Hohes Haus (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Zehntkelter

ID: 126696528210  /  Datum: 07.04.2011
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Marktplatz
Hausnummer: 23
Postleitzahl: 73728
Stadt-Teilort: Esslingen

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Esslingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8116019003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Esslingen, Kesslerareal

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die ehemalige Zehntkelter Marktplatz 23 ist Teil des Pfarr- und Zehnthofensembles, das im Zuge der Esslinger Stadtgeschichtsforschung seit dem späten 19. Jahrhundert meistens als "Speyerer Pfleghof" bezeichnet wird. Die Zehntkelter schließt sich nördlich an den alten Innenhof an, der in den historischen Plänen als der Pfarrhof bezeichnet wird.
Die älteste Bebauung lässt sich für das späte 13. Jahrhundert noch ablesen, ist aber substantiell nicht mehr vorhanden. Hier zeichnet sich ein schmaler, nach Westen verjüngender Hofbereich ab, der bereits um 1500 unterkellert, nicht aber gewölbt war (vgl. die bauhistorische Untersuchung zum Hauptbau des Speyerer Pfleghofs).

Die Zehntkelter ist im Wesentlichen ein Gebäude der Bauphase 1820. Die ältere Bauinschrift von 1592 ist irreführend. Ältere Mauerwerkspartien wurden beim Neubau integriert. Besonders der Keller entstammt noch weitgehend dem frühen 16. Jahrhundert. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Gebäude ständig an die geänderten Produktionsbedingungen einer Sektkellerei angepasst. Heute nimmt das Gebäude eine Doppelfunktion ein, die bezeichnend für das ganze Kesslerareal ist: Einerseits bildet die Zehntkelter den Zugang zu den Kelleranlagen des historischen Gebäudekomplexes, andererseits ist das Gebäude der Ort, von dem aus die Produkte der Sektkellerei Kessler in alle Regionen der Welt versendet werden.


1. Bauphase:
(1516)
Der Neubau des frühen 16. Jahrhundert.

Im 16. Jahrhundert wurde ein älterer Keller abgetragen und durch einen Neubau ersetzt. Befund 909, 928 und 938 deuten darauf hin, dass dies bereits im frühen 16. Jahrhundert erfolgte. Eine archivalische Quelle nennt einen Kellerneubau 1516 (a).
Der Keller des neuen Gebäudes reichte nach Norden und Süden über den älteren Keller hinaus. Nach Süden reicht der Keller ca. 2 m unter den ehemaligen Innenhof, nach Osten schloss er an den um 1500 erbauten Keller des Gebäudes 4 (“Langer Gang”) an. Dieser Keller unter der Zehntkelter wird im Kellerplan von 1746 als “Der Tieffe Keller” bezeichnet.
Der neue Keller wurde mit einem Tonnengewölbe eingewölbt, das nach Westen zu in einer Gewölbemulde endete. Der Kellerabgang in der Nordostecke ist wahrscheinlich bauzeitlich, jedoch nicht durch Befunde belegt. Etwa mittig spannt ein ca. 3 m breiter flacherer und stärkerer Gewölbeabschnitt durch den Keller. Es gibt keine Hinweise auf einen nachträglichen Einbau.
Die Funktion ist nicht ablesbar, jedoch ist zu vermuten, dass dieser Bereich des Gewölbes statisch stärker belastet werden sollte.
Im EG wurde die Südwand auf das Gewölbe gesetzt. Der Verlauf der Südwand entspricht der abgebrochenen älteren Südwand, von der (zumindest auf der Ostseite) die vorherige Eckquaderung beibehalten wurde. Lediglich die Wandstärke wurde ca. 30 cm schwächer ausgeführt. Der mittlere Bereich der Südwand steht im EG allerdings wieder 9 cm vor. In diesem mittleren Bereich konnte eine rundbogige Fensteröffnung mit Bogensturz aus Radialquadern beobachtet werden, die vermutlich bauzeitlich ist.
Eine weitere Türöffnung mit geradem Sturz und Türfalz auf der südlichen Hofseite wird ebenfalls als bauzeitlich erachtet. Bei den beiden östlichen Wandöffnungen handelt es sich dagegen um nachträgliche Einbauten. Im Bereich der östlichsten Wandöffnung befand sich ein bauzeitliches Kellerfenster.
Die Westwand wurde ebenfalls neu ausgeführt. In der Nordwestecke erhielt sie ein großes rundbogiges Tor mit Radialquadern. Vermutlich diente das Tor schon bauzeitlich als Kellertor. Nachgewiesen ist dies allerdings nicht. Nördlich des Kellertors zog die Westwand als Hofmauer nach Norden weiter, allerdings mit deutlich geringerer Mauerstärke.
Nach Norden schloss die Zehntkelter des 16. Jahrhunderts mit der Nordwand des Kellers ab. Die darüber stehende Wand hat sich offenbar nicht erhalten. Möglicherweise war es bereits im 16. Jahrhundert eine Fachwerkwand, da der Bereich nördlich der Kelter geschützter ummauerter Hofbereich war, der zur Zehntkelter gehörte.
Grundsätzlich ist nicht auszuschließen, dass die bauzeitliche Nordwand aus dem auf 1592 datierten Gefüge bestand, das in der heutigen Nordwand der Zehntkelter zweitverwendet ist. Allerdings konnten keine Befunde ermittelt werden, die diese Hypothese stützen würde. Zudem legen die übrigen Befunde der ältesten Bausubstanz eher eine Datierung ins frühe 16. Jahrhundert nahe.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1700 - 1819)
Umbauten vor 1820 (gk)

Zwischen dem 16. Jahrhundert und 1820 konnten nur wenige Umbauten beobachtet werden: In der Westwand des EG wurde vermutlich im 18. Jahrhundert ein neues Fenster eingebaut (Befund 906). Darunter wurden zwei Kellerfenster angebraucht (Befund 907 und 139), die 1746 bereits im Saltzmannplan (Archivalie 1746-1, s. Kapitel Archivalien im Bericht zum Hauptbau des Speyerer Pfleghofs) verzeichnet sind, also vermutlich ins frühe 18. Jahrhundert datieren. Für diese Kellerfenster wurde in der Südwestecke des Kellers ein neues Bruchsteingewölbe eingezogen (Befund 923).
Auf einen weiteren Umbau deuten die vier noch erhaltenen Konsolen im OG an der Südwand hin. Weitere Konsolen wurden vermutlich durch den Einbau der Fenster und Türen in die Südwand entfernt. Der Befund ist wohl als nachträglich eingebaute Deckenbalkenlage ca. 1 m unterhalb der Dachtraufe zu lesen. Es ist daher eine Teilaufstockung des Gebäudes zu vermuten. Durch den Umbau 1820 haben sich allerdings keine Spuren einer solchen Aufstockung erhalten.
Der Grundriss des Gebäudes vor 1820 geht aus dem Kandlerriss von 1774 hervor. Der Plan ist nicht genordet, sondern steht “auf dem Kopf”. Im nördlichen Zehntkelterhof ist ein weiteres schmales und offenes Gebäude entlang der Hofmauer zur Kirchgasse zu sehen. Dieses Gebäude ist im Primärkataster aus den 1830er Jahren noch eingezeichnet und im Brandversicherungsanschlag für 1842 noch erwähnt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1820)
1820 wurde die Zehntkelter weitreichend umgebaut. Das Brandversicherungskataster spricht von Abbruch und Neubau der Kelter 1820. Tatsächlich blieben lediglich die massiven Wände erhalten. Daher kann zu Recht von einem weitgehenden Neubau unter Einbeziehung älterer Mauern gesprochen werden.
Lediglich der Keller blieb weitgehend unverändert erhalten. Hier wurde das Gewölbe des Kellerhalses und vermutlich auch die Kellertreppe erneuert. Das aufgehende Gebäude wurde dagegen erheblich nach Norden vergrößert: Die neue Nordwand wurde als offene Fachwerkkonstruktion unter Einbeziehung des zweitverwendeten Fachwerkgefüges von 1592 errichtet. Vermutlich waren die oberen Wandbereiche mit Holzstaken verschlossen, während die unteren Wandbereiche offen waren. Lediglich in der östlichsten Zone deuten die Baubefunde eine Balkendecke mit dazwischengeschobener Lehmwickelisolierung an. Es muss sich also hier ein beheizbarer Raum befunden haben. Vermutlich handelt es sich um das archivalisch belegte Kelterstübchen. Weitere Teile des Innengefüges von 1820 haben sich nicht erhalten.
Das neue Gebäude wurde zusammen mit den Gebäuden 3 und 4 (“Langer Gang”) mit einem gemeinsamen Dachstuhl versehen. Der neue Dachstuhl war mit einem Zwerchhaus nach Westen versehen, das ursprünglich ein großes Tor hatte.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Kelter/ Trotte/ Torkel

4. Bauphase:
(1870 - 1900)
Umbauten im 19. Jahrhundert

Der Einbau der Galerie als Verbindung zwischen den Räumen 10.1.3 (Torbau) und 4.1.1 ("Langer Gang") datiert ins späte 19. oder frühe 20. Jahrhundert. Eine sichere Zuschreibung zur Bauphase 1904 ist aber nicht möglich, da der Umbau der Galerie und die Abhängung der Galerie vom Dachgebälk ebenfalls in die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts einzuordnen ist.
Die Balken der Galerie sind diagonal geschruppt. Bauzeitlich war die Galerie offen. Nur die Brüstungsfelder waren mit einfachen Brettern mit ca. 2 cm Abstand geschlossen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1904)
Beim Umbau des Kesslerhauses 1904 wurden auch an der Zehntkelter einige Veränderungen vorgenommen.
Vor allem wurden die Wände der vormals offenen Konstruktion weitgehend geschlossen. Im 1. OG wurde der westlichen Fachwerkwand von 1820 eine Fachwerkattrappe vorgeblendet. Auf der Nordseite wurde eine neue Aufzugsgaupe auf das Dach gesetzt. Die ältere Toröffnung im Zwerchhaus auf der Westseite wurde daraufhin in ein Fenster umgebaut.
Der vermutete Innenbinder im EG wurde durch einen mächtigen Eisenträger ersetzt, der auf einem gemauerten Pfeiler aus Ziegelsteinen liegt.
Der nördlich an die Zehntkelter anschließende Hof erhielt ein neues Hoftor aus Sandsteinquadern. Der Schlussstein ist mit der Jahreszahl 1904 (in gotischen Ziffern) versehen (i).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1905 - 1999)
Im 20. Jahrhundert fanden weitere Umbauten statt, die hier nur kurz aufgeführt werden sollen:
- Die Reparatur und Abhängung der Galerie wurde bereits angesprochen. Zudem wurde die Galerie oberhalb der Brüstung mit Fenstern versehen.
- Die Nordwand wurde in den beiden mittleren Zonen mit Glasbausteinen gefüllt. Ob es vorher eine andere Wandfüllung gab, ist nicht bekannt. Allerdings ist die Eingangstür in das Hauslager stilistisch der Bauphase 1904 (s) zuzuordnen. Dies würde für eine frühere Wandfüllung sprechen.
- Der nordwestliche Bereich der Zehntkelter und des Zehntkelterhofs wurde unterkellert. Die Ausführung mit Spannbetondecken belegt eine Ausführung im 20. Jahrhundert. In diese Kellerräume kam ein Heizraum für die Zentralheizung und zwei Öltankräume unter dem Hof.
- Die nördliche und westliche Umfassungswand der Tankräume wurden auch im EG fortgeführt, und dienten als Hofmauer.
- In die Wand zwischen dem Heizraum und dem Kellerabgang wurde ein Kamin eingebrochen.
- In die westliche Hofmauer wurde zudem zeitweilig eine Garage integriert.
- Der nordöstliche Bereich des EG wurde in ein Büro und zwei Toilettenräume umgebaut.
- Das Kellertor wurde vermauert und von Innen mit einer Fassbodenattrappe verdeckt.
- Im östlichen EG-Bereich zwischen der Zehntkelter und Gebäude 7 wurde ein Kompressorraum und daneben ein Unterstelldach angebracht.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Westansicht / Zehntkelter in 73728 Esslingen, Esslingen am Neckar (27.01.2006 - Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Nordansicht / Zehntkelter in 73728 Esslingen, Esslingen am Neckar (20.09.2005 - Michael Hermann)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme und bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
keine Angaben
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Kelter/ Trotte/ Torkel
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
keine Angaben
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
keine Angaben
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Steinbau Mauerwerk
    • Großquader
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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