Rückgebäude
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Hauptstraße |
Hausnummer: | 70 |
Postleitzahl: | 77852 |
Stadt-Teilort: | Offenburg |
|
|
Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Ortenaukreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8317096015 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Ehem. Kapuzinerkloster, Gymnasiumstraße 7 (77654 Offenburg)
Altes Rathaus (77852 Offenburg, Haupstraße 90)
Wohnhaus, Hauptstraße 101 (77852 Offenburg)
Ehem. Königshof, Polizeirevier, Hauptstraße 96 (77852 Offenburg)
Justizgebäude (7654 Offenburg, Hindenburgstraße 5)
Baukomplex, Klosterstraße / Glaserstraße 15 / 2 (77852 Offenburg)
Hotel Drei Könige (Kelleranalyse) (77852 Offenburg, Klosterstraße 9)
Vinzentiushaus, Kornstraße 2 (77852 Offenburg)
Anna-von-Heimburg-Haus, Kornstraße 3 (77852 Offenburg)
Ehem. Arbeiterwohnungen der Spinnerei, Kronenstraße 1-22 (77852 Offenburg)
"Salmen", Saalgebäude (77852 Offenburg, Lange Straße 52 / 54)
Kloster "Unserer lieben Frau", Alte Holztüre (77852 Offenburg, Lange Straße 9)
Liebfrauenhof, Gartenhalle , Senator-Burda-Straße 1 (77652 Offenburg)
Spital St. Andreas und "Salzhaus" (77852 Offenburg, Spitalstraße bzw. Hauptstraße 75-77)
Mühlbachbrücke (77652 Offenburg, Wasserstraße)
Wohnhaus, Wasserstraße 6 (77652 Offenburg)
Wohnhaus, Wilhelm- Bauer- Straße 22 (77652 Offenburg)
Bauphasen
Zum Zeitpunkt der Untersuchung standen die Gebäude leer, bzw. waren als Lager genutzt. Genauere Einblicke in die Bausubstanz waren im Dachbereich möglich. Punktuell wurden an ausgewählten Wänden der Unterbauten kleinere Sondagen durchgeführt.
Das Hauptgebäude, ein auf einem massiven Erdgeschoss abgezimmerter Fachwerkbau steht mit giebelseitiger Ausrichtung zur Hauptstraße im Winkel der beiden Straßen. Die gefügekundliche Einordnung der Fachwerkfassade in die Jahrzehnte um 1700, wird durch eine inschriftliche Datierung am hofseitigen Giebeleingang unterstrichen.
Erschlossen wird die Hofanlage über ein großes Einfahrtsportal an der Pfarrstraße. Durch die inschriftliche Datierung im Schlussstein des Gewölbescheitels ist es in das Jahr 1710 zu datieren.
Mit Ausnahme des älteren Gewölbekellers und einem möglichen Massivwandabschnitt an der Wolkengasse stammt die Kernsubstanz der untersuchten Hofgebäude, wie auch der Kern des Hauptgebäudes aus den Jahren um 1700 ff. Über ihre bauliche Abfolge dokumentieren sie den kontinuierlichen Wiederaufbau nach der kriegerischen Zerstörung der Stadt im Jahre 1689.
Erste größere Veränderungen erfährt der Baubestand im späten 19. Jahrhundert, als die mehrheitlich als Lagerbauten genutzten Gebäude über den erweiterten Erschließungsbau zentral erschlossen und zu Wohnzwecken umgebaut werden.
(1700)
- Dachgeschoss(e)
(1700)
(1710)
- Hofreite
(1710)
- Dachgeschoss(e)
(1850 - 1899)
(1880 - 1899)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Dokumentation (Baualterskartierung)
Beschreibung
- Siedlung
- Bauernhof
Zonierung:
Westlich an das Hauptgebäude angebaut, erstreckt er sich entlang der Pfarrstraße bis zur Wolkengasse, wobei sich seine Nutzungsebenen auf die des Hauptgebäudes beziehen. Zur zuletzt genannten Gasse giebelseitig ausgerichtet, verläuft seine Südtraufe entlang der Pfarrstraße. Die Untersuchung beschränkte sich auf den westlichen Bereich.
Der Erschließungsbau:
Ursprünglich mit Abstand an den rückwärtigen Anbau angrenzend, steht er traufständig zur Wolkengasse und überbaut den östlich in den Hofraum aufsteigenden Kellerhals (EG, Foto 9). Anders als beim rückwärtigen Anbau orientiert sich seine Höhenentwicklung am Gewölbestich des Kellerhalses.
Der Kellerbau:
Als Fortsetzung des Erschließungsbaus überbaut der Kellerbau den bis zur nördlichen Parzellengrenze reichenden Gewölbekeller. Hinsichtlich seiner Höhenentwicklung besteht mit dem südlich angrenzenden Erschließungsbau Übereinstimmung.
Der Pultdachbau:
Annähernd rechtwinklig an den Kellerbau angrenzend, schließt er den Hof im Norden ab, wobei sein Pultdach in südlicher Richtung in den angrenzenden, heute modern mit einem Flachdach abgedeckten Hofraum entwässerte.
Zum Zeitpunkt der Untersuchung standen die Gebäude leer, bzw. waren als Lager genutzt.
Konstruktionen
- Mischbau
- Obergeschoss(e) aus Holz
- Unterbau aus Stein (gestelzt)
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
- Detail (Ausstattung)
- Floßspuren
- Dachform
- Satteldach mit Halbwalm-/Zweidrittelwalm
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
- Detail (Dach)
- Dachüberstand
Das Dach:
Mit einem Satteldach abschließend besteht das die Sparrenpaare stabilisierende Traggerüst aus einer zweifach stehenden Stuhlkonstruktion. Aus geflößtem Nadelholz abgezimmert, durchzieht sie die gesamte Dachlänge als einheitliche Holzkonstruktion, die nach der dendrochronologischen Untersuchung in die Jahre um 1700(d) zu datieren ist. Das Dach neigt sich deutlich in Richtung Westen, wo es mit bauzeitlichem Giebel und erneuertem Halbwalm endet. Umfangreiche, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingebaute Verschwertungen verstärken die unzureichende Längsaussteifung aus der Erbauungszeit. Aus dem 20. Jahrhundert stammt auch die Dacheindeckung.
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts über den Dachraum des Erschließungsbaus neu erschlossen, wird im nun nach Osten abgetrennten Dach eine Giebelkammer eingebaut. Um sie zu erreichen wurde, die in das nördliche Stuhlrähm eingeschnittene Lücke, durch eine nach oben abgestufte Eisenklammer überbrückt. Zeitgleich mit der Erschließung erfolgte die Höherlegung der Binderkehlbalken.
Das 1.Obergeschoss:
Mit seinen Umfassungswänden in die Jahre um 1700 datiert, stammen Innenwände und Ausstattung aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die angetroffenen Innenwände ersetzen die bauzeitlichen Wände, die nach dem Einbau des Treppenhauses im Erschließungsbau der Neugliederung weichen mussten. Belegt ist diese Aussage durch den gleichen, über punktuelle Sondagen aufgenommenen Wandaufbau, wie auch über den vertikalen Versprung der tragenden Querachsen. Übrigens ein Befund der dazu führte, dass sich der Fußboden über der östlichen Durchfahrtswand auffallend stark wölbt.
In welchem Umfang durch diese Umbauten eine vermutete, ehemals entlang der Hoftraufe verlaufende Galerie aufgegeben wurde bleibt vorerst unbekannt. Hinweise auf diese Galerie sind bislang allein durch die beiden Unterzüge über der Durchfahrt im Erdgeschoss gegeben.
Das Erdgeschoss:
Die dem Ursprungsbau zugeschriebenen, aus den Querbünden des Dachwerkes resultierenden Tragachsen sind im Erdgeschoss noch eingehalten. Sie begrenzen die Einfahrt, die wohl erst um 1710 in dieser Form angelegt wurde. In welchem baulichen Zusammenhang die verschiedenen Fenstergewände entlang der Pfarrstraße zu sehen sind muss an dieser Stelle unbeantwortet bleiben.
Der Erschließungsbau (Grundriss 1.DG, OG, EG):
Mit einem durch ein zweifach stehendes Stuhlgerüst verstärkten Sparrendach abgezimmert, datiert das Dachwerk des Erschließungsbaus in die Jahre um 1710(d). Ursprünglich von der Nordtraufe des rückwärtigen Anbaus abgesetzt, stand der Südgiebel in vertikaler Abstimmung mit dem südlichen Abschluss des Kellerhalses. Es bestand also eine Lücke zwischen den beiden ehemals eigenständig genutzten Gebäuden.
Wie schon am rückwärtigen Anbau, so muss auch hier ein ehemaliger Laubengang vermutet werden. Anzeichen dafür sind sowohl über den weiten hofseitigen Dachüberstand, wie auch über die mögliche Fortsetzung der Galerie im Bereich des Kellerbaus gegeben.
Im Erdgeschoss liegt der schon erwähnte Kellerhals. Offenbar handelt es sich um den ältesten, weit vor 1700 zu datierenden Baubestand, dem möglicherweise auch noch die gassenseitige Massivwand zuzuordnen ist. Sein über das Bodenniveau reichendes Gewölbe nimmt den größten Teil des Erdgeschossgrundrisses ein. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird mit dem Einbau des Treppenhauses in die Gebäudelücke, das zu Wohnzwecken neu untergliederte Obergeschoss und mit der Überbrückung des Höhenniveaus, der rückwärtige Anbau bis ins Dach erschlossen. In diesem Zusammenhang erfolgte der Abbruch des alten Südgiebels und der Anschluss des verlängerten Daches an das Dach des rückwärtigen Anbaus.
Der Kellerbau:
Mit einer aus den benachbarten Dachwerken bekannten Dachkonstruktion abgezimmert, datiert diese in die Jahre um 1700(d). Sie umfasst die gesamte Gebäudelänge und schloss im Süden wohl mit einem eigenen Giebel ab.
Aus den Jahren um 1700 stammen neben den Innenwänden auch die Außenwände.
An der Gassentraufe ist auf der Mauerkrone der Erdgeschosswand die profilierte Schwelle der bauzeitlichen Fachwerkwand einsehbar. Wie schon erwähnt, zeichnet sich entlang der Hoftraufe der Verlauf eines ehemaligen Laubenganges ab. Die entsprechenden, das Dachwerk tragenden Stützen sind im Obergeschoss verkleidet, eine ehemalige Verbindung vom Laubengang zu den Innenräumen ist verbaut.
Der angetroffene Ausbauzustand datiert in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. In diese Zeit ist wohl auch die gassenseitige Massivwand im Erdgeschoss mit seiner Fensteraufreihung, der zugehörigen Erschließung und das Treppenhaus einzuordnen.
Der Pultdachbau:
Um 1700 datiert auch das zu einem späteren Zeitpunkt, in gleicher Form erneuerte Dach des Pultdachbaus. Im Obergeschoss weitgehend entkernt haben sich ältere Bauteile nur im Erdgeschoss erhalten. Zur Bauzeit wohl zur Hofseite offen, stammen die Wände im Erdgeschoss aus dem 19. Jahrhundert. Eine besondere Beachtung verdient die Basis einer nicht einsehbaren Stütze. Offensichtlich an dieser Stelle wiederverwendet, handelt es sich wohl um eine Spolie des 16./17. Jahrhunderts.