Laubenganghaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Olgastraße |
Hausnummer: | 84 |
Postleitzahl: | 74072 |
Stadt-Teilort: | Heilbronn |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Heilbronn (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8121000005 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wasserkraftwerk "Hagenbucher", Kranenstraße 14/1 (74072 Heilbronn)
Eisenbahnüberführung Schillerstraße, Schillerstraße (74076 Heilbronn)
Bauphasen
Das Laubenganghaus Kornacherstraße 1 wurde 1930-31 von der Stadtgemeinde Heilbronn unter der Leitung von Ludwig Knortz als Pilotprojekt für insgesamt fünf Häuser dieses Typs errichtet. Die restlichen vier Einheiten wurden jedoch nie in dieser Form realisiert, der vorgesehene Straßenblock wurde später an den zwei Seiten benachbarten Langseiten (Olga- bzw. Franz-Renner-Str.) mit traditionellen Geschosswohnungen bebaut, die inzwischen aber wieder abgerissen wurden, um Parkplätze für das benachbarte Unternehmen zu schaffen. Oberste Priorität beim Bau des Laubenganghauses war es, die bisherigen Mindestkosten für Massivbauten zu unterbieten um Alternativen für Barackenbauten zu schaffen. Knortz nennt als Vorbild ausdrücklich die Laubenganghäuser der Brüder Frank in Hamburg-Dulsberg von 1929-31. Hier wird deutlich, wie aktuell die Vorbilder sind, denn die Planungen für das Heilbronner Projekt begannen schon 1930. Unter diesen Voraussetzungen ist es bemerkenswert, dass die Qualität der Planung keinesfalls schlechter ist als üblich. Im Gegenteil, Knortz scheint dieses Projekt als Chance gesehen zu haben, mit konsequent moderner Formensprache und neuen Entwurfskonzepten zu experimentieren. Seine anderen Bauten, meist Einfamilienhäuser und Villen, scheinen mehr historistisch beeinflusst gewesen zu sein, was sicherlich auch mit den Bauherrenwünschen zusammenhängt. Ausnahme ist die Heilbronner Bettfedernanstalt, die ebenfalls moderne Formensprache zeigt. Knortz bezieht sich in der Architektursprache eindeutig auf seine genannnten Vorbilder in Hamburg-Dulsberg. Dies wird sehr deutlich in der Gestaltung des Treppenhauses, aber auch die massiven Brüstungen, die Fenstergestaltung auf der Laubengangseite (besonders noch im Baugesuch) und die Sondereinheit an der Stirnseite scheinen Knortz beeinflusst zu haben. Ein bestimmter Typ der Grundrisse von Dulsberg dient ihm offensichtlich direkt als Grundlage. Allerdings scheinen die Räume und die Küche etwas schmaler zu sein, und damit die Wohnungen etwas kleiner. In Heilbronn wird dann die Küche durch eine zusätzliche Wand vom Flur getrennt, was hier aufgrund der Größe möglich ist, und die Vorratskammer als Schrank in den Flur verlegt. Knortz übernimmt sogar die Ausformung des Fensters als Bandfenster, das sich über zwei Räume erstreckt.
Daneben scheinen auch andere Bauten Einfluss ausgeübt zu haben. So erinnert die Ausformung der Eckrisalite an das Laubenganghaus von P. Heim und A. Kemper, erbaut im Rahmen der WUWA in Breslau vor 1929, hier allerdings ohne Überhöhungen wie in Heilbronn. Auch die Brüstungen und der Ladenanbau zeigen hier Ähnlichkeiten. Die Putzbänder auf der Südseite wurden in fast exakt der gleichen Art und Weise wie bei Wohnhäusern der Siedlung Merseburger Str. 226-240 in Halle19 ausgeführt. Obwohl die Laubenganghäuser in Karlsruhe-Dammerstock in einem Zeitungsartikel als Vergleich genannt werden, scheinen diese kein direktes Vorbild zu sein – weder Fassadengestaltung noch Grundrisse lassen Parallelen erkennen.
Trotz der zahlreichen Anlehnungen an vorhandene Bauten schafft es Knortz, die einzelnen Elemente in einer selten erreichten Klarheit neu zu kombinieren und damit einen sehr ausgewogen strukturierten Baukörper zu schaffen wo alle unterschiedlichen Nutzungen in der Fassade ablesbar sind. Die Verwendung von Abschlussgesimsen bei Risaliten und Treppenhaus, sowie die Gestaltung des Haupteingangs stellen die deutlichste Abweichung vom klassisch-modernen Formenkanon dar.
Das Thema „horizontal zwischen massiv“scheint für den Entwurf grundlegend gewesen zu sein, was auf der Nordseite durch die Laubengänge zu einem sehr strengen plastischen Baukörper führt, auf der Südseite aber lediglich durch die Putzbänder angedeutet werden kann. Diese Fassade wird durch die Bandfenster dominiert, die in diesem Gebäude sicherlich eine der wichtigsten Referenzen an die Moderne darstellen. Im Baugesuch waren an den Stirnseiten noch ähnliche Fenster zwischen südlichen Eckzimmer und Küche vorgesehen, worauf dann aber in der Ausführung verzichtet wurde.
Der Entwurf ist in der Aufteilung der Grundrisse sehr formal gehalten, was zum Beispiel beim Keller deutlich wird. Knortz ist hier offenbar eine so weit als möglich symmetrische und logisch-konsequente Anordnung der Kellerräume wichtig. Dies erschwert eine sinnvolle Nutzung, vor allem durch unnötig lange Wegstrecken. Gerade die Entfernung von Treppenhaus zu Bädern und Waschküchen, und von dort wiederum zu den Waschtrockenplätzen, erscheint der täglichen Nutzung nicht sehr zweckdienlich. Die Baugeschichte kann recht schnell zusammengefasst werden. Nach der Fertigstellung Ende 1931 und den letzten Nachbesserungen Anfang 1932 gab es schon vermutlich in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre den ersten und einzigen größeren Umbau. In diesem Rahmen wurden die Arkaden im Untergeschoss zugemauert, Luftschutzfenster und -türen eingebaut, sowie der Lichthof im Süden aufgefüllt . Sehr wahrscheinlich gehört die Nachrüstung mit Klappläden im Norden und Osten mit zu dieser Maßnahme. Vermutlich später, evtl. nach Kriegsbeschädigungen, wurden im großen Maßstab Fenster in der Südfassade repariert, die alten Beschläge wurden offensichtlich wiederverwendet, die neuen Holzteile waren von einfacherer Ausführung als die Vorgänger.
Danach gab es keine relevanten Umbaumaßnahmen, lediglich verschiedene Reparaturmaßnahmen, genannt seien hier beispielhaft die Stürze im Treppenhaus, die Elektroinstallation im Keller und der teilweise Neubau der Kellerdecke und Innenwände in Wohnung 3 nach einem Brand. Abgesehen davon wurde jede Wohnung individuell in unterschiedlichem Umfang renoviert, Umbauten beschränken sich auf ein Minimum und bestehen hauptsächlich aus der Entfernung der Spülbecken und dem Einbau von Duschen oder Badewannen. Einen nachträglichen Durchbruch gibt es zwischen den Wohnungen 29 und 30, sowie 2 und 3, wo dieser aber heute wieder vermauert ist.
(1931 - 1932)
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Dachform
- Flachdach
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Decken
- Balkendecke
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Fenster
- bemerkenswerte Treppen
- bemerkenswerte Türen
- besondere Bodenbeläge
- Mischbau
- Außenwand aus Stein
(1935 - 1940)
(1940 - 2007)
(2007 - 2008)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bestandsaufnahme sowie die bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Das Flachdach ist innenliegend, d.h. ohne Dachüberstand ausgeführt. Die Seitenrisalite nehmen den Laden und sieben Drei-Zimmer-Wohnungen auf, derMittelrisalit die acht kleinen Zwei-Zimmer-Wohnungen zu beiden Seiten des Treppenhauses.
Die 32 Standard-Zwei-Zimmer-Wohnungen sind in den Bauteilen dazwischen untergebracht. Auf der Nordseite wird der Mittelrisalit nur durch das Treppenhaus gebildet, für den Zugang zum Dach wird es ein Geschoss höher geführt. Die turmähnliche Erscheinung wird durch drei schlitzartigen Öffnungen im obersten Geschoss betont.
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- sonstige Kunststeine
- Decken
- Balkendecke
- Verwendete Materialien
- Beton
- Kunststein
- Putz
- Dachform
- Flachdach