Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Gemminger Amtshaus

ID: 107496790911  /  Datum: 07.12.2023
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Als PDF herunterladen:
Alle Inhalte dieser Seite: /

Objektdaten

Straße: Kirchstraße
Hausnummer: 28
Postleitzahl: 74357
Stadt-Teilort: Bönnigheim

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Ludwigsburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8118010002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

Durch Ihre Cookie-Auswahl haben Sie die Kartenansicht deaktiviert, die eigentlich hier angezeigt werden würde. Wenn Sie die Kartenansicht nutzen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen unter Impressum & Datenschutzerklärung an.

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus mit Stall und Scheune (74357 Bönnigheim, Hauptstraße 42)
Sachsenheimer Hof, Hauptstraße 45 (74357 Bönnigheim)
Wohnhaus (74357 Bönnigheim, Kirchstraße 26)
Meiereihof, Meiereihof 6 (74357 Bönnigheim)
Steinhaus, Meierhof 7 (74357 Bönnigheim)
Scheune, Schmale Gasse 10 (74357 Bönnigheim)
Zehntscheune, Weinstraße 6 (74357 Bönnigheim)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Gemminger Amtshaus wurde hauptsächlich 1506/ 07 erbaut. Der unter dem Anbau des Gebäudes liegende Gewöbekeller wird aufgrund seiner breiteren Kubatur als älter vermutet. In den folgenden Bauphasen ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgten Änderungen in der Raumaufteilung und Erschließung. Verschiedene Baumaßnahmen sind im 18. Jahrhundert belegt. Im 20. Jahrhundert wird das Erdgeschoss erneuert.


1. Bauphase:
(1400 - 1506)
Unter dem östlichen Anbau befindet sich ein Gewölbekeller. Der Keller ist deutlich breiter als der Anbau und reichte zumindest ein Stück weit unter das Hauptgebäude. Dies ist ein Indiz dafür, dass der Keller bereits vor 1506/07 (d) entstanden ist. Weitere Datierungshinweise wurden nicht beobachtet.
An der Nordfassade befindet sich ein Relief, das aus drei Einzelteilen besteht. Das obere Stück ist ein Fragment einer Minuskelinschrift, das bisher weder vom Verfasser noch von einem weiteren zu Rate gezogenen Historiker entziffert werden konnte. Zwei weitere Wappen dieses zusammengesetzten Reliefs deuten darauf hin, dass es noch ins 15. Jahrhundert datieren könnte. Es wäre demnach ein Hinweis darauf, dass sich im EG bis zum Ladeneinbau in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts noch ältere Bausubstanz vor 1506/07 (d) befand.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

2. Bauphase:
(1506 - 1507)
Dies ist die Hauptbauphase des Gebäudes. Nach Aussage des einsehbaren Baubestands befand sich in dieser Bauphase im 1. OG in der westlichen Querzone eine große Stube über die gesamte Hausbreite. In der weiteren südlichen Längszone sind keine Zwischenwände belegbar. Hier befand sich wohl eine offene Halle. In der nördlichen Längszone befand sich in der östlichen Querzone eine Kammer. Bei der mittleren Querzone ist ungewiss, ob auch diese eine eigene Kammer war oder ein zur Halle hin offener Stichflur.
Im 2. OG befand sich in dieser Bauphase in der westlichen Querzone ebenfalls eine über die gesamte Hausbreite angelegte, große Stube. An die Stube schloss in der mittleren Querzone ein Querflur an, von dem aus die Stube erschlossen war und beheizt wurde. In der östlichen Querzone befanden sich zwei Kammern, die ebenfalls vom Querflur aus erschlossen waren und ein mittiger Längsflur, in dem wohl die Erschließung vom 1. OG her erfolgte. Die Treppe ins 1. DG dürfte sich dagegen im südlichen Querflur befunden haben.
Die Dachgeschosse waren nicht ausgebaut und entsprachen im Wesentlichen bereits dem heutigen Bestand.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude

3. Bauphase:
(1550 - 1599)
In dieser Bauphase wurde die Stube im 2. OG durch eine Längswand mit mittiger Tür in zwei Räume un­terteilt. Die südliche Stube erhielt einen eigenen Eingang vom Querflur her, die Brandwand wurde in den südlicheren Querwandbereich verlegt. In der nördlichen Stubenkammer wurde die bisherige, abgehängte Balkendecke mit Lehmwickeln entfernt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1700 - 1799)
Ob es sich hier tatsächlich um eine eigene Bauphase handelt ist nicht sicher. Hier sind jedenfalls alle Bau­maßnahmen des 18. Jahrhunderts zusammengefasst, die keine Streben mit eingezapften Riegeln - dem si­gnifikanten Merkmal der Bauphase 5 - haben.
Zuerst ist hier ein Umbau im Bereich der Nordwestecke des EG mit einer neuen Eckquaderung zu erwähnen. Dann wäre die Errichtung eines neuen Kellerabgangs zu nennen, der wohl zusammen mit dem östlichen Anbau errichtet wurde. In das Dach dieses Anbaus wurde damals auch eine Türöffnung vom Raum 2.3 aus angelegt. Ebenso gehören im 2. OG die Wandfelder der West- und Nordfassade - mit Ausnahme der erhalten gebliebenen bauzeitlichen Bundständer dazu - zumindest, so lange die Streben in den Wandfeldern nicht durch Sondagen freigelegt wurden. Schließlich als dritte Baumaßnahme die Abtrennung der Küche Raum 2.10 vom vormaligen Querflur und die Errichtung einer neuen Brandwand zur Stube. In diese Bauphase gehören im 1. OG alle Außenwände, da auch hier die Streben bisher nicht durch Sondagen freigelegt wurden. Ebenso wurden in dieser Bauphase in die ehemalige südöstliche Halle die Räume 1.6 und 1.7 neu eingefügt. Schließlich wurde noch die große Stube entlang des Mittellängsbunds getrennt. Südlich wurde eine kleinere Stube geschaffen. Der Teil nördlich des Mittellängsbunds wurde mit dem Stichflur in der mittleren Querzone zu einem gemeinsamen großen Raum zusammengefasst.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
  • Anbau

5. Bauphase:
(1770 - 1830)
In diese Phase gehört im 1. OG die Abtrennung der Querwand zwischen der Stube R.1.8 und dem Längsflur R.1.1. Wie dieser Bereich zuvor aussah, ist unklar. Möglicherweise wurde dabei auch nur die Position der Eingangstür in die Stube verschoben. Im 2. OG gehört in diese Bauphase die erneuerte Fassade auf der Südseite und auf der Westseite der Stube Raum 2.11. Wahrscheinlich gehört in diese Bauphase auch das Öffnen der Nord- und der Ostwand der Stube Raum 2.11 zu den angrenzenden Räumen.
Im 1. und 2. DG gehört schließlich die erneuerte Westfassade einschließlich der Stichbalken und des westlichen Krüppelwalms im 2. DG zu dieser Bauphase.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

6. Bauphase:
(1870 - 1930)
In dieser Bauphase wurden die zuvor durchgeführten Wandöffnungen der Nord- und der Ostwand der Stube Raum 2.11 zu den angrenzenden Räumen wieder verschlossen.
Zudem wurde in der östlichen Querzone vor der Ostwand ein Kamin eingefügt, der zumindest im 1. und 2. OG noch aus dieser Zeit erhalten ist. Im 1. OG wurden in dieser Bauphase zudem die Trennwände zwischen den Räumen 1.2 und 1.3 sowie den Räumen 1.9 und 1.10 eingefügt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

7. Bauphase:
(1900 - 1999)
Im 20. Jahrhundert wurde das EG nahezu vollständig erneuert. Auch die beiden Kellerräume unter dem Laden im EG sind dabei entstanden. In welchem Umfang es dort vorher bereits Kellerräume gab, ist nicht bekannt. Zwischen das Hauptgebäude und das Nachbargebäude Kirchstraße 28/1 wurden zudem zwei Garagen eingefügt. Vor der Ostfassade wurde ein Anbau mit Toiletten im EG, 1. OG und 2. OG angebaut und teils mit Türen durch die bisherige Ostfassadenwand erschlossen. Im 2. OG wurde der nördliche mittlere Querflur als Raum 2.13 vom Mittellängsflur abgetrennt. An der Wand zwischen Mittellängsflur und der Küche Raum 2.10 wurde die Zugangstür weiter nach Westen versetzt und die alte Brandwand mit dem Hinterladerofen in der Stube ausgebrochen und vermauert. Stattdessen wurde ein neuer Kamin in die Nordwestecke der Küche eingefügt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Gemminger Amtshaus, Südansicht / Gemminger Amtshaus in 74357 Bönnigheim (27.11.2023 - Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Ostgiebel / Gemminger Amtshaus in 74357 Bönnigheim (Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Drei Fragmente einer größeren Inschrift. Der Text konnte bisher nicht entziffert werden.
Rechts das Wappen der Herren von Nippenburg, links das Wappen der Turniergesellschaft "Von dem Esel". Das Wappen des Erbauers Pleikard von Gemmingen fehlt. / Gemminger Amtshaus in 74357 Bönnigheim (29.11.2023 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Rand des sogenannten Gemminger Viertels im Südosten der Altstadt. Es grenzt nach Norden traufständig direkt an die Kirchstraße. Auf der Westseite steht es etwas vorgerückt und reicht ein Stück weit in die Kirchstraße hinein. Nach Osten schließt der zugehörige schmalere Anbau an, der wiederum selbst östlich direkt an das Gebäude Kirchstraße 28/1 anschließt. Nach Süden hin steht das Gebäude frei zum Kirchplatz. Allerdings befanden sich im 19. Jahrhundert noch zwei Zehntscheunen und weitere Gebäude auf dem Kirchplatz.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude war als ehemaliges Amtshaus das Verwaltungsgebäude des adligen Besitzes der Herren von Gemmingen und beherbergte den Gemminger Amtmann und zuweilen wohl auch die Herrschaft selbst bei Aufenthalten in der Stadt. Das Gebäude ist ein dreistöckiger Riegelbau mit zweigeschossigem Satteldach mit beidseitigen Krüppelwalmen. Das Gebäude ist nur im Nordosten teilweise unterkellert. Der östliche Anbau ist ein zweigeschossiger Riegelbau mit Kniestock und eingeschossigem Satteldach. Der Anbau ist mit einem Gewölbekeller unterkellert.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Erdgeschoss ist in seiner jetzigen Form nicht unterteilt. Die mit Stahlträgern und Stahlsäulen erfolgte Lastabtragung gliedert das EG in zwei Längszonen und drei Querzonen. Das 1. OG war wohl ebenfalls ursprünglich in drei Querzonen und zwei Längszonen unterteilt. Eine dritte Längszone in der mittleren und östlichen Querzone ist erst etwa ab dem 18. Jahrhundert belegbar. Das 2. OG ist dagegen bereits bauzeitlich in drei Querzonen und drei Längszonen gegliedert, wobei aber die südliche und mittlere Längszone in der westlichen Stubenquerzone nicht voneinander abgegrenzt sind. Das 1. DG ist in vier Querzonen und zwei Längszonen gegliedert und das 2. DG ebenfalls in vier Querzonen und eine Längszone. Während die Längszonen im 1. und 2. OG übereinander liegen, liegt dort nur die östliche Querzone übereinander. Die Querzonen der Dachgeschosse liegen überhaupt vollständig versetzt zu den Querzonen der Vollgeschosse.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Gebäude ist sanierungsbedürftig. Der Grad der Schädigung ist aber - insbesondere im Hinblick auf das hohe Alter des Gebäudes - nicht übermäßig. Insbesondere ist der Dachstuhl vergleichsweise wenig geschädigt.
Bestand/Ausstattung:
An historischer Ausstattung ist nichts Bemerkenswertes mehr erhalten.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Decken
    • Lehmwickeldecke
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Flechtwerk
Konstruktion/Material:
keine Angaben

Quick-Response-Code

qrCode