Kloster Bebenhausen (ehem. Holz- und Chaisenremise)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ruine Altsachsenheim

ID: 148181255912  /  Datum: 12.07.2014
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: keine
Hausnummer: keine
Postleitzahl: 74343
Stadt-Teilort: Sachsenheim

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Ludwigsburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8118076002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Anmerkungen zur Burggründung und zu eventueller Vorgängerbebauung:
Die Burg „Altsachsenheim“ gilt gemeinhin als Gründung der Herren von Sachsenheim im 13. Jahrhundert (Dehio). Es soll sich um die Stammburg der Herren von Sachsenheim handeln. Allerdings ist der Name „Altsachsenheim“ historisch überhaupt nicht belegt. Vielmehr wird die Burg seit dem 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert als „Äußere Burg“ oder „Eisenberg“ bezeichnet. Im 19. Jahrhundert taucht vereinzelt die Benennung „Obermberg“ auf. Üblich ist aber seit dem 19. Jahrhundert die Benennung „Burg Untermberg“. Erst mit der Umgemeindung Untermbergs von Großsachsenheim nach Bissingen 1953 scheint der Name „Alt-Sachsenheim“ für die auf Großsachsenheimer Markung verbliebene Burg vermehrt lanciert worden zu sein.
Wenn es sich bei der Burg tatsächlich um die Stammburg der Herren von Sachsenheim handelt, müssten sich eigentlich Spuren einer Vorgängerbebauung finden. Tatsächlich findet sich in den unteren Lagen vor allem der Südwand zweitverwendetes Steinmaterial von hammerrechtem Kleinquadermauerwerk und auch von älterem Großquadermauerwerk. Es fehlen aber bisher Befunde, die den Nachweis führen, dass diese Steine von einem Vorgängerbau stammen.
Zudem hat eine archäologische Grabung am Schloss in Großsachsenheim im Jahr 1994 ergeben, dass die ins 13. Jahrhundert datierende Wasserburg eine Vorgängerburg des 11. Jahrhunderts besaß. Dies berechtigt zu der Annahme, dass es sich dabei auch um die Stammburg der Herren von Sachsenheim handelt.
Eine Quelle für die Zuschreibung der Burg Altsachsenheim als Stammburg der Herren von Sachsenheim konnte in den gesichteten Archivalien nicht gefunden werden. Vielmehr fand sich eine Quelle, die explizit erklärt, dass der Herrenhof in der abgegangenen Wüstung Remmigheim der Stammsitz der Herren von Sachsenheim war. Demnach waren die Herren von Sachsenheim eine Seitenlinie der 1089 erstmals genannten Herren von Remmigheim. Wohl in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden die Herren von Sachsenheim mit Remmigheim belehnt. Zu Remmigheim gehörte ganz offensichtlich auch das heutige Untermberg, das noch 1444 als Remmingen unter dem Berg genannt wurde. Dies legt auch eine ursprüngliche Verbindung der Burg zu den Herren von Remmigheim nahe. Die Burg „Altsachsenheim“/Untermberg wäre demnach eine Gründung der Herren von Remmigheim, die erst mit der Neuverlehnung von Remmigheim in der 2.Hälfte des 14. Jahrhunderts an die Herren von Sachsenheim kam, und seither als äußere Burg bezeichnet wurde.


1. Bauphase:
(1240 - 1260)
Bauphase 1, Mitte 13. Jahrhundert? (gk)
Die älteste am aufgehenden Bauwerk feststellbare Bauphase ist zugleich die Hauptbauphase der noch vorhandenen Bausubstanz. Sie umfasst alle vier Außenmauern einschließlich des noch in Resten erhaltenen Burgtors in der Südwand. Zudem gehörte eine im Ansatz noch erkennbare Zwingermauer vor der Südwand zu dieser Bauphase, mit der der Zugang zum Burgtor nochmals geschützt wurde. Die 1. Bauphase kennzeichnet die Mauerwerksstruktur der Außenfassaden: Es handelt sich um hammerrechtes, mittelgroßes Quadermauerwerk, das wenig nivelliert ist. Das Mauerwerk ist lagig verlegt, zeigt aber recht häufige Lagenwechsel und Ausgleichslagen. Die Fugenausarbeitung ist eher unpräzise. Die Außenecken zeigen einen Eckverband aus großen, liegend-rechteckigen Buckelquadern. Die Buckelquader aus Muschelkalk zeigen nur einen schmalen, wenig ausgeprägten Randschlag. Die Bosse ist nur gering bearbeitet. Auf der Innenseite der Mauern sind etwas kleinere Steinformate verbaut. Diese Mauerwerksstruktur passt gut für eine Datierung in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Allerdings muss diese Datierung mangels weiterer signifikanter Baudetails vage bleiben.
Zu dieser Bauphase 1 gehörte ein mindestens dreigeschossiges Wohngebäude, das Innen an die Westwand angelehnt war und von dem sich weiter nichts erhalten hat.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

2. Bauphase:
(1250 - 1300)
Bauphase 2, Mitte 13. Jahrhundert? (gk)
An die Umfassungsmauern wurde in der Südostecke nachträglich ein massives Gebäude angebaut. Diese Bauphase hat sich nicht erhalten. Sie ist nur noch als Reflex an der ablesbaren jüngeren Aufstockung des Gebäudes ablesbar. Als Auflager für die Deckenbalken dieses Gebäudes wurden mehrere Konsolen in die vorhandene Südwand eingebrochen, die noch vorhanden sind.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

3. Bauphase:
(1260 - 1385)
Bauphase 3, spätes 13. oder 14. Jahrhundert (gk)
Am Mauerwerk der Bauphase 1 zeigen sich insbesondere an der Nord- und Ostwand auf der Außenseite Ausglühungen der Mauersteine. Dies deutet auf eine teilweise Beschädigung der Burg hin, vermutlich im Zuge einer Belagerung. Infolge wurde die Südhälfte der Ostwand und Teile der Südwand ab dem 1. OG neu aufgemauert. Diese Bauphase lässt sich nur durch eine horizontale Baunaht zwischen EG und 1. OG belegen. Die vertikalen Baunähte wurden offenbar angepasst und lassen sich heute nicht mehr festmachen. Das Mauerwerk der Neuaufmauerung unterscheidet sich vom Mauerwerk der Bauphase 1 nur durch etwas kleinere Steinformate und durch eine noch etwas unpräzisere Fugenausarbeitung. Dies deutet auf Datierung dieser Neuaufmauerung noch ins 13. Jahrhundert hin. In der Osthälfte der Südwand befindet sich im 1. OG ein spitzbogiges Fenster mit eingestelltem, tief sitzendem Biforenmaßwerk. Die Einfassungsquader und Radialquader dieses Fensters binden ungestört ins umgebende Maßwerk ein. Stilistisch datiert das Fenster ab der Mitte des 13. Jahrhunderts oder etwas später. Die nicht erkennbaren vertikalen Baunähte zwischen den Bauphasen 1 und 3 erlauben keine eindeutige Zuordnung des Fensters zu einer der beiden Bauphasen. Allerdings kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass das Fenstergewände bei der Neuaufmauerung in Zweitverwendung neu verbaut wurde. Im Zuge dieser Neuaufmauerung der Bauphase 3 wurde das Gebäude der Bauphase 2 in der Südostecke um zwei Geschosse erhöht. In den Quellen ist für 1385 eine Fehde der Sachsenheimer mit den Württembergern belegt, in deren Folge die Besitzungen der Sachsenheimer verwüstet wurden. Diese Quelle würde sehr gut mit dem Schadensbild an der Bauphase 1 zusammenpassen. Allerdings wäre für diese Spätdatierung tendenziell eher ungeordnetes Bruchsteinmauerwerk zu erwarten.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1300 - 1600)
Bauphase 4, ohne zeitliche Eingrenzung
Auch in der Nordostecke des Burghofs wurde nachträglich ein mehrstöckiges Gebäude eingebaut. Dieses Gebäude ist nur noch durch die zwei Konsolenreihen für die Deckenbalkenlagen an der Nordwand ablesbar. Da es keine weiteren Befundstellen dieser Bauphase gibt, ist eine zeitliche Zuordnung nicht möglich.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)

5. Bauphase:
(1852 - 1918)
Bauphase 5, spätes 19. oder frühes 20. Jahrhundert.
An der ganzen Burg lassen sich vielfach Beimauerungen, Aufmauerungen und Ausflickungen beobachten. Sie sind allesamt durch ungeordnetes Muschelkalkbruchsteinmauerwerk gekennzeichnet, das oberflächlich nur wenig patiniert ist. Der Vergleich mit den historischen Abbildungen des 19. Jahrhunderts zeigt, dass an diesen Bereichen größere Fehlstellen und Schäden vorlagen. Dies belegt eine umfangreiche Sanierung der Ruine nach 1852. Für dieser Sanierung konnten keine Quellen ausfindig gemacht werden. Zu dieser Sanierungsphase gehören auch Gewölbe aus Ziegelsteinen, die noch nicht dem seit 1871 zunehmend üblichen „Metersteinformat“ entsprechen, sondern einem älteren Format von 26 x 12 x 7 cm. Dies legt eine Datierung der Sanierungsbauphase noch im 19. Jahrhundert nahe. Im Rahmen dieser Sanierungsmaßnahme erfolgten auch interpretierende Ergänzungen: So erhielten die beiden Fensternischen der Südwand seitliche Sitzbänke, für die es keinen baulichen Befund gab.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Ziegel
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Südansicht / Ruine Altsachsenheim in 74343 Sachsenheim, Egartenhof (26.04.2013 - M. Hermann)
Abbildungsnachweis
Ostansicht. / Ruine Altsachsenheim in 74343 Sachsenheim, Egartenhof (15.05.2013 - M. Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung Ost-, West- und Nordmauer

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Die Ruine Altsachsenheim liegt auf einem Felsvorsprung über dem Enztal und dem Ort Untermberg.
Nordwestlich schließt mit dem Weiler Egartenhof die ehemalige Vorburg an. Hier haben sich noch Burggebäude des 16. Jahrhunderts erhalten. Westlich fällt das Gelände zu einem Taleinschnitt ab, durch den auch die Straße von Untermberg zur Burg führt. Der West- und der Südabhang sind als Weinberge terrassiert, wobei nur der Südhang unterhalb der Burg noch teilweise mit Reben bestockt ist. Östlich und nördlich der Burg steigt das Gelände zur Hochfläche noch leicht an; auch hier finden sich weitere Mauerterrassen ehemaliger Weinberge. Ein ehemaliger Burggraben wird unmittelbar nördlich und östlich der Burg vermutet, kann aber bisher nicht sicher nachgewiesen werden. Eine leichte Vertiefung auf der Ostseite ist mit einer Trockenmauer zum Hang hin abgeschlossen, die ebenso zu den dortigen Weinbergterrassen gehören könnte.
Zwischen dem Egartenhof und der Burg verläuft eine nicht besonders hohe Bruchsteinmauer, die mit einer Fußgängerpforte und dem Ansatz eines Tores in Formen des 16. Jahrhunderts abschließt.
Die Lage der Burg bietet einen weiten Ausblick auf die Ebene zwischen dem Hohenasperg und der Enz sowie entlang der Enz von Bietigheim über die abgegangenen Wüstung Remmigheim bis zur Leudelsbachmündung und zum 2 km westlich gelegenen, „Mäuseturm“ genannten Beobachtungsposten.
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Burg, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Die Burg ist eine klassische Höhenburg in Spornlage. Sie hat einen sehr regelmäßigen rechteckigen Grundriss. In Nord-Süd-Richtung misst sie 30,0 m, in Ost-West-Richtung 27,7 m. Die Mauerstärke beträgt in der Regel 3,10 m. Lediglich die Südwand ist mit 2,4 m etwas schwächer dimensioniert. Die Umfassungsmauern haben sich zwischen 9 und 14 m hoch erhalten. Im Inneren der Burg lassen sich ein Gebäude entlang der Westseite sowie je ein Gebäude in der Nordostecke und in der Südostecke ablesen, von denen sich weiter nichts Sichtbares erhalten hat.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der Zugang in den Burghof erfolgt auf der Südseite. Ein weiterer kleiner Wanddurchgang mit unklarer Nutzung befindet sich auf der Ostseite.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die bauhistorische Untersuchung erfolgte im Rahmen einer umfangreichen Mauerwerkssanierung der Ost-, Nord- und Westwand. Dabei wurden die Wände verpresst und neu verfugt. Die Südwand war bereits im 20. Jahrhundert neu verfugt worden; daher liegen aktuell keine Schäden an der Ruine vor.
Bestand/Ausstattung:
An historischer Ausstattung blieb nichts erhalten.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Buckelquader
    • Quader
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken
  • Verwendete Materialien
    • Ziegel
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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