Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Altes Rathaus

ID: 171787539615  /  Datum: 25.03.2021
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Klingenstraße
Hausnummer: 19
Postleitzahl: 70794
Stadt-Teilort: Filderstadt

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Esslingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8116077005
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,6518° nördliche Breite, 9,2160° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das ehem. Rathaus von Bondlanden wurde frühestens 1563 (d) als zweistöckig-zweigeschossiger Holzgerüstbau mit dreigeschossigem Satteldach errichtet. Der ursprüngliche Baukörper wurde im frühen 18. Jahrhundert im Bereich des Giebels und im frühen 19. Jahrhundert im Bereich der OG- Außenwände kräftig erneuert.
Heute dient es als Heimatmuseum von Filderstadt.


1. Bauphase:
(1562 - 1563)
Die dendrochronologische Untersuchung des Dachwerks ergab für die dort verbauten Floßhölzer aus Tanne und Fichte Fälldaten im Sommer 1562 und Winter 1562/63. Die Erbauung des Rathauses ist demnach frühestens 1563, spätestens 1565 erfolgt, kalkuliert man bis zu drei Jahre Verzögerung zwischen Fällung und Verbauung des Floßholzes mit ein.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Rathaus
Konstruktionsdetail:
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst, mehrstöckig
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Detail (Ausstattung)
    • Floßspuren

2. Bauphase:
(1700 - 1710)
Erneuerung des Dachgiebels im frühen 18. Jh.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

3. Bauphase:
(1800 - 1810)
Außenwände im Obergeschoss erneuert.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1984)
Holzgerüst auf Holzsichtigkeit restauriert
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Osten / Altes Rathaus  in 70794 Filderstadt, Bonlanden (20.08.2020  - Tilmann Marstaller)
Abbildungsnachweis
"Neidkopf" an Gebäudeecke  / Altes Rathaus  in 70794 Filderstadt, Bonlanden (04.09.2008 - Tilmann Marstaller)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Zentrale Lage im Ort, gegenüber der Ortsburg (südwestlich), auf mind. drei Seiten freistehend.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Rathaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Holzgerüstbau mit zur Talseite hin massivem Sockel aus Haussteinmauerwerk mit großen Steinquadern. Der Bau verfügt über ein niederes, von Westen her zugängliches Kellergeschoss. Das OG kragt an allen vier Seiten um Balkenstärke vor. Der Oberstock ist vom EG durch eine bis an die äußere Fassadenkante führende Dielung abgetrennt. Den oberen Abschluss des Gebäudes bildet ein schlichtes, dreigeschossiges Satteldach.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Im EG sind vier Längs- und vier Querbünde erkennbar, welche die Nutzebene statisch in drei Längs- und drei Querzonen untergliedern. Im 1. OG sind drei Längs- und vier Querbünde erkennbar, die die Nutzebene in zwei Längs- und drei Querzonen untergliedern.

Die an der Nordfassade gemeinsam mit dem Ständer aus einem Baumstamm gearbeiteten Konsolen, die mittelaxial abgezimmert sind, weisen darauf hin, dass das dahinter liegende Geschoss (hier also das Erdgeschoss) ursprünglich – wie bei einem Rathaus auch nicht anders zu erwarten – vollständig oder zumindest in großen Teilen räumlich ungeteilt war.
Das Erdgeschoss war folglich als offene, allenfalls durch kopfzonig ausgesteifte Freistützen gegliederte Halle ausgebildet. Während vor allem bei städtischen Rathäusern diese Halle gerne als Marktstätte genutzt und deshalb teils vollständig, teils nur abschnittsweise als nach außen geöffnete Halle gestaltet waren, umschloss man die Erdgeschosshalle des Bonländer Rathauses vollständig mit Wänden. Damit konnte die Erdgeschosshalle der Dorfgemeinschaft beispielsweise als Festsaal für Familienfeiern dienen. Charakteristisch für Rathäuser ist auch das Fehlen eines im Innern des Gebäudes befindlichen Treppenaufgangs zur Verwaltungsebene im Obergeschoss. Dieser lag in den allermeisten Fällen an der Außenseite des Hauses.
Von dieser Baugewohnheit zeugt die bestehende überdachte Außentreppe, wenngleich das heute bestehende Exemplar in späterer Zeit vollständig erneuert worden sein dürfte. Die an der Traufseite nach oben führende Aufgangstreppe mündet am Wandfeld der südlichen Außenzone der Osttraufseite. Damit ist von außen bereits zu erahnen, dass das Gebäude keinen klassischen, innen liegenden Querflur, sondern im südöstlichen oder gesamten südlichen Teil des Obergeschosses eine Art Vorhalle vor den nördlich gelegenen Amtsräumen besaß.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Wird heute als Filderstädter Heimatmuseum genutzt
Bestand/Ausstattung:
Bauliche Besonderheit: 2 "Neidköpfe", die sich an der nordöstlichen und nordwestlichen Eckkonsole für das übereck vorkragende OG befinden. Bei beiden Köpfen handelt es sich um maskenartige, glatzköpfige Gesichter ohne Bart, von denen das nordöstliche, zähnebleckende Exemplar durch seine hohlen Wangen und die stechenden Augen noch ein wenig schauerlicher daherkommt, als sein vergleichsweise milde, jedoch teilnahmslos blickendendes Pendent.
Bemerkenswert sind auch die gemeinsam mit dem Ständer aus einem Baumstamm gearbeiteten Konsolen an der Nordfassade. Deren Verzierung mit schräg verlaufenden Wülsten, scheinen von unten nach oben, sowie von Ost nach West zu zählen.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Steinbau Mauerwerk
    • Werkstein
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
Konstruktion/Material:
Bei dem Rathaus handelt es sich um einen Holzgerüstbau, der zur Talseite hin einen massiven Sockel aus Hausteinmauerwerk mit großen Steinquadern aufweist. An der östlichen Bergseite tritt dieser Sockel nur als Schwellfundament in Erscheinung. Dennoch nutzte man die topografische Situation aus, um ein niederes, von Westen her zugängliches Kellergeschoss einzurichten.
Das sich darüber erhebende Holzgerüst ist stockwerksweise mit zwei jeweils eingeschossigen Stockwerken abgezimmert. Das Obergeschoss kragt an allen vier Seiten um Balkenstärke vor und wird in allen Bundachsen durch einfach gekehlte Knaggen bzw. Konsolen unterstützt. Der Oberstock ist vom Erdgeschoss – wie zu dieser Zeit üblich und an allen Seiten gut sichtbar – durch eine bis an die äußere Fassadenkante geführte Dielung abgetrennt. D.h. sämtliche tragenden Bundständer des Obergeschosses stehen auf der als Fußboden des Oberstocks dienenden Deckendielung über dem Erdgeschoss auf. Den oberen Abschluss des Gebäudes bildet ein schlichtes, dreigeschossiges Satteldach.
Darüber, wie man sich die bauzeitlichen Fachwerkwände vorzustellen hat, geben noch die weitgehend original erhaltenen Außenwände des Erdgeschoss nähere Auskunft. Hier zeigt sich anhand der kräftigen Bundständer nicht nur das Bundachsensystem des Gebäudes, sondern auch die Konzeption des Wandaufbaus.
Die Bundständer geben in beiden Stöcken ein Tragwerksystem aus vier Längs- und ebenso vier Querbünden zu erkennen. Die zwischen den Bundständern liegenden Wandzonen sind im Erdgeschoss einfach „verriegelt“ und die Bundständer durchweg mit an beiden Enden verzapft ausgeführten Fußstreben ausgesteift. Obwohl sie beinahe die volle Wandhöhe einnehmen, sind die paarweise-symmetrisch an den Bundständern angeordneten, konkav geschwungenen Fußstreben in das Kopfende der Bundständer gezapft und die Zapfverbindungen mit anschaulich nachgearbeiteten Holznägeln gesichert. Diese ständerbezogene Verstrebungsart mit Fußstrebenpaaren wird noch immer häufig als „Mannfigur“ bezeichnet und regelhaft in der Literatur als ein typisches Element des fränkischen Fachwerkbaus bezeichnet. Es ist davon auszugehen, dass die Hauptsichtseiten sowohl im Obergeschoss als auch an den ehemaligen Fachwerkgiebeln von dieser charakteristischen Aussteifungsform geprägt waren.

Die Außenwände der Erdgeschosshalle wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf die Bundständer vollständig ersetzt. So finden sich im Obergeschoss nur noch an der Osttraufseite (Wandfeld der inneren Querzone) und Teilen der Südfassade Reste des ursprünglichen Fachwerks. Interessanterweise ist das erhaltene Fachwerk der zweifach verriegelten Wände überraschend schlicht mit einer wandbezogenen Verstrebung aus, V-förmig angeordneten Feldstreben gestaltet.
Die Rat- und Bürgermeisterstube sind an der reichen Befensterung der nördlichen Giebelseite zwar noch deutlich ablesbar, doch geben die erhaltenen Teile nur insofern einen interessanten Aufschluss, in dem sich an den Schwellriegeln und Bundständer keine Blattsassen ehemaliger Fußbänder vorfinden. Noch bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts war es üblich die Stuben mit Holzbohlenwänden zu dämmen. Dies hatte für die Aussteifung des Holzgerüstes zur Folge, dass an den Bohlenwänden eine Aussteifung mit Streben nur bei besonders kräftigen Bundständern möglich war und sich deshalb bei Bohlenwänden die „mittelalterliche“ Verblattung der aussteifenden Hölzer noch lange gehalten hat. Daher dürften die Wände der beiden Stuben von 1563 mit Holztäfer verkleidet gewesen sein. Dennoch hat sich die alte Form der Fensteröffnungen der Stuben mit langen Fenstererkern gehalten, welche auch für das Bonländer Rathaus anzunehmen sind.
Das Dachwerk, dessen Fachwerkgiebel um 1700 ausgewechselt wurden, zeigt in seinem Innern eine zeitgemäße Konstruktion mit liegenden Stühlen, deren Queraussteifung ebenfalls auf damals „moderne“ Weise verzapft ausgeführt wurde. Bei dem Dachwerk handelt es sich um ein Sparrendach, bestehend aus 17 Gesperren, das im 1. DG durch einen dreifach stehenden Stuhl in den Giebelbünden und einen zweifach liegenden und einfach mittig stehenden Stuhl in den inneren Querbünden unterstützt wird. Im 2. DG handelt es sich bei den inneren Querbünden um zweifach liegende Stühle, denen ursprünglich zwei stehende Stühle in den Giebelbünden zugeordnet waren.

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