Die Zone 1 und 2 waren im 1. DG ursprünglich drei-schiffig gegliedert. Im Anschluss an die Ladeluke lief ein offener Gang bis zur Erschließungszone 3 durch. Im westlichen und östlichen Schiff lag je eine Dachkammer die vom Längsflur aus erschlossen wurden. Die östliche Flurwand ist nicht mehr erhalten. Während die Achse 3 (Trennwand zwischen Zone 2 und 3) als Fachwerkwand mit stehenden Stuhlständern ausgeführt wurde, ist die Achse 2 als liegender Stuhl ausgebildet. Sie besaß keinen Wandabschluss. Die heutige Fachwerkwand in der Achse 2 stammt aus dem Jahr 1752 (d).
Zwischen Zone 3 und 4 ist noch eine weitere Querachse aus der Erbauungszeit erhalten. Das Dachwerk ist im weiteren Verlauf der südlichen Gebäude-Hälfte mit seinem Südgiebel ebenfalls noch von 1587 (d) erhalten.
In der östlichen Dachkammer in Zone 1 und 2 liegt ein gebrannter, roter Ziegelboden. Er diente vermutlich als Schüttboden für Getreide. Das Ziegelformat beträgt 17x17x3,5 cm. Sie sind in einem Kalkmörtelbett auf dem Dielenboden verlegt.
Das nördliche Giebeldreieck kragt stockwerkweise über ein Stichgebälk aus. Er hängt stark nach außen. Dies ist eine Folge von unsachgemäßen Veränderungen im Dachstuhl in den Zonen 1 und 2. In diesen beiden Zonen wurde vom Zimmermann zur Erbauungszeit die Hauptlängsaussteifung des Dachwerkes angelegt. Durch eine Reihe von späteren Baumaßnahmen wurde diese Längsaussteifung gestört, sodass im Verlauf der Jahrzehnte eine Neigung des nördlichen Giebeldreieckes nach außen begann.
Als Längsaussteifung dienten vor allem die beiden Längs-Flurwände. Die östliche Flurand wurde abgebrochen. Außerdem fehlen die Streben vom liegenden Binder (Achse 2) zur Pfette sowohl an der westlichen wie auch an der östlichen Traufe. Eine weitere Schwächung erfolgte durch den Kamineinbau in Achse 2 im westlichen Schiff. Der liegende Binder steht zwar noch in seiner Position, er ist aber wegen des fehlenden Kehlbalkens und des Spannriegels nicht mehr kratschlüssig eingebunden. Die Pfette ist an dieser Stelle ebenfalls beschädigt.
Im 2. DG sind in Zone 1 noch zwei Pfetten erhalten. Sie enden in Achse 2. Hier stand ursprünglich ein liegender Stuhl der die Pfetten zum Giebel hin mit Streben aussteifte. Die Pfetten waren mit dem Giebeldreieck verbunden und bildeten mit der liegenden Binderachse ein Aussteifungssystem. Dieses System ist ebenfalls nicht mehr wirksam. Es ist zu vermuten, dass bereits ein Teil der Längsaussteifung über die Dachlattung aufgenommen wird.
Im westlichen Traufbereich hat sich die Deckenbalkenlage gesenkt. Die Ursachen hierfür lassen sich bis in die Erbauungszeit verfolgen. Im 1. und 2. DG liegt die Querachse 3 nicht mit der Querachse 3 im EG in einer vertikalen Ebene. Beide Querachsen stehen versetzt zueinander. Die Dachlasten treffen somit auf freispannende, nicht unterstützte Deckenbalken. Aus diesem Grund wurde in der Küche bereits ein Hilfsunterzug eingezogen. Ebenso sind in der Zone 3 im EG ca. 30cm neben dem Traufrähm ebenfalls Hilfsunterzüge eingebaut worden um die Dachlasten abzufangen.

Fassaden:
Vom untersuchten Gebäude ist der Nordgiebel am aufwendigsten und repräsentativsten ausgeführt worden. Er ist sehr reichhaltig an Schmuckfachwerk und Schnitzwerk. Nur wenige Gebäude im Ort bieten eine ähnliche Vielfalt in ihren Fassaden. Im Unterdorf findet sich kein vergleichbarer Bau.
Vergleicht man den Süd- und den Nordgiebel, so fällt auf, dass das südliche Giebeldreieck gleichschenklig abgezimmert wurde, das nördliche Giebeldreieck ist dagegen asymmetrisch. Die Ursache hierfür liegt im trapezförmigen Grundriss des Gebäudes. Die Firstlinie verläuft nicht in der Mittelachse des Trapezes sondern parallel zur Osttraufe. Dies hat zur Folge, dass das nördliche Giebeldreieck nicht gleichschenklig werden kann. Diese Asymmetrie erkennt der Betrachter aber nur, wenn er direkt vor dem Nordgiebel steht. Nimmt er dagegen einen schrägen östlichen Standort ein, so ist diese Asymmetrie nicht mehr zu erkennen.
Welche Gründe für diesen "schiefen Giebel" eine Rolle spielten, lässt sich heute mit Sicherheit nicht sagen. Er könnte sowohl bewusst oder unbewusst in dieser Form ausgeführt worden sein. Es gibt eine Reihe von Fachwerkhäusern mit trapezförmigen Grundrissen. Eines der bekanntesten unter ihnen ist die "Weingärtner Vorstadt 20" in Waiblingen. Der Zimmermann konstruierte hier einen ausgefallenen, auf die Situation bezogenen Dachstuhl, um die Gleichschenkligkeit der beiden unterschiedlich großen Giebeldreiecke zu erhalten.
Der nördliche Fachwerkgiebel ist fast ungestört aus der Erbauungszeit erhalten geblieben. Im 18. Jh. wurde der ursprünglich vorhandene Fenstererker entfernt und durch Einzelfensteröffnungen ersetzt. Ebenso hatten frühere Eigentümer die Doppel-Fenstergruppen im westlichen Schiff (EG) verändert. Eine Strebe wurde ebenfalls zu Hälfte abgesägt. Am Schnitzwerk sind geringfügige Schäden durch Verwitterung und durch direktes Einwirken entstanden.
Die künstlerische Ausbildung sowie die Hochwertigkeit des Nordgiebels heben sich deutlich von der überwiegenden Mehrzahl der Fachwerkhäuser im Ort ab. Es finden sich fast alle Schmuckformen wieder, die zu dieser Zeit verwendet wurden.
Im EG wurde unter dem Giebelrähm ein zusätzlicher Rähmriegel eingebracht. Er wird mit verzierten Knaggen unterstützt. Zwischen den Riegeln stehen zweifach geschwungene Haken-Streben. Geschnitzte Knaggen nehmen den auskragenden 1. Dachstock auf.
Im 1. DG werden die Ständer mit kurzen Streben ausgesteift. Die Brüstungsfelder sind mit Zierfachwerk gefüllt. Als eines der wenigen Gebäude im Ort besitzt das untersuchte Gebäude eine Ladeluke. In ihren Sturzbalken ist die inschriftliche Datierung von 1587 (i) eingehauen. Eine Besonderheit sind die Sturzbalken über den Rundbogenfenstern. Sie sind als Rähmriegel ausgebildet und laufen in einem Stück von Ständer zu Ständer durch. Im Bereich der Fenster sind sie stark verdickt und nehmen die Rundbögen der Fenster auf. Das Fenster-Sturzholz ist im 2. DG in der gleichen Art gefertigt. Die Fensterstiele und Bögen besitzen Falze. Dies bedeutet, dass sie mit Holzläden geschlossen wurden.
Im 2. DG und im Spitzboden besitzen die Feuerstühle im Brüstungsbereich zusätzlich geschnitzte Rosetten. Sie sind zum Teil beschädigt.
Die Schwellen, Rähmbalken und die Bauhölzer am Ortgang sind auffallend stark profiliert.
Der Nordgiebel ist besonders reich an sogenannten apotropäischen Schnitzereien (sie beinhalten im weiteren Sinne magische, mit Fruchtbarkeitszauber zusammenhängende und das Böse abwehrende Motive). Diese Flachschnitzereien sollten in einem entsprechenden Maßstab dokumentiert werden, wenn das Gebäude im Rahmen der Sanierung eingerüstet wird. Unter den Motiven ist auch im obersten Giebeldreieck ein Neidkopf zu erkennen.
An der Osttraufe sind einige Störungen im Fachwerkbild von 1587 (d) vorgenommen worden. Der Fenstererker wurde im 18. Jh. durch Einzelfensteröffnungen ersetzt. Die Doppel-Fenster-Gruppe in der anschließenden Kammer ist zur einen Hälfte zugemauert. Das rechte Fenster wurde vergrößert. Das Riegelwerk und eine Strebe fehlen ebenfalls in Zone 2. Die Eingangstür mit der inschriftlichen Datierung des Erbauungsjahres ist dagegen glücklicherweise noch erhalten.
Das Sockelgeschoss des Vorkellers besitzt an seiner Ostseite ein Stichbogenfenster mit einem Falz an der Außenseite.
An der Westtraufe ist nur noch das Fachwerkfeld in Zone 1 erhalten. Die Doppelfenster-Anlage wurde auch hier verändert. Im weiteren Verlauf haben sich bis zur Achse 4 nur noch die Bundständer erhalten.

Quick-Response-Code

qrCode