Kellerei- und Wohngebäude
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Unterstadtstraße |
Hausnummer: | 9 |
Postleitzahl: | 88701 |
Stadt-Teilort: | Meersburg |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Bodenseekreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8435036004 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Rathaus, Marktplatz 1 (88709 Meersburg)
Wohn- und Geschäftshaus (88709 Meersburg, Marktplatz 3)
Rebgut Haltnau, Uferpromenade 107 (88709 Meersburg)
Torkel, Uferpromenade 107 (88709 Meersburg)
Mesmerhaus, Vorburggasse 11 (88709 Meersburg)
Bauphasen
Es handelt sich um einen Gebäudekomplex unterschiedlicher Zeitstellungen. Hierbei geht der Gewölbekeller unter der Unterstadtkapelle St. Johannes d. T. am weitesten zurück und ist zunächst unabhängig vom restlichen Anwesen als wohl noch mittelalterlicher mindestens aber frühneuzeitlicher Keller unter der 1535 datierten Kapelle zu betrachten.
1889/90 wurde das straßenseitige, dreiflügelige Gebäude errichtet, dem wegen der geplanten Veränderungen das Hauptaugenmerk der Untersuchung galt. Zu diesem Gebäude blieben sowohl die Baupläne aus dem Jahr 1889 (a) erhalten als auch weitere Pläne aus den Jahren 1907 und 1920 (a). Diese Pläne geben einen guten Überblick über den Ursprungsbau und frühe Umgestaltungen.
Des Weiteren blieben im Bauamt der Stadt Meersburg vor allem Pläne aus den 1970er Jahren erhalten, die Aufschluss über weitere Veränderungen vor allem im hinteren Bereich geben. So wurden ab 1973 Betriebsräume für den Winzerverein hinter dem Gebäude errichtet und an dieses angeschlossen. Ebenso im Laufe des 20. Jh. wurde der Gewölbekeller über einen Zwischenbau mit dem Gebäudekomplex verbunden.
Am straßenseitigen Gebäude fällt heute vor allem die 1932 von August Brandes reich bemalte Fassade auf, die 1979 (a) restauriert wurde.
(1889 - 1890)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Untergeschoss(e)
(1907 - 1932)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
(1979)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
Das 1890 errichteten Vordergebäude besteht aus einem dreiflügeligen, an der Straßenseite reich bemalten Baukörper mit Walmdach. Die Fassade wird durch zwei horizontale Gesimse in zwei Vollgeschosse und ein Attikageschoss gegliedert.
Eine symmetrisch angelegte fünfachsige Fassade wird durch zwei Risalite mit Zwerchgiebeln flankiert. Diese bilden gleichzeitig den vorderen Abschluss der beiden Seitenflügel, die das Hauptgebäude zu durchdringen scheinen. Die Seitenflügel flankieren einen bis zur Höhe des 1. OG mit einem Zwischengeschoß überbauten hinteren Bereich.
Das im vorderen Bereich sehr hohe Erdgeschoß wird charakterisiert durch einen rustizierten Sockel und segmentbogig überfangene Fenster und Türöffnungen.
Das Obergeschoss hingegen zeigt in der Straßenfassade einheitlich große Fensteröffnungen mit von Konsolen getragenen Gesimsen und plastisch hervorgehobenen Brüstungsfeldern. Im Bereich der Risalite werden die beiden Öffnungen zu einem Doppelfenster unter einem Gesims zusammengefasst. In gleicher Breite werden diese Doppelfenster von Thermenfenstern in den Zwerchgiebeln der Risalite überfangen. Figürlich bemalte Lisenen flankieren die OG-Fenster. Die Attikazone erhielt über einem weiteren Gesims jeweils in den Achsen angeordnete kleinere Fenster. Den oberen Abschluss der Fassade bildet ein Gesims mit Zahnschnitt unter dem Dachansatz. Dieses Gesims zieht sich um die Fassaden herum bis auf die Rückseite der Seitenflügel und bricht erst an den Kanten zum Bereich der Dachterrasse hin ab. Dort wird es durch ein einfacheres Gesims über der Dachterrasse abgelöst. Das bedeutet, der hintere Bereich – vor allem die Stirnseiten der Seitenflügel – war durchaus noch auf ein freistehendes Gebäude hin konzipiert.
Zonierung:
Der hintere Bereich wird längs nochmals von einer Stützenreihe unterteilt. Die hier stehenden Eisenstützen tragen einen Eisenträger der zusätzlich zu deren Auflager in der Längswand die Träger eines preußischen Kappengewölbes unterfängt. Leicht nach Süden versetzt befindet sich darüber im Zwischengeschoss eine Holzstützenreihe mit Sattelhölzern unter einem Unterzug, auf dem die Fachwerkaußenwand des Obergeschosses aufsitzt.
Im Westen des EG wurde baulich noch eine mittlere Erschließungszone abgetrennt.
Im hinteren Bereich des Altbaus befindet sich ein Zwischengeschoss, das in seinem westlichen Teil durch Fachwerkwände unterteilt und ausgebaut wurde. Der östliche Teil dient als offener Lagerraum, lediglich unterteilt durch vier Stützen mit Sattelhölzern unter einem Längsunterzug auf dem die nördliche Außenwand des Obergeschosses ruht. Als südliche Abschlusswand des Zwischengeschosses dient die massive Mauer, die die große vordere Halle nach Norden hin begrenzt und das Erdgeschoss in einen hohen vorderen und einen das Zwischengeschoss berücksichtigenden niedrigeren hinteren Bereich unterteilt.
Das erste Obergeschoss zeigt in fast symmetrischer Anlage sechs Räume im Süden zur Straße hin. Sie werden über einen nördlichen Flurbereich erschlossen und sind zusätzlich durch eine Enfilade miteinander verbunden.
In den beiden angrenzenden Seitenflügeln befinden sich im Westen zwei weitere Räume, davon war einer seit jeher die Küche. Im Osten befindet sich das von Massivwänden eingefasste Haupttreppenhaus sowie nördlich dahinter ein größerer Raum und ein kleinerer (Abort-)Raum. Auch hier werden die Räume durch den um die Dachterrasse herumgezogenen Flur erschlossen.
Beim Dach handelt es sich um eine konstruktiv geschickt gelöste Durchdringung dreier Dächer, wobei zwei niedrigere Dächer der Seitenflügel scheinbar durch das höhere Dach des Hauptflügels durchlaufen.
Auf einem etwa 2,30 m hohen Attikageschoss setzen die Rofen auf einem Schwellenkranz an. Zur Aussteifung wurde eine Stuhlkonstruktion eingebracht, deren Rähme auf Höhe des Firstes der Seitenflügel zusammen mit den Firsträhmen einen weiteren Rahmen bilden. An diesen wurde, leicht versetzt, das Firsträhm der Satteldächer über den Risaliten der Südfassade angeschlossen. Die Verkröpfung der beiden äußeren Kanten erforderte hier eine getrennte Abzimmerung mit zwei Gratrofen.
Die Oberflächen des Obergeschosses waren meist tapeziert und blieben zuletzt seit Jahrzehnten unverändert erhalten.
Vier Räume weisen noch Öfen auf, zwei davon Kachelöfen. Darüber hinaus findet sich neben einem gusseisernen Waschbecken im bereits bauzeitlich als Abort genutzten Raum 1.03 auch noch weiteres „Mobiliar“ in Form eines Spülsteins im ebenfalls schon bauzeitlich als Küche genutzten Raum 1.12. Dieser steht vor einer erhaltenen Fliesenwand der Zeit um 1900.
Besondere Aufmerksamkeit verdient das Fenster 1-F20 in Raum 1.13, mit dem ein aufwendigeres Beispiel eines Fensters der Bauzeit erhalten blieb. Es zeigt einen aufgesetzten, verzierten Basküleverschluss und ein hölzernes Brüstungsfeld, das sich im Übrigen auch in Raum 1.04 erhalten hat.
Dieses Fenster gibt eventuell noch Zeugnis vom Aussehen der sicher auch zur Straße hin aufwendiger gestalteten Fenster des Obergeschosses.