Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Bemmelberger Schlössle

ID: 122054783813  /  Datum: 24.09.2018
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Bemmelbergergasse
Hausnummer: 30
Postleitzahl: 89601
Stadt-Teilort: Schelklingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Alb-Donau-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8425108011
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die zeitliche Einordnung der verschiedenen Bauphasen ließ sich neben stilistischen und konstruktiven Merkmalen aufgrund eines Brandbefundes auf dem als bauzeitlich einzustufenden, untersten Kalkputz recht leicht ermitteln.
Die rußgeschwärzte Oberfläche des bauzeitlichen Putzes kann nicht von einem Herdfeuer oder einer sonstigen, nutzungsbedingten Rauchentwicklung herrühren. Das raumübergreifende Ausmaß spricht vielmehr für einen größeren Brand, der sich wohl ausgehend von der Kapelle, hier ist die stärkste Verrußung zu verzeichnen, über große Teile des Erdgeschosses ausbreitete und sich möglicherweise noch im 16. oder auch 17. Jahrhundert ereignete.

In die ursprünglich zweigeschossige, westliche Zone wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts zwei Zwischenebenen eingezogen, die als weiterer Wohnraum Verwendung fanden.

Die dendrochronologische Untersuchung ergab bei einer Nachbohrung ein Fälljahr der verbauten Hölzer im Winter 1564/ 65 (d) und Sommer 1565 (d).
Die Erbauungszeit des untersuchten Gebäudes ist frühestens für das Jahr 1565 anzunehmen.


1. Bauphase:
(1565)
Erbauung des Gebäudes (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Schloss

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude ist in Ost-West-Richtung ausgerichtet und steht giebelständig zur Schlossstraße. Das Gebäude stößt westseitig direkt an die ehemalige Stadtbefestigung an, deren ca. 1.10 m starkes Bruchsteinmauerwerk im Erdgeschoss die westliche Giebelseite ausbildet. Sie zieht sich nordseitig noch einige Meter weiter und ist hier als westliche Traufseite eines Scheunengebäudes aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten geblieben.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Schloss
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das ehemalige Bemmelberger Schlössle ist ein langgestreckter, zweigeschossiger Massivbau, der mit einem zweigeschossigen Satteldach abschließt. Entlang der nördlichen Traufseite, also zur Hofseite hin, ist im Obergeschoss ein Laubengang angelegt, der sich ursprünglich über die gesamte Gebäudelänge zog und im Erdgeschoss von kräftigen, hölzernen Stützen getragen wird.
Etwa mittig auf der südlichen Traufseite ist ein ca. 6,50 m x 3,70 m großer, zweigeschossiger Kapellenanbau angelegt, der nachträglich durch eine Fachwerkwand in zwei Hälften abgeteilt wurde.
Auf der nördlichen Traufseite des Gebäudes befindet sich am westlichen Ende ein zweigeschossiger Anbau mit Pultdach, dessen massives EG mit einem Tonnengewölbe überspannt ist. Sein OG besteht auf der Ost- und Nordseite aus einem einriegeligen Fachwerk mit Bruchsteinausfachung.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Gebäude war ursprünglich in drei abgetrennte Querzonen unterteilt.
Im Erdgeschoss befindet sich in der nördlichen, hofseitigen Zone ein großer Raum. Im rückwärtigen, südlichen Bereich befindet sich ein Raum mit einem linksgerichteten Tonnengewölbe. Die westliche, ca. 5,70 m breite Zone ist ohne Unterteilung. In späterer Zeit wurde die zweigeschossige der westlichen Zone durch den Einbau von zwei Zwischendecken dreigeschossig ausgebildet.
Bei dem Anbau auf der südlichen Traufseite, der erst in späterer Zeit durch den Einbau einer Fachwerkwand in zwei Räume unterteilt wurde, handelt es sich aufgrund seiner besonderen Ausgestaltung um einen sakralen Raum. Der Kapellenanbau war ursprünglich nur über die östlich gelegene Türöffnung zu erreichen.
Sämtliche Befunde zur ursprünglichen Raumdisposition, die Anlage der allgemein großen Fensteröffnungen und insbesondere auch der rückseitigen Kapellen sind deutliche Hinweise dafür, dass es sich bei dem untersuchten Bereich im Erdgeschoss zur Bauzeit keinesfalls um Stallungen gehandelt haben kann.
Bei der östlichen Zone, von der aus auch die Kapelle zu erreichen war, könnte es sich aufgrund der nachgewiesenen Beheizbarkeit des hofseitigen Raumes, zusammen mit seinen breiten und hohen segmentbogigen Fensternischen und der wahrscheinlichen Ausstattung mit einem Wandtäfer, um einen bewohnten Bereich gehandelt haben. Eventuell beherbergte die östliche Zone auch die ehemalige Renteil.
Die mittlere Zone wurde zur Erbauungszeit sicherlich als Lagerbereich genutzt.
In der westlichen Zone befand sich die Küche.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Zur Erbauungszeit um 1565 waren alle drei Zonen des Erdgeschosses mit einem Gewölbe überdeckt. Das Gewölbe der mittigen Zone ist bis heute erhalten geblieben, die anderen Gewölbe wurden in späteren Umbauphasen entfernt.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
  • Dachform
    • Pultdach
    • Satteldach
  • Verwendete Materialien
    • Putz
  • Mischbau
    • Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
Konstruktion/Material:
Die Außenmauern von Erd- und Obergeschoss sind in Bruchstein errichtet und innen wie außen verputzt.
Die bauzeitlichen Innenwände bestehen ebenfalls aus Bruchsteinmauer, nachträglich eingezogene Wände wurden teilweise in Fachwerk mit Bruchsteinausfachungen oder ganz aus Ziegelmauerwerk errichtet.

Das Dachwerk
Bei dem Dachwerk über dem massiven Unterbau handelt es sich um ein zweigeschossiges Satteldach, das zwischen zwei Massivgiebeln eingespannt ist. Das erste Dachgeschoss besitzt eine Stuhlkonstruktion, das zweite Dachgeschoss ist mit Spitzboden ohne Stuhlkonstruktion ausgebildet.
Das 2., 3. und 5. innere Bindergespärre ist im ersten Dachgeschoss mit einem liegenden Stuhl ausgestattet. Die Queraussteifung erfolgt durch Spannriegel und Kopfbänder, die in die liegenden Stuhlständer und Spannriegel eingezahnt sind.
Die Kehlbalken sind mit den Sparren verblattet, die Sparren sind im First miteinander verzapft.
Das erste Bindergespärre, das unmittelbar auf den westlichen Giebel folgt, ist mit einem zweifach stehenden Stuhl konstruiert. Der Queraussteifung dienen ein zwischen die Stuhlständer gezapfter Riegel und Ständerüberplattende Steigbänder.

Die Längsaussteifung unter der Sparrenebene erfolgt durch einen zweiriegeligen Windverband, der zwischen die liegenden Stuhlständer gezapft ist und durch riegelüberblattende Kreuzstreben, diffus zonig in die Traufschwelle angezapft sind und kopfzonig an das Stuhlrähm angeblattet sind. Das erste Binderfeld, auf den westlichen Giebel folgend, ist nur mit einer Strebe ausgesteift, eine Ausriegelung ist nicht angelegt.

Das 4. Bindergespärre wurde in einer späteren Umbauphase verändert. Der nördliche liegende Stuhlständer wurde dabei entfernt und durch einen stehenden Stuhlständer mit dreiseitiger kopfzoniger Aussteifung ersetzt. Zur Unterstützung des Spannriegels wurde ein zusätzlicher Mittelständer eingebaut, der in Querrichtung mit geschwungenen Kopfbändern ausgesteift ist.
Auf der nördlichen Traufseite fehlt die ursprüngliche Längsaussteifung unter der Sparrenebene. Blattsassen im Stuhlrähm und seitliche Zapfenlöcher in den liegenden Stuhlständern verweisen auf eine ehemalige zweifache Ausriegelung mit riegelüberblattenden Kreuzstreben, wie auf der südlichen Traufseite noch vorliegend.
Die Entfernung der ursprünglichen Dachkonstruktion in diesem Bereich erfolgte vermutlich im Zuge der Errichtung des nordwestlichen Anbaus mit Pultdach.
Die Gestaltung der Kopfbänder spricht für eine Umbauphase im 18. Jahrhundert.

Zusammenfassung:
Das untersuchte Gebäude ist ein baugeschichtlich interessantes Beispiel für den Schlossbau des 16. Jahrhunderts in dieser Region.
In der mittleren untersuchten Zone ist das Gewölbe fast vollständig erhalten geblieben. Es handelt sich dabei um ein „gestauchtes“ Stichkappengewölbe. Die Stichkappen sind über den Fenster- und Türöffnungen angelegt. Die Raumecken sind mit Eckstichkappen überwölbt.

Die in der westlichen Zone noch erhaltenen, breiten Gewölbewangen lassen ein ähnlich ausgebildetes Gewölbe rekonstruieren. Die Wangen kragen hier allerdings leicht aus dem Mauerwerk hervor und sind im untersten Bereich mit einer Profilierung versehen.
Es handelt sich dabei um die Reste des ehemaligen Küchengewölbes.
Zur Bauzeit um 1564/65 befand sich im nordwestlichen Raumeck eine offene Herdstelle. Der Rauch des Herdfeuers wurde dabei, wie eindeutige Befunde im darüberliegenden Dachgebälk und im Mauerwerk beweisen, über einen bemerkenswert großen, ca. 3 x 2,50 m messenden Rauchfang in einen Kamin im Westgiebel abgeleitet.

Obwohl das Gebäude zweifelsfrei auf eine höher gestellte Persönlichkeit zurückzuführen ist, stellt sich abschließend doch die Frage, ob es tatsächlich den ehemaligen Wohnsitz des Landknechtsobristen Graf Konrad von Bemmelberg darstellte.

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