"Alte Kirche"
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Hintere Gasse |
Hausnummer: | 8 |
Postleitzahl: | 75031 |
Stadt-Teilort: | Eppingen - Richen |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Heilbronn (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8125026015 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Aufgrund der guten Archivlage und der beiden Inschriftensteine in der Nordfassade des Gebäudes kann die Baugeschichte in zwei Hauptbauphasen sicher eingeteilt werden. Sicher belegt sind 1726 als Baujahr der Kirche und 1883 als Jahr der Umnutzung zur Scheune.
Ob zwischen diesen Jahreszahlen Veränderungen am Bau erfolgten, kann weder archivalisch noch durch Befunde am Bau ermittelt werden. Die Befunde am Bau wären auch durch den Scheunenumbau weitgehend vernichtet worden.
Der Baukörper selbst wurde durch den Nutzungswechsel wohl nicht verändert. Die Außenmauern sind in den Maßen unverändert aus der Kirchenzeit erhalten geblieben. Vermutlich war auch das Dach aus der Kirchenzeit nicht anders geformt. Durch den senkrechten Giebel der Nordseite und die drei Seiten des Chores war kaum eine andere Dachform möglich. Auch die Tür- und Fensteröffnungen sind bis auf die Nordfassade aus der Bauzeit 1726 erhalten.
Das Innere der Kirche wurde durch die Umbauten für die Scheunennutzung komplett verändert. Von der Kirchennutzung sind vier Konsolen für die Empore und vier in Zweitverwendung eingebaute Emporenständer aus Holz erhalten. Alles andere wurde neu errichtet.
Auch das Dach wurde 1883 komplett neu aufgerichtet. Dabei wurden mit Sicherheit Hölzer des Kirchenbaus in Zweitverwendung in die neue Konstruktion eingebaut. Die andere große Veränderung dokumentiert der Einbau des Scheunentors. Um eine für Fuhrwerke geeignete Einfahrtsbreite zu erhalten, musste die Nordfassade großzügig umgebaut werden. Aus der Bauzeit 1726 blieben nur die Gebäudeecken und das angrenzende Mauerwerk erhalten. Alles andere wurde vermutlich unter Verwendung von abgebrochenem Baumaterial neu aufgemauert.
Immerhin wurde der Inschriftenstein, der die Erbauung der Kirche nennt, wieder eingebaut.
Das Dach der Kirche war vermutlich eine ohne Stützen im Kirchenraum auskommende Konstruktion. Sie hätte für den Umbau zur Scheune nicht erneuert werden müssen. Ein Grund für die Erneuerung des Daches war wahrscheinlich der schlechte Bauzustand desselben. Der Verkauf der Scheune im Jahre 1848 erfolgte bereits einige Zeit vor dem Umbau von 1883. In diesen 35 Jahren hätte ein Dach durch mangelnden Bauunterhalt großen Schaden erleiden und irreparabel geschädigt werden können.
Die letzten Veränderungen datieren auf das späte 20. Jahrhundert, bei denen das Dach neu eingedeckt wurde und Stützmaßnahmen das erneut baufällige Gebäude sichern sollten.
(1726)
- Siedlung
- Dorf
- Sakralbauten
- Kirche, allgemein
(1883)
- Siedlung
- Dorf
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Sakralbauten
- Kirche, allgemein
Zonierung:
Der Einbau anlässlich der Umnutzung der Kirche zur Scheune hat eine dreischiffige Innengliederung in Längsrichtung und eine vierschiffige in Querrichtung geschaffen. Die Mittellängszone ist als Tenne angelegt, von der die einzelnen Heuböden beschickt wurden. Die quadratischen Öffnungen waren dafür vorgesehen. Zur besseren Zufahrt in das Gebäude wurde in der nördlichen Fassade eine breite Öffnung hergestellt.
Die Belichtung des Innenraums erfolgt durch je drei ca. 3,30m hohen Fenstern in den Längsseiten und in den beiden schrägen Seiten des Chors. In der Ostseite ist das südliche der drei Fenster nur ca. 2.80 m hoch, da darunter eine Türöffnung ist. In der südlichen Chorwand gibt es ein kleines
Fenster, das bauzeitlich ist.
Die erhaltenen Fensterlaibungen im Inneren und die Zäsur im Äußeren belegen, dass es zur Erbauungszeit der Kirche zwei Fenster in der Nordfassade gab. Über die Größe der Fenster können keine Aussagen gemacht werden. Vom Haupteingang der Kirche, der sich wohl mit Sicherheit in der Nordfassade befand, ist durch den Umbau von 1883 nichts mehr erhalten geblieben.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Werkstein
- Dachform
- Satteldach mit einseitigem Vollwalm
Die Innenkonstruktion besteht ausschließlich aus Weichholz und verwendet Verzapfungen als Holzverbindung. In den Schnittpunkten der Quer- und Längsachsen stehen Ständer, welche die Tragbalken in Längs- und Querrichtung unterstützen. Die Ständer sind mit hohen Streben in Querrichtung ausgesteift. Die Ständer im Choransatz sind nicht mit Streben versehen. In
Längsrichtung steifen kurze Streben über dem Fußboden und Kopfbänder unter der Deckenbalkenlage zum Dach die Konstruktion aus.
Das Dach ist als Sparrendach aufgeschlagen und hat in den Schnittpunkten der Bundebenen Ständer mit Kopfbändern, die mit den Pfetten den Längsverband bilden.
Im Chor sind zwei Fußstreben eingesetzt, die von den Deckenbalken zu den Gratsparren verlaufen und diese unterstützen.
Die Fassaden stehen heute weitgehend ohne Putz bzw. mit Resten von Kalkputz da. Durch Verwitterung und fehlendem Bauunterhalt ist der bauzeitliche Putz fast vollständig abgängig. Das die Fassaden zur Bauzeit 1726 verputzt waren, ist wahrscheinlich. Zum einen sind die Wandflächen und hier vor allem die Eckausbildungen nicht als sichtbare Steinflächen angelegt. Dazu sind sie nicht sauber genug bearbeitet. Lediglich die Tür- und Fenstereinfassungen sind sauber scharriert und daher zur Bauzeit wohl ansichtig gewesen.
Zum anderen wurden zahlreiche und vor allem öffentliche Gebäude aus der Zeit um 1726 dem Zeitgeschmack entsprechend als Putzbauten erstellt.
Im Inneren ist ein zweilagiger Kalkputz mit mehreren Kalktünchen erhalten. Er dürfte aus der Erbauungszeit der Kirche stammen, da an der Nordwand die Ausmauerungen von 1883 gegen verputztes Mauerwerk stoßen.
Dem Verfasser sind keine gestalteten, farbigen oder stuckierten Oberflächen aufgefallen. Ob solche vorhanden sind, kann eventuell durch eine restauratorische Untersuchung überprüft werden.
Das Dach ist mit neueren Tonfalzziegeln eingedeckt.
Die Fensteröffnungen haben keine Fensterfüllungen, Scheiben oder Eisengitter. Sie sind heute mit Holzplatten verschlossen.
Die Tür in der Südfassade und das Scheunentor in der Nordfassade können mit Sicherheit von 1883 stammen. Vor allem das Scheunentor mit der Torangel aus Holzbohlen und der Klobenausbildung mit Eisendorn und Werkstein als Halterung sprechen für eine Entstehung im Jahre 1883.