Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus und Scheune

ID: 101780283819  /  Datum: 15.01.2020
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hauptstraße
Hausnummer: 114
Postleitzahl: 88512
Stadt-Teilort: Mengen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Sigmaringen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8437076013
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Im Wohngebäude Hauptstraße 114 haben sich umfangreiche Reste einer frühneuzeitlichen Haus- und Dachkonstruktion erhalten, die dendrochronologisch im Dachwerk in die Zeit zwischen 1660 und 1676 datiert werden konnten.

In der Scheune hat sich in Obergeschoss und Dachwerk eine Fachwerkscheune aus der Zeit um 1736 relativ vollständig und ungestört erhalten. Lediglich der Erdgeschossbereich ist späteren Veränderungen fast vollständig zum Opfer gefallen. Die Scheune stellt damit ein anschauliches und in ihrem hohen Erhaltungsgrad seltenes Beispiel für ein innerstädtisches Nebengebäude der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts dar.


1. Bauphase:
(1660 - 1676)
Errichtung des Wohnhauses (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1736)
Errichtung der Scheune (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung Wohnhaus
  • Bauhistorische Kurzuntersuchung Scheune

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Kleines, zweigeschossiges Wohnhaus mit leicht ausgekragendem Obergeschoss, gegen Süden verputzt, nach Westen das Fachwerk frei liegend, im Norden und Osten von der Nachbarbebauung weitgehend verdeckt. Zuoberst zweigeschossiges Satteldach.

Kleine, zweigeschossige Fachwerkscheune über gedrungenen rechteckigem Grundriss. Das ursprünglich in Fachwerk ausgeführte Erdgeschoss weitgehend modern erneuert, im Norden mit leicht in das Obergeschoss emporreichender Tenne. Das Obergeschoss bis auf die modern erneuerte Rückwand (Ostseite) in Stockwerkweise abgezimmertem, frühneuzeitlichen Fachwerk ohne weitergehende Innengliederung. Darüber ein Satteldach mit zweigeschossigen Dachwerk, Außenfronten unverputzt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Anmerkung zur Baugeschichte Wohnhaus
Erdgeschoss
Vom Erdgeschoss liegt nur die westliche Giebelseite frei. Hier treffen wir als ältesten Bestand ein frühneuzeitliches, Stockwerkweise abgezimmert, kräftiges Eichenholzfachwerk an, dass einen zweischiffigen Aufbau des Hausgerüst belegt. Neben umfangreichen Resten des einstigen Kopfriegels und einzelnen Brustriegeln sind noch Fragmente von wandhohen Streben erhalten geblieben. Der Schwellenbereich ist hingegen jüngeren Veränderungen zum Opfer gefallen.

Obergeschoss
Das Obergeschoss krakt zumindest an Nord-und Westseite über das Erdgeschoss vor und zeigt ein Stockwerksweise abgezimmertes, frühzeitliches Eichenholzfachwerk. Kräftige Bundständer legen ein zweischiffig und zweizonig Fachwerkgerüst fest. Die Ausschweifung der Außenwände besorgen Wand hohe Streben, die Wandbildung jeweils eine zweifache Verriegelung, zwischen der die ursprünglichen Fensteröffnungen eingespannt waren.
Das Deckensgebäck zwischen Erd-und Obergeschoss zeigt gegen Westen hin ein Stichgebälk, dessen 6 südliche Balken jeweils seitliche Newton für einen einstigen Fehlboden besitzen. Dies weist auf einen einst in der Südwestecke des Obergeschosses gelegenen Stubenbereichen.
Die zur Gänze freiliegende Westseite hat sich noch alle ihre Bundständer bewahrt, zudem die Verriegelung und die unregelmäßig verteilte Ausschweifung. Im südlichen Schiff (südlich des Mittelständlers) treffen wir ganz im Süden zunächst auf ein Wandfeld mit hochgesetztem Sturzriegel, dass ursprünglich ein Fensterband für die Stubenbelichtung aufgenommen haben könnte. Nördlich folgt ein regulär verriegelte, geschlossenes Wandfeld, auf das ein schmäleres Wandfeld folgt, in dem über Falz an Ständern und Riegeln ein einstiges kleines Fensterchen ablesbar ist. Unmittelbar nördlich folgt dann wieder ein Wandfeld mit hoch gelegtem Sturzriegel-entweder für ein größeres Fenster oder (eher) für eine türartige Außenöffnung. Im Wandfeld der nördlichen Zone ist der Mittelbereich durch die jüngere Fensterung gestört, doch sind seitlich davon noch Verriegelung und Ausschweifung des ursprünglichen Wandaufbauees erhalten geblieben. Vermutlich war mittig einst ein Zwischenständer angeordnet.
Die nördliche Außenseite des Obergeschosses ist von der benachbarten Scheune aus frei einsehbar. Sie zeigt kräftige eichene Bundständer (2 Eckständer und einen Mittelständler), eine zweifache Verriegelung, Wand hohe Streben und großflächige Lehmflechtwerkausfachungen. Unmittelbar westlich des Mittelständler ist ein kleines, zwischen den Riegeln ein gespanntes Fenster angeordnet. Der dieses begrenzende Stil und die Riegel zeigen hier außenliegende Falte, während am Bundständer selber der Falz durch eine Bretter Laibung erzeugt wird und das Fenster somit wahrscheinlich auf nachträgliche Veränderungen zurückgeht.

Dachwerk
Über dem Haus Unterbau hat sich ein zweigeschossiges frühenneuzeitliches Dachwerks erhalten. Es handelt sich um ein überwiegend aus Nadelholz abgezimmert das Sparrendach mit stehenden Stuhl im 1. Dachgeschoss und beidseitigen Dreiecksgiebeln. Die Sparren sind in die Dachbalken eingezahlt und am Firstpunkt miteinander verzapft. Unterstützt werden sie im 1. Dachgeschoss durch einen doppelten stehenden Stuhl, dessen Zwischenpfetten auf Stuhlständern in den Giebelscheiben ruht. Ein Mittel-oder Zwischenständer unter der Zwischenpfette scheint ursprünglich nicht vorhanden gewesen zu sein. Die Ausschweifung des Stuhles erfolgte durch von den Stuhlständer aufsteigende Kopfstreben mit verblattetem Kopfpunkt. Interessanterweise scheint ein Kehlgebäck nur im Bereich des 3. inneren Gebinde von Osten ausgebildet gewesen zu sein, alle anderen Gebinde (zumindest soweit momentan einsehbar) scheinen zunächst auf ein Kehlgebäck verzichtet zu haben. Dieses wurde erst nachträglich eingelegt, wobei die Balken nicht über die gesamte Länge hinweg reichen, sondern über einer demzufolge möglicherweise ebenfalls nachträglichen Mittelwand stumpf gestoßen sind. Diese zeigt eine einfache Verriegelung und Flechtwerkausfachungen.
Die westliche Giebelscheibe zeigt im 1. Dachgeschoss ein Eichenholz Fachwerk der Erbauungszeit mit kräftigen Bundständer, zweifacher, mit den Sparren verblatteter Verriegelung und Wand-bzw. 2/3 hohen Streben und Flechtwerkausfachung. Das 2. Dachgeschoss ist hingegen durch ein dreifaches Rautenkreuz geschlossen.
An der östlichen Giebelscheibe ist die Bundseite nicht nach außen, sondern nach innen-nach Westen-gewand. Anscheinend nimmt diese Orientierung auf das zum Erbauungszeitpunkt des Dachwerkes schon vorhandene Nachbargebäudehofstraße 1 Bezug. Im 1. Dachgeschoss entspricht der Wandaufbau jenem des westlichen Giebels. Im 2. Dachgeschoss hingegen hat die ursprüngliche Wandbildung (zweifache Verriegelung mit Flechtwerkausfachung) einer jüngeren Backsteinausfachung mit entgegengesetzten Stützbrettern-aber unter Beibehaltung der alten Riegel-weichen müssen.

Anmerkungen zur Baugeschichte Scheune
Erdgeschoss
Da die Auskragung des Fachwerkobergeschosses in den Bundachsen von Knaggen gestützt war (über Zapfenlöcher an der Unterseite der Binder Deckenbalken ablesbar), kann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass das Erdgeschoss ursprünglich in Fachwerk ausgeführt war. Von dieser Fachwerkkonstruktion haben sich im heutigen Bestand jedoch keine Reste mehr erhalten.

Obergeschoss
Das Obergeschoss zeigt ein früh neuzeitliches Fachwerk, dass gegen Westen und Norden (freiliegende Außenwände) in Eichenholz, gegen Süden (anschließend das Wohngebäude Hauptstraße 114) jedoch in Nadelholz abgezimmert ist. Das Gerüst ist zweischiffig und zweizonig gegliedert und kragt auf einer querlaufenden Deckenbalkenlage im Westen ca. 40 cm über das Erdgeschoss vor. In der nördlichen Zone ist das Deckengebälk zwischen Erd-und Obergeschoss einer später eingebauten Tenne zum Opfer gefallen.
Die westliche Außenwand zeigt kräftige Bundständer. Das südliche Wandfeld besitzt eine zweifache Verriegelung, mittig ein kleines Fensterchen, seitlich angeordnete Streben und Flechtwerkausfachung. Der ursprüngliche Zustand hat sich hier ungestört erhalten. Das nördliche Wandfeld wurde durch den Einbau des darunter gelegenen Tennentores erheblich verändert. Ursprünglich besaß es ebenfalls eine zweifache Verriegelung und seitlich angeordnete Streben (über Zapfenlöcher an Bundständer und Rähme ablesbar). Bei der Anlage des Tennentores wurde stattdessen ein ein Riegelsweg Wandaufbau mit Flechtwerkausfachung, etwas später auch eine an den Mittelständler herangerückte Ladeluke eingefügt.
Die nördliche Außenwand ist wieder im ursprünglichen Zustand erhalten, mit zweifacher Verriegelung, an den Mittelständler herangerücktem Doppelfensterchen, v-förmig angeordneten wandhohen Streben und Flechtwerkausfachung.
Die bauzeitliche Fachwerkkonstruktion der östlichen Außenwand ist bis auf ein kurzes Stück des Rähms vollständig abgängig. In der südlichen Außenflucht des Obergeschosses war hingegen nie eine Bandscheibe ausgebildet. Hier standen lediglich die Bundständer, Schwelle, Rähme und Ausschweifung des Traggerüstes, während die Wandbildung durch die nördliche Außenwand des demzufolge älteren Wohngebäudes Hauptstraße 113 erfolgte.
Das Deckengebälk über dem Obergeschoss (zugleich Dachgebälk) ist nur im Mittel Querbund über die gesamte Breite durchgeführt. Der betreffende Binder Dachbalken wird zudem durch einen Unterzug in der Achse des Mittel Längsbundes gestützt, der an seiner Unterseite in der Raummitte das Zapfenloch für einen einstigen, heute abgängigen Bundständer aufweist. Ansonsten sind die Dachbalken in geringem Abstand von den Traufwänden durch Balkenwechsel abgefangen, sodass sich der Raum des Obergeschosses frei in den Dachraum hinein öffnet.
Die Ausschreibung des Inneren des Obergeschosses erfolgt bzw. erfolgte teils durch Kopfstreben (Mittel Querbund), teils durch Kopfstreben mit verblattetem Kopfpunkt.
Insgesamt hat sich im Obergeschoss der bauzeitlichen Zustand der Scheune in hohem Maße erhalten.

Dachwerk
Über dem Obergeschoss erhebt sich ein zweigeschossiges früh neuzeitliches Dachwerk. Abgesehen von der gegen Norden gewandten Giebelscheibe ist es zur Gänze in Nadelholz abgezimmert. Es zeigt einen doppelten stehenden Stuhl im 1. Dachgeschoss, verzichtet außer im Mittel Querbund auf Kehlbalken und wird in den Stuhlachsen durch Kopfstreben mit verblattetem Kopfpunkt ausgesteift. Während gegen Süden hin keine eigene Wandscheiben vorhanden ist (anschließend das Wohngebäude Hauptstraße 114), ist am nördlichen Giebel eine vollständige Wandscheiben mit zweifacher Verriegelung, 2/3-und Wwandhohen Streben und Flechtwerkausfachung ausgebildet. Die Zählung der Abbundzeichen geht von der Südostecke aus. Hinweise auf ursprüngliche feste Einbauten oder zugehörige Dachaufbauten liegen nicht vor. Insgesamt hat sich im Dachwerk der bauzeitliche Bestand praktisch unverändert erhalten.

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