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Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Großes Haus an der Rems

ID: 133775279213  /  Datum: 27.04.2015
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Weingärtner Vorstadt
Hausnummer: 20
Postleitzahl: 71332
Stadt-Teilort: Waiblingen

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Rems-Murr-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8119079012
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Nonnenkirchle (71332 Waiblingen, Alter Postplatz 19)
12

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Wahrscheinlich unter Ausnutzung einer älteren Kelleranlage wurde im Verlauf des Jahres 1550 (d) das heutige Gebäude erbaut.


1. Bauphase:
(1550)
Aus dem Kerngerüst wurden insgesamt sechs Holzproben entnommen. Als Ergänzung wurden zusätzlich zwei Proben aus dem Wandaufbau der Stube am nördlichen Giebel, sowie sechs weitere Proben aus dem Decken- und Wandaufbau der südlichen Stube zur Datierung herangezogen.
Die Auswertung der gewonnen Jahrringkurven ergab, dass das Gebäude im Verlaufe des Jahres 1550 (d) errichtet wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude steht außerhalb des ummauerten Stadtkerns am nördlichen Rand der der Stadt im Nordwesten vorgelagerten Weingärtner-Vorstadt.
Das Haus ist in seiner Firstrichtung annähernd in Süd-Nordrichtung errichtet. Vom südlichen Giebel ist der Straßenverlauf der Weingärtner-Vorstadt einzusehen. Mit seinem nördlichen Giebel ist es zur Flussniederung der Rems ausgerichtet.
Nach der Flurkarte von 1832 sowie der Stadtansicht aus dem Kieser'schen Forstkartenwerk von 1686 verläuft in unmittelbarer Nähe des nördlichen Giebels ein Seitenarm der Rems.
Zur Flußniederung fällt das Gelände leicht ab, so dass das Gebäude im ansteigenden Bodenniveau erstellt wurde. Der nach Norden das Erdreich verlassende Massivsockel führte zu verschiedenartigen Aufbauten der Giebelseiten.
Im Winkel der im Norden auslaufenden Weingärtner-Vorstadt und der hier in Ost-Westrichtung verlaufenden und verzweigten Nebenarme der Rems stellt das Haus in Verbindung mit der sogenannten Heinrichmühle hinsichtlich seiner Größe und Lage ein äußerst repräsentatives Gebäude dar.
Zum heutigen Zeitpunkt ist das Haus als gestalterischer Schwerpunkt der nördlichen Vorstadt anzusprechen.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Errichtet wurde ein zweistöckiger Fachwerkbau, der zur Flußniederung der Rems auf einem massiven Unterbau aufsitzt.
Mit seinem zweistöckigem Satteldach ist es ein Gebäude, das zumindest nach Norden zum Fluß, mit imponierender Höhe aufsteigt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der Grundriss des Gebäudes ist derart stark verzogen, so dass anzunehmen ist, dass bei der Erbauung des Gebäudes das vorhandene Grundstück optimal ausgenutzt wurde.
Das tragende Gerüst der beiden Fachwerkstockwerke begrenzt mit seinen Bund- und Zwischenständern einen dreischiffigen Grundriss. Über eine mittige Fluranlage, die von der Weingärtner-Vorstadt betreten wird, sind die in den Seitenschiffen aufgereihten Wohn- und Arbeitsräume erschlossen. Jedem Stock ist eine verbohlte Stube mit angrenzender Küche zugeordnet. Die unterschiedlichen Größen der Stuben lassen vermuten, dass es sich hier um das Wohn- und Wirtschaftshaus einer Familie handelt, wobei die Stuben- und Kücheneinheit im Unterstock als Altenteil angesehen wird.
Die wirtschaftliche Grundlage der Bewohner ist unklar. Neben der Möglichkeit der Aufstallung von Vieh im Unterbau, bieten die großen Räumlichkeiten Platz für die verschiedensten Arbeiten.
Wird zusätzlich das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes in Betracht gezogen, so zeigt das moderne Schmuck- und Zierfachwerk ein überdurchschnittlich hohes Maß an Repräsentation. In diesem Sinne kann ohne Zweifel ein reicher Bauherr vorausgesetzt werden.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Gerüst- und Gefügekonstruktion (Kern)
Im ansteigenden Gelände ist ein mit massiven Außenmauern versehener Unterbau eingelassen. Zur Weingärtner Vorstadt schließt er im Höhenniveau geringfügig über der vorhandenen Straßenoberkante ab. Zur Flussniederung steht er in voller Höhe da, so dass der Unterbau von dieser Seite erschließbar ist.
Der Abschluss des massiven Unterbaus erfolgt durch eine in Firstrichtung verlaufende Längsbalkenlage, die mehrmals verlängert und unterstützt ist. Innerhalb der westlichen Haushälfte endet sie ca. 1,00m vor einem Gewölbekeller, dessen Gewölbe sich quer zum First spannt und kurz vor den südlichen Hausgiebel reicht.
Auf diesem massiven Unterbau ist ein Fachwerkstock aufgesetzt. Als Basis des aufgehenden Fachwerkgerüstes sind Schwellen verlegt, die zur Weingärtner-Vorstadt hin auf einem über das Bodenniveau reichenden Steinsockel lagern. Die tragenden Gerüstständer stehen auf diesen Schwellen.
Die Fachwerkkonstruktion wird im Folgenden in das Gerüst und das Gefüge unterteilt. Dem Gerüst werden im Wesentlichen die Hölzer zugeordnet, welche Vertikalkräfte abtragen, als Gefüge wird die das Gerüst aussteifende und zusammenfügende Holzkonstruktion bezeichnet.

Gerüst
Das tragende Gerüst des Unterstocks besteht aus stockhohen Ständern, die in vier Längsreihen aufgestellt sind. Die Lage der Ständer innerhalb der einzelnen Längsachsen ist so angeordnet, dass sich mit den Ständern der benachbarten Längsachse eine Abstimmung zu vier Querachsen ergibt. Die in den Schnittpunkten der Längs- und Querachsen aufgestellten Bundständer begrenzen damit einen dreischiffigen und dreizonigen, stark verzogenen Grundriss.
Innerhalb den jeweiligen Achsen sind die Ständer untereinander bündig ausgerichtet. An den Umfassungswänden liegen die Bundseiten außen, an der südlichen Innenquerachse ist sie nach Norden ausgerichtet, im Zuge der nördlichen Innenquerachse zeigt sie nach Süden. Entlang der inneren Längsachse sind die Bundseiten zur Firstmitte angeordnet.
Zur Verringerung der großen Spannweite wurden die Außenwände der äußeren Schiff- und Zonenbreiten durch Zwischenständer unterteilt. Im Gegensatz dazu besitzt die mittlere Zone keine Zwischenständer.
Auf den Ständern der inneren Längsachse lagern gedoppelte Unterzüge. An den Traufseiten schließt das Rähmholz den Wandaufbau ab. Im Zuge der inneren Querachse sind zur Überbrückung des mittleren Schiffes ebenfalls gedoppelte Höler eingebaut. In den Giebelquerachsen wird der Wandabschluss durch ein Rähmholz und einen darunter liegenden, zwischen den Wänden eingezapften Rähmriegel erreicht.
Auf dem Traufrähm und den inneren Längsunterzügen ist das quer zum First verlaufende Gebälk aufgekämmt. Es durchlief die Gebäudebreite in einer Länge. An beiden Traufseiten kragt es geringfügig über. Durch die Verziehung des Hausgrundrisses war es notwendig, zwischen den weit gefächerten Balkenfeldern zusätzlich angeschifftete Balken einzubauen. Infolge jüngerer Veränderungen sind sie zum jetzigen Zeitpunkt weitgehend verschwunden.
Über ein Stichgebälk wird eine giebelseitige Auskragung erreicht. Auf den Decken- und Stichbalken ist ein Dielenboden verlegt, der bis zu den äußeren Wandfluchten reicht. Auf den Dielenboden sind die Bundständer des 1. OGs gestellt. In ihrer Stellung nehmen sie Bezug auf die Gerüstständer des Unterstocks, so dass zwischen den beiden Stockwerken eine vertikale Abstimmung der inneren Quer- und Längsachsen eingehalten ist. Bis auf die geringfügigen Auskragungen an den Giebel- und Traufseiten ist damit im Wesentlichen die vertikale Lastabtragung eingehalten.
Zwischen den Bundständern sind Schwellen verlegt, auf denen die Zwischenständer der Außenwände, in der Regel ebenfalls in vertikaler Abstimmung mit dem Unterstock, stehen. Den Abschluss der Längswände bilden im Inneren des Hauses einfache Unterzüge und an den Traufwänden die Rähmhölzer.
Über diesen Längshölzern sind die Deckenbalken aufgekämmt. Sie reichen, bzw. reichten in der Regel von Traufe zu Traufe. Die Verziehung des Grundrisses führte zum Einbau von angeschiffteten Zwischenbalken, wie sie auch im Stockwerk darunter verlegt waren. In den vor den Giebelseiten verlegten Deckenbalken sind Stichbalken eingezapft, die über die Giebelrähme leicht überstehen.
Die Deckenbalken bilden als Dachbalken die Basis des Dachaufbaus. An den Traufenden der Dachbalken sind, bzw. waren, die Sparrenfußpunkte eingezapft. Das Dachwerk ist zweistöckig abgezimmert. Das tragende Gerüst besteht aus liegenden Bindern in teilweiser Abstimmung mit den inneren Querachsen des Unterbaus.
Die liegenden Ständer des 1. Dachstocks stehen mit ihrem Fußpunkt auf einer, die gesamte Hauslänge durchlaufenden, jedoch kurz vor dem Giebel endenden, Schwelle. Lediglich im Bereich der westlichen Traufe ist sie infolge einer späteren Dachausbesserung nicht mehr vorhanden. Die Schwelle ist mit ihrem fünfeckigen Querschnitt der Dachneigung angepasst. Am Kopfende der Ständer ist ebenfalls ein fünfeckiges Holz als Pfette eingelassen. Über den Pfetten sind die Kehlbalken augekämmt, die an ihren Enden mit Zapfen in die Sparren greifen. Zur Unterstützung der Kehlbalken ist mittig, entlang der Firstrichtung, ein einfach stehender Stuhl aufgestellt. Die Stuhlständer stehen auf den Dachbalken. Am Kopfende der mittigen Stuhlständer sind die Spannriegel innerhalb der Querachsen und der Riegelunterzüge der Längsachse eingezapft. Die Verziehung des Grundrisses führte auch hier zu angeschiffteten Kehlbalken und zusätzlichen einhüftigen Sparrenpaaren, wie zum Einbau eines einseitig liegenden Stuhles mit mittigem Stuhlständer.
Ein Stichgebälk an den Schmalseiten ermöglicht den Überstand des 2. Dachstockwerkes.
Das 2. DG ist ebenfalls mit liegenden Stühlen, senkrechten Pfetten, jedoch ohne stehenden Stuhl abgezimmert.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Stuhlständer nicht auf einer Schwelle stehen, sondern in die Kehlbalken des 1. DG eingezapft sind.

Gefüge
Zur Winkelsicherung des tragenden Gerüstes wurden insgesamt vier Ausbildungsarten von Aussteifungshölzern angewendet, wobei den einzelnen Arten in der Regel eine ganz spezifische Lage innerhalb des Hausgerüstes zuzuordnen ist.
An der südlichen Giebelseite des Unterstocks ist der ostwärtige Eckständer durch eine Strebe ausgesteift. Sie ist fußzonig abgeordnet und reicht ca über 2/3 der Wandhöhe. Sie ist in die Schwelle eingezapft. Im Winkel zwischen Sturzriegel und Ständer greift die Strebe mit Zapfen in den Ständer. Die Strebe ist leicht gekrümmt. Weitere Streben dieser Art sind auch an den anderen Bundständern der Giebelseite nachweisbar.
Die nach Norden versetzte innere Querachse weist innerhalb des ostwärtigen Schiffes zwei wandhohe Streben auf. Sie lehnen sich an die Bundständer an. Mit Schwelle und Rähm sind sie verzapft, mit den Riegeln überblattet. Innerhalb des nördlichen Giebels ist neben der oben vorgsetllten Ausbildung eine weitere Art der Aussteifung verbaut. Sie ist bis auf eine Ausnahme am gesamten Haus nur an den Zwischenständern anzutreffen. Es handelt sich um kurze Fußstreben die beidseitig an den Zwischenständern unterhalb der Brustriegel angeordnet sind. Die Hölzer sind mit Ständer und Schwelle verzapft.
Die ostwärtige Traufenwand zeigt neben den verzapften Ständerverstrebungen die letzte Art der Aussteifungsausbildung. Am vorletzten Ständer vor dem nördlichen Giebel weist die am Fußpunkt vorhandene Blattsasse ein ehemals hier angeblattetes Fußband nach. Derselbe Befund konnte innerhalb der folgenden Innenlängsachse aufgenommen werden. Im weiteren Verlauf der Achse nach Süden sind insgesamt drei Wandstreben nachweisbar, wobei sich die beiden letzten Streben vor dem Giebel, ursprünglich überkreuzten. Für die benachbarte Längsachse sind der südlichen Haushälfte nur Wandstreben zuzuordnen.
An der ostwärtigen Traufe sind die Befunde äußerst spärlich. Durch die spezifische Zuordnung der Aussteifungshölzer
- an den Außenwänden: Ständerstreben über zwei Drittel der Wandhöhe in Verbindung mit Fußstreben an den Zwischenständern und vereinzelten Fußbändern
- an den Innenwänden: Wandstreben und vereinzelte Fußbänder
ist für diese Wand der Einbau von Ständerstreben und beidseitigen Fußstreben an den Zwischenständern als sicher anzusehen.
Die Gefügeausbildung des 1. OG ist in seiner Systematik im Wesentlichen mit der des Unterstocks identisch. Festzustellen ist jedoch, dass hier auch an den inneren Achsen verzapfte Fußstreben eingebaut sind.
Die Queraussteifung des Dachgerüstes erfolgt durch verzapfte Hölzer zwischen Stuhlständer und Spannriegel. In Längsrichtung sind im Zuge der mittleren Stuhlachse ebenfalls verzapfte Kopfstreben eingebaut.
Eine zusätzliche Aussteifung erfolgte innerhalb der Dachschrägen. Hier sind zwischen den Binderzonen vom liegenden Stuhlständer aufsteigende und mit den Pfetten verblattete Hölzer abgezimmert. Je Binderfeld sind sie so angeordnet, dass sie in der Dachschräge ein liegendes, nach oben offenes, V bilden.

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