Kloster Bebenhausen (ehem. Holz- und Chaisenremise)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 101161025317  /  Datum: 06.08.2013
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Im Weiler
Hausnummer: 26
Postleitzahl: 74523
Stadt-Teilort: Schwäbisch Hall

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Schwäbisch Hall (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8127076049
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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12345

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Eine vom Verfasser im Jahre 1989 durchgeführte dendrochronologische Untersuchung des Dachwerkes datiert dieses Gebäude in die Jahre 1429/30 (d).

Erste Umbauten betreffen wohl das Dachwerk, welches mit seinem hohen Spitzboden offenbar bald überlastet war. In diesem Sinne ist wohl der Einbau einer Firstpfette und deren Unterstützung durch einen nicht mehr vorhandenen Dachfirstständer zu bewerten. Relativ früh erfolgte der Ersatz des Firstständers durch zwei hohe Streben. Neben der Unterstützung der Firstpfette trugen sie auch zur Stabilisierung des Dachwerkes in Firstrichtung bei.

Im erhaltenen Bestand lassen sich die älteren Hölzer durch ihre Rauchschwärzung leicht von den folgenden Einbauten des 18. bis 20. Jahrhunderts unterscheiden. Die Rauchschwärzung steht offenbar im Zusammenhang mit einer im Erdstock zu vermutenden Stube. Die vorhandene Stube ist im angetroffenen Zustand wohl in das 16. Jahrhundert zu datieren, beziehungsweise wurde erst zu diesem Zeitpunkt, oder auch noch später, hier eingebaut. Hinsichtlich ihrer Funktion handelte es sich wohl um eine Art Verwaltungsraum zur Abwicklung von Verkaufs- und Einlagerungsgeschäften.

Die umfassendsten Umbauten erfolgten im Verlaufe des 18. Jahrhunderts, als der stark in Mitleidenschaft gezogene Lagerbau zum Wohnhaus umgebaut wurde, und mit dem benachbarten Haus Nr. 26/1 eine besitzrechtliche Einheit bildete. Im Rahmen der nicht näher zu differenzierenden Umbauten und Umnutzungen ist dann auch die Unterteilung der hohen Halle, der Einbau einer Wohnung im 2. Oberstock und die Erweiterung des Gebäudes über die Stadtmauer zu sehen.

Nachfolgende Veränderungen beziehen sich auf den Einbau einer Wohnung im Dach sowie diversen Modernisierungen.

Nach den freigelegten Befunden muss das Untersuchungsergebnis des Jahres 2013 entscheidend revidiert werden. Bei dem Gebäude Im Weiler 26 handelte es sich um keine Scheune, sondern um ein Wohnhaus, auch mit Lagerfunktion.


1. Bauphase:
(1429 - 1430)
Die Erbauung des Gebäudes Im Weiler 26 ist in die Jahre um 1430 (d) datiert.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

2. Bauphase:
(1500 - 1599)
Die vorhandene Stube ist im angetroffenen Zustand wohl in das 16. Jahrhundert zu datieren, beziehungsweise wurde erst zu diesem Zeitpunkt, oder auch noch später, hier eingebaut.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1700 - 1799)
Die umfassendsten Umbauten erfolgten im Verlaufe des 18. Jahrhunderts, als der stark in Mitleidenschaft gezogene Lagerbau zum Wohnhaus umgebaut wurde, und mit dem benachbarten Haus Nr. 26/1 eine besitzrechtliche Einheit bildete. Im Rahmen der nicht näher zu differenzierenden Umbauten und Umnutzungen ist dann auch die Unterteilung der hohen Halle, der Einbau einer Wohnung im 2. Oberstock und die Erweiterung des Gebäudes über die Stadtmauer zu sehen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Außenansicht / Wohnhaus in 74523 Schwäbisch Hall (29.04.2013 - Burghard Lohrum)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Im Osten grenzt das Gebäude Nr. 24 an. Hierbei handelt es sich um einen ehemals giebelständig zur Gasse ausgerichteten Fachwerkbau, dessen Dach im 19. Jahrhundert straßenseitig zum traufständigen Dach umgebaut wurde. Um 1336/37 (d) erbaut, stand der ehemalige Rückgiebel des Kernbaus zu dieser Zeit mit deutlichem Abstand vor der Wehrmauer.

Im Westen steht das Gebäude 26/1. Dessen älteste erkannte Bausubstanz datiert in die Jahre 1464/65 (d) und bezieht sich auf das Gebälk über dem Erdstock. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude umfassend umgebaut und erhielt dabei unter anderem ein neues Dach.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Befestigungs- und Verteidigungsanlagen
    • Stadtmauer
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Lagergebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Der untersuchte Bau besitzt im Unterbau drei Nutzungsebenen. Darüber entwickelt sich eine mehrfach veränderte Dachsituation, wobei das mittelalterliche Kerndach traufseitig zu der im Süden verlaufenden Gasse ausgerichtet ist. Gleiches galt auch für die nördliche Rücktraufe, welche zur Erbauungszeit parallel und mit deutlicher Distanz zur älteren Wehrmauer ausgerichtet war.
Mit einem späteren, am Kerndach ansetzenden Querdach dehnt sich das Gebäude über die Stadtmauer aus, wobei im Verbund mit seitlichen Dachanhebungen des Querdaches das ehemals traufständige Dach zu einem hoch auf der Wehrmauer sitzenden Steilgiebel mit asymmetrischem Profil umorientiert wurde.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
Konstruktion/Material:
Zum ältesten erhaltenen Baubestand zählt zweifellos die Wehrmauer. Mit einer Stärke von etwa 110cm erhebt sie sich über eine Höhe von etwa 4m. Eine Schlitzöffnung auf Erdstockhöhe, sowie das Laufniveau des ehemaligen Wehrganges, welches knapp unterhalb der die Mauer abschließenden Aufmauerung liegt, sind zweifelsfrei als bauzeitliche Baubefunde anzusprechen. Weitere Schlitzöffnungen können im Bereich der späteren Mauerdurchbrüche, beziehungsweise Aufweitungen vermutet werden.

Der besagte Wehrgang lässt sich auch durch den Restbestand des Nachbarhauses Im Weiler 26/1 ablesen. So hat sich vom Nachbarhaus, zusätzlich zum Gebälk über dem Erdstock, im Zuge der gemeinsamen Hausgrenze der Restbestand des mittelalterlichen Hausgerüstes erhalten. Bei diesem Restbestand handelt es sich um das südliche Ende einer in Süd-Nord-Richtung verlaufenden Fachwerkwand. Hinsichtlich der Vertikalstruktur bezieht sich der erhaltene Ständer und die in den Ständer zapfende Schwelle auf den ehemaligen Wehrgang, wobei dessen Profil offen blieb. Die Bundseite der Fachwerkwand ist nach Westen ausgerichtet. In der Kombination mit dem Deckengebälk über dem Erdstock belegt der Befund die Aussage, dass es sich bei den Gebäuden Im Weiler 26 und 26/1 um ehemals zwei eigenständige Gebäude handelte, von denen das Nachbargebäude als der jüngere, die Wehrmauer überbauende Bau anzusprechen ist. Eine Aussage, die letztlich auch durch die Befunde am untersuchten Gebäude bestätigt wird.

Die Erbauung des Gebäudes Im Weiler 26 ist in die Jahre um 1430 (d) datiert. Erbaut mit deutlichem Abstand zur Wehrmauer, wurde zu diesem Zeitpunkt kein Wohnhaus, sondern eine Scheune errichtet. Mit einem hohen, die heutigen beiden Nutzungsebenen einnehmenden Erdstock ausgestattet, entwickelte sich darüber eine niedrige, selbständig abgezimmerte Lagerebene. Über ihr wurde als Abschluss ein zweigeschossiges Satteldach aufgeschlagen.
Vom hohen, wohl eine Einfahrt aufnehmenden Erdstock hat sich im Westen der Restbestand einer massiven, eventuell älteren Wandscheibe erhalten. Anders verhält es sich im Westen. Hier besteht die Giebelwand aus Fachwerk. Inwieweit hier noch bauzeitliche Bauteile erhalten sind, ist unbekannt. Sicher ist die Aussage, dass das alte Innengerüst des hohen Erdstockes vollständig abgängig ist, sich jedoch über das erhaltene Gebälk nahezu vollständig nachvollziehen lässt. Danach können über die aufgenommenen Blattsassen drei Querbünde mit relativ geringen Abständen nachgewiesen werden. Sie untergliederten den hohen Erdstock jedoch nur konstruktiv. Fehlende Befunde für ehemalige Wandverschlüsse lassen eine offene, von hohen Säulen untergliederte Halle vermuten. Die Ausführung von einer oder von zwei großen Einzelsäulen (Haller Bock) lässt sich aus der Lage und Beschaffenheit der die Deckenbalken tragenden Längshölzer, vornehmlich der inneren Längshölzer, ableiten. Zum Altbestand gehört das vor der Stadtmauer verlaufende Rähmholz der ehemaligen Rückwand. Mit den daran aufgenommenen Befunden kann sowohl die Ausführung, wie auch die Lage der Querbünde schlüssig bestätigt werden. Noch ein weiteres Längsholz gehört zum bauzeitlichen Bestand. Es liegt knapp 3m südlich des Traufrähmes und zeigt auffälligerweise keine zimmerungstechnischen Merkmale für winkelsichernde Aussteifungen oder eine Ständereinzapfung. Ähnlich verhielt es sich wohl mit einem weiteren Längsholz. Es lag weitere 3m südlich und lässt sich nur noch über die Kammvertiefungen am Gebälk belegen. Der Nachweis gelingt jedoch nur lückenhaft, da infolge der starken Gebälkdurchbiegung viele Balkenunterseiten durch spätere Abteilungen gestört sind. Das letzte nachweisbare, über dem hohen Erdstock verlaufende Längsholz verlief parallel zur heutigen Straßenwand und definiert neben dem ursprünglichen Verlauf der Gassenwand auch die alte Auskragung des Oberstocks.

Dass es sich bei dem untersuchten Gebäude ursprünglich um einen Lagerbau handelte, dafür spricht neben dem fehlenden Keller auch die enge Aufreihung der Querbünde. Ein weiteres Indiz ist die Deckengestaltung über der ehemaligen Halle. Sie besteht insgesamt aus einer aufgelegten Dielung. Isolierende Aufbauten, wie sie als Unterkonstruktion für eine Stube üblich sind, wurden offenbar nicht ausgeführt. Auch im heutigen 2. Oberstock, dem alten 1. Oberstock liegen keine Befunde für eine ursprüngliche Wohnnutzung vor. Alle auf dieser Ebene angetroffenen Einbauten sind verhältnismäßig jung und lassen für den bauzeitlichen Zustand eine weitgehend offene Lagerfläche vermuten.

Nahezu vollständig ist das Dachwerk erhalten. Abgezimmert wurden neun, jeweils durch einen angeblatteten Kehlbalken verstärkte Sparrenpaare. Zur Unterstützung der Sparren lässt sich im 1. Dachgeschoss ein mittig angeordneter Querbund in stehender Ausführung nachweisen. In der Kombination mit zwei Längsbünden, von denen der südwestliche Giebelständer vom Dachraum des Hauses Nr. 24 einsichtig ist, handelt es sich um einen zweifach stehenden Stuhl. Der Spitzboden blieb anfänglich offen und erhielt zur Bauzeit kein zusätzliches Traggerüst.

Ergänzungsdokumentation 2014:

Freilegungen von Wänden und Decken im 2. Oberstock boten die Möglichkeit, die im Mai 2013 durchgeführte Dokumentation zu ergänzen.


Die Befunde (Grundriss 2. Oberstock, Ergänzung Mai 2014)

Im Zuge der südlichen Innenlängswand haben sich drei bauzeitliche Bundständer aus den Jahren 1429/40 (d) erhalten. Beginnend im Westen handelt es sich um einen Eichenständer mit leeren Bohlennuten. Der Ständer ist mit einem vorhandenen Kopfband ausgesteift. Im weiteren Verlauf nach Osten steht ein weiterer Eichenständer. Auch er besitzt leere Bohlennuten und ist, beziehungsweise war kopfzonig zweifach ausgesteift. Der dritte Ständer steht innerhalb des Ostgiebels und war bezüglich seiner Aussteifung nicht näher einsehbar.
Bei dem freigelegten Deckengebälk über dem Raum im Südwesten handelt es sich um das Dachgebälk. Ursprünglich war ihm nur eine Dielung aufgelegt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden grobe Nuten für einen Blindboden ausgebeilt. Dieser Umbauphase ist wohl der Einbau des Unterzuges zuzuordnen. Im Norden lagert er auf einem kurzen Ständer, der nachträglich in die Fachwerkwand des 16. Jahrhunderts eingebaut wurde.

Nach den aufgenommenen Befunden handelte es sich bei dem südwestlichen Raum um die bauzeitliche Bohlenstube, deren östliche Begrenzung aufgegeben und durch eine neue Wand des 19. Jahrhunderts leicht nach Westen verschoben wurde. Der ursprünglich verbohlte Wandaufbau, wie auch die zu vermutende Bretter-Balken-Decke ist nicht mehr erhalten.

Östlich der Stube befand sich eine Kammer. Von dieser Kammer hat sich die bauzeitliche Bretter-Ständer-Wand mit zugehöriger Türöffnung erhalten.

Ebenfalls bauzeitlich ist die im späteren Badbereich angetroffene Küchensituation. Als Abdruck ist an der Massivwand das Profil eines alten Rauchfanges erkennbar.
Dazu gehört auch das Auflagerloch für den Auflagerbalken des Schlotes, dessen Gegenauflager eine mit dem Gebälk verblattete Aufhängung bildete. Die Ursprünglichkeit des Rauchabzuges wird durch die verrutschte und verzapfte Auswechslung im Deckengebälk erkennbar.

Zusammenfassung: Nach den freigelegten Befunden muss das Untersuchungsergebnis des Jahres 2013 entscheidend revidiert werden. Bei dem Gebäude Im Weiler 26 handelte es sich um keine Scheune, sondern um ein Wohnhaus, auch mit Lagerfunktion.

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