Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Sog. Presthaus

ID: 102847851315  /  Datum: 29.04.2019
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Am Weiher
Hausnummer: 8
Postleitzahl: 88709
Stadt-Teilort: Meersburg

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Bodenseekreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8435036004
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Von einem ältesten, vor den vorhandenen Kernbau zu datierenden Vorgängerbau sind nur noch die massiven Mauerstrukturen des Kellers erhalten.
Integriert in den Neubau von 1672 (d), erhielt er auf ein auf Vormauerungen sitzendes Backsteingewölbe. Die heutige Kellertreppe ist modern. Die dadurch ersetzte Treppe besaß einen entgegengesetzten Treppenlauf.

Inwieweit ein zweiter, im angetroffenen Zustand nicht aufzunehmender Keller (Grundriss 1914) einer gleichfalls älteren Schicht oder einer mit dem Überbau identischen Zeitstellung zuzuordnen ist, muss an dieser Stelle offen bleiben.
Im 20. Jahrhundert wurde der Pultdachanbau über die gesamte Gebäudelänge der Ostseite angefügt.


1. Bauphase:
(1672)
Kernbau aus den Jahren um 1672 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf

2. Bauphase:
(1900 - 1999)
Pultdachanbau
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Pultdach

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Straßenansicht / Sog. Presthaus in 88709 Meersburg (Burghard Lohrum)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Dokumentation

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das sog. Bresthaus befindet sich im Norden von Meersburg. Es ist giebelständig zur Straße "Am Weiher" ausgerichtet und steht gegenüber des Siechenweihers.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
keine Angaben
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem untersuchten, in der lokalen Überlieferung als "Presthaus" bezeichneten Bau handelt es sich im angetroffenen Zustand um ein in Nord-Süd-Richtung ausgerichtetes Büro- bzw. Lagergebäude.
Auf dem massiven Erdgeschoss ist ein einstöckiger Fachwerkbau mit zweigeschossigem, an der Nordseite abgewalmten Satteldach abgezimmert. Die heutige Erschließung erfolgt am Nordgiebel. Hier besitzt das Dachwerk einen in den Vollwalm integrierten Ladegiebel.
An der Ostseite ist über die gesamte Gebäudelänge ein flacher Pultdachbau des 20. Jahrhunderts angebaut. Ausgestattet mit einer traufwandparallelen Rampe am Altbau, ist er von Norden anfahrbar und ermöglicht über die Rampe die Bewirtschaftung des als Getränkelager genutzten Erdgeschosses.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bruchstein/Wacken
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
  • Verwendete Materialien
    • Backstein
  • Dachform
    • Satteldach mit einseitigem Vollwalm
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
Konstruktion/Material:
Das Dachwerk

Bei dem über dem Fachwerkstock in Nadelholz abgezimmerten Dachwerk handelt es sich um ein quer eingebundenes, in die Dachbalken zapfendes, durch eine eingezapfte Kehlbalkenlage stabilisiertes Sparrendach. Die Kehlbalken unterteilen den Dachraum in zwei Dachgeschosse.
Im 1. Dachgeschoss werden die Kehlbalken durch zwei, unter den Kehlbalkenenden angeordneten Längsrähme unterstützt. Diese sind Bestandteil von abgesprengten Querbünden, die in 5 inneren Tragachsen zusammen mit den geneigten, unter den Dachschrägen ausgeführten Längsbünden liegende Stuhlgerüste ausbilden. Deren Queraussteifung erfolgt durch verzapfte Kopfstreben, während in Längsrichtung Geschoss hohe, die Riegel überquerende Streben verbaut sind.
Im 2. Dachgeschoss werden die Sparrenköpfe durch einen Firstunterzug stabilisiert. Diagonal angeordnet, zapfen in ihn von den Kehlbalken aufsteigende sparrenparallele Streben, welche im Verbund untereinander abgestrebte Querbünde ausbilden.
Die Querbünde beider Dachebenen sind in vertikal aufeinander abgestimmten Querachsen angeordnet.
Die Einheitlichkeit der Querbünde wird durch die angetroffenen Abbundzeichen belegt. Es handelt sich um Ausstiche, die aufsteigend von Nord nach Süd von ein bis fünf Ausstiche reichen.
Orientiert an den Rähmhölzern im 1. Dachgeschoss bestand der südliche Dachabschluss aus einem Steilgiebel. Dieser wurde im frühen 20. Jahrhundert durch den vorhandenen Steilgiebel ersetzt.
Den nördlichen Dachabschluss bildet ein Vollwalm, dessen Sparrenfüße in die Stichbalken eines zusätzlich verlegten Dachbalkens zapfen. Der in den Vollwalm integrierte Ladegiebel ersetzt wohl einen älteren Vorgänger, dessen Ladeaufzug als Restbestand im Kehlgebälk noch ablesbar ist.
Dass der Dachraum als Lagerfläche genutzt wurde, unterstreicht auch der an der Osttraufe angelegte, in der Bauaufnahme von 1914 dargestellte Abwurfschacht.

Das Obergeschoss
Sowohl die Außenwände, wie auch die Innenwände des Obergeschosses bestehen bis auf spätere Auswechslungen ausschließlich aus Fachwerk. Zweifach verriegelt, werden sie von wandhohen Streben ausgesteift, wobei die Gefachfüllungen aus Bruch- und Lesesteinen bestehen.
Während die östliche, im 20. Jahrhundert sanierte Traufwand auf ihrer gesamten Länge frei liegt und die Westtraufe verputzt ist ist der innere Fachwerkaufbau im südlichen Grundrissbereich lokal einsichtig. Danach bilden das einsehbare Fachwerk und die zum Dachwerk gehörigen Dachbalken eine zimmerungstechnische Einheit. Dieser Befund erlaubt die Aussage, dass sowohl das Dachwerk, als auch die Fachwerkkonstruktion des Obergeschosses einer gemeinsamen Zeitstellung angehören.
Unter dieser Voraussetzung sind sowohl die noch zu erörternde Raumgliederung, wie auch die unterschiedlichen Raumnutzungen weitgehend in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zu datieren.
Eine wichtige Ausgangssituation für die Rekonstruktion des bauzeitlichen Grundrisses bilden sowohl die an den Fachwerkwänden aufgenommenen Abbundzeichen als auch die übereinstimmenden Lagen von Ständer, Decken- und Dachbalken im Zuge der Traufwände. Nur dann, wenn diese drei Hölzer zimmerungstechnisch aufeinander abgestimmt sind, kann die Ausführung einer Querwand angenommen werden. Die Einhaltung dieser Vorgaben ist in der Ostansicht durch die Verstärkung der entsprechenden Dachbalkenquerschnitte ersichtlich.
Darauf aufbauend, spiegelt die südliche Giebelquerzone mit Stube, Mittelflur und abschließender Kammer an der Osttraufe nicht nur die bauzeitliche Gliederung, sondern auch die ursprüngliche Nutzung wieder. Dies lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die nördliche Giebelquerzone übertragen. Deren Wände sind zwar umfassend verkleidet, weisen aber eine mit der südlichen Situation vergleichbare Gliederung auf.
Nicht so eindeutig ist die bauzeitliche Grundrissrekonstruktion zwischen den beiden beschriebenen Giebelzonen. Dies gilt nicht für die Ausdehnung des Mittelflures und für die Raumanordnung entlang der Osttraufe. Dort ist angrenzend an den beiden äußeren Kammern jeweils eine weitere Raumeinheit anzunehmen, während es sich bei der mittigen und schmalen Zone mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Querflur handelte. Neben seiner Aufgabe den Mittelflur zu belichten, nahm er auch die zweite Treppe in den Dachraum auf.
Wie schon angesprochen, gestaltet sich die Erfassung der bauzeitlichen Raumgliederung entlang der Westtraufe etwas schwieriger. In diesem Fall muss auf das Abbundzeichen an der südlichen Innenquerwand eingegangen werden. Bei dieser Wand handelt es sich, ausgehend vom Südgiebel, um die 6. Querwand. Daraus lässt sich für die Querwandabfolge des westlichen Hausbereiches eine zu der östlichen Querwandabfolge versetzte Wandanordnung ableiten. Diese versetzte Anordnung wäre zum Beispiel dann gegeben, wenn der heutigen, die Küche begrenzende Backsteinwand eine frühere Fachwerkwand vorausgegangen wäre. Da sich aber dieser Wand im vorliegenden Fall kein Dachbalken zuordnen lässt, muss die vermutete Querwand weiter nördlich, wohl in Abstimmung mit der folgenden, zwischenzeitlich ersetzten Querwand gelegen haben.
Ungeachtet dieser Fragestellung können die Erkenntnisse zur ursprünglichen Grundrissgliederung im 1. Obergeschoss folgendermaßen zusammengefasst werden:
entlang des Mittelflures reihten sich mehrere Raumeinheiten auf, von denen die giebelseitigen Räume an der Westtraufe als beheizbare Stuben mit angrenzender Feuerstelle zu beschreiben sind.
Während die südliche Stube noch die bauzeitliche Decke besitzt, sind Belichtung und Wandverkleidung das Ergebnis einer in das 18. Jahrhundert zu datierenden Modernisierung.
Anders verhält es sich bei der nördlichen Stube. Ob hier noch bauzeitliche Ausstattungen erhalten sind, muss in Anlehnung an die angetroffene Situation und den zu vermuteten Giebelersatz bezweifelt werden.

Das Erdgeschoss
Ausgehend vom erhaltenen Bestand ist das Erdgeschoss weitgehend entkernt. Aussagen zur bauzeitlichen Gliederung und Nutzung sind im angetroffenen Zustand nur noch über die Außenwände möglich.
Danach lässt sich, wie schon im Obergeschoss, sowohl am Nordgiebel als auch am Südgiebel eine beidseits des Mittelflures identische Raumanordnung ablesen. Nahezu vollständig ist diese im Süden erkennbar, wo sich der südwestliche Eckraum am deutlichsten abzeichnet. Zugänglich über den Mittelflur und die in der bauzeitlichen Fachwerkwand erhaltene Türöffnung, wird er am Giebel durch zwei Fensteröffnungen belichtet, während die ehemals dreifache Belichtung an der Traufe später vermauert wurde.
Eine vergleichbare, aber weitgehend verkleidete Situation ist am Gegengiebel zu vermuten, wobei sich hier die gegenüberliegende Kammer am deutlichsten abzeichnet. Nur über Eck belichtet, war den Fensteröffnungen jeweils eine benachbarte Nische zugeordnet. Eine Situation, wie sie auch am Gegengiebel rekonstruiert werden kann.
Weitere Aussagen zur Grundriss- bzw. Nutzungsstruktur sind zur Zeit nicht möglich, sind aber durch zimmerungstechnische Befunde, wie sie an den Unterseiten des Deckengebälks vermutet werden, wohl nicht verloren gegangen.
In Anlehnung an die abgehängte Decken trifft dies möglicherweise auch auf die Deckengestaltung des nordwestlichen Eckraumes zu.

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