Hohes Haus (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Fachwerkhaus

ID: 147084664011  /  Datum: 27.08.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Stettener Straße
Hausnummer: 10
Postleitzahl: 78658
Stadt-Teilort: Flözlingen

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325069001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Fachwerkgebäude wurde der dendrochronologischen Datierung zufolge im Jahr 1715 (d) errichtet.


1. Bauphase:
(1714 - 1715)
Errichtung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Giebelansicht / Fachwerkhaus in 78658 Flözlingen (Stefan King)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Analyse

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude befindet sich an der nördlichen Ausfallstraße, die nach Stetten führt. Es steht in abschüssigem Gelände unterhalb der Straße, zu der es die rückwärtige Schmalseite gerichtet hat. Einst stand es in einer Reihe mit gleich ausgerichteten Häusern, von denen
das unmittelbar nördlich benachbarte Haus, bei dem die Hocheinfahrt über die damals sehr viel schmalere Straße hinwegführte, nicht mehr besteht.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude umfasst zwei Vollgeschosse und ein Kellergeschoss, welches aufgrund der Hangneigung auf der Talseite freistehend ist. Das hohe Satteldach besitzt talseitig einen Steilgiebel und bergseitig einen Halbwalm, wo eine kurze Rampe zur Hocheinfahrt hinaufführt. Der hohe Steilgiebel präsentiert sich mit einem eindrucksvollen und auffällig gut erhaltenen Sichtfachwerk, der allerdings auf der von der Straße abgewandten Seite liegt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Intern teilen sich die beiden Vollgeschosse in einen Wohnteil auf der östlichen Talseite mit den Hauptwohnräumen im Erdgeschoss, und einen Wirtschaftsteil auf der westlichen Bergseite.
Der Wirtschaftsteil zeigt eine Gliederung des Ständerrasters in drei Quer- und drei Längszonen, wogegen die Raumverteilung innerhalb des Wohnteils differenzierter angelegt ist und nur eine durchgehende Querachse besitzt, während die Längsachsen alle verspringen. Aufgrund der über beide Geschosse reichenden Bundständer stimmt die Ständerstellung in Erd- und Obergeschoss überein. Zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil bestand in beiden Geschossen ursprünglich eine geschlossene Trennwand.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bohlen
  • Detail (Ausstattung)
    • Fenstererker
  • Dachform
    • Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
Konstruktion/Material:
Mit Ausnahme der östlichen Giebelwand handelt es sich um ein Bauernhaus, das in seinen konstruktiven Merkmalen den Hofgebäuden des Schwarzwaldes entspricht: zwei Geschoss hohes Ständergerüst, Bohlenstuben mit Fenstererkern, hölzerne, eingenutete Wandfüllungen, Schiebeläden, verblattete Aussteifungshölzer, mit Fugennägeln fixierte Gerüstknoten, Laubengänge, das Dachwerk über dem Wohnteil liegend und über dem Wirtschaftsteil stehend, die Tenne als Fahr im Dach mit Hocheinfahrt, Halbwalm, usw.
Davon unterscheidet sich der als Sichtfachwerk mit Zierformen abgezimmerte Steilgiebel im Osten mit ausgemauerten Gefachen nicht nur gestalterisch, sondern auch in seiner konstruktiven Ausbildung. Die Anschlüsse sind hier durchgehend als Verzapfungen ausgeführt, es gibt leichte Vorkragungen über Stichbalken und profilierten Schwellhölzern, und die Fensteröffnungen besitzen außenliegende Klappläden mit eiserenen Beschlägen. An der Außenecke der Stube ist der Unterschied besonders zugespitzt, wo ganz unterschiedliche Ausbildungen von Wandaufbau und Fenstererkern am Eckständer zusammentreffen, obwohl sie zu ein und demselben Raum gehören. Während traufseitig innerhalb einer Bohlenfüllung vortretende Brust- und Sturzriegel in die Nuten eingelassen sind und kurze Stiele den seitlichen Abschluss bilden, treten giebelseitig die Seitenwangen aus dem vollen Holz der Ständer hervor, hatten nach unten und oben eine Fortsetzung in Zierformen und Brust- und Kopfriegel sind dazwischengesetzt.
Das Haus erscheint, als hätte man ein Schwarzwaldhaus genommen und die östliche Giebelwand durch einen ganz anders gearteten Steilgiebel in Fachwerk ersetzt. Damit wird fast plakativ der Standort an der Grenze zwischen zwei unterschiedlich geprägten Kulturlandschaften, dem Schwarzwald und der Neckarregion, zum Ausdruck gebracht, wofür Walm und Steilgiebel in die jeweils passende Richtung weisen. Noch dazu liegt das prächtige Giebelfachwerk auf der vom Weg abgewandten Seite des Hauses, für den Passanten nicht sichtbar.
Die Abzimmerung des Giebelfachwerks und seiner vom übrigen Gebäude abweichenden konstruktiven Merkmale erfolgte so bemüht und gekonnt, dass es sich nicht um eine irgendwie geartete pragmatische Lösung handelt, sondern dass die Absicht der Schaffung genau dieses geschilderten Kontrasts zugrunde gelegen hat. Für die Interpretation wäre es von Interesse, die ursprüngliche Wandbildung der Wohnräume an der Vordertraufe zu kennen, für die nicht bekannt ist, ob sie mit einer Fachwerkfüllung oder in Entsprechung zur Rücktraufe mit hölzernen Wandfüllungen versehen waren. Ersteres würde bedeuten, dass dem Hauptgiebel und den vorderen Wohnräumen durch eine hervorgehobene Bauweise eine repräsentativere Außenwirkung verliehen werden sollte. Eine allein auf die Giebelwand beschränkte Anwendung der Fachwerkbauweise würde hingegen einen eher experimentellen Charakter offenbaren, indem beispielsweise der ausführende Zimmermann eine Ausbildung in beiden Regionen genießen konnte und hier sein ganzes Können unter Beweis stellen wollte.
Die Anlage von Stube und Stüble zu beiden Seiten einer Küche ist nicht ungewöhnlich, wohl aber die Lage einer Kammer traufseitig neben der Stube, was den hakenförmig verlaufenden Flur notwendig machte. Nach den über einen langen Zeitraum gesammelten vergleichbaren Beispielen einer solchen Grundrissgliederung handelt es sich nach bisherigem Ergebnis um eine Entwicklung um 1800, als mit teilweise großem baulichem Aufwand angestrebt wurde, eine Kammer direkt an die Stube anzubinden (ein Literaturverweis ist leider nicht möglich, da dies bisher lediglich einmal Gegenstand eines Vortrags war). Das sehr viel früher entstandene untersuchte Gebäude fügt diesem Thema einen neuen Aspekt hinzu.
Die Entstehung des außerordentlich geräumigen zentralen Flurbereichs ist zwei Faktoren geschuldet. Der Flur musste um besagte Kammer herumgeführt werden und erhielt dadurch seine Hakenform. Die Ausdehnung ist eine Folge der ungewöhnlichen Breite des Hauses und stellt gewissermaßen die verbleibende Fläche zwischen den Kammern an Vorder- und Rücktraufe dar. Durch den Zuschlag des nach Abbruch des Rauchgewölbes entstandenen Raums oberhalb der Küche und das Einschieben des schmalen Gangs zum mutmaßlichen Heuabwurf besitzt der Flur des Obergeschosses heute eine enorme Ausdehnung und seltsam verwinkelte Form, um den herum die Räumlichkeiten wie verstreut wirken.
Weitere bemerkenswerte Merkmale des Hauses sind die Ausstattung der Küche mit einem rauchdichten gemauerten Gewölbe und aufgesetztem Kamin, der jegliche Rußschwärzung des Gebälks vermieden hat, sowie die für die Region recht frühe Ausbildung einer Hocheinfahrt und einer Tenne im Dachraum. Während im Schwarzwald die Trippel meist nur an einer Traufseite liegen und dem Zugang von Räumlichkeiten dienen, entbehrten die hier entlang beider Traufseiten verlaufenden Laubengänge einer Erschließungsfunktion.
Verwunderlich ist, dass trotz der beachtlichen Größe des Hauses nur eine einzige Stallzeile vorgesehen war und das zugehörige Hofgut nur mittlere Größe hatte. Man hätte bei gleicher Anzahl an Vieh bei zweizeiliger Aufstallung einen deutlich schmaleren und niedrigeren Baukörper erhalten können. Es drängt sich daher fast der Verdacht auf, man habe bewusst diese Anordnung gewählt, um eine möglichst große Giebelfläche zu generieren.

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