Wohnhaus
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Thingoldstraße |
Hausnummer: | 9 |
Postleitzahl: | 78465 |
Stadt-Teilort: | Konstanz |
|
|
Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Konstanz (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8335043005 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich im Kern um einen zweigeschossigen Fachwerkbau aus dem Jahre 1461 (d).
Spätere Umbauten
Ein erster gravierender Umbau ist für das Jahr 1744 (d) belegt. So wurde unter anderem zu diesem Zeitpunkt das alte Dachwerk durch die vorhandene Dachkonstruktion ersetzt. Während das ursprüngliche Dach mit Hohlziegel eingedeckt war, erhielt das neue Dach mit seiner stehenden Stuhlkonstruktion eine neue Eindeckung aus Biberschwanzziegeln.
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass dem barocken Umbau weitere Veränderungen im Erd- und Obergeschoss zugewiesen werden können. So finden sich die wiederverwendten Hohlzigel in vielen neuen und erneuerten Wänden als Gefachfüllungen wieder. Nachweisbar sind sie im großen Umfang innerhalb des Westgiebels und vereinzelt im Zuge der Küchentrennwand und als partieller Wandverschluss in der Trennwand von Stubenkammer und Einfahrtszone. Aber auch die Fachwerkgliederungen der besagten Wände legen eine Datierung in das 18. Jahrhundert nahe. Eine Zeitebene, in der wohl auch die Unterkellerung des von der Küche abgetrennten Kammerraumes erfolgte.
Etwa 100 Jahre später, im Jahre 1859 (d), erfolgte die umfangreichste Veränderung. Sie bezog sich vorrangig auf die massive Erneuerung des Wohn- und Wirtschaftsteiles. So datiert das Einfahrtstor, wie auch die Trennwand zum Stall, mit seinen Futterluken in diese Zeitstellung. Aber auch die Umfassungswände von Stall und Wohnteil, wie auch die Gebälklagen, scheinen in dieser Zeit erneuert worden sein. Spätestens jetzt wurde die Stubendecke angehoben und der Hausgang von der Stube abgetrennt.
Die jüngsten, in der Mehrzahl als Reparaturmaßnahmen zu beurteilenden Umbauten, datieren um das Jahr 1955 (i). In diese Zeitstellung fallen einzelne Massivabschnitte mit Lochziegeln und die im Wirtschaftsteil eingestellten Ersatzkonstruktionen.
(1460 - 1461)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
(1744)
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass dem barocken Umbau weitere Veränderungen im Erd- und Obergeschoss zugewiesen werden können. So finden sich die wiederverwendten Hohlzigel in vielen neuen und erneuerten Wänden als Gefachfüllungen wieder. Nachweisbar sind sie im großen Umfang innerhalb des Westgiebels und vereinzelt im Zuge der Küchentrennwand und als partieller Wandverschluss in der Trennwand von Stubenkammer und Einfahrtszone. Aber auch die Fachwerkgliederungen der besagten Wände legen eine Datierung in das 18. Jahrhundert nahe. Eine Zeitebene, in der wohl auch die Unterkellerung des von der Küche abgetrennten Kammerraumes erfolgte.
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
(1859)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
(1955)
- Dachgeschoss(e)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
- Raumbuch
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Mit dem First des zweigeschossigen Satteldaches nördlich und annähernd parallel zur Thingoldstraße stehend, zeigt der nach Osten ausgerichtete Wohngiebel zur der abzweigenden Seitengasse, Am Tobel. Im angetroffenen Zustand weitgehend verputzt, bzw. verschalt gliedert sich der Bau in einen östlichen Wohnteil mit angrenzendem Wirtschaftsteil, bestehend aus Scheuneneinfahrt und Stall, alles unter einem gmeinsamen Dach.
Zonierung:
Obwohl der bauzeitlichen Bestand stark reduziert ist, kann die ursprüngliche Nutzungsgliederung aus der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts weitgehend schlüssig nachvollzogen werden. So läst sich über die tragenden Gerüstständer ein in Firstrichtung in drei Querzonen unterteilter Grundriss rekonstruieren.
Die östliche Querzone
Stube
Innerhalb der breitesten, zur Seitengasse orientierten Zone ist und war im Erdgeschoss, im Winkel der beiden Straßen die Stube angelegt. Ursprünglich wohl umfassend verbohlt, nahm die Stube zur Bauzeit die gesamte Zonenbreite ein. Sie war somit nicht über den später abgetrennten Flur, sondern direckt von außen erschlossen. Den Deckenaufbau bildete eine über den Flurbereich geführte (EG, Foto 7) am Rand abgewinkelte Bretter-Balken-Decke. Die dafür in der obersten Bohle ausgearbeitete,tief unterhalb der heutigen Deckenhöhe liegende Nut ist im heutigen Flur deutlich sichtbar. In Anlehnung an diesen Befund handelt es sich bei der angetroffenen Deckenausführung mit hoher Wahrscheinlichkeit um die alte, in erhöhter Lage wiederverwendete Bretter-Balken-Decke, wobei die ursprüngliche Lage der drei aufwändig gestalteten Stubenbalken nicht mehr sicher zu bestimmen ist.
Innerhalb der Stubendecke war zur Bauzeit eine Treppenöffnung integriert. Orientiert an dem inneren, mit einer die Gebälklage übergreifenden Abfasung versehenen Stubeneckständer,verlief der Treppenlauf parallel zur erhaltenen Bohlenwand und stieg in Richtung Straßentraufe an. Gegenüber, an der Giebelseite der Stube war die Warmluftöffnung für die obere Stubenkammer angelegt.
Stubenkammer
Von der Stubenkammer ist nur noch die Trennwand zur mittigen Zone und eventuell das Deckengebälk erhalten. Die Trennwand besteht aus einer ursprünglich zweifach verriegelten, später neu gegliederten Fachwerkwand mit Gefachfüllungen unterschiedlicher Zeitstellung. Wie schon die Bohlenwand darunter besitzt die Wand keine Türöffnung.
Küche
An die erdgeschossige Stube grenzt innerhalb der selben Zone die Küche an. Zu einem späteren Zeitpunkt deutlich in der Tiefe reduziert, gehört die Verbindung zur mittigen Zone zum bauzeitlichen Bestand. Eine weitere Türöffnung, wie sie z. B. zwischen Stube und Küche zu vermuten ist, wird möglicherweise durch die vorhandene Situation überlagert, bzw. kann infolge späterer Veränderungen nicht mehr sicher lokalisiert werden. Gleichfalls nicht gesichert ist die ursprüngliche Küchendimension. Zwar besitzt der im Schnittpunkt mit einer möglichen Trennwand stehende Gerüstständer ein hoch liegendes Zapfenloch, doch fehlt die für eine Zwischenwand notwendige Schwelleneinbindung.
Ebenfalls nicht eindeutig belegt ist die Küchenhöhe. So liegen sowohl für eine bauzeitliche Zwischendecke, wie auch für die vermutete bis zur Dachbalkenlage reichenden Raumhöhe keine belastbaren Belege vor. Im Kontext mit der Stubensituation wird jedoch von einer zweigeschossigen Küchenhöhe ausgegangen, wobei das oben angesprochene Zapfeloch als Auflager für einen, eine offene Küchengalerie tragenden Unterzug interpretiert wird.
An der gemeinsamen Trennwand zur Stube und oberen Stubenkammer ist im Küchenraum der Rauchfang mit aufsteigendem Schlot zu vermuten. Beide überlagerten mit hoher Wahrscheinlichkeit die Stubendecke, so dass, wie schon oben erwähnt, von einer zweigeschossigen Küchenhöhe ausgegangen wird. Wie schon im Erdgeschoss, ist im oberen Küchenbereich innerhalb der Trennwand zur mittigen Zone eine bauzeitliche Türöffnung vorhanden. In Anlehnung an die vermutete Küchenhöhe nur über eine Leiter erreichbar, erschloss sie eine in der mittigen Zone liegende Zwischenebene.
Die mittige Querzone
An die Wohnzone mit Stube und Küche schließt die mittige, die heutige Scheuneneinfahrt aufnehmende Zone an. Dass die angetroffene Zonenbreite der Bauzeit entsprach, ist sowohl durch die beiden inneren Längsrähme im Obergeschoss, wie auch durch den erhaltenen Gerüstständer innerhalb der folgenden Trennwand belegt.
Hinsichtlich der ursprünglichen Nutzung sind keine abschließenden Aussagen möglich. Annähernd mittig unterteilt, war die mittige Zone in zwei Raumeinheiten unterteilt.
Während für den vorderen Bereich eine zweigeschossige Raumhöhe angenommen wird, ist für den rückwärtigen Bereich eine Unterteilung in Erd- und Obergeschoss belegt. Im Erdgeschoss durch eine Querwand abgetrennt, war das Obergeschoss über die oben erwähnte Küchenleiter zugänglich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um eine offene Zwischenebene, da weder die Anbindung einer Querwand zu erkennen ist, noch die Unterseiten der Rähmhölzer irgendwelche Rückschlüsse für einen Wandaufbau erkennen lassen. Von dieser Zwischenebene war offenbar der Dachraum zugänglich. Die dafür angefertigte Blockstufentreppe blieb in veränderter Position erhalten.
Die westliche Querzone
Bis auf das straßenseitige Traufrähm weitgehend ohne bauzeitliche Bauteile überliefert, kann sich die Frage nach der bauzeitlichen Nutzung nur noch am angetroffenen Bestand orientieren. Danach liegt es nahe, dass in der westlichen Zone wohl schon zur Erbauungszeit ein Stall angelegt war. Ein Indiz für diese Annahme ist neben der angenommenen Tradierung der schon erwähnte Substanzverlust, der am ehesten durch eine jahrhunderte alte Stallnutzung zu erklären ist.
Konstruktionen
In Anlehnung an die wenigen erhaltenen Dachbalken und im Nachfolgedach wiederverwendeten Sparren, besaß der Unterbau eine durchgehende Dachbalkenlage. Darauf war ein Sparrendach mit angeblatteten Kehlbalken und einer die Sparrenpaare unterstützenden Zusatzkonstruktion abgezimmert. Dass es sich dabei um eine liegende Stuhlkonstruktion handelte, ist in Anlehnung an das zurückversetzte, an der Oberseite des Bundbalkens vorhandene Zapfenloch (Querschnitt) nicht auszuschließen.