Häuser „Zum Bischof“ und „Zum Dreispitz“
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Herrenstraße |
Hausnummer: | 14/16 |
Postleitzahl: | 79098 |
Stadt-Teilort: | Freiburg |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Freiburg im Breisgau (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8311000001 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Ehem. Adelhauser Klosterkirche, kath. Filialkirche Mariä Verkündigung (Dachwerke), Adelhauser Straße 33 (79098 Freiburg)
Alte Universität, Brunnenstraße 1 (79098 Freiburg)
"Sankt Antoni - Haus", Herrenstraße/Salzstraße 62/51 (79098 Freiburg)
Alte Münsterbauhütte, Herrenstraße 30 (79098 Freiburg)
Erzb. Ordinariat, Herrenstraße 35 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Herrenstraße 41 (79098 Freiburg)
Straßenfassaden und Giebelmauern, Kaiser-Joseph-Straße 219-237 (79098 Freiburg)
„Zum grünen Klee“, Kaiser-Joseph-Straße 223 (79098 Freiburg)
Geschäftshaus, Kaiser-Joseph-Straße 250 (79098 Freiburg)
Martinstor, Kaiser-Joseph-Straße 254 (79098 Freiburg)
"Haus zum schwarzen Rad", Konviktstraße 20 (79098 Freiburg)
Kaufhaus (79098 Freiburg, Münsterplatz 24)
"Haus zur roten Schär", Münsterplatz 28 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Münsterplatz 42 (79098 Freiburg)
Schwabentor, Schlossbergring 2 (79098 Freiburg)
Historisches Kaufhaus, Schusterstraße 19 (79098 Freiburg)
Wohn- und Geschäftshaus, "zu den drei goldenen Schwanen", Schusterstraße 33 (79098 Freiburg)
BVH Quartier Unterlinden ehem. Bakola, Unterlinden 11 (79098 Freiburg)
Bauphasen
Das Grundstück Herrenstraße 14/16 in Freiburg/Breisgau soll neu bebaut werden. Die beiden ehemals hier vorhandenen historischen Wohnhäuser „Zum Bischof“ (Herrenstraße 14) und „Zum Dreispitz“ (Herrenstraße 16) wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1947 zu einem eingeschossigen Neubau zusammengefasst. Dabei hat man ältere Mauerzüge im Untergeschoss und in den Außenmauern wieder verwendet.
Lagenhaftes Wackenmauerwerk und Pietra-rasa-Putz mit Fugenritzung konnte bei den dendrochronologisch datierten Bauten in der Freiburger Altstadt meist in das 12. Jahrhundert datiert werden (Galioto u. a. 2002). Diese Datierung in die Frühphase der Stadt Freiburg (Marktrecht 1120) wird auch für das Mauerwerk im straßenseitigen, westlichen Bereich des Hauses Kaiser-Joseph-Straße 223 angenommen (Keller, in den Giebelmauern bis mindestens 1. Obergeschoss erhalten). Bruchsteinmauerwerk wurde in Freiburg ab dem 13. Jahrhundert vermehrt genutzt (Galioto u. a. 2002).
Interpretation:
Im 12. Jahrhundert wurde an der Marktstraße (heute Kaiser-Joseph-Straße) ein Steinbau errichtet, der etwa Zweidrittel der heutigen Grundfläche des Vorderhauses einnimmt. Dieser Kernbau wurde in einer Baulücke zwischen älteren Nachbarhäusern errichtet (Kaiser-Joseph-Straße 219/221 und 225). Die Mauerlatte in der Nordwand dürfte zur Anbringung von Gegenständen oder als Ausgleichslage eingemauert worden sein. Die gesamte Wand war ehemals mit Pietra-rasa-Putz mit Fugenritzung bedeckt.
Die Mauerzüge im heutigen 1. Untergeschoss dürften das ehemalige Erdgeschoss darstellen, bevor Ende des 12. Jahrhunderts die Straßen der Altstadt um 2 bis 3 m aufgeschüttet wurden.
Im 13. Jahrhundert wurde unter das bestehende Steingebäude ein Keller abgetieft und neue Deckenbalken für den nun zweigeschossigen Keller eingefügt. Außerdem wurde das Haus hofseitig erweitert und aufgestockt.
Im Norden und Süden des Erdgeschosses haben sich die hochmittelalterlichen Giebelmauern des Kernbaus erhalten. Zum Hof hin werden sie durch Mauern des 13. Jahrhunderts fortgesetzt.
In der frühen Neuzeit wurde das Haus umgebaut und erhielt eine neue Straßenfassade und Raumaufteilung im Inneren. Von dieser Baumaßnahme stammen die gekehlten Deckenbalken und vermutlich auch der hofseitige Teil der Flurwand im Erdgeschoss. Balken und die auf ihnen liegenden Deckenbretter (Sturzboden) sind gefasst. Die Unterbrechung der Kehlung im Bereich des Wandversprungs weist auf eine ehemals hier vorhandene Querwand hin, die auf der Kellermauer stand. Später wurden die Deckenbretter mit Profilleisten versehen.
In einem weiteren Umbau wurde die Straßenfassade modernisiert und das Dachwerk erneuert. Der straßenseitige Bereich des Erdgeschosses wurde in südwestlichen Raum und Flur geteilt und eine Fachwerkwand eingezogen (Abb. Entwässerungsakte 1886).
(1100 - 1199)
Die Nord- und vermutlich auch die Südwand des Erdgeschosses (Giebelmauern) sind hochmittelalterlich und stammen aus dem 12. Jahrhundert.
(1200 - 1299)
Die heutige Hoffassade entstand vermutlich mit der Hauserweiterung im 13. Jahrhundert.
(1500 - 1699)
(1700 - 1820)
(1900 - 1999)
(1947)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Voruntersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Wacken/Kiesel
- Mischbau
- Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
- Unterbau aus Stein (gestelzt)
- Verwendete Materialien
- Backstein
- Putz
Befund:
Im straßenseitigen Tiefkeller ist an allen vier Wänden lagenhaftes Wackenmauerwerk (große Flussgerölle) zu erkennen. Im 1. Untergeschoss hat sich in der Nordwand außerdem eine waagerecht verlegte Mauerlatte erhalten. An der Ostwand findet sich ein Pietra-rasa-Putz mit Fugenritzung, der auf den Holzsturz der Türnische zieht. Die straßen- und hofseitigen Mauern (West- und Ostwand) ziehen gegen die Giebelmauern (Nord- und Südwand, SO-Ecke unklar).
Der untere Wandbereich im 2. Kellergeschoss wird durch teilweise vorspringende Bruchsteinmauern gebildet. Dagegen wird der obere Teil der 0,80 bis 1,10 m dicken Westwand ab dem 1. Untergeschoss weitgehend durch ein Mischmauerwerk gebildet. Die hofseitige Wackenmauer des Tiefkellers endet heute auf Niveau der Kellerdecke.
Die Balken über 2. UG (Ost-West verlegt) und 1.UG (Nord-Süd verlegt) sind nachträglich in die Wackenmauern eingebrochen worden, ebenso die Stützkonstruktion der Balkenlagen (zwei Unterzüge und mittiger Ständer).
Datierung:
Lagenhaftes Wackenmauerwerk und Pietra-rasa-Putz mit Fugenritzung konnte bei den dendrochronologisch datierten Bauten in der Freiburger Altstadt meist in das 12. Jahrhundert datiert werden (Galioto u. a. 2002). Diese Datierung in die Frühphase der Stadt Freiburg (Marktrecht 1120) wird auch für das Mauerwerk im straßenseitigen, westlichen Bereich des Hauses Kaiser-Joseph-Straße 223 angenommen (Keller, in den Giebelmauern bis mindestens 1. Obergeschoss erhalten). Bruchsteinmauerwerk wurde in Freiburg ab dem 13. Jahrhundert vermehrt genutzt (Galioto u. a. 2002).
Wände und Decken im Erdgeschoss
Befund:
Außenmauern:
Das im Keller festgestellt Wacken- und Bruchsteinmauerwerk setz sich in der Nordwand (Giebelwand) mindestens bis zum 1. Obergeschoss fort. Die Westwand (Straßenfassade) wird ab dem 1. Untergeschoss weitgehend durch ein Mischmauerwerk gebildet. Im Erdgeschoss wurde diese Mauer beim Schaufenstereinbau im 20. Jahrhundert ausgebrochen. Die hofseitige Mauer des Tiefkellers (Ostwand) ist im Erdgeschoss an Hand einer Stufe im Verkaufsraum ablesbar.
Die heutige Hoffassade ist im Erdgeschoss sowohl im Treppenhaus wie im Laden großflächig ausgebrochen.
Innenwände:
Das Erdgeschoss des Vorderhauses wird heute durch drei Innenwände geteilt. Neben einer modernen Trennwand, die das Ladenlokal in straßen- und hofseitigen Bereich gliedert, existieren zwei Fachwerkwände, die den Laden vom Treppenhaus 0.1 bzw. Flur 0.5 trennen. Die westliche Fachwerkwand ist auf eine Länge von 3 m durch Schaufenster bzw. Ladentür ersetzt worden. Die Fachwerkwände verspringen zueinander - die Flurbreite verringert sich dabei um 0,30m. Außerdem zieht die östlich, hofseitige Wand nicht parallel zur Nordwand (Giebelmauer), sondern sie läuft schräg. Damit verbreitert sich das Treppenhaus zum Hof hin noch einmal um 0,30 m.
Auch Aufbau und Struktur der Wände unterscheiden sich: Während die westliche Wand aus vier Ständern (ehemals 6 Ständer, straßenseitig auf 3 m Länge durch Schaufenster ersetzt) mit Backsteinausmauerung besteht, finden sich in der östlichen Wand drei Ständer und vier schräge Streben mit Ausfachungen aus Mischmauerwerk (Wacken, Bruch- und Backsteine). Zwei Streben wurde beim Einbau der Holztür gekappt. Eine zweite Öffnung (Metalltür) wurde in die Fachwerkwand eingebrochen. Ihre geschrägte Türlaibung besteht aus Industriebacksteinen.
Decke:
Die Balken über dem EG laufen Ost-West, parallel zu den Giebelmauern. Im Bereich der Befundöffnung ist erkennbar, dass die Balken an den Unterkanten gekehlt sind. Der Deckenbalken über der östlichen Fachwerkwand bildet zugleich das Rähm der Wand; hier scheint keine Kehlung vorhanden zu sein. Im Bereich des Versprungs der Flurwand ist die Kehlung unterbrochen. Hier liegen die Balken auf einem Unterzug auf, der an der Nordwand auf einer Steinkonsole ruht. Auf der gegenüberliegenden Seite lagert der Unterzug auf dem Eckständer der westlichen Fachwerkwand. Auf den Balken liegen Deckenbretter, der Zwischenräume durch profilierte Leisten kaschiert werden. Bretter, Leisten und Balken sind gefasst. Die Deckenbretter ziehen über den Unterzug hinweg. 0,32 m unter den Deckenbrettern liegt eine Putzdecke, deren Lattung an die Unterseite der Balken genagelt wurde. Auf der Lattung liegen Lehmwickel, gegen die von unten der Kalkputz angearbeitet wurde. 0,26 m tiefer liegt die heutige, abgehängte Decke. Sie verdeckt die obere Lage der Solnhofener Platten an der Nordwand.
Datierung:
Die Nord- und vermutlich auch die Südwand des Erdgeschosses (Giebelmauern) sind hochmittelalterlich und stammen aus dem 12. Jahrhundert. Die heutige Hoffassade entstand vermutlich mit der Hauserweiterung im 13. Jahrhundert.
Die Straßenfassade dürfte nach dem Befund im 1. UG im 16./17. Jahrhundert erneuert worden sein. Die Fachwerkwand zwischen Flur und Laden könnte im östlichen, hofseitigen Teil (Ständer, Streben, vermutlich auch Riegel) gleichzeitig mit der Balkendecke (15./16. Jahrhundert) entstanden sein. Der Deckenbalken, der über der Wand läuft, trägt hier keine Kehlung und war somit schon beim Einbau als Wandrähm vorgesehen. Die Kehlung der übrigen Deckenbalken sowie die einfache, auf Sicht gearbeitete Bretterdecke sind für das 15./16. Jahrhundert typisch.
Die Profilleisten in den Bretterzwischenräumen könnten im 17. Jahrhundert angebracht worden sein.
Die westliche Fachwerkwand (Ständer und Backsteinausfachung) dürfte nach Baumaterial und Ausführung im 18. oder frühen 19. Jahrhundert entstanden sein. Gleichzeitig mit der vorspringenden Fachwerkwand und dem Unterzug könnte die verputzte Decke angebracht worden sein.
Straßen- und Hoffassaden wurden im 20. Jahrhundert für Durchgänge und Schaufenstereinbauten großflächig durchbrochen. Die Trennwand zwischen straßen- und hofseitigem Ladenraum ist ebenso modern wie die abgehängte Decke, die bereits die Wandverkleidung aus Solnhofener Platten (1950er Jahre) verdeckt.