Wohnhaus
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Kirchstraße |
Hausnummer: | 29 |
Postleitzahl: | 79798 |
Stadt-Teilort: | Jestetten |
|
|
Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Waldshut (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8337060005 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
ehem. unteres Schloss (79798 Jestetten, Birretstraße 7)
Wohnhaus, Hauptstraße 24 (79798 Jestetten)
ehem. Pfarrhof (79798 Jestetten, Kirchstraße 6)
Bauphasen
Bei dem Gebäude handelt es sich um zwei Baukörper bzw. zwei räumlich getrennte Bauphasen. Innerhalb der nördlichen Traufwand ist dort, wo die beiden Baukörper aneinandergrenzen, ein leichter Knick zu vermerken. Im Folgenden wird der östlich gelegene Teil einschließlich der gemeinsamen Trennwand als Ostbau, der westlich gelegene als Westbau bezeichnet.
Der Ostbau verfügt über auffallend lange Fensterbänder mit Werksteingewänden, die als Merkmal für eine gesellschaftlich höherstehende, in diesem Fall herrschaftliche oder kommunale, Bauherrschaft gelten dürfen. In diesem Zusammenhang verwundert jedoch die Lage des Gebäudes an einer Nebengasse. Die Gesamtstruktur des Ortes, nicht zuletzt die Lage der Kirche, schließen jedoch die Möglichkeit nicht aus, dass es sich bei der Kirchstraße einst um die Hauptdurchgangsstraße gehandelt haben könnte.
Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude sehr stark sich wandelnden kommunalen Nutzungen angepasst, wobei Ostbau und Westbau strukturell bedingt unterschiedlich behandelt wurden.
Der Ostbau mit dem großen Saal ist gemäß der Bauinschrift um das Jahr 1544 entstanden, wie mit einer Dendro-Datierung nachgewiesen werden konnte. Er kann jedoch nicht als Bau für sich entstanden sein, da er nicht die notwendigen Nebenräume und Erschließungsbereiche aufweist. Tatsächlich wurde er einem älteren Gebäude angefügt, dessen Spuren bis in mittelalterliche Zeit zurückverfolgt werden können. Es wurde offenbar bereits im 16. Jahrhundert nach einem Brand wiederaufgebaut und nach einem weiteren Brand um 1807 durch ein Bauernhaus ersetzt, von wo aus der Ostbau mitgenutzt worden ist.
Mit der Bezeichnung Westbau wird der Bereich zwischen Ostbau und dem westlich angrenzenden Nachbargebäude angesprochen, einschließlich der mit dem Nachbarn gemeinsamen Giebelwand. Seine Außenwände und ein Teil der Innenwände sind massiv gemauert, die meisten Innenwände dagegen als Fachwerkkonstruktion gezimmert. Errichtet wurde es als Bauernhaus, in allen Ebenen in einen Wohnteil und einen Wirtschaftsteil mittig getrennt. Den Schriftquellen zufolge waren Ostbau und Westbau bzw. dessen Vorgängerbebauung stets gemeinsam genutzt worden (Aufsatzmanuskript).
(1543 - 1544)
(1807)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzanalyse und dendrochronologische Datierung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Unterschiedliche Fensterformate und -gruppierungen im äußeren Erscheinungsbild, sowie stark variierende Mauerstärken und verspringende Geschossniveaus im Inneren lassen deutlich erkennen, dass es sich um zwei Baukörper bzw. zwei räumlich getrennte Bauphasen handelt. Innerhalb der nördlichen Traufwand ist dort, wo die beiden Baukörper aneinandergrenzen, ein leichter Knick zu vermerken.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Dachform
- Dachreiter
- Satteldach
- Mischbau
- Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
Im Folgenden wird der östlich gelegene Teil einschließlich der gemeinsamen Trennwand als Ostbau, der westlich gelegene als Westbau bezeichnet.
Ostbau
Der Ostbau zeichnet sich als recht genau quadratische Struktur innerhalb des Grundrisses durch deutlich stärkere Mauerstärken ab.
Erdgeschoss, ursprünglicher Zustand
An den Außenseiten des Ostbaus konnten der durchgehenden Verputzung wegen keine Befunde gewonnen werden. Außen vor dem mittleren Bereich der Südwand erfolgte jedoch eine Ausbaggerung, die von H. Wagner archäologisch beobachtet worden ist. Es kamen sorgfältig zugerichtete Kalksteinquader mit breitem Randschlag und fein gepickter Fläche zum Vorschein, die mit abgeschrägter Oberkante einige Zentimeter vor die Mauerflucht treten.
Sie weisen eine Höhe von rund 37 cm auf und liegen mit ihrer Unterseite etwa 87 cm unter der bestehenden Türschwelle bzw. dem bestehenden Außenniveau in diesem Bereich, wo dann das eigentliche Fundamentmauerwerk ansetzt. Die Möglichkeit, sie bis zur Südostecke zu verfolgen, bot sich nicht. In westliche Richtung, wo die Beschaffenheit des Übergangs zum Westbau besonders interessant gewesen wäre, war die Situation durch spätere Eingriffe stark gestört.
Die drei Außenwände auf Nord-, Ost und Südseite gehen alle auf die Bauzeit zurück, wobei die Wandöffnungen mit ihren Balkenstürzen allesamt später eingebrochen worden sind. Von den ursprünglichen Wandöffnungen haben sich zwei flache Stichbogen in der Ostwand erhalten, die knapp unter dem Deckengebälk liegen, größtenteils aus Backsteinen unterschiedlichen Formats gesetzt und symmetrisch angeordnet sind. Die Breit der zugehörigen Fensternischen hat derjenigen der bestehenden Öffnungen etwa entsprochen. Die Lage der einstigen Nischenwölbungen wird indirekt auch in der unterschiedlichen Beschaffenheit des Mauerwerks der später angelegten Fensternischenwandungen deutlich. Diese sind in der Mehrzahl als abgemauerte Mauerausbrüche zu erkennen, doch an der Stelle der beiden einstigen Öffnungen sind saubere Eckverbände aus großen, vergleichsweise sorgfältig zugehauenen Steinen zu finden. Derselbe Befund wiederholt sich innerhalb der Nordwand, wo die meisten Wandungen wieder abgemauert sind, hingegen bei der westlichen Fensternische die östliche, und bei der mittigen Türnische die westliche Wandung mit Eckverband hochgezogen sind. Die Vermutung, dass auch hier eine Öffnung gelegen haben könnte, wird durch eine Reihe hochliegender, gestellter Steine bestätigt, die zwischen den beiden Eckverbänden liegen und als Rest eines Nischenbogens interpretiert werden dürfen. Ihrer Ausrichtung nach zu urteilen, stellen sie den früheren Wölbungsscheitel dar und markieren somit genau die Mitte der einstigen Öffnung. Sie liegen etwas tiefer als die beiden erwähnten Stichbogen. Man geht wohl nicht fehl, hier die ursprüngliche Zugangstür zu vermuten, zumal in diesem Bereich heute noch die Eingangstür liegt.
In ost-westlicher Richtung spannt ein Unterzug aus Eichenholz mittig durch den Raum. An seinen Unterkanten weist er eine einfache Profilierung in Form ausgehobelter Rillen, die zusammen einen die Kante begleitenden Wulst bzw. Rundstab ausbilden. Die Profilierung endet in schrägen Ausläufen jeweils knapp vor den beiden Auflagern und nochmals nahe der Mitte, sodass der zentrale Bereich des Unterzugs ausgespart geblieben ist. Damit wurde auf einen zentralen Ständer Rücksicht genommen, der sicherlich in üblicher Manier mit seitlichen Schalen den Unterzug umgriffen und wohl auch ein Sattelholz besessen hat. Die Schalen drücken sich als leichte Dunkelfärbung am Unterzug noch ab. Dem Unterzug ist ein Gebälk, ebenfalls aus Eichenholz, aufgelegt und hier gestoßen. Die Unterkanten der Balken sind nicht verziert, doch sind sie seitlich genutet, um einen schräg eingeschobenen Blindboden aufzunehmen, der von Feld zu Feld die Richtung wechselt und allem Anschein nach auf die Bauzeit zurückgeht.
Bei der Westwand fällt nicht nur auf, dass sie teilweise recht dünn gemauert ist, was auf spätere Veränderungen zurückgeht, sondern dass sie gegenüber den übrigen Außenwänden insgesamt eine deutlich geringere Stärke aufweist. Zur östlichen Innenseite der Westwand sind wenig gesicherte Aussagen möglich. Ihre Mauerstruktur gleicht zwar den anderen Außenwänden, und auch ihr Mauermörtel unterscheidet sich nicht wesentlich, doch an der Nordwestecke besteht weder eine eindeutige Stoßfuge noch eine Verzahnung. Da in diesem Bereich das Mauerwerk deutlich dünner ist, liegt der Verdacht nahe, dass es nicht nur von Westen her stark zurückgearbeitet, sondern neu aufgemauert worden ist. Sofern dies nicht nur im unmittelbaren Eckbereich geschehen sein sollte, sondern das Mauerwerk in größerem Umfang erneuert worden ist, könnte auch die mittig in der Westwand gelegene, zugesetzte und auffallend hochliegende Feuerungsöffnung, die sauber ins umgebende Mauerwerk eingebunden ist, dieser Baumaßnahe zugeschrieben werden. Der weitere Verlauf dieser Wand ist durch ein später eingebautes Gewölbe verdeckt.
An der westlichen Seite der Westwand sind zwar auf engem Raum zahlreiche Befunde zu beobachten, die sich jedoch alle nicht eindeutig zuordnen ließen, vor allem, da nicht geklärt werden konnte, in welchem Ausmaß das Mauerwerk später ersetzt worden ist. Neben einer Hinterladeröffnung mit Steingewände, das der innen sichtbaren, vermauerten Nische entspricht, ist eine weitere Nische gleicher Funktion südlich daneben, die jener vorausgegangen war, zu finden, und nördlich davon drei Tuffsteine, die ihrer Ausrichtung nach Teil eines Bogens gewesen sein könnten, wovon sich auf der Innenraumseite jedoch nichts Entsprechendes erkennen ließ. Näher dem südlichen Eckbereich verläuft ein Kaminzug innerhalb des Mauerwerks, der auf das ausgehende 19. oder das 20. Jahrhundert zurückgeht, wobei jedoch nicht auszuschließen ist, dass er auf eine Vorgängeranlage an derselben Stelle zurückgeht.
Zwei Befunde deuten zumindest indizienhaft an, dass sich das Gebäude einst nach Westen fortgesetzt hatte. Im südlichen Eckbereich konnte zumindest kein Eckverband nachgewiesen werden, stattdessen lassen sich Merkmale auf der nach Westen gerichteten Wandfläche im Eckbereich unsicher als Ausbruch von sich hier fortsetzendem Mauerwerk interpretieren, was insofern bekräftigt wird, als die Breite dieses Bereichs genau der Stärke der Südwand des Ostbaus entspricht. Im nördlichen Eckbereich wurde später die Mauerflucht zurückgenommen, indem offenbar nicht das Mauerwerk zurückgearbeitet, sondern ausgebrochen und neu hochgemauert worden ist, jedoch zeichnet sich dort, wo eigentlich der Anschluss bzw. Ausbruch der ehemaligen Westwand zu erwarten wäre, eine ost-westlich gerichtete Mauerflucht ab, die genau in Verlängerung der Innenflucht der Nordwand des Ostbaus verläuft. Ob es sich um eine Fortführung der Innenflucht handelt, oder um eine ehemalige Öffnung in deren Verlängerung, welche nicht notwendigerweise auf die Bauzeit zurückgeführt werden muss, konnte nicht nachgewiesen werden.
Mit diesen Befunden könnte der Stumpf eines Balkens in Zusammenhang stehen, der etwas aus der Mitte nach Süden gerückt in der Westwand des Ostbaus steckt, einst in westliche Richtung verlaufen ist und später mühsam in die Wandflucht zurückgearbeitet worden ist. Er liegt knapp unterhalb des bestehenden Deckengebälks im Flurbereich, hat diesem aber nicht als Auflager gedient. Seine Höhenlage entspräche einem Gebälk auf Höhe der Deckenlage des Ostbaus.
Ungeachtet der unklaren Befunde an der Westwand, kann davon ausgegangen werden, dass ursprünglich im Erdgeschoss des Ostbaus ein einziger, großer Raum gelegen hat. Seine Fensternischen waren zwar geringer in der Zahl, aber nicht kleiner als die bestehenden, somit dürften auch die Fensteröffnungen nicht sehr viel kleiner gewesen sein. Ein Zugang darf in der Nordwand vermutet werden. Im Vergleich mit dem außerordentlich üppig belichteten Saal im Obergeschoss, war dieser Raum jedoch offensichtlich für eine deutlich weniger bedeutende Nutzung bestimmt. Das Vorhandensein einer bauzeitlichen Heizmöglichkeit ist deshalb eher unwahrscheinlich.
Erdgeschoss, spätere Veränderungen
Alle bestehenden Wandöffnungen im Erdgeschoss wurden später eingebrochen und mit Balkenstürzen abgefangen, die meisten offenbar zur gleichen Zeit. Eine direkte Abhängigkeit zur nachträglich angelegten Raumeinteilung ist nicht festzustellen, doch besteht wohl eine gegenseitige Wechselbeziehung. Die außenliegenden Gewände sind aus grünlichem Schilfsandstein gefertigt und jüngeren Datums als die Öffnungen selber, denn eine der Öffnungen in der Südwand wurde später vermauert und durch eine neue ersetzt, welche ihrerseits eines der Gewände aufweist. Die Gewände lassen sich wohl einem Umbau um 1912 zuordnen (Aufsatzmanuskript), wozu auch die Wahl der spätgotischen Formensprache und die Oberflächenbearbeitung passen.
Zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt wurde das Erdgeschoss in Einzelräume unterteilt und mit Putzdecken versehen, was nach und nach geschah, denn die Räume zeigen etwas unterschiedliche Abdrücke bzw. Reste der inzwischen entfernten Decken, was auf leicht variierende Techniken schließen lässt. An dem kurzen verbliebenen Stück einer Fachwerkinnenwand kann ein mindestens zweimaliges Versetzen der Binnentür abgelesen werden.
Der Gewölbeeinbau in der südwestlichen Ecke kam erst in recht junger Zeit hinzu, denn die Abdrücke der Putzdecken werden von ihm nicht unterbrochen und er blockiert eine der später erst angelegten Fensteröffnungen. Schriftquellen zufolge handelt es sich um ein feuersicheres Archivgewölbe, das hier in Verbindung mit der früheren Rathausnutzung um 1858 eingebracht wurde (Aufsatzmanuskript). Später wurden von hier die Kachelöfen der angrenzenden Räumlichkeiten beschickt. In Verbindung mit dem Einbau des Gewölbes ist auch von einer „Ausgrabung“ des Raums die Rede. Am Baubestand ließ sich eine Absenkung des Bodenniveaus nicht gesichert nachweisen, doch die sehr hoch gelegenen Wölbungen der ursprünglichen Befensterung legen einen solchen Vorgang nahe. Die neuen Wandöffnungen könnten in diesem Zusammenhang geschaffen worden sein. Auch die zugesetzte Feuerungsöffnung liegt auffallend hoch.
Veränderungen innerhalb der Westwand wurden bereits beschrieben (siehe: Erdgeschoss, ursprünglicher Zustand).
Obergeschoss, ursprünglicher Zustand
Das Obergeschoss des Ostbaus wird in seiner Gänze von einem großen Saal eingenommen. Auf drei Seiten sind Fensterbänder angeordnet, die jeweils aus zwei Dreiergruppen mit überhöhter Mittelöffnung zusammengesetzt sind. Ihnen entsprechen im Inneren jeweils zwei Stichbogenwölbungen, die einer mittige Fenstersäule aufliegen. Das Fensterband der Nordwand liegt mittig, das der Ostwand ist in nördliche und das der Südwand in östliche Richtung aus der Mitte gerückt. Beim östlichen ist noch die ursprüngliche Fenstersäule vorhanden, die als Halbsäule mit aufgedrehter Kannelur gestaltet ist und am Kämpferstein mehrere Ornamente trägt: frontal ein kleiner Fisch – vermutlich eine Anspielung auf das Wappen des Klosters Rheinau – und die Jahreszahl 1544, auf der linken Flanke Mond und Stern, auf der rechten eine Rosette, die möglicherweise analog die Sonne darstellen soll. Die Fenstersäule der nördlichen Öffnung ist völlig anders und deutlich einfacher geformt, würde aber dennoch ins mittlere 16. Jahrhundert passen (vgl. z.B. Erdgeschoss des rheinseitigen Teils des Hauptbaus von Schloss Beuggen, um 1549). Die Fensteröffnungen waren zum Zeitpunkt der Untersuchung verschalt, sodass die Gewände nur aus der Distanz einsehbar waren, ohne überprüfen zu können, was davon tatsächlich noch substantiell auf die Bauzeit zurückgeht.
In der Ostwand ist innenseitig ein Gewände zu erkennen, das vermutlich zu einem kleinen Wandschrank gehört hat, der hier den Grund für die Verschiebung des Fensterbandes gegeben haben könnte.
Während an den drei Außenwänden der Putz innen und außen belassen wurde, ist er auf der westlichen Seite der Westwand entfernt worden. Da hier aber das Mauerwerk größtenteils in deutlich geringerer Stärke ersetzt worden ist, sind kaum Aussagen zum ursprünglichen Zustand möglich. Im Bereich zwischen Saalzugang und Südwestecke sind Reste von älterem Wandputz zu erkennen, die leicht verschmaucht sind. In diesem Bereich führt auch ein Kaminzug im Mauerwerk nach oben. Da am bestehenden, dem Westbau zugehörigen Gebälk keine Rußspuren zu erkennen sind, dürfte die Verschmauchung schon vor der Errichtung des bestehenden Westbaus entstanden sein, sodass die Südwestecke als ursprünglicher
Standort einer Heizeinrichtung in der üblichen Form als Kachelofen mit Hinterlader in Erwägung zu ziehen ist. Im Prinzip kommt auch keine andere Stelle in Frage, denn alle anderen Wände weisen lange Fensterbänder auf und in der Mitte der Westwand verlief ein Unterzug (siehe unten). Die Lage des Ofens an dieser Stelle würde zugleich die starke Verschiebung des südlichen Fensterbands nach Osten erklären. An der nach Süden in den Vorbau führenden Türöffnung konnten keinerlei Hinweise gefunden werden, dass es sich dabei um eine historische Situation handelt.
Wie im Erdgeschoss besteht auch hier das bauzeitliche Deckengebälk aus Eichenbalken, die jedoch nicht mittig gestoßen sind, sondern hier jeweils eine Quernut aufweisen, mit der sie mit einem ost-westlich gespannten Unterzug verkämmt waren. Zudem sind die Balken ebenfalls seitlich genutet, um einen Blindboden aufnehmen zu können. Da die Unterseiten der Balken wenig sorgfältig behandelt wurden, keinerlei Zierformen in Form von Fasen oder Profilen aufweisen, sondern sogar großflächig Waldkante zeigen, kann angesichts des hier eingerichteten Saals davon ausgegangen werden, dass ursprünglich eine untergehängte hölzerne Decke bestanden hat. Die Blindböden ober- und unterhalb des Saals stellen eine Wärmedämmung dar und sind als Hinweis dafür zu deuten, dass der Saal beheizt werden konnte.
Mit seiner Größe, Befensterung und Ausstattung diente dieser Saal einer hochrangigen Aufgabe als Versammlungs-, Fest- oder Gerichtssaal, was sich urkundlich nachweisen lässt (Aufsatzmanuskript). Aber allein auf den Ostbau beschränkt, kann er kaum funktionsfähig gewesen sein. Für den Zugang, wegen der ungestörten Zwischendecke nicht vom Erdgeschoss her erfolgt sein kann, könnte zwar eine Außentreppe angenommen werden – für die damalige Zeit gerade bei repräsentativen Gebäuden eher die Regel als die Ausnahme –, doch hätte man von dieser dann unmittelbar den Saal betreten, was für ein Gebäudes dieses Anspruchs kaum vorstellbar ist. Von einem irgendwie gearteten, eher großzügigen Vorraum ist zwingend auszugehen. Darüber hinaus darf eine Heizmöglichkeit vorausgesetzt werden, wofür ein Kachelofen mit Hinterlader die allgemein übliche Lösung wäre, wofür ein Vorraum unabdingbar war, um von dort aus den Ofen zu beschicken. Es muss daher bereits für die Bauzeit von einem westlich vorgelagerten Baukörper ausgegangen werden, der entweder Teil des 1543/44 erfolgten Neubaus war, oder aber zuvor schon bestanden hatte und die notwendigen Zusatzflächen und -räume für den Saal bieten konnte (vgl.: Westbau – Vorgängerstrukturen).
Obergeschoss, spätere Veränderungen
An der Unterseite der Deckenbalken sind die Abdrücke einer Putzdecke zu erkennen, welche die zu vermutende hölzerne Decke ersetzt hätte. Auf Fotografien aus der Zeit vor dem Umbau 1949 ist zu erkennen, dass der Unterzug einer Eisenstütze aufgelegen hat, die sicherlich die früher hier gestandene Holzstütze ersetzt hat.
Um 1949 wurde der Saal, in Anlehnung an seine ursprüngliche Form, durchgreifend saniert, um für Gottesdienste der evangelischen Kirchengemeinde einer neuen Nutzung zugeführt zu werden. Dabei wurden die Fensterbänder wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht und beim südlichen Fensterband die Fenstersäule neu geschaffen. In das Gewände des vermutlich früheren Wandschranks in der Ostwand wurde zur Erinnerung an die Bauarbeiten ein figürliches Relief mit der Inschrift „RENOVIERT • ANNO 1949-1950“ eingesetzt. Die Wände wurden neu verputzt und dafür allem Anschein nach der ältere Wandputz abgeschlagen. Der Boden wurde – möglicherweise nach Befund – mit neuen Tonplatten belegt. Eine neue Kassettendecke wurde anstelle der Putzdecken eingebracht, dafür der Unterzug samt Stütze entfernt und durch einen Überzug im Dachraum abgelöst. Zur Zeit der Untersuchung war nur ein kleiner Teil des Gebälks von oben, unten und entlang der Traufseiten einsehbar, doch ließ sich erkennen, dass ein Teil der Balken und Teile des Blindbodens beim Umbau erneuert worden sind.
Dachraum, ursprünglicher Zustand
Der unverputzte Ostgiebel zeigt sich weitgehend im ursprünglichen Zustand aus Bruchsteinmauerwerk aus Kalksteinen mit viel Hohlziegelbruch, einschließlich der beiden Fensternischen im 1. und der einzelnen Fensternische im 2. Dachgeschoss mit Balkenstürzen. Die
außenliegenden Gewände wurden jedoch irgendwann ersetzt. Das Dachwerk aus der Bauzeit (siehe: Datierung) hat sich fast vollständig erhalten. Es ist als liegende Stuhlkonstruktion aus Eichenholz abgezimmert. Für die Kopfstreben wurden offenbar ganz gezielt stark gebogene Hölzer ausgesucht und seitlich durch einfache Fasen verziert.
Nach Westen endet die Konstruktion in der Flucht einer hier zu vermutenden massiven Giebelwand, die sich noch deutlich als Verfärbung in den freien Enden von Pfetten und Mittellängsunterzug abzeichnet, welche ehemals im Mauerwerk aufgelegen hatten. Die Abbundzeichen sind als durchgehende Zählung aller Gebinde von Ost nach West als Römische Ziffernfolge angebracht. Es sind jedoch nur Zeichen auf der Nordseite zu finden, nicht jedoch auf der Südseite, sodass vermutet werden kann, dass hier die Zeichen zur Unterscheidung der Traufseiten mit Rötelkreide aufgemalt waren, von denen jedoch keine Spuren nachzuweisen waren. Für eine ursprüngliche Kaminanlage fanden sich innerhalb der Konstruktion keine Anzeichen. Der innerhalb der Mauerstärke verlaufende Kaminzug mündete unweit der südlichen Traufe.
Dachraum, spätere Veränderungen
Die westliche Giebelwand wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt, aber erst nach der Errichtung des Westbaus, vollständig abgetragen, vermutlich in Verbindung mit dem teilweisen Ersatz der Westwand im Obergeschoss. An der Südwestecke steht noch ein kleiner Rest Mauerwerks an, der in Verbindung mit dem Stumpf des einst im Mauerwerk hochgeführten Kaminzugs steht.
Im Zuge der Baumaßnahmen am obergeschossigen Saal um 1949 wurde im Dachraum ein Überzug eingezogen, der den vormaligen Unterzug in dieser Lage konstruktiv ersetzte. Beim kleinen Dachreiter auf der östlichen Giebelspitze handelt es sich um eine spätere Zutat, zumindest war er nicht vom Zimmermann beim Abbund des Dachwerks berücksichtigt worden. Die Glocke dort ist 1617 datiert (Aufsatzmanuskript). In seiner Substanz dürfte der Dachreiter wohl auf die Sanierungsarbeiten um 1949 zurückgehen, doch allein schon die deutlich älteren Schäden am Holzwerk in diesem Bereiche bezeugen, dass schon länger ein Dachreiter hier bestanden hatte, wie er auf historischen Aufnahmen oder den Bauplänen von 1912 ebenfalls wiederzufinden ist.
Westbau
Mit der Bezeichnung Westbau wird im Folgenden der Bereich zwischen Ostbau und dem westlich angrenzenden Nachbargebäude angesprochen, einschließlich der mit dem Nachbarn gemeinsamen Giebelwand. Seine Außenwände und ein Teil der Innenwände sind massiv gemauert, die meisten Innenwände dagegen als Fachwerkkonstruktion gezimmert. Errichtet wurde es als Bauernhaus, in allen Ebenen in einen Wohnteil und einen Wirtschaftsteil mittig getrennt. Den Schriftquellen zufolge waren Ostbau und Westbau bzw. dessen Vorgängerbebauung stets gemeinsam genutzt worden (Aufsatzmanuskript).
Vorgängerstrukturen: Grundmauern
Im östlichen Teil der Grundfläche des Westbaus wurden bei der Ausbaggerung der Gewölbeverfüllung die Innenseiten zweier im Winkel aufeinander treffender Grundmauern freigelegt, deren Mauerkronen wenig unter dem bestehenden Erdgeschossniveau anstehen. Die östliche Mauerflucht verläuft in rund 1,8 m Abstand etwa parallel zur Westwand des Ostbaus und weist eine unregelmäßige Stärke von etwa 40 bis 60 cm auf. Sie war gegen Erdreich gesetzt worden, wurde also wohl als Kellerraum angelegt. Die südliche Mauerflucht liegt innenseitig vor der Südwand des Westbaus, läuft jedoch nicht parallel zu dieser, sondern verringert über die Lange von 4,8 m ihren Abstand von 60 auf etwa 30 cm, wo dann die gerade Mauerflucht endet und unregelmäßig wird. Bei Ausbaggerungen wurde das Mauerwerk auch auf der Außenseite sichtbar, und zwar in schräger Ausrichtung zur bestehenden Südwand und damit parallel zur innenseitig gelegenen Mauerkrone (Beobachtungen H. Wagner). Mit dieser Stärke von etwa 112 cm reichte es aber nur wenig unter das bestehende Außenniveau, wo die Mauerstärke dann stark verringert ist und gegen Erdreich gesetzt worden war.
Während die südliche Mauer als Massivwand nach oben weitergereicht haben dürfte, kann die geringere Mauerstärke der östlichen Mauer damit zusammenhängen, dass entweder hier keine aufgehenden Teile mehr vorhanden sind, oder dass sie im Inneren des Gebäudes gelegen hat und ihr keine oder nur eine leichte Fachwerkwand aufsaß.
In diesen Mauerwinkel wurde dann der bestehende Gewölbekeller gesetzt, der zwar die südliche, leicht geböschte Mauerflucht nutzt, gegenüber der östlichen jedoch erheblich versetzt ist. In jenem Bereich, wo die südliche Mauerflucht unregelmäßig wird, deutet sich auch im Keller eine stark wellige Oberfläche an, sodass vermutet werden kann, dass hier eine Querwand anschloss. Die östliche Mauerflucht konnte in nördlicher Richtung bis auf eine Länge von 5,5 m verfolgt werden, wo sie in die Auffüllung hinein lief. Im Bereich der Kellertreppe war sie dann aber nicht mehr zu finden. Das Mauerwerk ist weitgehend aus größeren Wacken und einem groben, mit zahlreichen Kleinkieseln durchsetzten Mörtel aufgeführt. Eine solche Mauerstruktur lässt regional üblicherweise eine Datierung ins Mittelalter erwarten, nach H. Wagner wohl ins 14./15. Jahrhundert.
Insbesondere die östliche Grundmauer gibt ein höheres Bodenniveau vor, als es der Ostbau im Inneren heute aufweist. Wenn nicht davon ausgegangen wird, dass der Erdgeschossboden des Ostbaus ganz erheblich abgesenkt worden ist, hätten die unterschiedlichen Niveaus schon bei dessen Errichtung bestanden. Hinzu kommt die Beobachtung, dass sowohl beim Ostbau als auch im Fall der Grundmauern das südliche Außenniveau erheblich unter dem Innenniveau gelegen hatte, wobei sich der Ostbau hiermit an die Vorgängerstruktur angepasst haben müsste. Vorgängerstrukturen: Gewölbekeller
Nach H. Wagner können Funde in der Auffüllung über der Kellerwölbung in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert werden und weisen zugleich einen Brand in dieser Zeit nach. In dessen Folge wurde das Kellergewölbe eingebaut und die Wölbungszwickel mit dem Brandbzw. Bauschutt gefüllt. Aufgrund der zeitlichen Nähe dieser Vorgänge und der Errichtung des Ostbaus kann nicht bestimmt werden, ob der Ostbau zur Zeit des vermuteten Brands schon bestanden hatte und entsprechend verschont geblieben war.
Vorgängerstrukturen: Westgiebel
Die westliche Giebelwand geht auf ein früher an dieser Stelle gestandenes Gebäude zurück. Sie weist starke Rücksprünge auf, die mit dessen einstige Geschossteilung zurückzuführen sind und gegenüber den heutigen Geschosslagen um rund 1 m tiefer liegen. Entsprechend zeichnet sich im Dachraum die zugehörige, tieferliegende Giebelschräge ab. An der gesamten von Putz befreiten Fläche zeigen die Mauersteine Spuren starker Hitzeeinwirkung in Form rötlicher Verfärbungen, Abplatzungen und Zersplitterungen, wie sie nicht durch die natürliche Schichtung der Steine, sondern durch Hitzespannungen erzeugt worden sind. Sie stehen mit den oben beschriebenen Brandbefunden für das 16. Jahrhundert wohl nicht in Zusammenhang, da sie dem Bau des bestehenden Westbaus unmittelbar vorausgegangen sein dürften.
Die Traufwände des Westbaus stoßen stumpf gegen diese Wand und es finden sich im Gebäude auch keine weiteren Brandspuren, die damit direkt in Verbindung gebracht werden können. Es steht daher einzig diese Giebelwand vom Vorgängergebäude noch aufrecht, die vermutlich stehengelassen wurde, weil das Nachbargebäude schon damals daran anstieß. Der Grund für den Abbruch des übrigen Gebäudes war sicher jenes Feuer, auf das die Brandspuren zurückgehen. Das Gebäude besaß zwei Vollgeschosse und ein Satteldach und hat entweder die Breite des bestehenden Westbaus besessen oder war unerheblich breiter. Neben den Rücksprüngen waren keine Putze und im homogenen Mauerwerk keine Wandöffnungen oder Balkenlöcher zu erkennen. Die getroffenen Aussagen können aber lediglich für den Bereich unmittelbar am Westgiebel Geltung haben, denn die bis knapp unter das heutige Erdgeschossniveau anstehenden Mauerkronen und das später dort angeordnete Gewölbe gehen nicht mit der Geschossteilung des Westgiebels zusammen, wo das Bodenniveau deutlich tiefer lag. Eine ähnliche Situation läst sich aber auch am bestehenden Westbau beobachten, wo der Wirtschaftsteil auf tieferem Niveau gelegen hat (siehe unten), und auch die Befundarmut der Giebelwand würde der These, wonach hier Tenne oder Stall gelegen hätten, nicht widersprechen. Die tiefere Lage der Decke zwischen Erd- und Obergeschoss würde etwa zum Obergeschossniveau des Ostbaus passen.
Erdgeschoss, ursprünglicher Zustand
Im Erdgeschoss waren Wohn- und Wirtschaftsteil durch eine Massivwand getrennt. Der Wohnteil umfasste einen Flur ganz im Osten, daran anschließend eine geräumige Stube an der Straßenseite, dahinter eine Küche an den hier schmaleren Flur angrenzend, und eine gefangene schmale Kammer, die über die Stube zugänglich war. Diese Anordnung entspricht zwar dem gängigen Grundriss eines Bauernhauses dieser Zeit, ist demgegenüber aber gedreht, d.h. der Flur befindet sich üblicherweise zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil, die Stube an der vorderen und die Kammer an der hinteren Ecke des Vordergiebels. Da die Ostseite ohnehin durch den Ostbau verstellt war, brachte die gedrehte Anordnung in diesem Fall keine Nachteile mit sich, außer dass der Weg zwischen Haustür und Stall länger wurde, hatte aber den Vorteil, dass der Ostbau auf diese Weise ebenfalls vom Flur aus zugänglich gemacht werden konnte.
Auffällig ist, dass die Geschossniveaus des neu erbauten Westbaus nicht an die Vorgaben des Ostbaus angepasst wurden, obwohl dessen Obergeschoss sicherlich seither über den Westbau zugänglich war. Vermutlich wurden die Niveaus des Westbaus durch die Tenne bestimmt, die einerseits auf das vorgegebene Außenniveau Rücksicht nehmen musste und andererseits eine bestimmte Raumhöhe erforderte. Offenbar wogen diese Randbedingungen schwerer, als einige hinderliche Stufen, die für den Zugang zum Saal in Kauf genommen werden mussten.
Der Flur ist nach Norden zur Straße hin deutlich breiter angelegt als zur Rückseite hin, um im vorderen Teil als Vorraum dienen zu können und der Treppe Platz zu bieten, wobei nach hinten nur eine untergeordnete Verbindung zum Hinterhof besteht. Dessen Deckenbalken waren mit einem dezent eingehobelten Kaniesprofil verziert. Die danebenliegende Stube ist durch besonders starke Deckenbalken mit derselben Profilierung und zusätzlich in Nuten eingeschobenem Blindboden aus breiten Brettern mit regelmäßig angeordneten Deckleisten ausgezeichnet. Von einem umlaufenden Brüstungstäfer fanden sich noch Abdrücke und eingemauerte Befestigungshölzer. Zur Küche hin besteht eine geschosshoch gemauerte Feuerwand mit Spuren mehrerer sich überlagernder Ofenanschlüsse, Hinterladeröffnungen und Rauchabzüge. Die schmale Kammer daneben besitzt dieselbe Deckengestaltung wie die Stube. Eine geschlossene Trennwand zwischen Stube und Kammer bestand ursprünglich offenbar nicht, doch lässt sich für das frühe 19. Jahrhundert immer wieder beobachten, dass damals nur dünne, nicht bis zur Decke reichende Bretterwände vorhanden waren, offenbar um die Wärme aus der Stube möglichst gut zu nutzen., weshalb auch die Decke der Kammer mit einem wärmedämmenden Blindboden ausgestattet war.
Jenseits der Massivwand befand sich eine hohe Tenne, die breite Tore auf beiden Traufseiten besessen hat, wovon die Sturzhölzer jeweils noch vorhanden sind. Daneben, entlang dem Westgiebel, war eine Stallzone untergebracht. An der Rücktraufe sind noch eine Tür mit stichbogig gewölbter Nische in der südwestlichen Ecke und die Wandung eines später aufgeweiteten kleinen Fensters erhalten. Dem entspricht an der Vordertraufe ein Reststück eines Stichbogens, sodass in üblicher Weise zwei Türen gegenüber lagen, die als Stallzugang hinter das aufgestallte Vieh, dem die Tenne als Futtergang diente, zum Melken und Ausmisten führten. Das Bodenniveau des Wirtschaftsteils lag deutlich tiefer und hat sich in der alten Höhe im südwestlichen Eckraum erhalten. Nur einer von ehemals drei Ständern der Innengerüstachse zwischen Tenne und Stall reicht heute noch vom Boden über beide Geschoss bis unter das Dachgebälk.
Erdgeschoss, spätere Veränderungen
Der Haustür wurde zusammen mit dem Einbau neuer Gewände im Erdgeschoss des Ostbaus 1912 ebenfalls ein neues Gewände in spätgotischer Formensprache vorgesetzt, sodass zwei Gewände hintereinander liegen (Aufsatzmanuskript). Der Hausflur mit der Treppe ins Obergeschoss wurde vermutlich als beengt empfunden, sodass ein Teil der Westwand des Ostbaus teilweise abgetragen und in deutlich reduzierter Stärke ersetzt wurde. Die Treppe konnte dann in den hinzugewonnenen Bereich geschoben werden, was den Planunterlagen zufolge um 1912 geschehen sein müsste (Aufsatzmanuskript).
Vermutlich war damals die nachträglich angelegte interne Treppe zum Gewölbekeller bereits vorhanden, denn sie nutzt den hinzugewonnenen Raum nicht aus.
Über die Breite der Stube ist deren nördliche Außenwand irgendwann mit zwei stichbogig gewölbten Fensternischen erneuert worden. Von der vorausgegangenen Befensterung ist noch eine schräge Nischenwandung knapp vor der Flurwand zu finden. An der westlichen Ecke hat sich dadurch eine verwirrende Situation ergeben, da die Trennwand zum Wirtschaftsteil nun stumpf vor der neuen Nordwand endet, jenseits der Trennwand aber die Nordwand stumpf gegen diese stößt, weil hier die mit der Trennwand in einer Flucht verlaufende Wandung des einstigen Tores mit dessen Vermauerung zusammentrifft.
Die Fachwerkwand zwischen Flur und Stube dürfte ebenfalls erneuert worden sein, da sie eine abweichende Zimmerungsart aufweist. Bei einem der heutigen Deckenbalken im Flurbereich dürfte es sich um das ursprüngliche Wandrähm handeln.
Nach und nach wurde der Wirtschaftteil umgenutzt. Zunächst wurde die nördliche Hälfte des Wirtschaftsteils durch eine massive Bruchsteinmauer abgetrennt und in der nördlichen Hälfte der Tenne ein Wohnraum eingerichtet, der durch eine neue Türöffnung in der massiven Trennwand vom Stubenraum aus erschlossen wurde, wofür das Bodenniveau hier stark angehoben werden musste. Danach wurde auch in der nördlichen Hälfte des Stalls ähnlich verfahren und hier ebenfalls ein Wohnraum untergebracht. Den Planunterlagen zufolge geschah dies im Zuge eines Umbaus um 1842/43 (Aufsatzmanuskript). Die südliche Hälfte von Tenne und Stall behielt ihre Funktion zunächst, bis hier 1888 eine Treppe zur Erschließung des westlichen Teils des Obergeschosses eingebaut worden ist (Aufsatzmanuskript). Das erst recht spät vermauerte Tennentor zeichnet sich deutlich durch dünneres Backsteinmauerwerk ab.
Der etwa 1 m unterhalb der Decke gelegene starke Rücksprung in der älteren westlichen Giebelwand störte bei der landwirtschaftlichen Nutzung noch nicht, wurde nun aber für die Wohnnutzung in einer Flucht bis zur neu angelegten Zwischendecke hochgemauert, wodurch eine recht verwirrende Konstellation von abwechselnd die Richtung ändernden Stoßfugen zustande gekommen ist: Im unteren Bereich stößt die mittige Längswand gegen die ältere Giebelwand und die nördliche Traufwand wurde ein Stück um die Ecke geführt bzw. besitzt einen Stichbogen für die ehemalige Stalltür, wogegen im höheren Teil die spätere Aufmauerung auf dem Versatz gegen die Traufwand stößt, während sie mit der gleichzeitig entstandenen innenliegenden Längswand verzahnt ist.
Keller
Der Gewölbekeller auf rechteckiger Grundfläche liegt quer im Gebäude unterhalb von Stube, Küche und Kammer und wird über einen außenliegenden Kellerabgang erschlossen. Eine interne Treppe kam erst später hinzu. Der Keller wurde in die vermeintliche Vorgängerstruktur gesetzt und dabei dessen südliche, geböschte Mauer als Abschlusswand genutzt.
Obergeschoss, ursprünglicher Zustand
Das Obergeschoss war ebenfalls in einen Wohn- und einen Wirtschaftsteil gegliedert. Entlang dem Ostbau verlief ein Flur wie im Erdgeschoss, dem sich zwei geräumige Kammern anschlossen, die sich nur noch aus Zapfenlöchern in Gebälk und Längsunterzug rekonstruieren lassen. Zum Wirtschaftsteil hin waren sie von einer geschlossenen Fachwerkwand abgetrennt. Der Wirtschaftsteil nahm im Obergeschoss das Heulager auf und war deshalb zum Dachraum hin offen belassen und das Dachgebälk von Wechselhölzern abgefangen. Zwischen den beiden Zonen war eine offene Ständerkonstruktion, deren drei Ständer alle vom Erdgeschoss heraufreichten und oben mit Kopfstreben ausgesteift waren.
Obergeschoss, spätere Veränderungen
Im Obergeschoss wurde die Westwand des Ostbaus in weit größerem Umfang reduziert als im Erdgeschoss. Der Mittellängsunterzug des Westbaus endet heute frei, doch Verfärbungen an seinem Ende zeigen an, dass er anfangs noch im Mauerwerk aufgelegen hatte.
Der Flurbereich des Obergeschosses wurde abgesenkt, um einen ebenen Zugang in den Saal des Ostbaus zu erhalten, was den Planunterlagen 1843 bereits bestanden hatte oder damals vorgenommen wurde (Aufsatzmanuskript). Im Gegenzug muss man seitdem einige Stufen in den verbliebenen Teil des Westbaus aufsteigen. Offenbar war ein ebener Zugang in den Saal des Ostbaus zu einem bestimmten Zeitpunkt wichtiger als jener in den Bereich der Obergeschosskammern.
Die beiden Kammern wurden zu einem größeren, über die ganze Gebäudebreite reichenden Raum zusammengelegt, indem die trennende Längswand entfernt wurde und der nun seiner Unterstützung beraubte Längsunterzug im Dachwerk abgehängt wurde. Die Planunterlagen hierzu datieren 1842/43 (Aufsatzmanuskript). Im Wirtschaftsteil wurde ein Deckengebälk eingezogen und dort sukzessive, zunächst 1842/43 im nördlichen und dann 1888 im südlichen Teil, Wohnräume eingerichtet (Aufsatzmanuskript), dafür Fensteröffnungen ins Mauerwerk der Traufseiten eingebrochen und wie im Erdgeschoss der Rücksprung in der Westwand hochgemauert, wobei die dortige Aufständerung für das Dachwerk eingemauert wurde.
1888 wurde dem großen Raum die Fläche der Tennenzone zugeschlagen und zu einem Saal erweitert, indem die entsprechenden Zwischenwände herausgenommen worden sind (Aufsatzmanuskript). Der davon betroffene Bundständer am Schnittpunkt von Längs- und Querachse wurde durch eine Eisenstütze ersetzt. In diesem Zusammenhang wurden neue, erheblich breitere Fensteröffnungen eingebaut. 1912 wurde dieser Saal dann wieder in Einzelräume unterteilt (Aufsatzmanuskript).
Eine abgesonderte Wohneinheit in der westlichsten Zone wurde 1888 separiert und über eine eigene Treppe, die im südlichen Teil des Wirtschaftsteils heraufgeführt wurde, erschlossen (Aufsatzmanuskript).
Dachraum, ursprünglicher Zustand
Die Dachkonstruktion ist mit verschiedenen Binderausbildungen aufgeschlagen. Die Achse zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil ist, da von unten unterstützt, als stehender Stuhl mit geschlossener Fachwerkwand ausgebildet, und für die Binderachse unmittelbar vor der Westwand hat man sich ebenfalls mit einem stehenden Stuhl begnügt, da hier auf den tieferliegenden Rücksprung mit kurzen Stempeln gegründet werden konnte. Die übrigen Binderquerachsen sind als liegende Stühle frei über die Gebäudebreite gespannt. Auf ein durchgehendes Kehlgebälk in den Bereichen zwischen den Binderachsen wurde verzichtet. Am östlichen Ende der Dachkonstruktion enden die Pfetten knapp neben dem Stuhl, sicherlich weil sie sonst mit der noch bestehenden massiven Giebelwand des Ostbaus in Konflikt geraten wären. Die tieferliegende Mauerkrone des Westgiebels vom Vorgängerbau wurde um etwas über einen Meter bis zur bestehenden Dachfläche erhöht.
In der durchgehenden Dachfläche kann der Grund für den Niveausprung zwischen Ost- und Westbau auf Obergeschossebene gesucht werden. Während der Vorgängerbau noch deutlich niedriger lag und vom Ostbau um ca. 1,2 m überragt wurde, stand unter einer durchgehenden Dachfläche diese Höhe zusätzlich zur Verfügung. Hätte man das Obergeschossniveau vom Ostbau übernommen, hätten sich ein niedriges Erdgeschoss und ein sehr hohes Obergeschoss ergeben. Stattdessen wurde die zusätzliche Höhe auf beide Geschosse verteilt.
Dachraum, spätere Veränderungen
Zur Schaffung des größeren Raums im Obergeschoss, der durch Zusammenlegen der beiden Kammern entstanden war, wurde in den hier verlaufenden liegenden Stuhlbinder ein einfaches Hängewerk eingebaut, an welches der obergeschossige Unterzug mittels einer eisernen Schraube angehängt werden konnte.
Im Dachraum über dem Wohnteil wurden mit Bretterwänden Einzelräume abgetrennt, die im Zuge der laufenden Bauarbeiten wieder vollständig entfernt worden sind.
Anbau vor der Südseite
Vor die Südseite lag ein Anbau, der die Aborte aufnahm und dabei die südliche Nebentür des Westbaus überbaut hat. Nach einer Erweiterung in östlicher Richtung wurden hier später Bäder eingerichtet. Im Rahmen der anstehenden Umbauten wurde dieser Anbau abgebrochen. Er ist auf einem Bauplan aus dem Jahr 1859 in Grundrissen, Schnitt und Ansicht dargestellt, ist in dieser Dimension aber auch schon in Grundrissen des Jahres 1842 eingetragen (Aufsatzmanuskript).