Bandhaus (Schloß Presteneck)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Eckhaus „zum Bub(en)“

ID: 110901798412  /  Datum: 14.09.2016
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Als PDF herunterladen:
Alle Inhalte dieser Seite: /

Objektdaten

Straße: Hussenstraße
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 78462
Stadt-Teilort: Konstanz

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Konstanz (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8335043012
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

Durch Ihre Cookie-Auswahl haben Sie die Kartenansicht deaktiviert, die eigentlich hier angezeigt werden würde. Wenn Sie die Kartenansicht nutzen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen unter Impressum & Datenschutzerklärung an.

Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Haus steht im Herzen der durch Handel und Verkehr bestimmten Kaufmannssiedlung, die im 12. und 13. Jahrhundert umfangreich nach Süden und Osten erweitert wurde. Bei dieser Lage erstaunt es, dass das Haus in mittelalterlichen Urkunden so selten und erst spät genannt wird – das Haus „zum Bub“ begegnet uns erstmals in einer Ratsverordnung von 1448. So sind wir für die früheren Jahrhunderte ausschließlich auf Aussagen angewiesen, die wir direkt aus dem Baukörper und dem Boden, auf dem er steht, gewinnen müssen.


1. Bauphase:
(1150 - 1250)
Das älteste Gebäude war ein recht großes, zweistöckiges Steinhaus mit einer Grundfläche von 7,5 x 11 m. Es bildete die an der Straßenecke gelegene westliche Hälfte des heutigen Hauses. Die Verwendung sorgfältig geschichteter Wacken (große Kiesel) ist typisch für das 12./13. Jahrhundert. Es könnte das steinerne Haupthaus einer ehemals großen Parzelle gewesen sein, umgeben von weiteren, wohl hölzernen Bauten.
Dafür sprechen die heutigen, verwinkelten Parzellengrenzen und das Fehlen älterer Steinbauten in der unmittelbaren Umgebung - das nächste hochmittelalterliche Steinhaus stand auf dem Grundstück Hussenstraße 5. Eine rundbogige Tür führte vom Obergeschoss in einen seitlichen Holzbau. Die Bodenniveaus beider Etagen lagen etwa 0,70 m tiefer als heute.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1200 - 1399)
13./14. Jh. hohes mittelalterliches Steinhaus an der Ecke Obermarkt (Kanzleistraße) und Sankt- Paulsgasse (Hussenstraße)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1314)
Ein Jahrhundert später änderte sich die Situation auf dem Grundstück grundsätzlich: Südlich des älteren Hauses A wird nach 1314 ein langgestrecktes, dreistöckiges Gebäude aus Stein errichtet, das fast drei Meter in die Hussenstraße vorspringt. An dieses schließt sich ein vierstöckiges Gebäude an, das 1370 genannte Haus „zum Kessel“.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1322 - 1336)
Das ältere Steinhaus A wird spätestens um 1322/36 mit neuen Boden- und Deckenbalken auf heutigem Niveau versehen. Außerdem werden zwei Etagen und ein zur Hussenstraße geneigtes Pultdach aufgesetzt. Die neuen Obergeschosse besitzen große Fenster mit steinernen Sitznischen und rundbogige Portale, die in einen seitlichen Holzbau führen. Seitlich steht ein zugehöriger Fachwerkbau, der im ersten Obergeschoss eine Bohlenstube mit Bohlenwand und gewölbter
Holzdecke („Konstanzer Bühne“) aufwies. Außerdem tiefte man einen gewölbten Keller unter dem bestehenden Steinbau ab. Ein solcher nachträglicher Kellereinbau konnte hier erstmals in Konstanz nachgewiesen werden. Diese Neu- und Umbauten belegen den Verdichtungsprozess, der im 14.
14./15. Jh. Aufstockung des Steinhausbaus des östlichen Fachwerkhauses mit Bohlenstube; vor 1429 Zunfthaus der Kürschner?
Jahrhundert in der Konstanzer Altstadt stattfand und sogar zu einer Verengung der Hauptstraße führte. Die ehemalige Großparzelle war nun in mindestens drei Grundstücke aufgeteilt: das Haus „zum Kessel“, „zur Laterne“ (Erstnennung 1441) und „zum Bub“. Die Nennung des „Bub“ 1448 erfolgte in einem interessanten Zusammenhang: sie steht nämlich in einer Verfügung des Stadtrats, die auswärtigen Kürschnern das Recht einräumte, ihre Waren im Haus „zum Bub“ feil zu bieten
(Ratsbuch 1440-50). Das hat zu Überlegungen geführt, ob hier nicht das ursprüngliche Zunfthaus der Kürschner zu suchen ist, einer Zunft, die 1429 mit der Schneiderzunft fusionieren musste. Die große Zahl von Kürschnern, die am Obermarkt und der Hussenstraße ansässig waren, könnte ebenfalls für diese These sprechen. Spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war das Gebäude aber
nachweislich in privaten Händen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1448)
Erstmalige Erwähnung des Hauses in einer Ratsversammlung 1448 (i)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1477 - 1541)
Mit dem 15. Jahrhundert ist eine Zeit erreicht, in der die schriftlichen Nachrichten reichlicher fließen und nun auch Eigentümer und Nutzer genannt werden. Eine besonders ergiebige Quelle sind aktenkundige Nachbarschaftsstreitigkeiten, so stritten der Breimehlhändler Simon Abler, wohnhaft
„zu dem buben an dem obermarckt“ mit dem Schreiber Johannsen Grünenbach im Haus „zum Kessel“ wegen Unrat, das aus den Fenstern der Hofseite geschüttet wurde. Der Streit dauerte mindestens fünf lange Jahre (1477-82). Neun Jahre später war der neue Eigentümer des „Kessels“, Schwertfeger Heinrich Stader, mit seinem Nachbarn, dem Tuchmann Allensbach „im Haus zur Laterne“ wegen der gemeinsamen Parzellenmauer uneinig. Und 1533 bekam Bastian Rümeli, „in seinem
hus, genant zum buben, an Obermarkt neben des Schörners hus zu der laternen“ Ärger, weil er einen neuen „Gang“ und eine Werkstatt einrichtete. Möglicherweise war damit der Laubengang gemeint und ein Hinterhaus mit Werkstatt im verwinkelten Hof. 1541 war der Tuchmacher Jakob Kalt, Zunftmeister und Ratsherr, Eigentümer des Hauses „zum Buben am Obermarkt“, ein „egkhus zu 2 sythen an der gassen, eaintheils an den Torgelbaum [Kanzleistr. 19], anderseits an die Laterne [Hussenstr. 3], hinden an den Sessel [Hussenstr. 5] anstoßend“. Das nicht genannt Haus „zum Kessel“ könnte damals zur „Laterne“ gehört haben, die als Schankgaststätte genutzt wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1491)
1491 (a) Hans Allensbach streitet mit Nachbar Schwertfeger Heinrich Stader (Hussenstr. 3) wegen gemeinsamer Parzellenmauer
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1589)
Gorius Ungemuet (Unmuth) läßt das Haus „zum Bub“ 1589 zeitgemäß umbauen und mit Renaissance-Malereien ausstatten. Die Nachbarhäuser „zur Laterne“ und „zum Kessel“ vereinigt der Kaufmann und Ratsherr Michael Labhart 1663. Noch im gleichen Jahr läßt er beide Häuser weitgehend umbauen, aufstocken und in den Hof hinein erweiterten. Später werden die beiden Häuser wieder geteilt und erst der Zuckerbäcker Konradin Veltin vereinigt sie 1821 endgültig.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1700 - 1899)
Das Haus „zum Bub“ ist im 18. und 19. Jahrhundert überwiegend in der Hand von Kaufmannsfamilien wie Welz (1617-1746), Mayer (1746/55), Salliet (1755-1815) und Schneider (1815-42). Über seine Heirat mit Josepha Schneider gelangt der Bildhauer Johann Baptist Hotz 1842 an das Haus. Von ihm stammt vielleicht auch die um diese Zeit entstandene Zeichnung. Von den Erben erwirbt der Konstanzer Schuhfabrikant August Haug und seine Ehefrau Julie Marie Susette geb. Zollikofer
aus St. Gallen 1870 das „vierstöckige[…] Wohnhaus an der Kanzleistraße mit vierstöckigem Nebenhaus und einstöckigem Magazingebäude mit Waschhaus, Eckhaus an der Kanzlei- und Paulusstraße mit Hofraum“ für 18.000 Gulden. Für den Schuhladen werden 1909 umfangreiche Umbauten im Erdgeschoss vorgenommen: große Schaufenster werden eingebrochen und auch die Innenwand durch einen breiten Durchgang geschwächt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1909)
1909 Umbau Keller und Erdgeschoss für Ladeneinbau, Mauern werden durch Schaufenster und Durchgänge geschwächt
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(2010)
Ein Umbau des 18.Jh bis 19. Jh. rächte sich beim Brand im Jahr 2010, als die alten Eisenträger das Gewicht der Mauermassen nicht mehr hielten und das achthundertjährige Haus „zum Bub“ wie ein Kartenhaus zusammenfiel.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

1. Besitzer:in:
(1541)
Kalt, Jakob
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1541 Eigentümer ist Tuchmacher Jakob Kalt, Zunftmeister und Ratsherr
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Ratsherr
  • Tuchmacher
  • Zunftmeister
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Besitzer:in:
(1554)
unbekannt
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1554 Verkauf des Eckhauses „zum Buben“ für 310 Gulden
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Besitzer:in:
(1577)
Ungemuet, Gorius
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1577 Eigentümer ist Gorius Ungemuet
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Besitzer:in:
(1617)
Wolgens, Thomas
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1617 Hans Kaspar Ungemuet verkauft an Thomas Wolgens für 841 Gulden
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Besitzer:in:
(1647)
Döldle, Konrad
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1647 Eigentümer ist Konrad Döldle
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Besitzer:in:
(1719)
Welz, Johann Jakob
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1719 Eigentümer ist Johann Jakob Welz
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Besitzer:in:
(1746)
Mayer, Anton
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1746 Jakob Nikolaus Welz, Jurist und Amtmann, tauscht das Haus mit Kaufmann Anton Mayer
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Besitzer:in:
(1755)
Salliet, Franz Claudius
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1755 Verkauf an den Kaufmann Franz Claudius Salliet für 1.725 Gulden
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Kaufmann
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Besitzer:in:
(1790)
Salliet, N.N
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1790 Eigentümer ist Altrat und Salzverwalter Salliet
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Besitzer:in:
(1815)
Schneider, Georg Joseph
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1815 Kaffeewirtin Antonia Hafner, Witwe, verkauft das Haus an Kaufmann Georg Joseph Schneider für 5.000 Gulden
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Kaufmann
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Besitzer:in:
(1815)
Hafner, Rochus
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1815 Rochus Hafner kauft das Haus für 2.700 Gulden
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Besitzer:in:
(1842)
Hotz, Eheleute
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1842 Georg Joseph Schneider vererbt das halbe Haus an seine Tochter Josepha, verheiratet mit Bildhauer Johann Baptist Hotz, Gesamtwert des Hauses auf 6.200 fl geschätzt
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

13. Besitzer:in:
(1862)
Hotz, Neffen
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1862 Die Neffen Obergerichtsadvokat Fidel Hotz und Handelsmann Friedrich Hotz übernehmen das Haus gegen Leibrente
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
keiner
Betroffene Gebäudeteile:
keine

14. Besitzer:in:
(1870)
Haug, August
Bemerkung Familie:
Bemerkung Besitz:
1870 Verkauf an Schuhfabrikanten August Haug und seine Ehefrau Julie Marie Susette geb. Zollikofer

1880 August Haug und drei Mietparteien im Adressbuch genannt
Beschreibung:
Beruf / Amt / Titel:
  • Fabrikant
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Fotos

Abbildungsnachweis
Eckhaus „zum Bub(en)“ in 78462 Konstanz (14.09.2016 - Hauses „zum Bub“, Mitte 19. Jahrhundert (Kopie Paul Motz, Stadtarchiv Konstanz; Original im Rosgartenmuseum Konstanz))

Zugeordnete Dokumentationen

  • Die Geschichte des Hauses

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Eckhaus „zum Bub(en)“ stand an prominenter Stelle in der Konstanzer Altstadt: An der einen Seite führt die alte, schon in römischer Zeit genutzte Reichsstraße vorbei (heute Hussenstraße), an der anderen Seite liegt der Obermarkt, der erste und lange Zeit wichtigste Markt der Stadt vor den Toren der älteren Stadtmauer. Außerdem mündet hier die Kanzleistraße ein, die kürzeste Verbindung zwischen Obermarkt und Hafenmarkt, der heutigen Marktstätte.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
keine Angaben
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Bei einem Brand im Jahr 2010 zerstört worden.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
keine Angaben

Quick-Response-Code

qrCode