Wasch- und Backhaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Bei der Kirche |
Hausnummer: | 21a |
Postleitzahl: | 70794 |
Stadt-Teilort: | Filderstadt-Sielmingen |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Esslingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8116077012 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Bauphasen
Private Wasch- und Backhäuser wie dieses aus ehem. Untersielmingen sind im Grunde für den Einzugsbereich des Freilichtmuseums nicht die Regel, da im traditionellen Realteilungsgebiet, wo der landwirtschaftliche Besitz vom Nagel bis zum Acker unter allen Kindern gleichermaßen aufgeteilt wurden, ungleich zum Hohenlohischen beispielsweise, die Höfe generell kleiner waren. Gehörten massive Wasch- und Backhäuser anderswo zu fast jedem Gehöft, finden sich diese kleinen Nutzgebäude in südwestdeutschen Dörfern zumeist bei Anwesen wohlhabender Bauern; so auch im Fall von Sielmingen. Befand sich ein fließendes oder stehendes Gewässer in der Nähe, bot sich eine multifunktionale und so kostensparende Nutzung als Wasch- UND Backhaus an.
Gemeinschaftlich genutzte Back- und Waschhäuser setzten sich nur unter erheblichem Druck durch, war die Konsequenz doch die Aufgabe hauseigener Küchen mit Backofen (Brandherde): "Communen sollen Bedacht nehmen, öffentliche Wasch-, Dörr- und Backhäuser zu errichten und um einen leidlichen Zins zu verleihen", so der Wunsch des Hzgs. von Württemberg 1758, an den sich zunächst niemand hielt. König Friedrich II. startete i.J. 1808 den zweiten Versuch in seiner "General-Verordnung, die Feuer-Polizey-Gesetze betreffen", demnach "Baköfen, Schmid- und dergleichen Werkstätten" in Häusern, die in engen Gassen stünden, nicht länger gestattet wurden. Das Resultat war das Aus privater Öfen, zum Leidwesen ihrer Nutzer, die die Abschaffung bisweilen lange hinauszögerten.
Sielmingen unterschied sich dabei nicht von anderen Orten und kam der Aufforderung zum Bau von "Commun-Bakhäusern" erst relativ spät, i.J. 1852 nach. Eines stand oben im Dorf, hinter den Gärten, das andere unten, auf der Allmend, neben der Kirchhofmauer. Zwei aber waren zu viel und so wurde das erste bereits 1881/82 wieder verkauft (mangelnde Resonanz bei den Frauen).
Der erste archivalische Hinweis auf das private Nebengebäude stammt von 1824 (a), der es als "Waschhausanbau" als Teil des Gebäudekomplexes der Schmidwitwe Schäfer ausweist [vgl. Primärkataster Sielmingen]. Das Kaufbuch von 1839 [Kaufbuch, 1828-1840, S. 356] beschreibt das Gebäude wie folgt: "Gebäude, 31/40 theil an einer Behausung, Scheuren, Waschhaus, Hofraithen, Graß- und Küchengarten, mitten im Dorf, neben Joh. Georg Alber, und Michael Maks Wittw. als abgekauft, aigen pro zweythausendvierhundert und achzig Gulden."
Die Dendroanalyse datierte das Gebäude ins Jahr 1751 (d), das bis 1909 immer nur als "Waschhaus" bezeichnet wird (a).
Gefügekundliche Hinweise deuten auf einen nachträglichen Einbau des Backofens hin, was ohne weiteres denkbar wäre, wenn man die Ecksteine als Stütze des Daches hätte stehen lassen und den Ofen mit Außenmauern gemeinsam hochgezogen hätte. Der restauratorische Befund allerdings nennt den bauzeitlichen Verputz über das Mauerwerk an dieser Stelle als einheitlich, weswegen angenommen werden muss, dass der Ofen von Beginn an in das Haus integriert war, wofür wiederum auch die altertümliche Konstruktion spricht. Die Darre indessen wurde in jedem Fall später als der Backofen errichtet, da sie mit ihrer Westwand auf dessen Wölbung aufsitzt. Der Putz der südlichen Umfassungsmauer lief hinter ihrer Rückwand durch. Aufgrund der entwickelten Technik und der fein scharrierten Oberfläche der Frontplatte dürfte der Dörrofen in die 1. Hälfte des 19. Jh.s datieren. Über dem Überrest des Waschofens lässt nur so viel sagen, als dass er gegen die verputzte Wand gemauert war, also nachträglich eingebaut wurde. Möglicherweise stand ein Vorgänger in der gegenüberliegenden NO-Ecke, wo eine rechteckige Fehlstelle im Fußbodenbelag und Rußschichten an der Wand zumindest auf eine weitere Feuerstelle hindeuten (gk, s).
Vgl. http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/back--und-waschhaus-aus-sielmingen/ [22.10.2011], Steffi Cornelius und Barbara Wehling: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Esslingen 1995, S. 27 und Steffi Cornelius: Kurzführer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Beuren 2004, S 22-25.
(1751)
- Siedlung
- Gutshof
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Waschhaus
(1800 - 1849)
(1824)
(1839)
- Siedlung
- Dorf
(1844)
(1856)
(1881)
(1894)
(1909)
Das Alter wurde, wie das des zugehörigen Hauses, auf ca. 150 Jahre geschätzt.
- Siedlung
- Dorf
- Gewerbe- und Industriebauten
- Bäckerei, Backhaus
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Waschhaus
(1978 - 1989)
Im Jahr 1988 erfolgte sodann der Abbau und 1989 der Wiederaufbau im FLM Beuren.
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische und restauratorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
- Gewerbe- und Industriebauten
- Bäckerei, Backhaus
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Waschhaus
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Werkstein
- Dachform
- Zeltdach/Pyramidendach/-helm
- Verwendete Materialien
- Ziegel
- Mischbau
- Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
Das zum Kreisbogen geformte Gewölbe, das die Umfassungsmauern im Bereich des Bachs unterfängt, besteht aus grob behauenen Keilsteinen, die teils ebenfalls aus Sandstein, teils aus Kalksteinen gefertigt wurden.
Die Mauerkronen sind nach dem Aufbringen des Innenraumverputzes und des Kalktünchenanstriches erhöht worden; als Material dienten aufgelegte Dachziegel in Lehmmörtel. Diese Lage ist das Bett für die Sattelschwelle. Diese steht zum Innenraum nicht offen, sondern ist in Flucht des Mauerwerks mit Lehm-Mörtel vorgemauert. Die Eckquaderung erfolgte aus hartem, grobkörnigem Sandstein mit scharriertem Randschlag und gespitztem Spiegel (eventuelle Zweitverwendung?). Ein Fenster sowie ein Türgewände weisen denselben Stein mit ähnlicher Bearbeitung auf.
Der äußere Mantel des Rauchhutes bildet die Dachhaut. Innen ist ein Lehmverputz angetragen, der die mauerwerksbündige Vormauerung der Sattelschwelle verkleidet und auf dem getünchten Wanderverputz verläuft.
Außen blieben Reste von Bestichputz, der die Steine nicht völlig bedeckte, mit Kalktünche (ursprünglich wohl einheitlich die gesamte Fläche wie eine Lasur bedeckend) erhalten; während innen ein Kalksandputz mit grauweißer Kalktünche angetragen wurde.
Der Fußboden ist aus 15 x 40 cm bis 90 x 70 cm großen Kalksteinplatten geformt.
Im östlichen Viertel überspannen den Bach ca. 175 cm lange, 18 cm starke Werksteinplatten aus grobem Sandstein.
130 cm innerhalb der O-Wand befindet sich eine Werkstein-Rinne mit Gefälle und stichbogiger Abflussöffnung in der Werkstein-Platte zum Bach.
Backofen:
Der Ofen misst ca. 220 x 225 cm bei einer Höhe von ca. 1,90 m und ist innen oval geformt. Der Korpus ist aus Backstein gemauert (Ziegelformat: 26 x 15 x 4-5 cm), der sich aus Speis aus reinem Lehm zusammensetzt. Er sitzt auf einer Bretterlage in NO-SW-Richtung auf, die von vier Eichenbalken in NW-SO-Richtung getragen wird. Während die Balken südlich des Bachs einfach auf dem Mauerwerk aufliegen, lagern sie nördlich unter der Backofentür auf einer niedrigen Kalkstein-Grundmauer mit Schwelle.
Die Ofentür weist einen Blechschieber zur Außenwand hin auf, hat ein Werksteingewände mit Führungsrinne und eiserner Führung. Der Boden der Öffnung hat eine halbrunde Vorkragung, auf der das Backgut abgestellt werden konnte. Diese besteht aus grobem Sandstein (Werkstein) und weist die Inschrift "CZ" auf (Initialen des Ofensetzers?).
Zwei Rauchabzüge, die am hinteren Ofenbereich ansetzen, münden nordöstlich über der Tür nebeneinander und können durch zwei verkleinerte, horizontal verschiebbare Biberschwänze geschlossen werden.
Waschofen:
Der nachträglich eingebaute Waschofen (Nachfolgeofen eines bauzeitlichen Vorgängers) befindet sich in der SO-Ecke und misst ca. 80 x 80 cm bei einer Höhe von ca. 66 cm. Er ist, abgesehen von einem Kalkstein, aus Backstein (Ziegelformat: 26 x 15 x 5 cm) mit Lehmspeis gemauert.
Darre (Dörrofen):
Der Dörrofen misst ca. 84 x 144 cm bei einer Höhe von ca. 174 cm, innen ca. 45-50 x 115 cm (Höhe 140 cm). Die untere Feueröffnung besteht aus feinkörnigem, scharriertem Sandstein; über ihr erhebt sich eine Werksteinplatte mit 8 Schlitzen. Die Decke stellt ebenfalls eine Werksteinplatte dar. Sowohl die Ost- als auch Westwand sind mit Kalkputz mit Tünche versehen. Die Wände sind zweischalig aus hochkant gestellten Ziegeln gemauert, wobei die Rauchabführung "Zickzack"-förmig durch die Wände geführt wird; die interne Rauchführung erfolgt über Biberschwänze, die auf die Ziegelsteinfugen gelegt wurden.