Ehem. Gaststätte "Fortuna Brauerei"
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Bickenstraße |
Hausnummer: | 16 + 18 |
Postleitzahl: | 78050 |
Stadt-Teilort: | Villingen |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Schwarzwald-Baar-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8326074020 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Sog. Bickenkloster, ehem. Klarissenkloster, heute Ursulinenkloster, Bickenstraße 23-25 (78050 Villingen)
Ehem. Landratsamt, Bickenstraße 24 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Brunnenstraße 24 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Brunnenstraße 32 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Brunnenstraße 5 (78050 Villingen)
Gasthaus "Zum Schwert", Färberstraße 10 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Färberstraße 24 (78050 Villingen)
ehem. Färberei, Färberstraße 28 (78050 Villingen)
Ev. Johanneskirche, Gerberstraße 11 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Gerberstraße 17 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Gerberstraße 2 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Gerberstraße 30 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäfthaus (ehem. Synagoge), Gerberstraße 33 (78050 Villingen)
Wohnhaus (ehem. Münch-Haus), Gerberstraße 46 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Gerberstraße 4 (78050 Villingen)
ehem. Wohnhaus, heute Gasthaus, Gerberstraße 63 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Gerberstraße 6 (78050 Villingen)
Wohnhaus, Gerwigstraße 2 (78050 Villingen)
Wohn- und Geschäftshaus, Hafnergasse 3 (78050 Villingen)
Bauphasen
Ältester erkannter Bestand ist die zum westlichen Nachbarhaus Nr. 14 gehörige Brandwand. Daran wird wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der straßenseitige Kernbau des Gebäudes Nr. 16 angebaut. Von diesem Kernbau haben sich die östliche Brandwand mit rückwärtigem Eckverband und die im 2. Obergeschoss des Gebäudes Nr.18 einsichtige Dachbelichtung erhalten.
Gleichfalls in das 13. Jahrhundert zu datieren ist der Kernbestand des östlich angrenzenden Nachbarbaus Nr.18. Prinzipiell wiederholt sich der oben geschilderte Bauablauf, indem auch dieser Kernbau die bestehende Brandwand im Westen angebaut wird, aber deren Tiefenentwicklung geringfügig überschreitet. Dieser zweite Kernbau ist offenbar etwas niedriger als der westliche Nachbarbau, wobei sich über die vermutete Türöffnung im Erdgeschoss eine offene Fläche im Osten andeutet.
Ob der Kernbau des Hauses Nr.16 erst um 1476 (d) verlängert wird oder dies schon im 14. Jahrhundert erfolgte, muss vorerst offenbleiben. Spätestens ab dem 15. Jahrhundert erhält das Haus Nr.16 seine heutige Ausdehnung, wobei es ab dieser Zeit auch als Zunfthaus anzusprechen ist. Im 16. Jahrhundert erhielt es im Zusammenhang mit einer neuen Ausrichtung der Straßentraufe die heute im rekonstruierten Zustand vorhandene Erkerausbildung.
Zuvor wurde um 1500 das westlich angrenzende Haus Nr. 18 straßenseitig aufgestockt und verlängert. In die Zeit des 19. Jahrhundert fällt möglicherweise die rückwärtige Anhebung der Dachfläche und die Erneuerung der straßenseitigen Traufwand.
Wann die beiden Gebäude eine besitzrechtliche Einheit wurden, lässt sich an den Gebäuden momentan nicht näher eingrenzen. Sicher ist, dass für das heutige Erscheinungsbild die Baumaßnahmen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts verantwortlich sind. Dies betrifft auch den hohen Substanzverlust, der durch die rekonstruierten Maßnahmen dieser Zeit nicht zu kompensieren ist.
(1200 - 1250)
(1200 - 1299)
(1400)
(1476)
Bei diesem Gebäude handelt es sich nach der Quellenlage um das ehemalige Zunfthaus der Schuster mit Zunftstube im 1.Obergeschoss. Im Unterbau dreigeschossig, besitzt es ein zur Straße traufständig ausgerichtetes Satteldach. Nach der dendrochronologischen Untersuchung von 4 entnommenen Bohrproben wurde es um das Jahr 1476 abgezimmert und ist, bezogen auf seine Holzkonstruktion weitgehend erhalten.
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
(1500)
Im Unterbau dreigeschossig und hinsichtlich seiner Tiefenentwicklung etwas kürzer als das westliche Nachbarhaus Nr.16, besitzt es gleichfalls ein zur Straße traufständig ausgerichtetes Satteldach. Nach der dendrochronologischen Untersuchung von 2 entnommenen Bohrproben wurde es um das Jahr 1500 abgezimmert und ist, bezogen auf seine Holzkonstruktion, offenbar weitgehend verändert.
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
(1500 - 1599)
- Detail (Ausstattung)
- Erker
(1800 - 1899)
- Dachgeschoss(e)
(1950)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohn- und Geschäftshaus
Eingebunden in die städtische Reihenbebauung, geprägt durch die gemeinsamen Brandwände untereinander und mit den angrenzenden Nachbarn, nehmen sie den straßenseitigen Bereich einer in Nord- Süd- Richtung verlaufenden Parzelle ein. Der rückwärtige Parzellenbereich war im angetroffenen Zustand mit diversen Funktionsbauten der ehemaligen Brauerei Fortuna überbaut.
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Zonierung:
Konstruktionen
- Dachform
- Satteldach
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
Das Dachwerk
Bei der die gesamte Gebäudetiefe überspannenden Dachkonstruktion handelt es sich um ein in Nadelholz abgezimmertes Sparrendach, wobei die die Dachhaut tragenden Sparren in einer Länge über die gesamte Dachschräge reichen. In Querrichtung mit drei angeblatteten Kehlbalkenlagen verbunden, unterteilen diese die Dachhöhe in drei Dachgeschosse mit zusätzlichem Spitzboden.
Im 1. Dachgeschoss werden die Kehlbalken durch drei in Firstrichtung verlaufende Stuhlrähme unterstützt. Letztere finden ihr Auflager in zwei stehenden Querbünden, die unmittelbar vor den Massivgiebeln stehen und weitgehend verkleidet sind.
Während der westliche Querbund vor einer Brandwand mit gleichbleibendem Fluchtverlauf angeordnet ist, ist die östliche Querbundachse vor einer massiven Brandwand aufgestellt, die südlich des Kamines einen deutlichen Versprung aufweist.
Das gleiche Traggerüst wie im 1. Dachgeschoss ist auch im 2. Dachgeschoss ausgeführt. Hier ist erkennbar, dass die weite Spannweite der Stuhlrähme durch verzapfte, in Firstrichtung aufsteigende Kopfstreben reduziert wird. Eine Ausführung, die ehemals auch im 1. Dachgeschoss ausgeführt war. Wie im 1. Dachgeschoss steht auch hier die östliche Querbundachse vor einer nach Osten verspringenden Brandwand. Ein Befund, der hoch bis zur rückwärtigen Dachfläche verfolgt werden kann. Dass es sich bei diesem Versprung um eine mittelalterliche Baufuge handelt, belegt unter anderem die südlich benachbarte Fensteröffnung. Mit der Errichtung des Nachbardaches um 1500 (d) vermauert, deutet sie in der Kombination mit dem Wandversprung nicht nur die Verlängerung eines an der Straße stehenden Kernbaus an. Sie gibt sie auch einen Hinweis darauf, dass zum Zeitpunkt der Verlängerung im Osten entweder kein Nachbarbau vorhanden war oder dieser noch seine gedrungene Kernstruktur besaß.
Wie im 2. Dachgeschoss werden die Kehlbalken auch im 3. Dachgeschoss von stehenden Querbünden unterstützt. Im Gegensatz zu den unteren Dachgeschossen besitzen sie hier nicht drei, sondern nur zwei Stuhlständer.
Das 2. Obergeschoss
Prinzipiell ist für die historische Grundrissgliederung eine dreizonige, im Bestand auch abzulesende Unterteilung anzunehmen. Daran orientiert, wird sich dann auch der historische Bestand auf diese beiden Achsen konzentrieren, während es sich bei den verbleibenden Wänden mit hoher Wahrscheinlichkeit um jüngere Einbauten des 20. Jahrhunderts handelt.
Dies trifft unter anderem auch auf die straßenseitige Traufwand zu, die im Rahmen der im Jahre 1951 erfolgten Sanierung umfassend erneuert wurde.
Das 1. Obergeschoss
Wie im 2. Obergeschoss beschränkt sich auch hier der historische Bestand auf wenige Bauteile. Dazu gehört neben den beiden Brandwänden auch die aufwändig, unter anderem mit Wappenschildern gestaltete Bretter- Balken- Decke der Zunftstube, welche bemerkenswerterweise deutlich vor der Straßenwand endet. Orientiert an ihrer Gestaltung und dem vorliegenden Dendro- Datum, ist sie im Kern in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren, während die einen Fenstererker des 16. Jahrhunderts ersetzende Fenstersituation eine Rekonstruktion des 20. Jahrhunderts darstellt. Dies trifft auch auf die Ausstattung und Wandgestaltung der Stube zu.
Nicht geklärt ist die Funktion einer zwischenzeitlich vermauerten Öffnung unter dem Treppenlauf.
Das Erdgeschoss
Der für die oberen Ebenen festgestellte Substanzverlust ist auch für das Erdgeschoss zu vermerken. Hier beschränken sich die älteren Bauteile nur noch auf die Brandwände, wobei für die zeitliche Einordnung der Decke momentan keine Aussage möglich ist.
Bickenstraße 18
Das Dachwerk
Im Rahmen der Untersuchung nicht zugänglich, stützen sich die folgenden Aussagen auf das Aufmaß und auf das sichtbare Dachgebälk im 2. Obergeschoss der straßenseitigen Wohnräume.
Danach handelte es sich zu seiner Erbauungszeit um ein asymmetrisches, an der Straßenseite um eine Etage angehobenes Sparrendach, dessen verblattete Kehlbalken den oberen Dachraum in zwei Dachgeschosse unterteilen. Als tragendes Innengerüst im 1. Dachgeschoss ist eine dreifach stehende Stuhlkonstruktion in zwei, vor den Brandwänden stehenden Querbünden zu vermuten. Wie im Nachbarhaus sind sie verkleidet, wobei sich im Zuge der östlichen Querbundachse gleichfalls ein über die gesamte Gebäudehöhe verlaufender Versprung der Brandwand abzeichnet.
Das 2. Obergeschoss
Mit Ausnahme der beiden Brandwände und dem Dachgebälk ist auf dieser Ebene keine mittelalterliche Substanz erhalten. So datieren sowohl die Innenwände wie auch die Straßenwand in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist die in der westlichen Brandwand vorhandene, heute vermauerte, ehemals dem westlich angrenzenden Bau zuzuschreibende Öffnung. Sie belichtete mit hoher Wahrscheinlichkeit dessen Dachraum, was nur dann möglich war, wenn der älteste Kern des Gebäudes Nr. 18 zu diesem Zeitpunkt entweder noch nicht vorhanden war oder noch nicht seine heutige Höhe besaß.
Das 1. Obergeschoss
Orientiert an dem ehemals durchlaufenden Täfer an der Straßenwand, nahm die ehemalige Stube die gesamte Hausbreite ein. Dass es sich bei diesem Großraum um die ehemalige Stube handelte, lässt sich über die vorhandene Wandnische innerhalb der Ostwand ablesen. Derartige Vertiefungen sind im Zusammenhang mit einem hier zu vermutenden Kachelofen zu sehen, wobei dessen funktionale Nähe zum Rauchabzug bzw. zur benachbarten Küche noch deutlich ablesbar ist. Dies sind dann auch die einzigen Indizien für die historische Grundrissgliederung, die im angetroffenen Zustand durch eine umfassende Baumaßnahme des 20. Jahrhundert ersetzt wurde.
Das Erdgeschoss
Weitgehend entkernt, konzentriert sich der historische Bestand ausschließlich auf die beiden Brandwände, während die Straßenwand mit Ausnahme des heutigen Zuganges und des westlich benachbarten Fensters im Kern dem 19.Jahrhundert zuzuordnen ist. Von besonderem Interesse sind jedoch die innerhalb den beiden Brandwänden aufgenommenen Befunde. So deutet die in der westlichen Brandwand aufgenommene Steinsetzung eine ehemalige Gebäudeecke und damit den Abschluss des schon oben erwähnten, über den Brandwandversprung vermuteten Kernbaus an.
Eine andere Deutung kommt dem Befund innerhalb der östlichen Brandwand zu. Hierbei handelt es sich wohl um eine bauzeitliche Türöffnung eines zweiten sich über den benachbarten Brandwandversprung andeutenden Kernbaus.