Wohnhaus
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Knittlinger Straße |
Hausnummer: | 4 |
Postleitzahl: | 75417 |
Stadt-Teilort: | Lienzingen |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Enzkreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8236040007 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Fachwerkhaus, Herzenbühlstraße 3 (75417 Lienzingen)
Wohnhaus, Herzenbühlstraße 18 (75417 Lienzingen)
Fachwerkhaus, Kirchenburggasse 14 (75417 Lienzingen)
Fachwerkhaus, Kirchenburggasse 20 (75417 Lienzingen)
Fachwerkhaus, Knittlinger Straße 4 (75417 Lienzingen)
Fachwerkhaus, Spindelgasse 8 (75417 Lienzingen)
Wohnhaus, Spindelgasse 4 (75417 Lienzingen)
Fachwerkhaus, Spindelgasse 6 (75417 Lienzingen)
Zehntscheuer (75417 Mühlacker-Lienzingen, Herzenbühlstraße 27)
Bauphasen
Der untersuchte Bau steht mit seinem Südgiebel an der Knittlinger Straße und mit seiner Westtraufe zu einer rechtwinklig von der Straße abzweigenden Hofeinfahrt. Von dieser ist der Bau über eine kurzläufige Außentreppe traufseitig erschlossen. Am rückwärtigen Giebel ist ein zwischenzeitlich ruinöser Treppenaufgang mit überdachtem Podest angebaut.
Ursprünglich als zweigeschossiger Traufenbau mit einem Satteldach abgezimmert überbaut das Gebäude zwei kleine Balkenkeller. Der südliche Keller datiert in die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts, der nördliche Keller war zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht zugänglich (Untersuchungsbericht vom Nov. 2013). Beide Kellerabgänge liegen an der Erschließungstraufe. Das Obergeschoss und das Dachwerk zeigen an beiden Giebeln keine Auskragungen. Lediglich die westliche Traufwand steht leicht über. Das Satteldach mit beidseitigem Steilgiebel ist in ein Dachgeschoss und einen Spitzboden unterteilt.
Der zu großen Teilen verputzte Bau war zum Zeitpunkt seiner Untersuchung unbewohnt. Der nördliche Giebel, wie auch die Obergeschosstraufe im Osten sind nicht verputzt. Am Giebel ist erkennbar, dass es sich im Kern um einen ehemals an der Erschließungstraufe auskragenden Fachwerkbau handelt.
Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auf den Kernbau, dessen Bauhölzer nach der dendrochronologischen Untersuchung von Tilmann Marstaller im Winter 1483/84 gefällt wurden.
(1483 - 1484)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzdokumentation
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
Zonierung:
Obergeschoss und Dachraum dienten als untergeordnete Lagerräume, oder Nebenkammern.
Der gleichen Umbauphase ist wohl auch der Ersatz der unteren Umfassungswände zuzuordnen, wo spätestens mit dem Einzug des Kellergebälks eine umfassende Erneuerung erkennbar wird. Zur gleichen Zeit wurde wohl auch der vermutete Stall aufgegeben und das Kerngerüst des am Nordgiebel angefügten Treppenaufganges abgezimmert.
Konstruktionen
Der umfangreichste Baubestand der Erbauungszeit konnte im Dach aufgenommen werden.
Die mit einem verblatteten Kehlbalken verstärkten und mit ihren Fußpunkten verzapften Sparrendreiecke entlasten sich über die Kehlbalken auf drei firstparallel verlaufende Hölzer. Sie sind baulicher Bestandteil zusätzlicher Unterstützungskonstruktionen, welche sich im 1. Dachgeschoss aus zwei stehenden Querbünden in den Giebelscheiben und zwei inneren, gleichfalls stehenden Querbünden zusammensetzen. In der Kombination mit den beiden äußeren Längsbünden bilden sie in den Querachsen zweifach stehende Querbünde (stehender Stuhl) aus. Anders als die äußeren Stuhlrähme wird das mittige Längsholz durch einen zwischen den Stuhlständern eingezapften Riegel getragen.
Die Winkelsicherung des Stuhlgerüstes erfolgt ausschließlich durch verblattete Aussteifungshölzer. In den Querbünden sind es vom Unterbau aufsteigende Steigbänder, in den Längsbünden sind Kopfbänder verbaut.
Beginnen am Südgiebel sind die Querbünde durch die steigende Folge von Punktkerben gekennzeichnet, während die Kopfbänder der Längsbünde in gleicher Ausrichtung mit Langkerben gezeichnet sind.
Die Querbünde wurden zu einem späteren Zeitpunkt , aber noch im späten Mittelalter in geschlossene Wandausbildungen eingebunden. Letztere gliedern den Dachraum in drei Querzonen, wobei in der mittigen Zone der Dachzugang liegt.
Das Ergebnis einer späteren, in diesem Fall neuzeitlichen Umbauphase ist der Einbau der südlichen Längswand. Sie unterteilt die südliche Querzone in zwei Dachkammern.
In den Spitzboden sind keine Unterstützungskonstruktionen eingestellt.
Die Dachkonstruktion besteht nahezu ausschließlich aus rauchschwarzen Eichenhölzern
Obergeschoss
Die im Dachraum angetroffene Zonenaufteilung kann nicht zuletzt durch die Steigbänder der Querbünde als Vorgabe für die ursprüngliche Grundrissgliederung im Obergeschoss gesehen werden. Danach spiegeln die drei Zonen des Dachraumes die im Obergeschoss ausgeführten Raumbreiten wieder.
Unter diesen Vorgaben war die südliche Zone in zwei Raumeinheiten unterteilt. Die ehemalige Trennwand wird durch den verkleideten Längsunterzug angezeigt. Der zugehörige Giebelständer ist auf Bodenhöhe abgesägt und wird durch das heutige Fenster überlagert.
Die mittige Zone war ehemals wohl über die gesamte Hausbreite ungeteilt und als Querflur beziehungsweise Treppenhaus genutzt. So ist die angetroffene Unterteilung, wie auch das Fehlen des östlichen Querwandabschnittes, in Anlehnung an die starken Verformung in der nördlich benachbarten Zone das Ergebnis eines späteren Umbaus.
Dagegen gehört die mittige Längswand in der folgenden Zone zum ursprünglichen Bestand. Sie endet am alten Giebelständer, der ursprünglich vom EG aufsteigend über zwei Geschosshöhen reichte.
Wie aus der giebelseitigen Fensteranordnung ersichtlich, und über das neuzeitliche Fachwerk an der Rücktraufe erkennbar, beschränken sich die ursprünglichen Wandaufbauten auf wenige Teilbereiche.
Erdgeschoss
Analog zur oberen Nutzungsebene liegt auch im Erdgeschoss eine differenzierte, auf drei Zonen verteilte Nutzungsgliederung vor.
Erschlossen war und ist diese Ebene an der Westtraufe. Der Zugang führte in die mittige, möglicherweise über die gesamte Hausbreite offene Zone (Flurküche?) und von hier aus in die benachbarten Zonen mit unterschiedlichen Wertigkeiten.
Das Zentrum des Erdgeschosses bildete die in der südwestlichen Gebäudeecke liegende Stube. Nach Osten hin aufgeweitet besitzt sie nicht mehr die ursprüngliche Ausdehnung. Ungeachtet dessen muss schon die bauzeitliche Feuerstelle, bzw. Hinterladeröffnung für den stubenseitigen Ofen an der noch heute genutzten Stelle vermutet werden. Die Stubendecke besitzt ein umlaufendes, infolge des straßenseitigen Wandersatzes hier fehlendes Stuckprofil.
An der Stube grenzte die Kammer an. Die nördliche Zone ist völlig umgebaut und zeigt keinen bauzeitlichen Bestand.