Schlosswengert
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | keine |
Hausnummer: | keine |
Postleitzahl: | 71665 |
Stadt-Teilort: | Vaihingen / Enz |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Ludwigsburg (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8118073019 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Schloss Kaltenstein |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Scheune (71665 Vaihingen an der Enz, Friedrichstraße 18)
Wohnhaus (71665 Vaihingen an der Enz, Mühlstraße 20)
Lamparterhaus (71665 Vaihingen an der Enz, Mühlstraße 21)
Peterskirche (71665 Vaihingen an der Enz, Stuttgarterstr. 31)
Rathaus, Schloßstraße 3 (71665 Vaihingen)
Haspelturm, Turmstraße 15 (71665 Vaihingen)
Bauphasen
Vor allem für die frühe Baugeschichte der Weinberge am Schloss Kaltenstein liegen nur sehr sporadisch Quellen vor. Diese Quellen bauen nicht aufeinander auf und sind auch gelegentlich widersprüchlich zueinander. Daher wäre der Versuch, eine kontinuierliche Baugeschichte zusammenzustellen, von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Es soll daher der Versuch unternommen werden, das zusammengetragene Wissen um die Weinberge in einzelnen Zeitschnitten vorzustellen.
Fazit:
Die Untersuchung der Weinbergmauern am Schlosswengert von Schloss Kaltenstein konnte aufzeigen, dass sich trotz umfangreicher Überarbeitung und Neuerbauung des Mauerbestands in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts noch umfangreich Mauern oder Mauerpartien des späteren 18. Jahrhunderts und des früheren 19. Jahrhunderts erhalten haben. Alle diese älteren Mauern sind gekennzeichnet durch eine teils sparsame, teils üppigere Verwendung von Lehmmörtel und die regelmäßige Wiederverwendung von Sandsteinen der Vorgängermauern im Muschelkalkmauerwerk. Der junge Mauerbestand des späteren 20. Jahrhunderts weicht vom historischen Bestand deutlich ab. Hier dominieren zum einen Gabionenmauern, zum anderen streng lagige und nivellierte Muschelkalkmauern. Letztere sind teils von sehr guter handwerklicher Qualität und wären aus naturschutzfachlichen und aus Weinbauaspekten bei zukünftig nötigen Reparaturen zu bevorzugen. Unter dem Gesichtspunkt der Denkmalpflege ist ein völliger Neubau aus neuem Material bei Verlagerung der Altsteine in den Hinterbau dagegen weniger wünschenswert. Neuaufmauerungen sollten sich zudem grundsätzlich nur auf nicht mehr standfeste Bereiche beschränken. In den 1980er Jahren wurden bei Reparaturen alte und neue Steine gemischt aufgesetzt, jedoch ohne die für den alten Bestand charakteristischen Lehmmörtellager. Diese Mauern haben sich als nicht besonders stabil erwiesen und zeigen teils bereits neue Deformationen.
Eine Lösung dieses Problems könnte vielleicht darin bestehen, bei zukünftigen Reparaturen einzelne Abschnitte zu wählen, die mit neuem Steinmaterial - gewissermaßen als „Pfeiler in der Mauerflucht“ - stabilisierend gebaut werden und dazwischen noch standfeste alte Mauerpartien nur mit den alten Steinen und in bewusster Aufnahme der alten Mauerwerksfaktur und der Lehmmörtelung zu ergänzen oder bei mangelnder Standfestigkeit neu aufzusetzen. Wobei aber grundsätzlich angenommen werden darf, dass eine Mauer, die seit 200 Jahren ohne schwerwiegende Verformungen besteht, ihre Standfestigkeit faktisch nachgewiesen hat.
(1339)
Es ist die früheste Nennung von Weinbergen in der Botenklinge, also dem Steilhang entlang der Enz zwischen der Seemühle und der inneren Stadtmauer. Dabei ist aber nicht gesagt, ob sich dieser Weinberg in der äußeren oder der inneren Botenklinge befand. Der zweite Weinberg befand sich am Botenbrunnen, also etwa in der Mitte des Hangs, zwischen der äußeren Botenklinge und der inneren Botenklinge. Mit diesem Weinberg ist dann auch bereits der Botenbrunnen belegt, von dem aus bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die Wasserversorgung der öffentlichen Brunnen in der Stadt Vaihingen erfolgte.
Die Quelle selbst gibt noch keine Auskunft, wie nah heran an Stadt und Schloss die Weinberge geduldet wurden und ob diese Weinberge bereits mit Mauern und Terrassen versehen waren. Eine Steigung von 30° ist auch ohne Mauern noch als Weinberg bewirtschaftbar, wenn auch sehr mühsam und mit hoher Erosionsgefahr.
- Hofreite
- Einzellage
- allgemein
(1514)
Diese früheste Nennung von Weinbergen direkt an Schloss und Stadtmauer belegt eigentlich, dass dort zu dieser Zeit bereits Weinberge bestanden, die nun mit Erde aufgefüllt werden dürfen. Das wäre naheliegenderweise als Erlaubnis der Anlage von Terrassen zu interpretieren.
Jedenfalls bestanden die Weinbergparzellen bereits vor der Erbauung der äußeren Schenkelmauer, die von Pfefferkorn um 1500 datiert wird. In der Urkarte von 1832 ist noch gut zu erkennen, dass die Mauer eine Parzelle leicht durchschneidet. Es ist aber keineswegs eindeutig, dass die Erlaubnis des Herzogs sich auf die Steilhänge der Botenklinge bezieht. Sie könnte genauso gut die Weinberge im unteren Teil des Burgbergs oberhalb der Kirche und des Herrenalber Pfleghofs meinen.
- Burganlage
- allgemein
- Siedlung
- Stadt
- Freiflächen- bzw. Gartenelemente
- Weinberg
(1613)
Die Quelle benennt als ersten bekannten Besitzer einer der Weinbergparzellen unterhalb des Schlosses den Pfarrer von Vaihingen, ohne ihn jedoch namentlich zu nennen. Wahrscheinlich handelt es sich um den Pfarrer und Superintendanten Melchior Bengel, der von 1608 bis 1633 in Vaihingen wirkte. Bei dem Weinberg handelt es sich vermutlich um das spätere Flurstück 387, das im 19. Jahrhundert dann im Besitz der Familie Hirth war.
Die Quelle zeigt zudem, dass die Vermüllung der Weinberge vom Schloss herab kein neuzeitliches Phänomen ist, sondern auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken kann. Es handelt sich dabei also offensichtlich um „lebendige Brauchtumspflege“.
Schließlich berichtet die Quelle vom Abbruch des alten Torhauses im Jahr 1601 und dem kurz darauf erfolgten Bau eines neuen Torhauses. Zu dieser Datierung passt stilistisch sehr gut das innere Tor im Torzwinger, das nachträglich in die Zwingermauer dort eingebrochen ist.
- Hofreite
- Burganlage
- allgemein
(1643)
Diese erste detaillierte Ansicht von Stadt und Schloss Vaihingen zeigt den Schlosswengert ohne jegliche Weinbergnutzung als Ödland. Dies überrascht, da sich die Abbildung sonst durch eine besonders hohe Detailtreue auszeichnet. Andererseits finden sich bei Merian auch weitere Stadtansichten, bei denen spätere Weinberge an Burghängen nicht dargestellt sind, z.B. Würzburg oder Hohenasperg. Es finden sich bei Merian aber wiederum andere Stadtansichten mit Burghängen, an denen eindeutig Weinberge dargestellt wurden, z.B. Tübingen, Möckmühl oder Schillingsfürst.
Gleichwohl bestätigt aber auch der Text in der „Topographia Sveviae“, dass es während des 30-jährigen Kriegs am Schlossberg offenbar keine Weinberge gab.
„Es ist in der Statt ein grosser vnnd hoher Berg / darauff das schöne Schloß stehet. An der Seiten / da es sich von der Statt wendet / ligt es auff einem grossen vnd dicken Felsen; gegen der Statt aber hat es einen weiten Vorhoff / oder Platz.“
Auffällig ist ein Detail am Schlossberg: Es sind westlich der äußeren Schenkelmauer mehrere Einschnitte im Steilhang durch Schattierung abgebildet. Dabei reicht der erste Einschnitt nur etwa bis zur Mitte des Hangs. Tatsächlich findet sich in Flurstück 876 an mehreren Mauern in der Mitte des Hangs Versprünge der Mauerfluchten, die auf die Terrassierung eines solchen Tobels hindeuten. Auch das deutet auf eine wirklichkeitsgetreue Darstellung hin. Es liegt die Vermutung nahe, dass bereits vorhandene Weinberge aus militärischen Überlegungen im 17. Jahrhundert geschleift wurden. Am Hohenasperg ist dieser Vorgang im Vergleich der Merianabbildung von 1643 mit der Dürerzeichnung von 1519 gut zu erkennen. Ob diese Weinberge bereits Mauern hatten, ist aber nicht bekannt.
(1664)
(1684)
(1694)
Da in diesem Kriegstagebuch aber auch etliche Abbildungen aus dem Neckarraum enthalten sind, konnte im Vergleich festgestellt werden, dass auch in den Steillagen am Neckar (Lauffen, Kirchheim, Besigheim etc.) genau so verfahren wurde. Offenbar ging es dem Zeichner nicht darum, den Weinbau zu dokumentieren, sondern darum, militärische Hindernisse darzustellen. Dabei gehörten wohl für Linientruppen unüberwindliche Steilhänge in eine andere Kategorie als eng stehende Weinstöcke mit Holzstickeln. Auch die Flächen innerhalb der Stadtbefestigung bildeten wieder eine eigene Kategorie. Was dort wuchs, war für eine Feldschlacht des 17. Jahrhunderts ohne Bedeutung. So ergibt sich zwar vordergründig ein ähnliches Bild wie bei der Abbildung von Merian 1643, der tatsächliche Zusammenhang ist dagegen völlig unterschiedlich.
(1734 - 1741)
(1777)
Der Weinberg in der ehemaligen Parzelle 388 wurde mit einer auf der Parzelle verlaufenden Staffel erschlossen, die am Botenweg mittig begann und an der Hangkrone des trapezförmigen Grundstücks am östlichen Rand unmittelbar im Anschluss an die Innere Schenkelmauer endete.
(1789)
(1805 - 1817)
Vergleichbares Mauerwerk, wie das hier beschriebene, fand sich auch in den ehemaligen Flurstücken 385 und 387, also dem westlichsten Teil der heutigen Parzelle 388 und dem Bereich östlich der heutigen Treppe dort. Allerdings fehlen hier Inschriften, die eine genauere Datierung ermöglichen würden. Lediglich im ehemaligen Flurstück 387 findet sich ein Inschriftenstein mit dem Monogramm IG|BG und der Jahreszahl 1816. Allerdings ist dort die Einbausituation nicht eindeutig und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Stein von der ehemaligen Parzelle 386 stammt.
Ebenfalls um das Jahr 1806 werden im Flurstück 879/1 die Weinbergmauern neu gebaut. An der Stelle, wo der Botenweg durch die Weinbergparzelle führte, wurde ein Flachreliefwerkstein mit der Jahreszahl 1806 und dem Namen H. Leitz angebracht. Auch dieses Mauerwerk zeigt eine ähnliche Faktur wie die Mauern in den Parzellen 385, 386 und 387.
(1831 - 1835)
(1844)
Ein detaillierter Plan der Parzellen 391 und 392 vor der Neuanlage des Weinbergs von 1819 ist bei Pfefferkorn/Schmidt 1997, S. 172 abgedruckt.
(1846 - 1847)
(1930 - 1936)
Über die Motive für diese Flächenexpansion wurde nichts gefunden. Es scheint aber naheliegend, dass der Beschäftigungsanstalt während der Weltwirtschaftskrise externe Arbeitsmöglichkeiten für die Insassen fehlten.
Zeitschnitt 1985:
1985 kaufte das Land Baden - Württemberg das Flurstück 878. Es scheint sich dabei um eine Ausgleichsmaßnahme bei der Flurbereinigung Sersheim gehandelt zu haben.
Zeitschnitt 1968-1999:
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sind zahlreiche Reparaturmaßnahmen an den Weinbergsmauern belegt. Ab 1968 sind diese Reparaturen durch aufgemalte Jahreszahlen an den Mauern datiert. Die jüngsten Jahreszahlen datieren dabei auf 1999. Im oberen Bereich von Parzelle 388 gibt es einige Mauern, die durch ihre gute handwerkliche Qualität auffallen, aber nicht mit Jahreszahlen versehen wurden. Ob diese Mauern vor 1968 oder nach 1999 datieren, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Seit den 1970er Jahren sind die Weinbergneupflanzungen in der Weinbaukartei bei der LVWO Weinsberg dokumentiert. Die ältesten Reben befinden sich in Flurstück 876 und wurden 1973 gepflanzt. Der Großteil der Reben wurde in den 1980er und 1990er Jahren gepflanzt. Die Neuanpflanzungen passen auch gut mit den Datierungen der Mauerreparaturen zusammen und zeigen, dass in der Regel vor einer Neupflanzung die Mauern repariert wurden.
Wer die Weinberge nach der Auflösung des Arbeitshauses 1945 bewirtschaftet hat, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Um die Jahrtausendwende herum wurden die Weinberge vom Christlichen Jugenddorf Schloss Kaltenstein bewirtschaftet.
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
In den klimatisch besonders ungünstigen Jahrhunderten der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war dieser Zusammenhang nochmals wichtiger. In den Steilhängen um Schloss Kaltenstein wird heute noch auf 7 Flurstücken Weinbau betrieben, die alle dem Land Baden-Württemberg gehören. Zwei weitere kleine Flurstücke liegen in diesem Bereich und sind als Weinberge angelegt, aber aktuell nicht mehr bestockt.
Die noch vorhandenen Weinberge haben keinen gemeinsamen Namen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden sie meist als Schlosswengert bezeichnet. Weinbaulich gehören sie zur Lage Halde, die auch die Weinberge in Roßwag und Mühlhausen an der Enz umfasst. Für die 1970er Jahre ist als Lagenbezeichnung Vaihinger Höllisch Feuer genannt, die aber heutzutage nicht mehr verwendet wird und sich auf eine ursprüngliche Gewannbezeichnung in Enzweihingen oberhalb des Kornbergs bezieht. Für den Abschnitt des Bergs innerhalb der Stadt, also innerhalb der Inneren und der Nördlichen Schenkelmauer, ist der Name Burgberg in der Urkarte von 1832 genannt. Allerdings nicht als Gewannbezeichnung, sondern als Straßenname für den zum Schloss hinauf führenden Weg. Die einzig gesicherte Gewannbezeichnung ist die „Innere Botenklinge“ für die Weinberge westlich der äußeren Schenkelmauer. Der Name leitet sich von einem Fußweg ab, der von der Stadt her schräg den Hang hinauf zog und nach Mühlhausen an der Enz führte. Von diesem Botenweg zweigten Wege nach Illingen, nach Roßwag und zur Burg Altroßwag ab, die noch heute gut in der Topographie erkennbar sind. Oberhalb der Weinberge traf der Weg auf die alte Poststraße. Hier befand sich eine Quelle, die als Botenbrunnen bezeichnet wurde. Von diesem Botenbrunnen führte eine Deichelleitung entlang des Botenwegs zur Stadt hinab und versorgte die öffentlichen Brunnen der Stadt mit Wasser. Dieser Botenweg und die Deichelleitung sind noch in der Urkarte von 1832 eingezeichnet und führte bis zur Inneren Schenkelmauer.
Demnach ist zu vermuten, dass zumindest bis zum Bau der Äußeren Schenkelmauer auch die vier Parzellen direkt unterhalb des Schlosses zur Botenklinge zählten. Dies um so mehr, als die Äußere Schenkelmauer eine der Parzellen leicht durchschneidet, was als Beleg dafür gewertet werden kann, dass die Äußere Schenkelmauer erst nach der Parzellierung der Flächen erbaut wurde.
Alle Parzellen westlich der Inneren Schenkelmauer haben eine ähnliche Parzellierung. Sie reichen jeweils von der Straße am Fluss bis zur Hangkante bzw. bis zur äußeren Zwingermauer hinauf und unterscheiden sich nur in der jeweiligen Breite der Parzelle. Der Botenweg verlief quer über die Parzellen hinweg. Zwischen den beiden Schenkelmauern befinden sich entlang der Straße zwar Häuser, die Hausparzellen sind jedoch klar erkennbar nachträglich von den Weinbergparzellen abgetrennt worden und haben oft noch im 19. Jahrhundert den gleichen Besitzer.
Anders verhält sich die Parzellierung im Bereich des Burgbergs innerhalb der Stadtmauer. Hier war gerade die heutige Rebfläche in Parzelle 391 in der oberen Hälfte des Bergs bis 1844 nie als Weinberg angelegt. Der Bereich war durch eine Mauer oder Palisade quer zum Hang von der Stadt abgetrennt und sicherte als freie Flanke den Weg von der Stadt zum Schloss. Nur die Parzellen zwischen der Stadtbebauung und dieser Quermauer sind in den historischen Abbildungen als Weinbergflächen zu erkennen. Heute sind jedoch alle diese Weinbergflächen in Gärten umgewandelt oder mit Wohnhäusern bebaut.
- Burganlage
- allgemein
- Einzellage
- allgemein
- Siedlung
- Stadt
- Freiflächen- bzw. Gartenelemente
- Weinberg
Ein besonderer Glücksfall sind natürlich inschriftliche Datierungen. Im Schlosswengert wurden insgesamt 27 Jahreszahldatierungen gefunden, davon 8 Werksteine mit steinmetzmäßig eingearbeiteten Jahreszahlen und meist auch Monogrammen zwischen 1777 und 1984 und 21 aufgemalte Datierungen zwischen (19)68 und 1999. Putzinschriften wurden nicht beobachtet. Bei den aufgemalten Jahreszahlen stellt sich oftmals die Frage, ob die Aufschrift den Neubau einer Mauer oder lediglich die Reparatur der Mauer, einer Bresche oder der Mauerkrone datieren soll. Bei den Inschriftsteinen stellt sich die Frage, ob die Steine in Situ verbaut sind, sich also an der Stelle befinden, für die sie auch hergestellt wurden. Alternativ könnte es sich auch um Spolien handeln. Bei den Spolien gilt wiederum zu unterscheiden, ob es sich um „Fremdspolien“ handelt, also Spolien, die für einen anderen Kontext hergestellt wurden oder um Spolien, die für die hiesigen Weinbergmauern hergestellt wurden und bei einer notwendigen Reparatur oder Erneuerung einer Mauer standortgetreu oder zumindest standortnah wieder eingebaut wurden. Für solche Spolien scheint mir der Begriff „Eigenspolien“ naheliegend. Für eine Datierung der Mauern können daher nur „in Situ“ - Inschriftensteine uneingeschränkt herangezogen werden. Bei Eigenspolien muss dagegen der ursprüngliche Standort aus der Fundlage heraus plausibel geklärt werden. Fremdspolien sind lediglich als „Postquam“-Datierung nutzbar.
Für Inschriften an Weinbergmauern gibt es typische Positionen. Die Inschriften wurden ja angebracht, um gesehen zu werden. Daher finden sich nahezu alle im Schlosswengert aufgefundenen Jahreszahlen an Erschließungen. Hierbei ist insbesondere der durch die Weinberge führende ehemalige Botenweg hervorzuheben. Als zweiter Erschließungsschwerpunkt sind die ehemaligen und heutigen Treppen zu nennen, in deren unmittelbaren Bereich sich mit Abstand die meisten der aufgefundenen Inschriften bzw. Aufschriften befinden. Dagegen fanden sich an den untersten Mauern entlang der Straße nach Roßwag keinerlei Inschriften. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Mauern einer erhöhten Hochwassergefahr durch die Enz ausgesetzt waren und Zerstörungen dieser untersten Mauern auch archivalisch belegt sind.
Treppen
Alle untersuchten Weinberge waren mit durchgängigen Staffeln längs zum Hang erschlossen. Dabei lagen die Staffeln meist einseitig an der Parzellengrenze, gehören also zu einer einzelnen Parzelle. Die fünf größten Flurstücke hatten dagegen jeweils eine eigene Treppe in der Parzellenmitte. Gemeinschaftliche Staffeln auf der Grundstücksgrenze konnten in keinem Fall nachgewiesen werden. Auch öffentliche Staffeln als eigenständige Flurstücke sind auf der Urkarte von 1832 nicht eingezeichnet.
Lediglich ein einziges Mal findet sich dagegen eine Querstaffel aus vor die Wandflucht auskragenden Steinquadern in einer sehr jungen Mauer. Zudem befindet sich unmittelbar über dieser Staffel ein Wanddurchbruch durch die Äußere Schenkelmauer, was die Sonderstellung erklärt.
Eine weitere Ausnahme gibt es in Parzelle 392, dem Äußeren Torzwinger: Hier gibt es nur eine einzige Terrasse. Daher ist die Stützmauer hier mit einer Querstaffel in einer rückspringenden Nische ausgestattet.
Die Staffeln sind in der Urkarte von 1832 in der Regel nicht eingezeichnet. Nur die bis heute erhaltene besonders breite Staffel in Flurstück 876 ist einschließlich der beidseitigen Umgehung des dortigen Weinberghäuschens bereits in der Urkarte eingezeichnet.
Zonierung:
Gemeinhin gilt als Lehrmeinung, dass es sich bei Weinbergmauern um Trockenmauerwerk handelt. Bei empirischer Erhebung bestätigt sich diese Vorgabe jedoch keineswegs immer.
So finden sich in der Praxis trotz erheblicher Nachteile immer wieder auch gemörteltes Mauerwerk. Meist ist es nicht besonders alt (und wird wohl auch nie besonders alt werden). Noch häufiger lässt sich eine nachträgliche Verfugung mit Kalkzementmörtel beobachten. Oft findet sich eine solche Verfugung an Mauerwerken, die bereits in Bewegung geraten sind. Die Verfugung soll dann ein weiteres Fortschreiten der Deformation verhindern. Vermutlich wird es bestenfalls ein Verzögern sein. Im Schlosswengert sind etliche solche Nachverfugungsstellen zu beobachten, die ihre Standfestigkeit zumindest für die letzten 20-30 Jahre nachgewiesen haben. Unter ästhetischen und ökologischen Aspekten sind solche Verfugungen natürlich unerwünscht. Unter Denkmalschutzaspekten kann ihnen immerhin eine gewisse Reversibilität attestiert werden. Eine dauerhafte Lösung sind sie jedenfalls nicht. Richtiggehend gemörteltes Mauerwerk findet sich dagegen im Schlosswengert kaum. Es scheint nur eine sehr kurze Zeitphase im ausgehenden 20. Jahrhundert gewesen zu sein, in der damit geliebäugelt wurde. Die Ergebnisse waren wohl nicht befriedigend und wurden sehr schnell durch die Phase der Gabionenmauern abgelöst.
Lehmmörtel
Eine überraschende und so nicht erwartete Erkenntnis der Untersuchung der Mauern im Schlosswengert stellte die ziemlich umfangreiche Verwendung von Lehmmörtel dar. Bei den Mauern des späteren 18. Jahrhunderts tritt der Befund nur gelegentlich auf, um dann bei den Mauern des frühen 19. Jahrhunderts zum Regelfall zu werden. Bei den Mauern von 1844 ist das Phänomen dann deutlich rückläufig, aber immer noch zu beobachten. Alle jüngeren Mauerwerke sind dagegen ohne Lehmmörtel gebaut, wobei geringe Reste von Lehmlagern bei zweitverwendeten Steinen als Verunreinigungen und nicht als Neuerstellung zu bewerten sind.
Bei den beobachteten Lehmmörteln handelt es sich nicht wirklich um ein gemörteltes Mauerwerk. Vielmehr ist das Mauerwerk wie normales Trockenmauerwerk an mindestens 3 Punkten stabil aufliegend ausgewählt und notfalls an den Auflagepunkten zugearbeitet. Vor dem Auflegen des Steins ist dann mit dem Mörtel lediglich die Auflagerfläche verbreitert und der Stein dann so weit in den Mörtel gedrückt, dass er mit den Auflagepunkten direkt auf den unteren Steinen aufliegt. Das punktuelle Lehmmörtellager verbreitert also nur die Auflagefläche der Steine und verringert die Gefahr des horizontalen Ausscherens einzelner Steine. Bei einer möglichen Ausschwemmung des Mörtellehms bleibt die Standfestigkeit der Auflager jedoch völlig erhalten. Die Stoßfugen und der Hinterbau sind in der Regel ohne Lehmmörtel ausgeführt. Von diesem Lehmmörtelmauerwerk hat sich ein durchaus beachtlicher Bestand bis heute erhalten, obwohl die Zuarbeitung der Fugen bei diesen Mauerwerken eigentlich erhebliche Mängel aufweist und von einem Hinterbau oft nur ansatzweise die Rede sein kann. Ein weiterer großer Vorteil dieses Lehmmörtelmauerwerks ist darin zu sehen, dass die Stoßfugen frei bleiben und so weder die Funktion der Mauer als Biotop eingeschränkt wird, noch eine Beschädigung der Mauer durch aufgestaute überschüssige Niederschläge zu befürchten ist. Im Zweifelsfall werden ungünstig platzierte Lehmlager einfach ausgeschwemmt. Die Stabilität der Mauer bleibt dabei trotzdem erhalten, da ja die Auflagerpunkte direkt Stein auf Stein liegen.
Seit den späten 1990er Jahren wurden neue Mauern im Schlosswengert weitgehend nur noch aus Maschendrahtgabionen gebaut. Die Gabionenfüllungen sind dabei zumindest an den Rändern geschichtet. Vermutlich wurden die Gabionen dabei vor Ort gefüllt. Als Füllmaterial wurden zum einen die Steine der vorherigen Mauern wiederverwendet. Dazu kamen neue Muschelkalkbruchsteine und in erheblichem Umfang auch recycelte Sandsteine aus Abbruchmaterial der weiteren Umgebung.
In Flurstück 386 befand sich 1832 eine große Wengerthütte, von der sich nur noch der Sockel erhalten hat.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Trockenmauerwerk
- Lehmbau
- Lehmmörtel