Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ausgeding aus Aichelau (Hofanlage Aichelau)

ID: 110550148716  /  Datum: 02.05.2011
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Hayingerstraße
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 72539
Stadt-Teilort: Aichelau

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Reutlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8415058001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau), Hayingerstraße 3
2. Gebäudeteil: Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Zu dem spätmittelalterlichen Bauernhaus aus Aichelau zählte seit 1844 (d) ein sog. Ausgeding (Altenwohnung). Gemeinsam bilden sie die "Hofanlage Aichelau". Es ist weitgehend massiv erbaut, eingeschossig mit Satteldach und befand sich auf der Hofseite des Hauptbaus. Im Erdgeschoss weist es eine Kammer und eine kleine Küche auf, im Dachgeschoss eine weitere Kammer. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde es durch eine Scheune mit Stall erweitert.

Das Ausgedinghäuschen wurde bei der Übergabe des Hofes von einer Generation an die andere als "Alterswohnsitz" genutzt. Neben dem lebenslangen Wohnrecht verband sich mit dem Altenteil ("Ausgeding") meist auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung. Zum Begriff Ausding (bzw. Ausgeding): "ausgedinge", schwäbisch: etwas ausdinge, es aus der Gesamtmasse durch Vertrag herausnehmen; daher ausbedingen, reservieren, vorbehalten; Ausding: vergleichbare Begriffe wären Leib(ge)ding oder Austrag (bayerisch) sowie Ausdinghäusle, häufiger Ausdingstüble.

Beim Wiederaufbau im Freilichtmuseum Beuren im Jahr 2003/2004, unmittelbar nach dem Abbau, wurde der Zeitschnitt um 1940 rekonstruiert.

Vgl.: http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/ausgedinghaus-aus-aichelau/ [10.10.2011], Steffi Cornelius: Freilichtmuseum Beuren. Kurzführer, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Beuren 2004, S. 20 und Steffi Cornelius und Barbara Wehling: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Esslingen 1995, S. 85.


1. Bauphase:
(1509 - 1511)
Errichtung einer Scheune und Umbau dieser zum "gestelzten" Einhaus, ein kleinbäuerliches Weberhaus, das das Haupthaus zum späteren Ausgeding darstellt (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Bauernhaus

2. Bauphase:
(1844)
Errichtung des Ausgedinghauses (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Ausgedinghaus

3. Bauphase:
(1945)
Todesjahr der letzten Besitzerin des Anwesens (eine Hebamme). Infolge und bedingt durch das Kriegsende, lebten zeitweise bis zu acht Heimatvertriebene darin; zuletzt ein betagtes Ehepaar aus dem ehemaligen Ostpreußen (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(2003 - 2004)
Abbau und Wiederaufbau im FLM Beuren (a); gewählter Zeitschnitt: 1940.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ausgedinghaus im FLM Beuren; Giebelseite / Ausgeding aus Aichelau (Hofanlage Aichelau) in 72539 Aichelau (http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/ausgedinghaus-aus-aichelau/)
Abbildungsnachweis
Ausgedinghaus im FLM Beuren; Traufseite / Ausgeding aus Aichelau (Hofanlage Aichelau) in 72539 Aichelau (http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/ausgedinghaus-aus-aichelau/)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Befundrestauratorische Voruntersuchung
  • Restauratorische Untersuchung
  • Kulturwissenschaftliche Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Aichelau (heute Pfronstetten-Aichelau) liegt im Kreis Reutlingen (Mittlere Alb, Nähe Zwiefalten, ca. 50 km von Beuren entfernt). Das Das Ausgeding, auch Altenhaus genannt, stand bis zu seiner Translozierung ins FLM Beuren hinter dem Hauptbau der Hofanlage - vgl. Bauernhaus aus Aichelau - innerorts am Ortsende der Straße nach Ehestetten. Gemeinsam repräsentieren sie dort die typische Lebens- und Bauform der südlichen bis mittleren Schwäbischen Alb.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Ausgedinghaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Eingeschossiger Bruchstein-Massivbau mit Satteldach mit überproportional dicken Wände im EG. Der Baukörper stand parallel zum Haupthaus auf dessen Hofseite und wurde zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Scheuer erweitert, in die auch ein kleiner Stall eingebaut worden war.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der Eingang liegt auf der ehem. Westseite, vermutlich an aktueller Position (modifiziert in Bauphase III). Die Zwischenwände im aktuell dreigeteilten EG sind bauzeitlich (Trennung R.101-R.102/103; Trennung von R.102 von R.103 mittels der Zwischenwand ist nicht datiert); das DG ist in Längsrichtung gleichwertig zweigeteilt (R.201 und R.202); original ist die Grundrisslösung mit der schrägen Küchenwand. Die Wohnfläche im EG beträgt ca. 16 m², im Dachraum standen ca. 8,5 m² nutzbare Fläche (nicht isoliert) zur Verfüugng. Im EG befinden sich eine Kammer und eine winzige Küche, im darüber liegenden Geschoss eine weitere Kammer.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Fensteröffnungen bauzeitlich ohne nachträgliche Veränderungen, konstruiert durch eingelegte Riegel; keine Fensteröffnungen in der Südfassade.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb., mit einheitlicher Gebindeaufreihung
  • Mischbau
    • Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
Konstruktion/Material:
Drei Bauphasen konnten durch die stratigraphische Befundung eingeteilt werden:

Bauphase I:
Der ursprüngliche Bau bestand aus verputztem Feldsteinmauerwerk mit aufgesetzten Dachgeschossgiebeln aus Fachwerk. Auffällig ist die heterogene Mauerung und schlechte Verfugung, in der Hohlräume festgestellt wurden. Trotzdem konnten keine Befunde ehemaliger Fensteröffnungen in der Südfassade gemacht werden. Die Raumeinteilung im Innenraum ist vermutlich bauzeitlich, eine spätere Einfügung der Zwischenwand R.102 (mit Herdstelle) zu R.103 (Flur) konnte nicht belegt werden. Während der Translozierung sind diesbezüglich beim Abbau des Hauses weitere Befunde zu erwarten. Als Farbigkeit wurden weiß und grau, im Innenbereich auch grünliche Farbtöne befundet.

Feldsteinmauerwerk im EG; Fachwerkbauweise im DG (Gefache mit Feldsteinmauerwerk); Gefache verputzt.

Bauphase II:
Der Kalkputz unterhalb des dicken Verputzes aus Bauphase III ist mehrschichtig vorhanden. Auf den Fachwerkgiebeln konnte kein flächiger Putzbestand aus Bauphase I und II festgestellt werden. Der Versatz zwischen EG und DG wurde wiederholt als Sims konstruiert.
Im Innenbereich wurde bezüglich der Herd/Ofensituation die Wandöffnung zwischen R.101 und R.102 vermauert. In der Deckenfläche von R.102 sind keine Öffnungen vorhanden, im nordwestlichen Deckenbereich ist jedoch aufgrund des Neuverputzes in Bauphase III keine Befundung möglich.
Auch in dieser Bauphase sind die befundeten Farbigkeiten auf weiß/grau beschränkt. In der nun mit Wandtäfern unterhalb der Fenster ausgestatteten Stube (R.101) sind grüne Anstriche der Türe, Täfer und auf der Wandfläche (eventuell nur Sockelanstrich) vorhanden.

Bauphase III:
Das Aussehen des Gebäudes wurde außen und innen durch einen kompletten Neuverputz verändert:
Im Außenbereich liegt ein dicker Verputz des EG und der Fachwerkgiebel (Drahtarmierung) aus magerem Unterputz mit gelben Sandbeischlag und dünnem zementhaltigem Besenwurfputz vermutlich appliziert mit der sog. "Putzhexe" vor. Die Fensterbänke und die neu vermauerte Eingangstüröffnung sind aus Zementputz konstruiert. Die oft feststellbare blaue Farbigkeit liegt hier nur am Türrahmen der Eingangstüre vor.
Innen liegt auf dem gelbem Unterputz eine gipshaltige Putzglätte. Die Deckenflächen sind auf Strohdrahtgeflecht mit einer neuen Putzschicht versehen. Außer der Eingangstüre wurden einzelne Fenster erneuert.
Die Wandfassung ist nun in R.101, Stube und später auch in R.103, Flur mit farbigen Leimfarbanstrichen und Rollmustern, in R.103, Flur mit Schablonenbänderung unterhalb eines Fries in Deckennähe ausgeführt. In R.102, Küche liegen farbige Sockelanstriche vor. In diese Bauphase fällt die Errichtung des Kaminzugs in der akutellen Bauweise mit den Ofenrohranschlüssen und die Elektrifizierung.
Später wurde der Schuppen/Stall angebaut und das Gebäude außen gelblich gestrichen sowie kleinere Putzreparaturen ausgeführt. Die Böden in R.102 und R.103, Flur, wurden mit einem Zementstrich versehen. Die Wandgestaltungen des letzten bewohnten Zustands des Gebäudes sind Tapeten, in R.102, Küche in Maserierungsfassung "Eiche hell" (Öllasur auf gelblicher Grundierung) auf Fenster, Tür und als Wandsockel. Einbau Eingangstüre und Konstruktion der Fensterbänke; Kamineinbau mit Rauchabzug durch die Decke von R.102 sowie Ofenrohranschlüssen in R.101/R.102.

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