Kloster Bebenhausen (ehem. Holz- und Chaisenremise)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Schafstall aus Schlaitdorf

ID: 166392436120  /  Datum: 04.09.2011
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Häßlacher Straße
Hausnummer: 5
Postleitzahl: 72667
Stadt-Teilort: Schlaitdorf

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Esslingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8116063001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus, Altenrieterstraße 4 (72667 Schlaitdorf)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der Schafstall aus Schlaitdorf wurde erstmals im Jahr 1762 in einer Gebäude- und Grundstücksbeschreibung urkundlich erwähnt (a). Die dendrochronologische Untersuchung der verbauten Hölzer datiert das Gebäude ins Jahr 1765 (d) und ergab den Nachweis zweitverwendeter Hölzer. Wenngleich Schafställe aufgrund der Wanderschäferei (gen. Transhumanz) früher v.a. in Süddeutschland weit verbreitet waren, so sind sie heute im hiesigen Dorfbild selten geworden. Darunter insbesondere solch aufwendige Bauten wie der Schlaitdorfer. Dessen weitgehend gute Erhaltung ist nicht zuletzt der soliden und widerstandsfähigen Bauweise in Eichenholz zu verdanken.
Über die Platzierung des Schafstalles im FLM Beuren, d.h. ob innerhalb dessen im Rahmen der Alb oder dem Neckarland zugehöriger Gebäude, entschieden zwei Fragenkomplexe. Zum einen ob zwischen Schafställen der Alb bzw. des Neckarlandes bautypische Unterschiede bestanden, zum anderen welche sozioökonomische und -kulturelle Bedeutung die Schafhaltung in den beiden unterschiedlichen Natur- und Kulturregionen hatte. Ersteres lässt sich bis dato nicht eindeutig beantworten, während nachweislich zwischen Alb und Neckarland im 18. Jh. ein reger Wanderbetrieb entstand, der im 19. Jh. kulminierte. Dadurch ergibt sich eine komplementäre Nutzung der Naturräume Alb und Albvorland, womit die Schafhaltung für beide Regionen eine unterschiedliche sozioökonomische Bedeutung innehatte. Die Alb war ein bevorzugtes Sommerweidegebiet, ihr Vorland hingegen der Kernraum der Schäfereibetriebe. Zusammenfassend war die Stallhaltung von Schafen unbedeutend und bedeutend für die Region v.a. die Verpachtung und Düngung der Albflächen durch die Schafherden, weswegen der Schafstall im Rahmen des Albgebietes nicht angemessen repräsentiert werden würde. Im "Neckarland" aufgebaut jedoch würden die sozioökonomischen Aspekte verkannt. Entschieden wurde sich, gemäß den Erkenntnissen, für eine Positionierung im Grenzgebiet, wo die Schafhatlung in den zeigenössischen Oberämtern auch am verbreitetsten war.

Historische Anmerkung:
Die Wanderschäferei gilt als typische Form der süddeutschen Schafhaltung und ging im 15. Jh. aus der herrschaftlichen Schafhaltung hervor. Im 17. Jh. wurde das Recht, Wanderschäferei zu betreiben, auch auf "zünftige" Schafhalter ausgedehnt (vgl. Schafordnung von 1651: Erlaubte den Schäfern, Weiden zu pachten und Schafe zu halten). Ab 1758 konnten die Gemeinden selbständig über die Nutzung ihrer Schafweiden entscheiden.
Zwischen Schwäbischer Alb und Neckarland entstand im 18. Jh. ein reger Wanderbetrieb, der im 19. Jh. kulminierte als die Wanderschäferei mehr als 90 % der württembergischen Schafhaltung ausmachte, während die Stallhaltung von Schafen quasi marginal war (die Wanderschäferei gilt als typische Form der süddeutschen Schafhaltung). Für die Region war der Ertrag aus der Verpachtung von Weidefläche und die Düngung der Albflächen durch die Schafherden wichtig. Im Winter, wenn die "Schäfchen ins Trockene gebracht wurden", bedurfte es dann eines ausreichend großen Stalles; wie den Schlaitdorfer.

Vgl.: http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/schafstall-aus-schlaitdorf/ [22.10.2011], Steffi Cornelius und Barbara Wehling: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Esslingen 1995, S. 54-57 und Steffi Cornelius: Freilichtmuseum Beuren. Kurzführer, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Beuren 2004, S. 19.


1. Bauphase:
(1762 - 1764)
Erste Nennung der Schafscheuer in der Gebäude- und Grundstücksbeschreibung von 1762 und im Güterbuch von 1764 (GemAS SB 132 Bl. 42'-43 u. SB 112 Bl. 1364; enthalten keine Nennung des Erbauungsdatums, dafür aber eine Beschreibung der Besitzverhältnisse und Lage) (a); vgl. dendrochronologische Datierung der Hölzer ins Jahr 1765 (d). Die Errichtung erfolgte demnach zwischen 1760-1765.

Vgl. SB 99 Bl. 1364 (GemAS) [Güterbuch Teil III, 1764]: Nennung der Nutzungsrechte an der gemeindeeigenen Schafscheuer ('Weil die Scheuer hälftig auf dem Grundstück der verwitweteten Frau Pfarrer Göz und des Hans Jerg Klein steht, dürfen "sich dise ihrer umsonst bedienen und darin streuen".').
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Stallscheune

2. Bauphase:
(1808 - 1861)
Vgl. Brandversicherungskataster von 1808, in dem die Schafscheuer unter der Gebäudenummer 97 genannt wird; im Güterbuch von 1861 trägt sie die Nr. 9 (GemAS SB 183 Bl. 2977 und SB 110 Bl. 25).

Vgl. Liegenschaftsinventar der Gemeinde, das 1861 nach dem Gebäudekataster und dem Güterbuch angelegt wurde: "Dieses Gebäude steht hälftig auf dem Eigenthum des Jacob Kümmerle, Feldmeßers Garten P[arzelle] Nr. 66, und dieser hat daher [nach dem Güterbuch Th. III Bl. 1364] das Recht, sich der Schaafscheuer, versteht sich, nur so weit sie auf seinem Eigenthum steht, 'umsonst zu bedienen und darinn zu streuen'. Dieses Recht wird seit unvordenklicher Zeit in der Art ausgeübt, daß der Eigenthümer des fraglichen Platzes den Dünger, welcher darauf gewonnen wird, sammeln und für sich benützen. Die Düngernutzung auf dem übrigen Platz wird für die Gemeindekaße verpachtet" [SB 94 Bl. 3]. D.h., dass das überkommene dingliche Nutzungsrecht an der Schafscheuer ausschließlich auf die Streunutzung beschränkt blieb.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1989 - 1999)
Abbau des Schafstalls in Schlaitdorf im Jahr 1989 und Wiederaufbau im FLM Beuren in den Jahren 1998/1999 (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Schafstall im FLM Beuren; westlche Giebelseite / Schafstall aus Schlaitdorf in 72667 Schlaitdorf (02.09.2011 - Becker_priv)
Abbildungsnachweis
Schafstall vor der Versetzung  / Schafstall aus Schlaitdorf in 72667 Schlaitdorf (02.09.2011 - FLM Beuren)
Abbildungsnachweis
Südfront im FLM Beuren / Schafstall aus Schlaitdorf in 72667 Schlaitdorf (http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/schafstall-aus-schlaitdorf/)
Abbildungsnachweis
Östliche Giebelseite im FLM Beuren / Schafstall aus Schlaitdorf in 72667 Schlaitdorf (http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/schafstall-aus-schlaitdorf/)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dendrochronologische Untersuchung
  • Restauratorische Untersuchung
  • Bauhistorische Untersuchung
  • Kulturwissenschaftliche Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Schlaitdorf befindet sich auf einem Höhenrücken zwischen dem Schönbuch und dem Neckartal im Vorland der Schwäbischen Alb. Der Schafstall gehörte der Gemeinde, die bis 1904 sogar einen Gemeindeschäfer zur Betreuung der Schlaitdorfer Schafe beschäftigte. Dieser befand sich am westlichen Ortsausgang in Richtung Walddorf-Häslach auf der linken Höhe des leichten Hohlweg.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Stallgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der Schafstall ist als einstöckiger Fachwerkbau über niedrigem Sandsteinfundament über einer Grundfläche von knapp 150 m² (17,90 x 8,30 m) errichtet und hat ein Satteldach mit Halbwalmen (Krüppelwalmdach). Die Höhe beläuft sich auf ca. 7,50 m. Der Zugang zum Schafstall erfolgt durch ein großes zweiflügeliges, leicht aus der Mittelchse versetztes Tor an der ebenso ursprünglich wie anhaltend westlichen Giebelseite. Ein Luke über dieser bot den Zugang zum Heuboden im Dachgeschoss. Auf der entgegengesetzten Giebelseite befindet sich ein kleineres, ebenfalls zweiflügeliges Tor, das ganz an den seitlichen Eckpfosten gerückt ist. Die Längsseiten weisen jeweils zwei kleine rechteckige Fenster auf, die durch ein überdimensioniertes Balkenkreuz versperrt sind.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das EG wird durch drei annähernd regelmäßig angeordnete Stützen in zwei Schiffe geteilt. Innenwände existieren allerdings nicht, wodurch das Gebäude weder im EG noch im DG eine Raumgliederung aufweist.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Keine Umbaumaßnahmen, die eine Umnutzung des Gebäudes erkennbar machen, das folglich immer und ausschließlich als Schafstall diente.
Bestand/Ausstattung:
Weitgehend bauzeitlicher Zustand.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
  • Holzgerüstbau
    • Hochspitzständergerüst
  • Verwendete Materialien
    • Putz
    • Ziegel
  • Dachform
    • Satteldach mit Schopfwalm (Krüppelwalm)
Konstruktion/Material:
Fachwerkbau aus Eichenholz - und eichenem Schwellenkranz - auf Sandsteinsockel mit Halbwalm. Im ersten Bauzustand waren die Ausfachungen des Fachwerkgebäudes mit Bruchsteinmauerwerk geschlossen und mit Kalkmörtel verputzt. Später datieren wohl hingegen Ausfachungen vermittels Ziegeln bzw. Biberschwänzen. Eisenstützen ersetzten bereits in situ an der südöstlichen Längsseite eine Balkenlage der Decke, die wohl aus Witterungsgründen in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Das Geäbude steht auf einzelnen Wandscheiben, auf die ein statisch davon unabhängiges Dachwerk gesetzt wurde.

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