Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Kloster Urspring, sog. Unterer Gastbau (Mädchenhaus)

ID: 210584037520  /  Datum: 15.10.2018
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Urspring
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 89601
Stadt-Teilort: Schelklingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Alb-Donau-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8425108011
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Ehem. Benediktinerinnenkloster Urspring, heute Urspringschule

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Ehem. Bemmelberger Schlössle, Bemmelbergergasse 30 (89601 Schelklingen)
Wohnhaus, Marktstraße 20 (89601 Schelklingen)
Altes Rathaus (89601 Schelklingen, Marktstraße 8)
Bürgerhaus (89601 Schelklingen, Maximilian - Kottmann Platz 9/11)
Sankt Afra-Kapelle, Sankt-Afra Weg 4 (89601 Schelklingen)
Burgruine Hohenschelklingen, Bergfried, Schlossberg (89601 Schelklingen)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die am Gebäude vorhandenen Jahreszahlen (Eingangstür Erdgeschoss, Innentüren Obergeschoss) datieren das Gebäude in die Zeit um das Jahr 1520 (d/i). Zusammen mit den ebenfalls anzutreffenden hirnheimischen Wappen belegen sie eine Erbauung des Gebäudes unter der Meisterin Cecilia von Hirnheim. Da dieser im Urspringer Nekrolog die Erbauung des Priorates zugeschrieben wird, könnte es sich beim Mädchenhaus um das ehemalige klösterliche Prior - d. h. die Wohnung der Priorin - handeln. Ansonsten liegen zur Gebäudenutzung im 16., 17. und 18. Jahrhundert bislang keine eindeutigen Nachrichten vor.
Zur Zeit der Auflösung des Klosters wird das Gebäude als „Unterer Gastbau“ bezeichnet. Laut des Inventars von 1806 ist die Nutzung zur Beherbergung von Gästen deutlich belegt. Nach der Klosterauflösung erhielten die Nonnen hier ein Wohnrecht bis zum Tod. Darüber hinaus ist das Haus in jener Zeit als Wohnung des damaligen Pfarrers belegt.
Nach der Gründung der Urspringer Fabrikanlagen 1832 diente es als Kosthaus und war 1870-1950 vom Fabrikherren Robert Rall bewohnt. 1881-1894 wird in den Schriftquellen der am westlichen Ende der Südseite vorhandene, heute abgängige Abortvorbau als in Fachwerk errichtete Abortanbau erwähnt. 1913-20 wird für das Erdgeschoss die Zahl der Räume mit vier angegeben
1935 stand im Zuge der Nutzung durch die Urspringschule der Ausbau der Dachgeschosse an.


1. Bauphase:
(1520)
Errichtung des Gebäudes (i/ d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein

2. Bauphase:
(1806)
Ein Inventar von 1806 nennt als Inhalt des Gebäudes folgende Gegenstände: 2 Spiegel, 39 Kupfer und Gemälde, 14 Tische, 23 Sessel, 10 breite Betten, davon 6 mit Bettvorhängen, 4 Holzstühle, 3 Weihwasserkessel, 3 eiserne Öfen, 1 Kachelofen, 4 Schränke, 4 Teppiche, 3 Waschlavoire, 5 Leuchter, 2 Tappetle, 8 Nachtgeschirr und 22 Fenstervorhänge. In ihnen spiegelt sich die Nutzung zur Beherbergung von Gästen deutlich wieder.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1935)
1935 stand im Zuge der Nutzung durch die Urspringschule der Ausbau der Dachgeschosse an. Das erste Dachgeschoss wurde damals kleinteilig und im Wesentlichen schon in der heutigen Gliederung unterteilt. Der gleichzeitig vorgesehene Ausbau des zweiten Dachgeschosses wurde hingegen abgelehnt. Im Obergeschoss war die Einrichtung des Abortbaus am westlichen Ende der Südseite als "Veranda" vorgesehen, während der südwestliche Eckraum unterteilt wurde, um ein kleines Zimmer, einen Vorraum und einen halb in die Mauerstärke der Westwand eingetippten Abort aufnehmen zu können. Für das Erdgeschoss überliefern die damals entstandenen Pläne in der nördlichen Zone den etwa quadratischen heutigen nordwestlichen Eckraum, während der mittlere und rückwärtige Bereich noch nicht unterteilt ist. Im Mittelflur lag die Geschosstreppe damals noch als zweideutige Treppe am östlichen Kopfende des Flures, während aus der südlichen Zone lediglich der heutige südöstliche Eckraum durch eine Wand heraus getrennt war und anstelle der Ostwand des heutigen südwestlichen Eckraumes nur eine Unterzugsachse mit handlichen Ständern vorhanden war.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Nordwestanicht Unterer Gastbau / Ehem. Kloster Urspring, sog. Unterer Gastbau (Mädchenhaus) in 89601 Schelklingen (25.04.2021 - Christin Aghegian-Rampf)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorsiche Untersuchung
  • Dendrochronologische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Schule, Kindergarten
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Großer, zweigeschossiger Massivbau über gedrungen rechteckigem Grundriss. Unter der Nordwestecke befindet sich ein kleiner Gewölbekeller.
Erd- und Obergeschoss sind vierseitig massiv umfangen und die Ecken mit vereinzelten Eckbuckelquadern betont. Am südlichen Ende der Ostseite befindet sich ein großer Erker im Obergeschoss, ansonsten ist das Äußere glatt verputzt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Erdgeschoss besitzt einen mittigen Querflur, einen Zugang durch eine Rundbogentür an der Westseite. Das östliche Kopfende der Flurzone ist abgetrennt. Längs des Flures befinden sich auf beiden Seiten jeweils unterschiedlich große, zumeist durch jüngere Trennungen entstandene Einzelräume, unter anderem eine große Stube in der Südostecke. Im Obergeschoss liegt ein ebenfalls mittiger Querflur mit seitlichen Einzelräumen, die untereinander wie auch vom Flur durch häufig noch bauzeitliche Fachwerkwände geschieden werden. Flurseitige Zugänge zu den Räumen mit bauzeitlichen Eselsrückentüren bzw. aufwändigen barocken Portalen, Ausstattung teilweise mit Startfelderdecken und barocken Rahmenstuckdecken. Über dem Hausunterbau befindet sich ein dreigeschossiges Dachwerk mit Kammereinbauten im ersten Dachgeschoss, das zweite Dachgeschoss nur an der südlichen Giebelseite mit Kammereinbauten, ansonsten keine feste Unterteilung.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Seitlicher Abschluss des Dachwerkes durch gemauerte Staffelgiebel in der Flucht der Erdgeschossumfassungen, spärlich von zumeist kleinen Rechteckfenstern durchbrochen. Bis nach 1935 stand vor dem westlichen Ende der südlichen Schmalseite ein geräumiger, zweigeschossiger Abortanbau, von dem sich heute keine aborttätigen Reste mehr erhalten haben.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bohlen
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
Konstruktion/Material:
Im sogenannten Mädchenhaus hat sich ein Gebäude der Zeit um 1520 in nur geringem verändertem Zustand erhalten. Ein vielseitig massiv umschlossener, zweigeschossiger Unterbau zeigte im Erdgeschoss einen ursprünglich vermutlich über die ganze Gebäudetiefe durchlaufenden Querflur. Südlich davon sind in der Südostecke eine repräsentative Stube, in der Südwestecke möglicherweise ein weiterer Einzelraum (Kammer?) zu suchen. Die Raumgliederung nördlich des Flures bleibt im Unklaren. Im Obergeschoss befanden sich südlich des über die ganze Haustiefe durchlaufenden Querflures in der Südostecke eine große, aufwendig ausgestattete Stube, an die westlich ein kleinerer, vermutlich als kammerdienender Raum anschloss. Nördlich des Flures lag in der Nordwestecke eine mit Bohlenwänden abgeschlossene zweite Stube, während sich diesmal nach Osten hin ein größerer, zweiter Raum anschloss. Möglicherweise haben wir es in beiden Zonen mit Stuben-Kammer-Einheiten zu tun. Der Dachraum war vermutlich nur durch die Geschossebenen unterteilt und dürfte Lagerzwecken gedient haben. Die reiche Ausstattung vor allem des Obergeschosses, insbesondere die Renaissanceausmalung im einstigen südöstlichen Eckraum und die spätgotische Rankenmalerei an der Ostseite des Flures lassen deutlich repräsentative Absichten erkennen und lassen eine Verwendung des Gebäudes als Prior durchaus denkbar erscheinen.
Neben den spätmittelalterlichen Bauresten treffen wir auf eine wichtige frühbarocke Veränderungsphase, die sich vor allem im Obergeschoss bemerkbar macht. Nördlich des Flures wurde der große nordöstliche Ecke Raum in zwei Einzelräume unterteilt, während der nordwestliche Eckraum seiner Bohlenwandungen beraubt wurde. Alle drei Räume wurden mit Stuck- und Felderdecken und aufwändigen Türeinfassungen ausgestattet. Der südwestliche Eckraum scheint damals durch eine Zwischenwand unterteilt worden zu sein, während die anderen Innenwände durchweg auf jüngere Veränderungen zurückgehen. Diese haben insbesondere im Erdgeschoss und dort vor allem am Osten des Flurbereiches den ursprünglichen Zustand verunklärt. Trotz dieser Eingriffe hat sich die historische Substanz des Mädchenhauses in ungewohnt hohem Maße und in streckenweise guter Ablesbarkeit erhalten.

Das Dachwerk
Im Bereich des ersten Dachgeschosses ist die Dachkonstruktion vollständig modern verkleidet. Erkennen lassen sich der Verlauf der seitlichen Zwischenpfetten sowie drei innere Stuhlquerbünde mit seitlich liegenden Stühlen. Die Ausbildung des liegenden Stuhles lässt vermuten, dass zumindest im Bereich dieser Stuhlkonstruktion keine festen Innenwände vorhanden waren und der Dachraum des ersten Dachgeschosses somit ursprünglich weitgehend, wenn nicht gar gänzlich frei von festen Unterteilungen war. Die Belichtung des ersten Dachgeschosses erfolgt heute durch moderne Gauben sowie durch kleine Fenster in den beiden Giebelscheiben. Die beiden Fenster am Südgiebel sitzen in stichbogig gewölbten Nischen und dürften noch auf den ursprünglichen Zustand zurückgehen. Am Nordgiebel treffen wir auf zwei seitliche, möglicherweise noch auf den Originalbestand zurückgehende Fenster sowie auf eine mittige Türöffnung, die in ihrer jetzigen Form anscheinend erst 1935 angelegt wurde und bei der der Bezug zu einer eventuellen Altöffnung nicht sicher ist. Hinweise auf ursprüngliche Dachaufbauten lassen sich mangels Einblickmöglichkeiten in die Baukonstruktion nicht gewinnen.
Im Bereich des zweiten Dachgeschosses liegt die historische Dachkonstruktion bis auf den Bereich eines kleinen modernen Kammereinbaus vor dem südlichen Giebel vollständig frei. Es handelt sich um ein zur Gänze in Nadelholz abgezimmertes Sparrendach mit eingeblatteter, vollständiger Kehlbalkenlage und seitlichem liegenden Stuhl mit dünnen, verblatteten Stuhlstreben. Zusätzlich zu den drei inneren Stuhlbünden, die schon im ersten Dachgeschoss zu erkennen waren, verläuft zwei Sparrenabstände vor dem nördlichen Giebel ein vierter innerer Stuhlquerbund. Die Zwischenpfetten sind jeweils auf der Höhe des zweiten Stuhlquerbundes von Norden gestoßen. Der Längsaussteifung diente ursprünglich ein Windverband aus sich überkreuzenden Streben, die mit den Stuhlsäulen verzapft, mit den Zwischenpfetten verblattet waren. Der Windverband ist heute im einsehbaren Bereich vollständig abgängig, aber noch über die Anschlussspuren durchgängig nachweisbar. Im Gegensatz dazu sind das Gespärre und die restliche Stuhlkonstruktion bis auf eine fehlende Stuhlstreber praktisch vollständig erhalten. Das Dachwerk ist nicht verrußt und besitzt Abbundzeichen, die mit römischen Ziffern sparrenweise von Norden nach Süden zählen. Bezugsachsenschnittpunkt der Dachkonstruktion ist die Nordwestecke. Der Belichtung dienen in beiden Giebelseiten zwei Rechteckfenster in stichbogig gewölbten Nischen, die ebenfalls noch der Entstehungszeit des Gebäudes angehören dürften.
Das dritte Dachgeschoss verzichtet vollständig auf eine Stuhlkonstruktion und eine Windaussteifung. Die Firstpunkte sind verzapft, der Belichtung dient je ein wohl noch bauzeitliches Fensterchen in den Giebelscheiben.
Insgesamt handelt es sich um eine zumindest in den beiden oberen Dachgeschosses noch umfangreich erhaltene Dachkonstruktion, die aufgrund gefügekundlicher Merkmale in das beginnende 16. Jahrhundert zu datieren ist und die damit noch zum bauzeitlichen Bestand des Gebäudes gehören dürfte.

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