sog. Säurehaus (H.C. Starck GmbH)
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Säckinger Straße |
Hausnummer: | 53 |
Postleitzahl: | 79725 |
Stadt-Teilort: | Laufenburg |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Waldshut (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8337066013 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 47,5589° nördliche Breite, 8,0493° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wohnhaus, Hauptstraße 23 (79725 Laufenburg)
Wohnhaus, Kellerraum, Hauptstraße 5 (79725 Laufenburg)
Bauphasen
Als Abnehmer für die hohen Strommengen des 1914 fertiggestellten Rheinkraftwerks Laufenburg wurden in dessen unmittelbarer Nähe unter der Regie von Walter Rathenau zwischen 1913 und 1915 Fabriken mit energieintensiven Herstellungsverfahren angesiedelt. Eines der Werke wurde durch die 1915 gegründete Elektro-Nitrum AG direkt am Rheinufer errichtet (ENAG). Mit Elektro-Nitrum-Anlagen wurde Stickstoff aus der Luft gewonnen und kriegsbedingt zur Produktion von Salpetersäure genutzt, welche für die Herstellung von Schießpulver gebraucht wurde. Die Bauarbeiten wurden in großer Eile vorangetrieben, sodass bereits im Frühjahr 1916 der erste Ofen in Betrieb gehen konnte.
Der Bauantrag für das Säurehaus ist ins Jahr 1916 datiert und geht auf die Architekten Heim & Lienhard aus Laufenburg zurück. Das Gebäude setzte sich anfangs aus einem etwas höheren, westlichen Baukörper, giebelseitig zum Rheinufer bzw. Hofraum gerichtet und mit gebrochenen Dachflächen, der etwa ein Drittel der Grundfläche einnahm und einem etwas niedrigeren östlich daran anschließenden Baukörper über zwei Drittel der Fläche, der traufseitig zu Rhein und Hof gestellt und mit flachem Satteldach versehen wurde, zusammen.
Das Innere war in drei Abschnitte geteilt, wovon der westliche Baukörper einen und der östliche zwei umfasste. Die Außenwände waren mit flachen Pilastern gegliedert, in der die innere Teilung durch gepaarte Anordnung Berücksichtigung fand. In den Wandfeldern zwischen den Pilastern waren zumeist hochformatige Fensteröffnungen in Vierergruppen angeordnet, zwischen denen nur schmale Wandstreifen verblieben, sodass sie wie großformatige Kreuzstockfenster erscheinen.
In den breitgelagerten Giebelflächen, die beim östlichen Baukörper den Proportionen einer antiken Tempelfront entsprechen, fanden halbkreisförmige Fensteröffnungen Platz. Auf den Firsten beider Dächer wurden langgezogene Lüftungsaufbauten in Satteldachform mit hölzernen Lüftungslamellen an den Seiten und einer Verglasung nach oben vorgesehen. In dieser Form blieb der Aufbau nur beim östlichen Baukörper erhalten.
Der westliche Baukörper erhielt eine hochliegende Zwischendecke auf Höhe der Dachtraufe, beschränkt auf die mittlere Querzone. Diese Anordnung kann nur bedeuten, dass im nördlichen und südlichen Drittel dieses Raums hohe Apparate Platz fanden. Als Baumaterialien sind im Baugesuch Zementbeton für die Fundamente, Backsteinmauerwerk für die Wände, Eisenkonstruktionen für Innengerüst, Zwischendecke und Dachwerk und Eternit für die Dachdeckung angegeben.
Nördlich stieß eine offene Überdachung für Lagerungszwecke an den westlichen Baukörper, die heute nicht mehr besteht. Sie war als Holzkonstruktion abgezimmert und mit einer Eindeckung aus Dachpappe versehen.
Drei große Werkshallen – sog. Ofengebäude, Maschinenhaus und Säurehaus – wurden eines nach dem anderen nacheinander von Westen nach Osten parallel zum Rheinufer errichtet, dazu ein großes Werkstattgebäude neben dem Maschinenhaus, ergänzt um weitere kleinere Gebäude, u.a. ein kleineres Werkstattgebäude auf der anderen Hofseite und ein Pförtnerhäuschen neben der Einfahrt. Parallel zu der am Ufer vorbeiführenden Bahnstrecke verlief ein eigenes Bahngleis, das mit Hilfe von Drehscheiben in Querrichtung weiter verzweigt und mit einem östlich abgerückten Lokschuppen verbunden war. Soweit nachvollziehbar wurden alle Gebäude der Gründungszeit nach Plänen der Architeken Heim & Lienhard aus Klein-Laufenburg errichtet.
Späterer Alleinaktionär war das Kraftwerk Laufenburg. Im Jahr 1930 kam die Herstellung von Pflanzenschutzmittel im Säurehaus hinzu, 1953 von Natriumchlorat. Im Jahr 1958 wurde das Werk von der H.C. Starck GmbH übernommen und mit dem unweit gelegenen Werk Rhina zusammengebracht, wo mit energieintensiven Elektroöfen Ferrolegierungen hergestellt wurden und werden. Im früheren Säurehaus werden heute vor allem Sprühpulver aus Metallen und Metalllegierungen sowie Wolframschmelzcarbid produziert.
(1916)
(1916 - 1920)
(1920)
(1935)
(1958)
(1959)
(1959 - 1961)
(1961)
(1964)
(1965)
(1973)
(1974)
(1981 - 1982)
(1983)
(1983 - 1989)
(1989)
(1989 - 1990)
(2006)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzanalyse
Beschreibung
- Industrieanlage
- allgemein
- Siedlung
- Stadt
- Gewerbe- und Industriebauten
- Industrieanlage, Fabrik
Auf der Rheinseite verlief eine Bahnrampe entlang des Gebäudes, die vom Werksgleis bedient werden konnte. Hier stand zunächst ein turmartiger Baukörper neben offenen Schutzdächern, welche nach und nach durch geschlossene Lagergebäude ersetzt wurden. Während am östlichen Ende des Säurehauses ein Anbau über den Bereich der Rampe greift, besteht westlich davon nach wie vor eine schmale Gasse zwischen Säurehaus und vorgelagerten Gebäuden, die nur teilweise überdacht ist.
Zonierung: