Ehemaliges Schlachthaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Haalstraße |
Hausnummer: | 9 |
Postleitzahl: | 74523 |
Stadt-Teilort: | Schwäbisch Hall |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Schwäbisch Hall (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8127076049 |
Flurstücknummer: | 195 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Mauerwerksbefunde (74523 Schwäbisch Hall, Bahnhofstraße 12)
Stadtmauerbefunde (74523 Schwäbisch Hall, Bahnhofstraße 15/17)
Wohnhaus, sog. Pfaff-Judas-Haus, Brüdergasse 27 (74532 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Gelbinger Gasse 59 (74523 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Gelbinger Gasse 60 (74523 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Gelbinger Gasse 68 (74523 Schwäbisch Hall)
Planungsareal Haalplatz (74523 Schwäbisch Hall, Haalplatz)
Wohnhaus, Haalstraße 3 (74523 Schwäbisch Hall)
Henkersbrücke (auch Rittersbrücke genannt) (74523 Schwäbisch Hall, Heimbacher Gasse/ Neue Straße)
Areal (74523 Schwäbisch Hall, Hirschgraben)
Wohnhaus, Hohe Gasse 5 (74523 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Klosterstraße 2 (74523 Schwäbisch Hall)
archäologische Ausgrabungen (74523 Schwäbisch Hall, Lange Straße)
Hinterhaus Lange Str., Sondageschnitt (74523 Schwäbisch Hall, Lange Straße 39)
Wohnhaus, Neue Straße 22/24 (74523 Schwäbisch Hall)
Stadtgraben bei der Stadtmühle (74523 Schwäbisch Hall, Stadtgraben bei der Stadtmühle)
Wohnhaus, Sulengasse 8 (74523 Schwäbisch Hall)
Wetzelturm, Vor dem Kelkertor 1 (74523 Schwäbisch Hall)
Areal (74523 Schwäbisch Hall, Zollhüttengasse 9)
Bauphasen
Stadtgeschichtliche Grundlagen:
Die direkte Nähe zur Kreissparkasse Schwäbisch Hall wirft die Frage auf, ob die ehemals erhobenen keltischen Befunde aus der Zeit um 300 v. Chr. auf dem Untersuchungsgelände der Haalstraße 9 ebenfalls angetroffen werden können.
Die östliche Kocherhangsiedlung war im 9./ 10. Jahrhundert durch einen Flussarm (Blockgassenkocher) getrennt von der Haalinsel.
Den frühesten schriftlichen Hinweis auf die Ansiedlung in salischer Zeit gibt der sog. Öhringer Stiftungsbrief von 1037.
Man nimmt an, dass der östliche Grenzpunkt der Siedlung ein komburgischer Herrenhof war, an den sich die St. Jakobuskirche anschloss, gelegen an der Durchgangsstraße von der Komburg und nach Gelbingen führend.
Von hier führte eine Verbindung zum Haal über den Blockgassenkocher.
In staufischer Zeit erhielt die Siedlung 1156 Marktprivilegien.
Die Befestigung der Marktsiedlung wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts begonnen und kurz nach 1200 verfügt sie über einen geschlossenen Mauergürtel.
Der Verdacht auf eine jüdische Gemeinde in dem Bereich der Haalstraße lässt sich erst im 14. Jahrhundert untermauern.
Erwähnt wird eine jüdische Gemeinde schon 1241 in der Reichssteuerliste.
Nicht ungewöhnlich wäre es, die jüdische Ansiedlung in der Nähe der wichtigsten Markt- und Produktionsstätte zu suchen, wie dies in anderen Städten belegt ist.
Es scheint, dass jüdische Kaufleute zumindest seit dieser Marktgründungszeit in Schwäbisch Hall lebten, waren sie doch unentbehrlich für die Gründung einer Stadt.
Bischof Rüdiger von Speyer erklärte im Jahre 1048: Da ich aus dem Flecken Speyer eine Stadt machen wollte, habe ich Juden aufgenommen.
Das Wohngebiet im Mittelalter lag zwischen Haal und Steinernem Steg, begrenzt von der Haalstraße im Norden, dem Haalplatz im Westen, der Stadtmauer am Kocher im Süden und der Straße zum Unterwöhrdtor im Osten.
Mehrere Urkunden belegen diesen Bereich: 12. Februar 1356, 1376, 1446 und 1457.
Ferner wird genannt, dass die Judenschule und der Judenhof beim Sulfertor an der Stadtmauer liegt.
Die urkundlichen Nennungen beschreiben vermutlich die Zeit der spätmittelalterlichen Ghettoisierung, nach dem Pogrom von 1349/ 50.
Zur Zeit der Salier unter Heinrich dem IV wurden die Juden unter Königsschutz gestellt und erhielten eine besondere rechtliche Stellung.
Unter den Staufern erlässt Friedrich II., 1236, eine Neuregelung des Judenschutzes. Offiziell werden sie zur Sonderklasse deklariert, die Kammerknechte des Reiches - Eigentum des Reiches.
1457 wird ihre Synagoge in Schwäbisch Hall verkauft.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wohnen offenbar keine Juden mehr in der Stadt.
Noch im 17. Jahrhundert wird gegen die Aufnahme von Juden protestiert.
Mit der Neuordnung des Stadtwesens 1807 fallen die Einschränkungen für die Juden.
An 1819 wird ihnen Religionsfreiheit gewährt, eine Gleichberechtigung wird ihnen mit dem Emanzipationsgesetz am 13.8.1864 zuerkannt.
In Hall gibt es im 19. Jahrhundert keine Synagoge. Die in der Stadt wohnenden wenigen Juden besuchen den Gottesdienst in Steinbach.
1825/26 leben in Schwäbisch Hall 27 und in Steinbach 84 Personen jüdischen Glaubens. Bis 1880 kehrt sich das Verhältnis um - Schwäbisch Hall zählt 1880 263 und Steinbach 22 jüdische Bürger.
Synagoge und jüdisches Bad:
Die Synagoge bildet einen Vielzweckbau in Form eines sozialen Zentrums. Enthalten sind die Funktionen wie Gemeindeverwaltung, Gotteshaus, Schulhaus, Herberge und oft das rituelle Bad. Innerhalb des jüdischen Viertels, der Judengasse oder dem Judenhof standen die Synagogen gewöhnlich frei, umgeben vom Judenschulhof.
Der Eingang zur Synagoge befand sich in der Regel an der Westseite. Nach Osten gerichtet befindet sich im Inneren der Thoraschrein. Die Ostseite des Gebäudes war traditionell mit Fenstern versehen. Prozessakten aus anderen Städten sind bekannt, worin die jüdischen Gemeinden ein Vorgehen gegen das Verbauen von Licht ausdrücken.
So wurde 1445 zu Hall beim Verkauf einer Hofstatt zur Auflage gemach, dass dem Judenhaus das Licht nicht verbaut werden darf.
Das rituelle Bad, die Mikwe, stellt ein Tauchbad in fließendem Grundwasser dar. Das rituelle Bad verlangte im Mittelalter nach Diskretion in seiner Anlage. Neueste Untersuchungen belegen, dass der Badeort in den Flüssen direkt erst mit dem 16. Jahrhundert belegt ist.
Ältere Mikwen wurden bislang in unberührten Untergrund abgetieft als Tauchbecken mit Grundwasserdurchfluss.
Praktischerweise direkt am Fluss bauten sich die Haller 1716 ihr Schlachthaus. Im Mittelalter hatte sich hier das jüdische Ghetto befunden. Vom Schlachtbetrieb stammt der schräge Boden im Inneren - das Blut der geschlachteten Tiere wurde in den Kocher gespült. Um 1835 ersetzte ein Neubau mit Gesellschaftsräumen im Obergeschoss den Vorgängerbau. Heute beherbergt das Gebäude ein Kulturzentrum mit Gastronomie, Theater und einem lokalen Radiosender.
Die Kellerbebauung des Gebäudes weist erste datierte Mauerwerke aus dem 14. / 15. Jahrhunderts auf.
Die Untersuchung ergab keine neuen Erkenntnisse zum Thema Judenquartier. Es ist 1242/42 urkundlich erwähnt, dass sich in dem Untersuchungsgebiet Juden siedelten.
Weitere untersuchungsrelevante Aspekte werden angeführt:
Von E. Krüger wurde angemerkt, dass die Wasserführung des sogenannten Blockgassenkochers durch die Kernstadt, den Haalplatz als Gewerbezone vom Wohnquartier der Kernstadt trennt. Zum Zeitpunkt der staufischen Stadtummauerung existiert der Blockgassenkocher als Kocherarm nicht mehr. Im Gebäude Haalstraße 9 könnte der Frage nach dem Blockgassenkocher archäologisch nachgegangen werden.
Die Kellersohle des Gebäudes folgt in ihrer Höhenentwicklung dem leicht ansteigenden Straßenverlauf. Aufgrund der Baualterskatierung ist im Bereich Verkehrsraum Haalplatz und den Hofflächen vor dem Gebäude Haalstr. 9 und zwischen Haalstr. 9 - Im Haal 2, 3, 4 und 5 mit keltischen, hochmittelalterlichen und spätmittelalterlichen Befundschichten zu rechnen. Mangels fehlender archäologischer Voruntersuchungen sind keine Höhenangaben möglich.
(1175 - 1938)
Ältester Befund stellt das lagige Handquadermauerwerk (1) dar. Es kann der staufischen Stadtummauerung Ende 12./ Anfang 13. Jahrhundert zugeordnet werden. Nach Osten schließt sich das Mauerwerk -2- an. Die Situation ist durch den nachträglichen Einbau einer Rundbogentüre verunklärt. Aus dem Vergleich der Mauerwerke in Schwäbisch Hall ordnet sich der Mauerwerksbefund -2- in die Zeitstellung 2. Hälfte des 15./ 16. Jahrhunderts ein. Man dürfte einen Anbau an bestehende Bausubstanz, mit Neufassung der Kocherwand, in der o.g. Zeitstellung vermuten. Nach Westen schließen sich ebenso bauliche Veränderungen an, welche sich in der Schilfsandsteinverwendung Mauerwerk -3- artikulieren. Die Handquader aus Schilfsandstein binden ein romanisches Türgewände ein. Dieses ist zugehörig zu Befund -1- und wurde bei einer Sanierung der äußeren Mauerschale in besagten Schilfsandstein übernommen.Befund -3- reagiert auf einen Mauerwerksbestand, in dem man versucht den ursprünglichen Befund nachzuempfinden. Das vorhandene Mauerfugenbild wird nachgeahmt. Die vorgefundenen technologischen Aspekte werfen Fragen an das Stadtarchiv auf, inwieweit im 19. Jahrhundert, im Zuge der ansteigenden jüdischen Bevölkerung eine Restaurierung im Sinne eines Denkmals vorgenommen wurde oder andere substanzerhaltene Maßnahmen bekannt sind.Durch Hilfe von Frau Beuters (Archiv Schwäbisch Hall), wurden konkrete Hinweise auf Bauaktionen ermöglicht. Die Ratsprotokolle der Stadt Schwäbisch Hall benennen umfassende bauliche Veränderungen in der Zeit um 1840, welche eventuell einen kompletten Neubau des Schlachthauses nach sich zogen. Der Mauerwerksbefund -4- ist ebenfalls als Sanierungsmaßnahme zu verstehen. Die Mauerwerke sind als Unterfangungen auszuweisen. Aus der Mauerwerksanalyse wird bewusst, dass im Zuge des Hochwassers von 1882 vermutlich eine größere Instandsetzung nötig wurde. Hier in der Zone des aktiven Außenmeanders wären größere Schäden wahrscheinlich. Ferner sprechen die phasengleichen Hofanbauten von 1884 zur Gründung neuer Schlachthausställe für eine größere Bauaktion in diesem Bereich.Welche Bedeutung der Rundbogentüre zwischen Befund 1 und 2 zukommt war nicht zu klären. Gesichert ist ihr nachträglicher Einbau in die vorhandenen Wandgefüge. Die Oberflächenbearbeitung des Bogens kann als Scharrur ausgewiesen werden, deren Verbreitung mit dem 15./ 16. Jahrhundert beginnt und bis heute anhält.Befund -7- steht mit dem Umbau von 1938 in Einklang, als Veränderungen im Anbau des Schlachthauses stattfanden. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die gesamten archäologischen Befunde im Schlachthaus weitgehend konserviert sind. Betrachtet man das skizzenhaft verfolgte Niveau des Blockgassenkochers nach Norden, so wird sein Verlauf nicht einmal durch den Gewölbekellereinbau in der nördlichen Gebäudehälfte tangiert. Die heutige, schräg zum Kocher abfallende Fußbodenplatte, schützt die weit tiefer liegenden mittelalterlichen Befunde. (gk)
(1300 - 1499)
An der südlichen Kellerstirnwand sind weitere Befundsituationen festgestellt.
Im Eckbereich von Wand b und c1 existiert ein scheinbar nach Süden hin gerichteter Eckverband, der zu fragmenthaft im Bestand einsehbar ist um eine zeitliche Einschätzung zu ermöglichen, aber auf weitere Vorgängerbebauung im südlichen Anschluss an den Keller verweist.
In der gegenüberliegenden Ecksituation (Wand c - Wand d) findet sich der Rest eines parallel zu Wand d verlaufenden in den Kellerraum einschließendes Mauerwerks. (gk)
(1356 - 1457)
(1400 - 1599)
(1700 - 1990)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Voruntersuchung, Areal Judenviertel:
- Bauhistorische Untersuchung - Mauerwerksanalyse -
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohn- und Geschäftshaus
Zonierung:
Konstruktionen
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Bruchstein