Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Schlosswengert

ID: 159220643118  /  Datum: 19.04.2018
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: keine
Hausnummer: keine
Postleitzahl: 71665
Stadt-Teilort: Vaihingen / Enz

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Ludwigsburg (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8118073019
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Schloss Kaltenstein

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Schloss Kaltenstein (71665 Vaihingen / Enz, Schloss Kaltenstein 1)
Scheune (71665 Vaihingen an der Enz, Friedrichstraße 18)
Wohnhaus (71665 Vaihingen an der Enz, Mühlstraße 20)
Lamparterhaus (71665 Vaihingen an der Enz, Mühlstraße 21)
Peterskirche (71665 Vaihingen an der Enz, Stuttgarterstr. 31)
Rathaus, Schloßstraße 3 (71665 Vaihingen)
Haspelturm, Turmstraße 15 (71665 Vaihingen)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Vor allem für die frühe Baugeschichte der Weinberge am Schloss Kaltenstein liegen nur sehr sporadisch Quellen vor. Diese Quellen bauen nicht aufeinander auf und sind auch gelegentlich widersprüchlich zueinander. Daher wäre der Versuch, eine kontinuierliche Baugeschichte zusammenzustellen, von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Es soll daher der Versuch unternommen werden, das zusammengetragene Wissen um die Weinberge in einzelnen Zeitschnitten vorzustellen.
Fazit:
Die Untersuchung der Weinbergmauern am Schlosswengert von Schloss Kaltenstein konnte aufzeigen, dass sich trotz umfangreicher Überarbeitung und Neuerbauung des Mauerbestands in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts noch umfangreich Mauern oder Mauerpartien des späteren 18. Jahrhunderts und des früheren 19. Jahrhunderts erhalten haben. Alle diese älteren Mauern sind gekennzeichnet durch eine teils sparsame, teils üppigere Verwendung von Lehmmörtel und die regelmäßige Wiederverwendung von Sandsteinen der Vorgängermauern im Muschelkalkmauerwerk. Der junge Mauerbestand des späteren 20. Jahrhunderts weicht vom historischen Bestand deutlich ab. Hier dominieren zum einen Gabionenmauern, zum anderen streng lagige und nivellierte Muschelkalkmauern. Letztere sind teils von sehr guter handwerklicher Qualität und wären aus naturschutzfachlichen und aus Weinbauaspekten bei zukünftig nötigen Reparaturen zu bevorzugen. Unter dem Gesichtspunkt der Denkmalpflege ist ein völliger Neubau aus neuem Material bei Verlagerung der Altsteine in den Hinterbau dagegen weniger wünschenswert. Neuaufmauerungen sollten sich zudem grundsätzlich nur auf nicht mehr standfeste Bereiche beschränken. In den 1980er Jahren wurden bei Reparaturen alte und neue Steine gemischt aufgesetzt, jedoch ohne die für den alten Bestand charakteristischen Lehmmörtellager. Diese Mauern haben sich als nicht besonders stabil erwiesen und zeigen teils bereits neue Deformationen.
Eine Lösung dieses Problems könnte vielleicht darin bestehen, bei zukünftigen Reparaturen einzelne Abschnitte zu wählen, die mit neuem Steinmaterial - gewissermaßen als „Pfeiler in der Mauerflucht“ - stabilisierend gebaut werden und dazwischen noch standfeste alte Mauerpartien nur mit den alten Steinen und in bewusster Aufnahme der alten Mauerwerksfaktur und der Lehmmörtelung zu ergänzen oder bei mangelnder Standfestigkeit neu aufzusetzen. Wobei aber grundsätzlich angenommen werden darf, dass eine Mauer, die seit 200 Jahren ohne schwerwiegende Verformungen besteht, ihre Standfestigkeit faktisch nachgewiesen hat.


1. Bauphase:
(1339)
Graf Konrad von Vaihingen und sein Sohn Johannes beurkunden eine Schenkung der Begine Berta aus Vaihingen an die Frühmeßpfründe der Marienkapelle (Stadtkirche) in Vaihingen. Geschenkt wird neben anderen Gütern ein halber Morgen Weinberg „in Buttenklingen“ und eineinhalb Morgen Weinberg „in Battenbrunne“.
Es ist die früheste Nennung von Weinbergen in der Botenklinge, also dem Steilhang entlang der Enz zwischen der Seemühle und der inneren Stadtmauer. Dabei ist aber nicht gesagt, ob sich dieser Weinberg in der äußeren oder der inneren Botenklinge befand. Der zweite Weinberg befand sich am Botenbrunnen, also etwa in der Mitte des Hangs, zwischen der äußeren Botenklinge und der inneren Botenklinge. Mit diesem Weinberg ist dann auch bereits der Botenbrunnen belegt, von dem aus bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die Wasserversorgung der öffentlichen Brunnen in der Stadt Vaihingen erfolgte.
Die Quelle selbst gibt noch keine Auskunft, wie nah heran an Stadt und Schloss die Weinberge geduldet wurden und ob diese Weinberge bereits mit Mauern und Terrassen versehen waren. Eine Steigung von 30° ist auch ohne Mauern noch als Weinberg bewirtschaftbar, wenn auch sehr mühsam und mit hoher Erosionsgefahr.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Hofreite
Lagedetail:
  • Einzellage
    • allgemein

2. Bauphase:
(1514)
„item sie [die von Vayhingen] mögen Erden in die Wingart bei unserm Schloß nemen, doch nit weyter denn das[s] es dem Schloss, den Mauern und Graben on Schaden sey.“ Aus einem Entscheid Herzog Ulrichs über verschiedene Beschwerden der Vaihinger.
Diese früheste Nennung von Weinbergen direkt an Schloss und Stadtmauer belegt eigentlich, dass dort zu dieser Zeit bereits Weinberge bestanden, die nun mit Erde aufgefüllt werden dürfen. Das wäre naheliegenderweise als Erlaubnis der Anlage von Terrassen zu interpretieren.
Jedenfalls bestanden die Weinbergparzellen bereits vor der Erbauung der äußeren Schenkelmauer, die von Pfefferkorn um 1500 datiert wird. In der Urkarte von 1832 ist noch gut zu erkennen, dass die Mauer eine Parzelle leicht durchschneidet. Es ist aber keineswegs eindeutig, dass die Erlaubnis des Herzogs sich auf die Steilhänge der Botenklinge bezieht. Sie könnte genauso gut die Weinberge im unteren Teil des Burgbergs oberhalb der Kirche und des Herrenalber Pfleghofs meinen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Freiflächen- bzw. Gartenelemente
    • Weinberg

3. Bauphase:
(1613)
Bericht des herzoglich württembergischen Landbaumeisters Heinrich Schickhardt an den Herzog Johann Friedrich von Württemberg vom 4.Dez. 1613: „[...] alß ohngevar vor 3 oder 4 Monaten in anderen E.f.G. Gescheften ich zu Vaihingen gewesen, mier von dem Pfarhern daselbsten […] geclagt worden, […] das ich den Herrn Obervogt von seinetwegen ansprechen und bitten wolle, das er den Schloßtorwart dahin halte, das ihme, Pfarhern, sein Wingart doch nicht so muotwilliger Weise verwiest und gleichsam oben herumb zu einer Egarten gemacht werde. […] Es beweißt der Her Obervogt, wie auß Burgermaister und Gerichts zu Faihingen beyliegendem Schreiben zu sehen, das das alte, vor 12 Jahren abgebrochne Torheisle also gebaut gewesen, das der Trauf darvon auf einer Seiten in Hang hineinging (inß Her Pfarhern Wingart gefallen) und das es (wie gleichwohl mir ein Zeig meldet) auch da hinaus ein Wasserstein gehabt haben solle. […] Mechte derwegen meines undertonigen Erachtens wider ein Wasserstein in das neu Torheislin gemacht, das Wasser in einem hilzen Schlauch herunder gefiert, in den Wingart ein Gruben gegraben und solch Wasser darin geleit werden.[...] Alein mecht ihme, Torwart, wie auch anderm Gesend im Schloß das ohngebirlich Außwerfen von Stein, Hafenscherben, Bein und anderer Ohnreinigkeit sowohl iber die Maur alß durch Fenster und Leden zu werfen ernstlich verboten werden“.
Die Quelle benennt als ersten bekannten Besitzer einer der Weinbergparzellen unterhalb des Schlosses den Pfarrer von Vaihingen, ohne ihn jedoch namentlich zu nennen. Wahrscheinlich handelt es sich um den Pfarrer und Superintendanten Melchior Bengel, der von 1608 bis 1633 in Vaihingen wirkte. Bei dem Weinberg handelt es sich vermutlich um das spätere Flurstück 387, das im 19. Jahrhundert dann im Besitz der Familie Hirth war.
Die Quelle zeigt zudem, dass die Vermüllung der Weinberge vom Schloss herab kein neuzeitliches Phänomen ist, sondern auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken kann. Es handelt sich dabei also offensichtlich um „lebendige Brauchtumspflege“.
Schließlich berichtet die Quelle vom Abbruch des alten Torhauses im Jahr 1601 und dem kurz darauf erfolgten Bau eines neuen Torhauses. Zu dieser Datierung passt stilistisch sehr gut das innere Tor im Torzwinger, das nachträglich in die Zwingermauer dort eingebrochen ist.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Hofreite
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein

4. Bauphase:
(1643)
Matthäus Merian: Stadtansicht von Vaihingen in der „Topographia Sveviae“1.
Diese erste detaillierte Ansicht von Stadt und Schloss Vaihingen zeigt den Schlosswengert ohne jegliche Weinbergnutzung als Ödland. Dies überrascht, da sich die Abbildung sonst durch eine besonders hohe Detailtreue auszeichnet. Andererseits finden sich bei Merian auch weitere Stadtansichten, bei denen spätere Weinberge an Burghängen nicht dargestellt sind, z.B. Würzburg oder Hohenasperg. Es finden sich bei Merian aber wiederum andere Stadtansichten mit Burghängen, an denen eindeutig Weinberge dargestellt wurden, z.B. Tübingen, Möckmühl oder Schillingsfürst.
Gleichwohl bestätigt aber auch der Text in der „Topographia Sveviae“, dass es während des 30-jährigen Kriegs am Schlossberg offenbar keine Weinberge gab.
„Es ist in der Statt ein grosser vnnd hoher Berg / darauff das schöne Schloß stehet. An der Seiten / da es sich von der Statt wendet / ligt es auff einem grossen vnd dicken Felsen; gegen der Statt aber hat es einen weiten Vorhoff / oder Platz.“
Auffällig ist ein Detail am Schlossberg: Es sind westlich der äußeren Schenkelmauer mehrere Einschnitte im Steilhang durch Schattierung abgebildet. Dabei reicht der erste Einschnitt nur etwa bis zur Mitte des Hangs. Tatsächlich findet sich in Flurstück 876 an mehreren Mauern in der Mitte des Hangs Versprünge der Mauerfluchten, die auf die Terrassierung eines solchen Tobels hindeuten. Auch das deutet auf eine wirklichkeitsgetreue Darstellung hin. Es liegt die Vermutung nahe, dass bereits vorhandene Weinberge aus militärischen Überlegungen im 17. Jahrhundert geschleift wurden. Am Hohenasperg ist dieser Vorgang im Vergleich der Merianabbildung von 1643 mit der Dürerzeichnung von 1519 gut zu erkennen. Ob diese Weinberge bereits Mauern hatten, ist aber nicht bekannt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1664)
Nur 21 Jahre jünger als der Kupferstich von Merian ist diese Ansicht von Georg Wilhelm Kleinsträttl, dem Hauptmann der Festung Hohenasperg. Und im Gegensatz zu Merian zeigt er sowohl in der inneren Botenhalde als auch am Schlossberg zwischen der äußeren und inneren Schenkelmauer angelegte Weinberge. Bei genauer Betrachtung sind sogar einzelne Mauern und alle Treppen, die auch noch für das 19. und 20. Jahrhundert nachgewiesen sind, zu erahnen. Auch der Garten oberhalb des Herrenalber Pfleghofs ist als Weinberg angelegt, aber nicht der obere Bereich des Burgbergs vor dem Torzwinger.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1684)
Weitere 20 Jahre später wurde die Abbildung Vaihingens im Forstlagerbuch von Andreas Kieser erstellt. Sie unterscheidet sich nur wenig von der Abbildung Kleinsträttls. Lediglich der Weinberg oberhalb des Herrenalber Pfleghofs wurde nicht dargestellt. Dies mag aber auch an der gewählten Zentralperspektive liegen, während die Abbildung bei Kleinsträttl eine Mischung aus Zentralperspektive und Kavalierperspektive ist. Die angedeuteten Weinbergmauern und Staffeln sind bei Kieser rein schematisch angelegt und lassen daher keine Rückschlüsse auf tatsächlich vorhandene Mauern und Staffeln zu.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1694)
Eine besonders interessante Darstellung findet sich im Kriegstagebuch des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, das hier als Ausschnitt eingefügt ist. Es sind hier nur an der äußeren Botenklinge und im Gewann Wolfshalde Weinberge dargestellt. Die eigentlichen Steillagen an der inneren Botenhalde sind dagegen nur grau schraffiert. Genauso ist es im benachbarten Roßwag. Die Hanglagen am Lichtenberg und die Flachlagen oben an der Forstgrube sind als Weinberge dargestellt, während die Steillagen am Mönchberg und in der Halde nur grau schraffiert sind.
Da in diesem Kriegstagebuch aber auch etliche Abbildungen aus dem Neckarraum enthalten sind, konnte im Vergleich festgestellt werden, dass auch in den Steillagen am Neckar (Lauffen, Kirchheim, Besigheim etc.) genau so verfahren wurde. Offenbar ging es dem Zeichner nicht darum, den Weinbau zu dokumentieren, sondern darum, militärische Hindernisse darzustellen. Dabei gehörten wohl für Linientruppen unüberwindliche Steilhänge in eine andere Kategorie als eng stehende Weinstöcke mit Holzstickeln. Auch die Flächen innerhalb der Stadtbefestigung bildeten wieder eine eigene Kategorie. Was dort wuchs, war für eine Feldschlacht des 17. Jahrhunderts ohne Bedeutung. So ergibt sich zwar vordergründig ein ähnliches Bild wie bei der Abbildung von Merian 1643, der tatsächliche Zusammenhang ist dagegen völlig unterschiedlich.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1734 - 1741)
Ab 1734 begann Herzog Carl Alexander mit dem Ausbau der wichtigsten Landesfestungen. So wur­den am Schloss Kaltenstein auf der Nordseite um­fangreiche Erdwerke gebaut. Auch auf der Südsei­te waren Verstärkungen geplant. Bei Pfefferkorn/ Schmidt gibt es dazu mehrere historische Pläne, die hier nicht nochmals abgebildet werden sollen. Spannender für die vorliegende Untersuchung war jedenfalls die Frage, ob mit dem Festungsausbau wieder eine Einschränkung des Weinbaus an der steilen Südseite der Burg verbunden war, wie dies ja bereits im Zeitschnitt 1643 für den 30-jährigen Krieg vermutet wurde. Tatsächlich existiert aber im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ein Gemarkungs­plan von Vaihingen aus dem Jahr 1741, der eindeutig Weinberge am Schlossberg zeigt. Der Plan ist geostet. Er zeigt die Stadtummauerung mit der Stadtkirche und der Peterskirche und das Schloss. Hinter dem Schloss ist der Postweg eingezeichnet. Der Weinberg zwischen dem Postweg und der Enz ist als „Botenklinge“ bezeichnet. Der Botenweg ist jedoch nicht eingezeichnet.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1777)
Um das Jahr 1777 werden im Flurstück 879/2 die Weinbergmauern neu gebaut. Lediglich die Mauern W002.1 und W003.1 wurden nicht erneuert. Die Mauerwerksfaktur der neuen Mauern ist recht einheitlich. Es ist ein typisch barockes Mauerwerk, nur mäßig lagig und nivelliert, die Fugen der Steine unbearbeitet und immer wieder findet sich in den Lagerfugen Lehmmörtel. An der Stelle, wo der Botenweg durch die Weinbergparzelle führte, wurde ein Werkstein mit einer Inschriftkartusche mit der Jahreszahl 1777 und dem Monogramm iK iB angebracht. Es ist die älteste konkrete Datierung von Weinbergmauern, die im Schlosswengert gefunden wurde. Auch die kurze Mauer im Flurstück 392 datiert um diese Zeit und ist auch archivalisch für die Mitte des 18. Jahrhunderts belegt (Quelle 1770-1). Vergleichbares Mauerwerk fand sich schließlich auch in der Parzelle 878 und in der ehemaligen Parzelle 388, also dem östlichsten Teil der heutigen Parzelle 388. Allerdings fehlen hier Inschriften, die eine genauere Datierung ermöglichen würden. Quelle 1789-1 erwähnt jedoch, dass es etwa 1777 einen Einsturz an einer Burgmauer gab, bei dem ein Weinberg beschädigt wurde. Die Bresche wurde 1778/ 79 wieder vermauert. Es könnte sich dabei um den obersten Abschnitt der inneren Schenkelmauer gehandelt haben, wo auch eine entsprechende vermauerte Bresche zu beobachten ist. Der zerstörte Weinberg wäre dann tatsächlich das ehemalige Flurstück 388 und damit die Datierung über die Mauerwerksfaktur indirekt archivalisch erhärtet. Es ist aber auch genauso möglich, dass es sich um einen Teil der Zwingermauer handelte. Dann wäre diese vermauerte Bresche bei einem späteren Einsturz wieder zerstört worden.
Der Weinberg in der ehemaligen Parzelle 388 wurde mit einer auf der Parzelle verlaufenden Staffel erschlossen, die am Botenweg mittig begann und an der Hangkrone des trapezförmigen Grundstücks am östlichen Rand unmittelbar im Anschluss an die Innere Schenkelmauer endete.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1789)
Im Juli 1789 stürzte nach ergiebigen Regenfällen ein Teil der südlichen Zwingermauer ein. Der Einsturz führte zu einem heftigen Steinschlag, der die beiden darunter liegenden Weinberge des Nagelschmieds Johannes Burkhard und des Müllers Johann Gottlieb Baumgärtner fast völlig zerstörte und die dortigen Weinbergmauern mit sich riss. Ein Vergleich mit Quelle 1831-1 zeigt, dass es sich wahrscheinlich um die beiden linken Parzellen des heutigen Flurstücks 388 handelte, also die ehemaligen Flurstücke 385 und 386. Die Geschädigten ersuchten beim Herzog um eine schnelle Wiedererrichtung der Zwingermauer, damit sie selbst mit der Reparatur ihres Weinbergs beginnen konnten. Zusätzlich erbaten sie eine Entschädigung. Statt nun aber die Zwingermauer zu reparieren, versuchte die herzogliche Kasernenverwaltung, den Schaden der Stadt Vaihingen zuzuschieben, in dem sie erklärte, dass die Zwingermauer eigentlich ein Teil der Stadtmauer sei, da sie ja mit den Schenkelmauern verbunden sei. Jedenfalls war die Mauer auch im November 1790 nicht repariert. Wer wann die Mauer letztlich repariert hat, geht aus den Archivalien nicht hervor. Und auch von einer Entschädigung ist nichts mehr zu hören.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1805 - 1817)
Offenbar blieben die 1789 zerstörten Weinbergparzellen noch etliche Jahre unrepariert. Erst ab 1805 wurde mit dem Neubau der Weinbergmauern in der ehemaligen Parzelle 386 begonnen. Die Mauerwerksfaktur der neuen Mauern ist recht einheitlich. Es ist immer noch ein typisch „barockes“ Mauerwerk, nur mäßig bis wenig lagig und nivelliert, die Fugen der Steine unbearbeitet und häufig findet sich in den Lagerfugen Lehmmörtel. Die Erschließung erfolgte mit einer mittig auf der Parzelle verlaufenden Staffel. An der Stelle, wo der Botenweg durch die Weinbergparzelle führte, wurde am Eckverband der Treppe ein Werkstein mit dem Monogramm BG und der Jahreszahl 1805 angebracht. Ein zweites Monogramm IG ist möglicherweise durch eine Abplatzung der Steinoberfläche verloren gegangen. Unterhalb des Botenwegs lässt sich diese Treppe nicht mehr verfolgen. Oberhalb des Botenwegs lässt sich die Treppe dagegen immer wieder nachweisen. Und mehrfach finden sich am Eckverband der Treppe weitere Werksteine mit Datierungen und meist auch den Monogrammen IG, BG und den Jahreszahlen 1811, 1813 und 1817, sind aber nicht chronologisch gereiht. Offenbar wurden die Mauern der Notwendigkeit nach neu gebaut. Schwer beschädigte Mauern zuerst, wenig zerstörte Mauern dann später. Diese These ist jedoch nicht völlig gesichert, da nur noch zwei der Datumssteine in Situ liegen. Die übrigen Datumssteine sind wahrscheinlich als standortnahe Spolien verbaut. Für die obere Hälfte der Weinbergsparzelle liegen gar keine Datumssteine vor. Die Bauzeit kann sich also durchaus auch deutlich über 1817 hinaus hingezogen haben. Der Besitzer des Weinbergs war 1789 der Müller Johannes Burkhard, im 19. Jahrhundert möglicherweise der Müller Mohrlock. In beiden Fällen passen die Initialen der Besitzer dann nicht zu dem Monogramm der Datumssteine. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass diese Weinbergmauern von professionellen Feldmaurern errichtet wurden.
Vergleichbares Mauerwerk, wie das hier beschriebene, fand sich auch in den ehemaligen Flurstücken 385 und 387, also dem westlichsten Teil der heutigen Parzelle 388 und dem Bereich östlich der heutigen Treppe dort. Allerdings fehlen hier Inschriften, die eine genauere Datierung ermöglichen würden. Lediglich im ehemaligen Flurstück 387 findet sich ein Inschriftenstein mit dem Monogramm IG|BG und der Jahreszahl 1816. Allerdings ist dort die Einbausituation nicht eindeutig und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Stein von der ehemaligen Parzelle 386 stammt.
Ebenfalls um das Jahr 1806 werden im Flurstück 879/1 die Weinbergmauern neu gebaut. An der Stelle, wo der Botenweg durch die Weinbergparzelle führte, wurde ein Flachreliefwerkstein mit der Jahreszahl 1806 und dem Namen H. Leitz angebracht. Auch dieses Mauerwerk zeigt eine ähnliche Faktur wie die Mauern in den Parzellen 385, 386 und 387.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Bauphase:
(1831 - 1835)
Im Zuge der württembergischen Landesvermessung wurde 1832 von Geometer Luipold die erste vollständige und detailierte Flur­karte Vaihingens erstellt (Bild rechts). Die Karte enthält neben den Mauern der Burg und den Schenkelmauern auch alle Parzel­lengrenzen sowie den durch die Weinberge führenden Botenweg mit der Deichelleitung für die städ­tische Wasserversorgung. In Flurstück 876 ist ein größeres Weinberghäuschen eingezeichnet, von dem sich nur noch der Sockel bis heute erhalten hat. 1835 folgte dann der Stadtplan Vaihingens in detaillierterem Maßstab (Bild rechts unten). Hier sind auch noch teilweise Böschungen und Ähnli­ches mit gepunkteten Linien ein­gezeichnet. In Flurstück ist hier zum einen die breite mittlere Trep­pe eingezeichnet, aber auch eine Kante vor der Äußeren Schenkel­mauer. Dabei handelt es sich ver­mutlich um die Parzellengrenze vom Flurstück 385 vor der Erbau­ung der Äußeren Schenkelmauer. Bereits 1831 hatte Geometer Luipold einen Grundriss der Hauptstraße im Bereich der oberen Mühle und dem Illinger Tor erstellt (Quelle 1831-1). In diesem Plan sind die Eigentümer der Gebäude unterhalb der Schlossweinberge eingetragen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

13. Bauphase:
(1844)
Die Parzelle unterhalb des Torzwingers mit dem Weg von der Stadt zum Schloss war aus militärischen Gründen immer unbebaut. Erst mit der Einrichtung des Arbeitshauses 1842 rückte die Suche nach passenden Beschäftigungsmöglichkeiten für die Insassen ins Zentrum der Überlegungen. Daher wurden 1843 zunächst die um das Schloss herum gelegenen herrschaftlichen Güter, die bisher verpachtet waren, eingezogen. Dies betraf auch den Weinberg im Torzwinger. 1844 wurde dann der Weg von der Stadt zum Schloss verlegt und das Flurstück 391 zu einem Weinberg angelegt. Der Plan für den Weinberg (Bild rechts) wurde in den Stadtplan von 1835 eingezeichnet. Die Bestockung des Weinbergs erfolgte dann 1845.
Ein detaillierter Plan der Parzellen 391 und 392 vor der Neuanlage des Weinbergs von 1819 ist bei Pfefferkorn/Schmidt 1997, S. 172 abgedruckt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

14. Bauphase:
(1846 - 1847)
1846 wurde vom Verwalter des Arbeitshauses gemeldet, dass eine Futtermauer „nächst dem unteren Thore“ einsturzgefährdet und zum Teil schon eingestürzt sei. Die Einsturzstelle befand sich oberhalb des Weinbergs von Rothgerber Jacob Hirdt. In Quelle 1831-1 konnte dieser Weinberg mit einiger Wahrscheinlichkeit als die ehemalige Parzelle 387 identifiziert werden. Über Folgeschäden am Weinberg wird aber nichts berichtet. Bereits im Folgejahr werden weitere Schäden etwas weiter westlich an der südlichen äußeren Zwingermauer gemeldet.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

15. Bauphase:
(1930 - 1936)
Im Jahr 1930 begann das Land Württemberg, Weinberge unterhalb des Schlosses von Privatleuten aufzukaufen. Zuerst wurden im Februar 1930 die Flurstücke 388, 385, 386/1 und 386/2 gekauft. Dann kam im Mai 1930 noch ein weiteres Grundstück dazu, dessen Nummer nicht genannt ist. Vermutlich handelte es sich dabei um Flurstück 387, denn gleichzeitig wurden diese Parzellen zum neuen Flurstück 388 verschmolzen. Ein weiteres Grundstück wurde dieser Fläche 1939 zugeschlagen. Auch hier ist die ursprüngliche Flurstücksnummer nicht genannt. 1931 erwarb das Land das Flurstück 876. 1933 wurden diesem Flurstück noch zwei weitere Flächen zugeschrieben, bei denen keine Flurstücksnummern angegeben sind. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um die oberen Hälften der Parzellen 877 und 878. 1936 wurden dann die Flurstücke 879/1 und 879/2 gekauft.
Über die Motive für diese Flächenexpansion wurde nichts gefunden. Es scheint aber naheliegend, dass der Beschäftigungsanstalt während der Weltwirtschaftskrise externe Arbeitsmöglichkeiten für die Insassen fehlten.

Zeitschnitt 1985:
1985 kaufte das Land Baden - Württemberg das Flurstück 878. Es scheint sich dabei um eine Ausgleichsmaßnahme bei der Flurbereinigung Sersheim gehandelt zu haben.

Zeitschnitt 1968-1999:
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sind zahlreiche Reparaturmaßnahmen an den Weinbergsmauern belegt. Ab 1968 sind diese Reparaturen durch aufgemalte Jahreszahlen an den Mauern datiert. Die jüngsten Jahreszahlen datieren dabei auf 1999. Im oberen Bereich von Parzelle 388 gibt es einige Mauern, die durch ihre gute handwerkliche Qualität auffallen, aber nicht mit Jahreszahlen versehen wurden. Ob diese Mauern vor 1968 oder nach 1999 datieren, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Seit den 1970er Jahren sind die Weinbergneupflanzungen in der Weinbaukartei bei der LVWO Weinsberg dokumentiert. Die ältesten Reben befinden sich in Flurstück 876 und wurden 1973 gepflanzt. Der Großteil der Reben wurde in den 1980er und 1990er Jahren gepflanzt. Die Neuanpflanzungen passen auch gut mit den Datierungen der Mauerreparaturen zusammen und zeigen, dass in der Regel vor einer Neupflanzung die Mauern repariert wurden.
Wer die Weinberge nach der Auflösung des Arbeitshauses 1945 bewirtschaftet hat, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Um die Jahrtausendwende herum wurden die Weinberge vom Christlichen Jugenddorf Schloss Kaltenstein bewirtschaftet.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Schlosswengert am Schloss Kaltenstein in Vaihingen / Enz. / Schlosswengert in 71665 Vaihingen / Enz, Vaihingen an der Enz (26.02.2018 - Michael Hermann, Heimerdingen)
Abbildungsnachweis
Eckquader mit Datierungsinschrift BG 1805 am Schlosswengert in Vaihingen / Enz. / Schlosswengert in 71665 Vaihingen / Enz, Vaihingen an der Enz (26.02.2018 - Michael Hermann, Heimerdingen.)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Schloss Kaltenstein liegt auf einem Bergsporn, der zur Stadt Vaihingen hin nach Süden und Südosten hin mit etwa 20° mäßig steil abfällt, zum Fluss Enz nach Südwesten aber mit über 30° sehr steil abfällt. Diese Steilhänge waren über viele Jahrhunderte prädestiniert für eine Nutzung als Weinberge, insbesondere auch nach dem Ende der mittelalterlichen Warmzeit ab dem beginnenden 14. Jahrhundert. Die verbesserte Sonneninklination in den Steillagen ermöglichte ein weitgehendes Ausreifen der Trauben, was in Flach- oder Hanglagen oft nicht mehr möglich war. Für die Nutzung der Steilhänge musste jedoch die Begehbarkeit verbessert werden. Dies erfolgte durch die Errichtung hangparalleler Mauern und die Auffüllung des Mauerrückraums mit Erdreich. Diese Mauern wirkten auch als Wärmespeicher und Reflektor und verbesserte das Kleinklima zusätzlich.
In den klimatisch besonders ungünstigen Jahrhunderten der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war dieser Zusammenhang nochmals wichtiger. In den Steilhängen um Schloss Kaltenstein wird heute noch auf 7 Flurstücken Weinbau betrieben, die alle dem Land Baden-Württemberg gehören. Zwei weitere kleine Flurstücke liegen in diesem Bereich und sind als Weinberge angelegt, aber aktuell nicht mehr bestockt.

Die noch vorhandenen Weinberge haben keinen gemeinsamen Namen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden sie meist als Schlosswengert bezeichnet. Weinbaulich gehören sie zur Lage Halde, die auch die Weinberge in Roßwag und Mühlhausen an der Enz umfasst. Für die 1970er Jahre ist als Lagenbezeichnung Vaihinger Höllisch Feuer genannt, die aber heutzutage nicht mehr verwendet wird und sich auf eine ursprüngliche Gewannbezeichnung in Enzweihingen oberhalb des Kornbergs bezieht. Für den Abschnitt des Bergs innerhalb der Stadt, also innerhalb der Inneren und der Nördlichen Schenkelmauer, ist der Name Burgberg in der Urkarte von 1832 genannt. Allerdings nicht als Gewannbezeichnung, sondern als Straßenname für den zum Schloss hinauf führenden Weg. Die einzig gesicherte Gewannbezeichnung ist die „Innere Botenklinge“ für die Weinberge westlich der äußeren Schenkelmauer. Der Name leitet sich von einem Fußweg ab, der von der Stadt her schräg den Hang hinauf zog und nach Mühlhausen an der Enz führte. Von diesem Botenweg zweigten Wege nach Illingen, nach Roßwag und zur Burg Altroßwag ab, die noch heute gut in der Topographie erkennbar sind. Oberhalb der Weinberge traf der Weg auf die alte Poststraße. Hier befand sich eine Quelle, die als Botenbrunnen bezeichnet wurde. Von diesem Botenbrunnen führte eine Deichelleitung entlang des Botenwegs zur Stadt hinab und versorgte die öffentlichen Brunnen der Stadt mit Wasser. Dieser Botenweg und die Deichelleitung sind noch in der Urkarte von 1832 eingezeichnet und führte bis zur Inneren Schenkelmauer.
Demnach ist zu vermuten, dass zumindest bis zum Bau der Äußeren Schenkelmauer auch die vier Parzellen direkt unterhalb des Schlosses zur Botenklinge zählten. Dies um so mehr, als die Äußere Schenkelmauer eine der Parzellen leicht durchschneidet, was als Beleg dafür gewertet werden kann, dass die Äußere Schenkelmauer erst nach der Parzellierung der Flächen erbaut wurde.
Alle Parzellen westlich der Inneren Schenkelmauer haben eine ähnliche Parzellierung. Sie reichen jeweils von der Straße am Fluss bis zur Hangkante bzw. bis zur äußeren Zwingermauer hinauf und unterscheiden sich nur in der jeweiligen Breite der Parzelle. Der Botenweg verlief quer über die Parzellen hinweg. Zwischen den beiden Schenkelmauern befinden sich entlang der Straße zwar Häuser, die Hausparzellen sind jedoch klar erkennbar nachträglich von den Weinbergparzellen abgetrennt worden und haben oft noch im 19. Jahrhundert den gleichen Besitzer.
Anders verhält sich die Parzellierung im Bereich des Burgbergs innerhalb der Stadtmauer. Hier war gerade die heutige Rebfläche in Parzelle 391 in der oberen Hälfte des Bergs bis 1844 nie als Weinberg angelegt. Der Bereich war durch eine Mauer oder Palisade quer zum Hang von der Stadt abgetrennt und sicherte als freie Flanke den Weg von der Stadt zum Schloss. Nur die Parzellen zwischen der Stadtbebauung und dieser Quermauer sind in den historischen Abbildungen als Weinbergflächen zu erkennen. Heute sind jedoch alle diese Weinbergflächen in Gärten umgewandelt oder mit Wohnhäusern bebaut.
Lagedetail:
  • Burganlage
    • allgemein
  • Einzellage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Freiflächen- bzw. Gartenelemente
    • Weinberg
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Inschriften

Ein besonderer Glücksfall sind natürlich inschriftliche Datierungen. Im Schlosswengert wurden insgesamt 27 Jahreszahldatierungen gefunden, davon 8 Werksteine mit steinmetzmäßig eingearbeiteten Jahreszahlen und meist auch Monogrammen zwischen 1777 und 1984 und 21 aufgemalte Datierungen zwischen (19)68 und 1999. Putzinschriften wurden nicht beobachtet. Bei den aufgemalten Jahreszahlen stellt sich oftmals die Frage, ob die Aufschrift den Neubau einer Mauer oder lediglich die Reparatur der Mauer, einer Bresche oder der Mauerkrone datieren soll. Bei den Inschriftsteinen stellt sich die Frage, ob die Steine in Situ verbaut sind, sich also an der Stelle befinden, für die sie auch hergestellt wurden. Alternativ könnte es sich auch um Spolien handeln. Bei den Spolien gilt wiederum zu unterscheiden, ob es sich um „Fremdspolien“ handelt, also Spolien, die für einen anderen Kontext hergestellt wurden oder um Spolien, die für die hiesigen Weinbergmauern hergestellt wurden und bei einer notwendigen Reparatur oder Erneuerung einer Mauer standortgetreu oder zumindest standortnah wieder eingebaut wurden. Für solche Spolien scheint mir der Begriff „Eigenspolien“ naheliegend. Für eine Datierung der Mauern können daher nur „in Situ“ - Inschriftensteine uneingeschränkt herangezogen werden. Bei Eigenspolien muss dagegen der ursprüngliche Standort aus der Fundlage heraus plausibel geklärt werden. Fremdspolien sind lediglich als „Postquam“-Datierung nutzbar.
Für Inschriften an Weinbergmauern gibt es typische Positionen. Die Inschriften wurden ja angebracht, um gesehen zu werden. Daher finden sich nahezu alle im Schlosswengert aufgefundenen Jahreszahlen an Erschließungen. Hierbei ist insbesondere der durch die Weinberge führende ehemalige Botenweg hervorzuheben. Als zweiter Erschließungsschwerpunkt sind die ehemaligen und heutigen Treppen zu nennen, in deren unmittelbaren Bereich sich mit Abstand die meisten der aufgefundenen Inschriften bzw. Aufschriften befinden. Dagegen fanden sich an den untersten Mauern entlang der Straße nach Roßwag keinerlei Inschriften. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Mauern einer erhöhten Hochwassergefahr durch die Enz ausgesetzt waren und Zerstörungen dieser untersten Mauern auch archivalisch belegt sind.

Treppen

Alle untersuchten Weinberge waren mit durchgängigen Staffeln längs zum Hang erschlossen. Dabei lagen die Staffeln meist einseitig an der Parzellengrenze, gehören also zu einer einzelnen Parzelle. Die fünf größten Flurstücke hatten dagegen jeweils eine eigene Treppe in der Parzellenmitte. Gemeinschaftliche Staffeln auf der Grundstücksgrenze konnten in keinem Fall nachgewiesen werden. Auch öffentliche Staffeln als eigenständige Flurstücke sind auf der Urkarte von 1832 nicht eingezeichnet.
Lediglich ein einziges Mal findet sich dagegen eine Querstaffel aus vor die Wandflucht auskragenden Steinquadern in einer sehr jungen Mauer. Zudem befindet sich unmittelbar über dieser Staffel ein Wanddurchbruch durch die Äußere Schenkelmauer, was die Sonderstellung erklärt.
Eine weitere Ausnahme gibt es in Parzelle 392, dem Äußeren Torzwinger: Hier gibt es nur eine einzige Terrasse. Daher ist die Stützmauer hier mit einer Querstaffel in einer rückspringenden Nische ausgestattet.
Die Staffeln sind in der Urkarte von 1832 in der Regel nicht eingezeichnet. Nur die bis heute erhaltene besonders breite Staffel in Flurstück 876 ist einschließlich der beidseitigen Umgehung des dortigen Weinberghäuschens bereits in der Urkarte eingezeichnet.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Trockenmauerwerk und gemörteltes Mauerwerk

Gemeinhin gilt als Lehrmeinung, dass es sich bei Weinbergmauern um Trockenmauerwerk handelt. Bei empirischer Erhebung bestätigt sich diese Vorgabe jedoch keineswegs immer.
So finden sich in der Praxis trotz erheblicher Nachteile immer wieder auch gemörteltes Mauerwerk. Meist ist es nicht besonders alt (und wird wohl auch nie besonders alt werden). Noch häufiger lässt sich eine nachträgliche Verfugung mit Kalkzementmörtel beobachten. Oft findet sich eine solche Verfugung an Mauerwerken, die bereits in Bewegung geraten sind. Die Verfugung soll dann ein weiteres Fortschreiten der Deformation verhindern. Vermutlich wird es bestenfalls ein Verzögern sein. Im Schlosswengert sind etliche solche Nachverfugungsstellen zu beobachten, die ihre Standfestigkeit zumindest für die letzten 20-30 Jahre nachgewiesen haben. Unter ästhetischen und ökologischen Aspekten sind solche Verfugungen natürlich unerwünscht. Unter Denkmalschutzaspekten kann ihnen immerhin eine gewisse Reversibilität attestiert werden. Eine dauerhafte Lösung sind sie jedenfalls nicht. Richtiggehend gemörteltes Mauerwerk findet sich dagegen im Schlosswengert kaum. Es scheint nur eine sehr kurze Zeitphase im ausgehenden 20. Jahrhundert gewesen zu sein, in der damit geliebäugelt wurde. Die Ergebnisse waren wohl nicht befriedigend und wurden sehr schnell durch die Phase der Gabionenmauern abgelöst.

Lehmmörtel

Eine überraschende und so nicht erwartete Erkenntnis der Untersuchung der Mauern im Schlosswengert stellte die ziemlich umfangreiche Verwendung von Lehmmörtel dar. Bei den Mauern des späteren 18. Jahrhunderts tritt der Befund nur gelegentlich auf, um dann bei den Mauern des frühen 19. Jahrhunderts zum Regelfall zu werden. Bei den Mauern von 1844 ist das Phänomen dann deutlich rückläufig, aber immer noch zu beobachten. Alle jüngeren Mauerwerke sind dagegen ohne Lehmmörtel gebaut, wobei geringe Reste von Lehmlagern bei zweitverwendeten Steinen als Verunreinigungen und nicht als Neuerstellung zu bewerten sind.
Bei den beobachteten Lehmmörteln handelt es sich nicht wirklich um ein gemörteltes Mauerwerk. Vielmehr ist das Mauerwerk wie normales Trockenmauerwerk an mindestens 3 Punkten stabil aufliegend ausgewählt und notfalls an den Auflagepunkten zugearbeitet. Vor dem Auflegen des Steins ist dann mit dem Mörtel lediglich die Auflagerfläche verbreitert und der Stein dann so weit in den Mörtel gedrückt, dass er mit den Auflagepunkten direkt auf den unteren Steinen aufliegt. Das punktuelle Lehmmörtellager verbreitert also nur die Auflagefläche der Steine und verringert die Gefahr des horizontalen Ausscherens einzelner Steine. Bei einer möglichen Ausschwemmung des Mörtellehms bleibt die Standfestigkeit der Auflager jedoch völlig erhalten. Die Stoßfugen und der Hinterbau sind in der Regel ohne Lehmmörtel ausgeführt. Von diesem Lehmmörtelmauerwerk hat sich ein durchaus beachtlicher Bestand bis heute erhalten, obwohl die Zuarbeitung der Fugen bei diesen Mauerwerken eigentlich erhebliche Mängel aufweist und von einem Hinterbau oft nur ansatzweise die Rede sein kann. Ein weiterer großer Vorteil dieses Lehmmörtelmauerwerks ist darin zu sehen, dass die Stoßfugen frei bleiben und so weder die Funktion der Mauer als Biotop eingeschränkt wird, noch eine Beschädigung der Mauer durch aufgestaute überschüssige Niederschläge zu befürchten ist. Im Zweifelsfall werden ungünstig platzierte Lehmlager einfach ausgeschwemmt. Die Stabilität der Mauer bleibt dabei trotzdem erhalten, da ja die Auflagerpunkte direkt Stein auf Stein liegen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Gabionen

Seit den späten 1990er Jahren wurden neue Mauern im Schlosswengert weitgehend nur noch aus Maschendrahtgabionen gebaut. Die Gabionenfüllungen sind dabei zumindest an den Rändern geschichtet. Vermutlich wurden die Gabionen dabei vor Ort gefüllt. Als Füllmaterial wurden zum einen die Steine der vorherigen Mauern wiederverwendet. Dazu kamen neue Muschelkalkbruchsteine und in erheblichem Umfang auch recycelte Sandsteine aus Abbruchmaterial der weiteren Umgebung.
Bestand/Ausstattung:
An weitergehender baulicher Ausstattung der Weinberge ist wenig vorhanden. Dies dürfte in erster Linie darauf zurückzuführen sein, dass ja unmittelbar oberhalb der Weinberge im Zwinger ein Betriebsgebäude besteht, das für Pausen, als Unterstand oder Werkzeuglager genutzt werden konnte. Daneben gibt es im Flurstück 388 zwei provisorische Unterstände, die ins spätere 20. Jahrhundert datieren. Von den Weinbergflächen aus sind zudem das Erdgeschoss des westlichen Zwingerturms in Flurstück 876 und das Erdgeschoss der sogenannten Kanzel in Flurstück 392 zugänglich und wurden bis vor kurzem als Materiallager mitverwendet. In den beiden kleinen Parzellen 877 und 878 befindet sich jeweils eine kleine Wengerthütte des späteren 20. Jahrhunderts ohne besondere bauliche Qualität und in schlechtem Bauzustand.
In Flurstück 386 befand sich 1832 eine große Wengerthütte, von der sich nur noch der Sockel erhalten hat.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Trockenmauerwerk
  • Lehmbau
    • Lehmmörtel
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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