Unteres Schwarzpulverwerk
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Neckartal |
Hausnummer: | 116 |
Postleitzahl: | 78628 |
Stadt-Teilort: | Rottweil |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Rottweil (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8325049025 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Ehemalige Pulverfabrik, Neckartal |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Wohnhaus (78628 Rottweil, Hauptstraße 48)
Wohn- und Geschäftshaus, Hochbrücktorstraße 16 (78628 Rottweil)
Ehem. Katzensteigmühle, Ausdinghaus (abgegangen), In der Au 1/2 (78628 Rottweil)
Heilig-Kreuz-Münster, Münsterplatz 1 (78628 Rottweil)
Kraftwerk (ehem. Pulverfabrik), Neckartal 68 (78628 Rottweil)
Rundbehälter (Salienmuseum), Unteres Bohrhaus 1 (78628 Rottweil)
Bauphasen
Zwischen den Gebäuden des Schwarzpulverwerkes wurde 1886 das "Packhaus" errichtet. Durch die 1887 erfolgte Verlegung der Pulvermagazine an den Keltenberg, wurde im Packhaus Platz frei, der 1890 für die Aufstellung von Sortiermaschinen für die geforderte Körnung genutzt werden sollte, die zuvor in anderen Gebäuden untergebracht waren. 1904 wurde das Gebäude wohl zu einem Schwarzpulver-Trockenhaus umgebaut. Nach Einträgen im Lageplan von 1911 war oberhalb ein zusätzlicher Baukörper errichtet worden, der dann bereits dem abermaligen Umbau wieder weichen musste. Vermutlich waren hier – wie 1911 auch – die für die Trocknung notwendigen Apparate oder Antriebe untergebracht. Als Ersatz für das im Vorjahr explodierte Trockenhaus (alte Nr. 53; Standort unbekannt), wurde anstelle des Schwarzpulver-Trockenhauses im Jahr 1911 ein Neubau errichtet. Um die Lagerung vieler mit Sprit gefüllter Transportfässer neben dem Gebäude zu vermeiden, wurde 1912 auf der Westseite des Gebäudes ein Kellerraum eingerichtet. Da die Filterung durch die Kondensatoren in den Maschinenräumen nicht gründlich genug erfolgte und Alkoholdämpfe entwichen, wurde 1914 ein Absorptionsturm mit Abstand östlich des Gebäudes errichtet und bekam die Nr. 30a (Zeichnungen 7. Mai 1914; Antragstellung 8. Mai. 1914). Er war mittig zwischen diesem und dem Gebäude Nr. 117 (alte Nr. 32a), das ebenfalls als Vakuumtrockenanlage genutzt war, platziert und diente beiden Gebäuden.
(1886)
In eine der weiten Lücken zwischen den einzelnen Gebäuden des Schwarzpulverwerks wurde um 1886 (Zeichnungen 16. Jan. 1886) ein „Packhaus“ errichtet, dessen Bauweise der oben beschriebenen folgte.
- Siedlung
- Stadt
- Gewerbe- und Industriebauten
- Industrieanlage, Fabrik
(1890)
Durch die 1887 erfolgte Verlegung der Pulvermagazine an den Keltenberg [IndustriePfad: Info-Punkt 8 Pulverlager am Keltenberg], wurde im Packhaus Platz frei, der 1890 (Zeichnungen 18. Okt. 1890; Antragstellung 25. Nov. 1890) für die Aufstellung von Sortiermaschinen für die geforderte Körnung genutzt werden sollte, die zuvor in anderen Gebäuden untergebracht waren.
(1904)
Im Bauantrag für das Jahr 1911 wird Bezug auf einen früheren Antrag genommen, wonach das Gebäude im Jahr 1904 (Bauantrag 18. Mai 1904) zu einem Schwarzpulver-Trockenhaus umgebaut worden sei. Die zugehörigen Unterlagen waren in beiden Archiven nicht aufzufinden – möglicherweise sind sie fälschlich an anderer Stelle oder in Verbindung mit einem Sammelantrag abgelegt. Nach Einträgen im Lageplan von 1911 war oberhalb ein zusätzlicher Baukörper errichtet worden, der dann bereits dem abermaligen Umbau wieder weichen musste. Vermutlich waren hier – wie 1911 auch – die für die Trocknung notwendigen Apparate oder Antriebe untergebracht.
(1911)
Als Ersatz für das im Vorjahr explodierte Trockenhaus (alte Nr. 53; Standort unbekannt), wurde anstelle des Schwarzpulver-Trockenhauses im Jahr 1911 ein Neubau errichtet (Zeichnungen 15. April 1911; Antragstellung 19. April. 1911).
(1912)
Um die Lagerung vieler mit Sprit gefüllter Transportfässer neben dem Gebäude zu vermeiden, wurde 1912 auf der Westseite des Gebäudes ein Kellerraum eingerichtet (Zeichnungen und Antragstellung 8. Jan. 1912).
(1914)
Da die Filterung durch die Kondensatoren in den Maschinenräumen nicht gründlich genug erfolgte und Alkoholdämpfe entwichen, wurde 1914 ein Absorptionsturm mit Abstand östlich des Gebäudes errichtet und bekam die Nr. 30a (Zeichnungen 7. Mai 1914; Antragstellung 8. Mai. 1914). Er war mittig zwischen diesem und dem Gebäude Nr. 117 (alte Nr. 32a), das ebenfalls als Vakuumtrockenanlage genutzt war, platziert und diente beiden Gebäuden.
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Dokumentation
Beschreibung
Sie hatten in der Mehrzahl ein ähnliches Erscheinungsbild, da Stützmauern U-förmig oder in mehrere Schotten unterteilt in den Hangfuß geschoben waren, zwischen denen man in Leichtbauweise die vierte Außenwand und ein Pultdach setzte. Sinn dieser Konstruktion war es, im Falle von Explosionen den Schaden gering zu halten, indem Vorderwand und Dach keinen Wiederstand boten, um die Verletzungen der sich im Gebäude aufhaltenden Arbeiter gering zu halten, und indem die gut gesicherten Stützmauern Feuerwalze und Druckwelle ins freie Feld lenkten, um die ebenfalls leicht entzündlichen benachbarten Produktionsgebäude zu schonen. Daraus erklärt sich auch der recht große Abstand der einzelnen Gebäude untereinander.
Am rechten Neckarufer besteht eine spitze Hangzunge, sodass sich die Gebäude auf zwei Abschnitte verteilen. Vor der Spitze der Hangzunge stehen die Gebäude fast direkt am Neckar, sodass zwischen Gebäuden und Ufer nur der Erschließungsweg liegt. Hinter der Hangzunge beginnt ein Gleitufer, das eine ebene Fläche entstehen ließ. Über diese Fläche wurde ein Triebkanal geführt, der ein Wasserrad an der Stelle des heute noch bestehenden Turbinenhauses Nr. 127 betrieben hat, sodass eine ähnliche Situation wie vorne entstand und zwischen Gebäude und Kanal nur der Erschließungsweg lag [Industrie- Pfad: Info-Punkt 8 Neckartal 127/129, Turbinenanlage und Walzenwehr].
In den Erschließungsweg waren Schienen einer Schmalspurbahn eingelassen, auf denen Loren von Pferden gezogen oder von Menschenkraft geschoben werden konnten [IndustriePfad: Info-Punkt 3 Transportwege im Neckartal].
Zonierung:
Der erhaltene Baubestand entspricht im Wesentlichen dem 1911 geschaffenen Umbau zur Vakuumtrockenanlage. Das gesamte Gebäude befindet sich in baulichem Verfall und war bis vor kurzem noch stark zu- und überwachsen.
In den Trennwänden zwischen den ehemaligen Trockenräumen sind weite, mit Backsteinen zugesetzte Öffnungen zu beobachten, die mit den Angaben des Bauantrags, wonach hier „stark armierte Eisenbetonwände“ vorgesehen waren, nicht zusammenpassen, auch in den Bauzeichnungen nicht auftreten, und die der Aufgabe, vor Explosionen zu schützen, geradezu widersprechen. Was es damit auf sich hat, konnte nicht ermittelt werden. In den Bauanträgen fanden sich auch keine Angaben, wann die kleinen Aufbauten auf den Maschinenräumen hinzugekommen sind und was deren Funktion gewesen ist.
Die späteren Zubauten in der Form eines Spritkellers 1912 und eines Absorptionsturms 1914 sind nicht mehr vorhanden.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Dachform
- Pultdach