Ehem. Pfarrhaus
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Kirchstraße |
Hausnummer: | 9 |
Postleitzahl: | 79359 |
Stadt-Teilort: | Riegel am Kaiserstuhl |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Emmendingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8316037007 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wohnhaus, Leopoldstraße 4 (79359 Riegel am Kaierstuhl)
Ehem. "Zehnd-Scheuer", Leopoldstraße 9/11 (79359 Riegel am Kaierstuhl)
Wohnhaus, Schlossgasse 10 (79359 Riegel am Kaierstuhl)
Wohnhaus, Schlossgasse 4 (79359 Riegel am Kaierstuhl)
Wohnhaus, Schulstraße 2 + 4 (79359 Riegel am Kaierstuhl)
St. Michaelskapelle (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Rathaus, Hauptstraße 31 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Ehem. "Gasthaus zum Salmen" (abgegangen), Kehnerstraße 1 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Fachwerkbau, Kirchstraße 1 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Kath. Pfarrkirche St. Martin , Kirchstraße 9 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Ehem. Schlossanlage, Leopoldstraße 6,8,10 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Wohnhaus, Römerstraße 1/3 (79359 Riegel am Kaiserstuhl)
Bauphasen
Die Baugeschichte des Pfarrhauses ist im Wesentlichen gut nachvollziehbar. Es wurde zwischen 1684-1686 (d/i) als klösterliches Gebäude für einen kleinen Frauenkonvent errichtet und ersetzte einen während des 30-jährigen Kriges zerstörten Kloster-Vorgängerbau. 1721 (d/i) wurde er um einen langen und schmalen Seitenflügel ergänzt, der als Behausung für die Nonnen diente und einen Keller, Wirtschaftsräume im EG und fünf Zellen im OG aufnahm. Der Seitenflügel ist in weiten Teilen erhalten, wenn auch ohne originales Dachwerk und mit einem Setzungsschaden im innenliegenden Holzgerüst. Der Hauptbau enthält noch teilweise die klösterliche Raumstruktur aus der Erbauungszeit, die sich im gegenwärtigen Zustand aber hinter den vollständig verkleideten Wänden und Decken verbirgt. Bis heute hat sich die 1765 beschlossene Nutzungsaufteilung beibehalten, wonach der Hauptbau das eigentliche Pfarrhaus bildet und der Flügel zur freien Nutzung steht.
Zwischen 2012-14 wird das Pfarrhaus mit dem Seitenflügel, welches zuletzt als Schwesternwohnheim diente, vollständig saniert, um fortan als Verrechnungsstelle der Erzdiözese genutzt zu werden.
(1684 - 1686)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Pfarrhaus
- Sakralbauten
- Kloster, allgemein
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
(1721)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Anbau
- Klosteranlage
- allgemein
- Sakralbauten
- Klausur-, Wohngebäude
(1936)
- Anbau
(1945)
(1994 - 1995)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
(2012 - 2014)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
- Amtsgebäude
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Pfarrhaus
Der Hauptbau basiert auf einer rechteckigen Grundfläche, während sich der schräg anstoßende schmale Seitenflügel vom Hauptbau weg in nördlicher Richtung entlang der Grundstücksgrenze erhebt, die ansonsten von einer Mauer gebildet wird. Wo Hauptbau und Seitenflügel zusammentreffen, entstand eine langgezogene dreieckige Grundfläche, die im Erdgeschoss räumlich dem Seitenflügel zugeschlagen wurde, im Obergeschoss die beiden Bauteile miteinander verbindet und im Dach Teil des Hauptbaus ist.
Hauptbau und Seitenflügel besitzen zwei Vollgeschosse und gemauerte Außenwände. Das Dach des Hauptbaus schließt im Süden mit einem Giebel ab und nach Norden mit einem Vollwalm. Das Satteldach des Seitenflügels Ende ist deutlich niedriger und seine Neigung wird nach Norden hin stetig flacher. Beide Bauteile sind teilunterkellert.
Zonierung:
Konstruktionen
- Dachform
- Satteldach
- Satteldach mit einseitigem Vollwalm
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
Vom Hauptbau ist derzeit im Wesentlichen nur das Dachwerk einsehbar. Es setzt sich aus zwei Abschnitten zusammen, die zu verschiedenen Zeiten entstanden sind. Der größere Teil entstammt der Bauzeit 1684 (d), bestehend aus zwei liegenden Stühlen übereinander. Der untere steht auf Schwellen, besitzt der Dachschräge angepasste Stuhlrähme und dessen Windverband ist aus rautenförmig angeordneten Streben zusammengesetzt, wovon die in die Ecke laufenden Streben nicht verzapft, sondern nur stumpf gestoßen sind. Der obere Stuhl ist ohne Schwellen und folglich mit einem Windverband aus Kopfstreben versehen, die an vertikal gestellte Stuhlrähme anschließen. Hinter der unmittelbar vor der Giebelwand stehenden Stuhlachse setzt der Wandputz aus und der Mauermörtel ist nicht verstrichen, sodass Dachwerk und Giebel derselben Baumaßnahme zugerechnet werden können.
Den Abbundzeichen ist zu entnehmen, dass im Westen eine Querbinderachse fehlt, sodass das Dachwerk passend zu der im EG erhaltenen Giebelflucht und entsprechend der Anordnung am Vorgiebel rekonstruiert werden kann. Im 1.DG ist die östliche Querzone durch eine Querwand mit mittiger Tür abgetrennt, womit der Flur, wie er heute noch in beiden Vollgeschossen besteht, im Dach eine Wiederholung gefunden hat.
Der westliche Teil wurde 1720 bzw. 1721 (d/i) angefügt, wofür das sicherlich gemauerte Giebeldreieck und die erste Querzone abgetragen wurden. Damit wurde die dreieckige Grundfläche überdacht, die durch den Anbau des Seitenflügels entstanden war. Die neue Konstruktion umfasst zwei liegende Stühle übereinander sowie eine stehende Stuhlachse im 3.DG mit Firsträhm. Die liegenden Stühle sind beide ohne Schwellen, besitzen Kopfstreben im Windverband und vertikal ausgerichtete Stuhlrähme. Eine Querbinderachse wurde direkt neben die stehen gelassene Achse des älteren Dachwerkes gesetzt und eine zweite schräg in den Verlauf des Seitenflügels ausgerichtet, um als Basis für den Vollwalm zu dienen. Die stehende Firstachse war vermutlich als Stabilisierung wegen des stark verzogenen Grundrisses notwendig. Die unmittelbar neben den älteren Stuhl gestellte Stuhlachse ist auf der zum Hofraum gelegenen Seite stark eingesunken, sodass der Sparren hier verdreht wurde und ein Knick in der Firstlinie entstanden ist.
Als klösterliches Gebäude errichtet, würde man einen kleinen Dachreiter vermuten wollen. Innerhalb der Dachkonstruktion lässt sich das Vorhandensein eines solchen nicht nachweisen. Lediglich am westlichen Giebel, der seit 1721 nicht mehr besteht, könnte ein Dachreiter bestanden haben.
Die Aufmaße machen deutlich, dass in den Vollgeschossen zwar die Grundstruktur aus der Bauzeit noch besteht, dass diese aber beim letzten Umbau 1994/95 stark verändert wurde, insbesondere im OG, wo ein früher recht breiter Längsflur um etwa ein Drittel verschmälert worden ist. Die Treppe geht in ihrer heutigen Form auf einen Umbau um 1945 zurück. Wie ein offenbar übriggebliebener, im Dachraum gelagerter Baluster deutlich macht, wurden damals ältere Teile möglicherweise aus der Bauzeit im 17.Jh. wiederverwendet und neu zusammengestellt. Der Übergang zur Kirche ist in seiner Substanz recht jung und dürfte nach dem Brand der Kirche 1936 oder nachfolgenden Kriegszerstörungen neu errichtet worden sein. Das Gewände der Tür, die vom Hauptbau in den Übergang führt, dürfte jedoch entweder auf die Bauzeit im 17. Jh. oder auf die Zeit des Kirchenneubaus 1743-49 zurückgehen.
Die Treppe in Ecklage am Vordergiebel lässt vermuten, dass die Haupträume nach hinten angesiedelt waren, was dem kontemplativen Charakter der klösterlichen Gemeinschaft entsprochen hätte. Ein weiteres Indiz hierfür könnte der Beginn der Abbundzeichenfolge sein, der an jener Ecke liegt, wo heute der Seitenflügel anschließt und der in aller Regel an die Hauptecke des Gebäudes gelegt wurde. Vermutlich liegt hierin auch der Grund für die keilförmige Grundrissform des Seitenflügels, die sicherlich dadurch zustande kam, dass man keines der hofseitigen Fenster des Hauptbaus blockieren wollte. Dies könnte wiederum so interpretiert werden, dass dort einer der Haupträume lag, dem man ohnehin schon die Giebelfenster genommen hatte. Bei der Umnutzung als Pfarrhaus wurden die Haupträume dann sicherlich nach vorne verschoben, soweit dies die Grundrissposition zuließ. Die heutige niedrige Eingangstür ist als früherer Haupteingang zum Gebäude kaum vorstellbar. Möglicherweise ist dieser im Ausgang zum Garten an der Südostecke mit dem Oberlicht zu suchen, getrennt vom Kirchhof, sodass die niedrige Tür erst mit der Umwandlung zum Pfarrhaus notwendig wurde.