Schloss Brackenheim
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Schlossplatz |
Hausnummer: | 1-3 |
Postleitzahl: | 74336 |
Stadt-Teilort: | Brackenheim |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Heilbronn (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8125013002 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Zusammenfassend lassen sich die baulichen Veränderungen des Brackenheimer Schlosses in insgesamt sechs Phasen einteilen. Zunächst wurde im Hoch- bzw. Spätmittelalter die Stadtburg als Vorgängerbau errichtet, deren Spuren bis heute im Keller des Nordflügels und an der Nordwestecke des Westflügels sichtbar sind. Im 16. Jh. wurde die Dreiflügelanlage des heutigen Schlosses im Stil der Renaissance gebaut. Ihre Kubatur hat sich, abgesehen von wenigen Rückbauten von den Risaliten und dem Anbau des niedrigen Südostflügels, nicht nennenswert verändert. Es folgte eine Renovierungsphase im frühen 17. Jahrhundert. Ein verheerender Brand im Jahr 1670 zog maßgebliche Reparaturen und Renovierungen der Innenräume von West- und Nordflügel nach sich. Unter anderem müssen die Dachstühle und 2. Obergeschosse der beiden Flügel dieser Wiederaufbauphase zugewiesen werden. In diesem Zuge wurden vermutlich auch die Grundrissdispositionen modifiziert. Da der Ostflügel nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind hier die ursprünglicheren Bauformen, einschließlich der Grundrissstrukturen, überkommen. Einzelne Details, so wie die profilierten Stützen des ehemaligen Saals im Obergeschoss und die feine Steinmetzarbeit der im Original erhaltenen Fenstergewände zeugen von der hohen gestalterischen Qualität des Ursprungsbaus. Auch für die Reparaturen und Renovierungen wurden stets hochwertige zeitgenössische Materialien verwendet.
Die graduelle Verdichtung der Grundrisse in allen Flügeln im Zuge der mehrfachen Umnutzungen im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts vom herzoglichen oder fürstlichen Witwenwohnsitz zu den Amteiwohnungen lässt sich gut anhand der archivalischen Pläne von 1798, 1807 und 1906 nachvollziehen und am baulichen Bestand verifizieren. In rezenter Zeit kamen kleinere Umbaumaßnahmen hinzu, die die Außenwirkung des Schlosses nicht maßgeblich beeinflussen. Die restauratorische Untersuchung ergab umfangreiche Neuausstattungen der Oberflächen.
(1200 - 1550)
Die flächige Verputzung außen- und innenseitig lässt keine Aussagen zum Umfang der überkommenen Bausubstanz der ehem. Stadtburg zu.
Die Pläne von 1807 zeigen einen quadratischen Turm, der als „der Stadt gehörig“ bezeichnet wird. Auch auf der Flurkarte von 1835 sowie auf der Stadtansicht aus dem Kartenwerk von Kleinsträttl um 1665 ist der Turm unmittelbar neben der Nordwestecke der Schlossanlage erkennbar. Es könnte sich hierbei entweder um den Bergfried der ehem. Stadtburg handeln oder um einen Stadtmauer- bzw. Torturm. Betrachtet man vergleichbare Stadtburgen fällt auf, dass sich die Bergfriede hier inmitten des Burghofs (Marbach, Markgröningen) oder innerhalb der Flucht der Ringmauer (Sinsheim) befanden. Aus dieser Phase sind keine Putz- und Fassungsschichten erhalten.
(1380)
(1556 - 1559)
Auf einen nur schrittweise fortschreitenden Baufortgang weist die vertikale Baunaht zwischen den Nordfassade von Ost und Nordflügel hin, die sich über die volle Gebäudehöhe hinzieht. Der Ostflügel scheint mit einer Eckquaderung bereits als Einzelbaukörper abgeschlossen worden zu sein, bevor im nächsten Schritt der Nordflügel angeschlossen wurde. Anscheinend wurde der Ostflügel im Bereich des ehemals gegen die Stadt gerichteten Grabens gebaut, sodass als Schutzmaßnahme ein schmaler Zwinger vorgelegt werden musste. Die Zwingermauer wurde von der Tordurchfahrt am Südende des Ostflügels unterbrochen. Zuletzt wurde vermutlich der Westflügel, in dem Teile der Vorgängerbebauung integriert wurden, errichtet. Eine vertikale Baufuge zeichnet sich anhand von senkrechten Rissen und Verformungen zwischen der Nordwand des Nordflügels und der angrenzend Nordwand des Westflügels ab.
Zur Binnengliederung von West- und Nordflügel lassen sich nur wenige verlässlichen Angaben aus der überkommenen Bausubstanz ableiten, da diese bei dem Brand von 1670 umfangreich geschädigt und vermutlich in veränderter Form wiedererrichtet wurden. Im Nordflügel ist nur der erdgeschossige tonnengewölbte Raum mit einiger Sicherheit dem ursprünglichen Grundrissgefüge zuzuordnen. Seine Nutzung als Küche beweist auch die restauratorische Untersuchung anhand der mehrschichtigen, stark verbräunten und versottenen Tünchen.
Lediglich im Ostflügel haben sich Spuren der renaissancezeitlichen Grundrissstruktur erhalten. Das Erdgeschoss bestand wohl aus einer ungeteilten Halle (heutige „Kapelle“ und Nebenräume), deren Decke durch drei hölzerne Stützen getragen wurde. Heute ersetzen Doppel-T-Profile aus Stahl die Stützen. Einzelne Deckenfelder sind als „Fenster in die Vergangenheit“ gestaltet, wobei eines Rückschlüsse auf die polychrome Gestaltung der Urspungszeit zulässt. Im Erdgeschoss des Ostflügels sind Reste der originalen Farbfassung der Deckenbalken mit einem gelben Anstrich und aufgemalten Kassetten erkennbar. Licht- und Schattenstriche und ein rotes Binnenfeld ergänzen das Bild. In der Balkenmitte waren illusionistische Kugeln dargestellt. Die Nutzung dieser Halle ist nicht eindeutig zu klären, der rundbogige Torzugang aus der Nordostecke des Innenhofs könnte eine (haus-)wirtschaftliche Nutzung in Betracht ziehen lassen. Vermutlich wurden bereits gegen Ende des 16. Jh. im Süden zwei Räume mit einer Fachwerkwand abgetrennt.
Aus der ursprünglichen Raumaufteilung stammt die Dreiergruppe aus tonnengewölbten Räumen unmittelbar nördlich der Durchfahrt. Hier könnte eine Küchennutzung rekonstruiert werden.
Der restauratorischen Untersuchung zufolge sind auf den baulichen Zeugnissen des bauzeitlichen Bestands (Außenwände aus Bruchstein oder Werksteinquadermauerwerk, Fachwerkinnenwände mit Bruchsteinausfachungen und Holzdecken) Fassungsfolgen nachzuweisen, die wohl bis in die Bauzeit zurückreichen. Beispielsweise waren höherwertige Räume zunächst steinsichtig als Quadermauerwerk mit gespickter Oberfläche und Randschlag gestaltet. Als erste Schicht wurde eine steinfarbene Tünche zur Veredelung der Oberfläche aufgebracht. Andernorts finden sich rötliche Lasuren auf den Steinoberflächen (z B. Treppenturm Westflügel).
Im Obergeschoss zeichnet sich ein vom Treppenturm erschlossener Dielenflur, „Öhrn“ genannt, ab. Südlich lagen zwei große Räume mit anspruchsvoll gestalteten Zugängen, von denen nur der westliche erhalten ist. Aus dem Öhrn heraus erschloss ein Mitteflur eine Raumgruppe aus kleineren Zimmern. Anhand der in situ erhaltenen Befunde lässt sich für das Nordende ein großer Saal rekonstruieren, in dessen Zentrum eine vierfache Stützenstellung aus profilierten Stützen stand. Drei dieser einheitlich mit oktogonaler Basis, Kapitell und gedrehtem Stützenschaft aufwendig gestalteten Stützen sind heute noch vollständig, die vierte zumindest in großen Teilen erhalten.
(1556 - 1559)
(1600 - 1699)
1670 beschädigte ein Brand West- und Nordflügel erheblich, dessen Ausmaße in mehrerer Archivalien dokumentiert wurde. An einzelnen Stellen sind noch Spuren des Brandes erkennbar. Der Wiederaufbau verzögerte sich um mehrere Jahre, da die Bauherrin Herzogin Maria Dorothea Sophia von Öttingen einige Ansprüche an ihren zukünftigen Wohnsitz stellte. Beispielhaft soll ein Brief von 1676 die Kontroverse zwischen Bauherrin und Baumeister illustrieren: „An den herzoglichen Hofbaumeister Weiß! Mit Eurem aufgezeigten Riß des Schlosses Brackenheim bin ich nicht zufrieden Das alte Gebäude hat zu enge Zimmer gehabt, der Hof ist zu eng gewesen. Ich brauche für mich selbst 16 Zimmer, wie ich sie allda in Kirchheim innehabe. Ich lasse mich nicht mehr in enge Zimmer sperren. Gänge und Öhren möchte ich mit steinernen Platten belegt wissen. Ich wünsche, daß der Altan nach vorne (auf den Innenhof) hinausgehe. Man möge auch auf den Altan noch ein Stockwerke aufsetzen […] Man möchte den Bau um einen weiteren Stock erhöhen und 18 Stuben daselbst machen lassen. […] Das Bandhaus lasse er zu einer Kapelle ausbauen. Außerdem wünsche ich eine Apotheke mit einem Laboratorium für meinen Hofapotheker. […] Sehe Er, daß Er meinen Wünschen nachkommen kann.“
Relativ schnell wurde wohl das Dach des Nordflügels wiedererrichtet. Die gleichlautenden Fälldaten (1671/1672) der dendrochronologischen Datierung weisen auf eine Bauzeit zu Beginn der 1670er-Jahre hin. 1677-1686 erfolgten schließlich der Wiederaufbau des Westflügels und die Instandsetzung der Innenräume von West- und Nordflügel sowie der erneute Umbau des Ostflügels. Die dendrochronologische Datierung bestätigt den archivalischen Befund. Für den Dachstuhl des Westflügels ergab sich das einheitliche Fälldatum 1676/1677.
Wertvolle Baumaterialien, wie Quadersteine, wurden wiederverwendet. So finden sich beispielsweise in der nördlichen Giebelwand des Westflügels Werksteinquader mit Randschlag. Maßgeblich verändert wurden die Fenster, da die seitlichen Gewändesteine durch Orthostaten ersetzt wurden, die nicht mit dem umgebenden Mauerwerk verzahnt sind und eine leicht veränderte Profilierung aufweisen. Insbesondere ist auch die Absenz von Steinmetzzeichen ein Hinweis auf umfangreichen Austausch von Gewändesteinen.
Rückschlüsse auf den Umfang der Wiederaufbaumaßnahmen liefert ein Stich von Merian, auf dem ein risalitartiger Anbau an der Südwestecke des Schlosses dargestellt ist in Kombination mit dem Vermerk „Am neuen Schloß ist das Zwerchbäuchlein [Bezeichnung für den Nordflügel] auch verbrannt, aber die Gemächer salviert worden“. Von dem Eckrisalit sind keine Spuren mehr nachweisbar, sodass der Schluss naheliegt, dass überwiegende Teile der westlichen und südlichen Außenmauern des Westflügels sowie große Teile des Nordflügels neu aufgeführt worden sind.
Im Dachgeschoss des Westflügels ist der Putz- und Fassungsbestand des 17. Jh. umfangreich erhalten. An beiden Giebelseiten wurden Räume aus Fachwerkwänden eingebaut, die eine graue Begleiterfassung zu hell getünchten Decken- und Gefacheputzflächen zeigen. Zur Gestaltung der Raumschale und der Grundrissdisposition lassen sich nur vage Angaben machen: Im 2. Obergeschoss des Nord- und Westflügels ließ sich in Sondageöffnungen die dreischichtige Verputzung der Wiederaufbauzeit nachweisen, die sich durch eine besonders glatte Oberfläche einer stuckartigen, hellen Schlämmschicht auszeichnet.38 Wenige Ausstattungsmerkmale lassen sich dem 17. Jh. zuordnen: Im 1. Obergeschoss des Nordflügels ist ein Teil einer Kassettendecke überkommen. Ursprünglich bezog sich die Decke auf einen größeren Raum und reichte wohl bis zur Nordwand. Ihre Erstfassung war eine Maserierung auf den Feldern und ein schwarzer Anstrich auf den Profilen. Zum Ausstattungsbestand der Wiederaufbauzeit könnten auch die Türen von der Altane zu den nördlichen Räumen gehören. Eine ähnliche Holzfelderdecke ist auch für den Saal im Obergeschoss des Ostflügels nachweisbar, die aber möglicherweise später entstand.
Anhand der überkommenen profilierten Stütze in Raum W 0.11 und den zugehörigen Unterzügen, lässt sich im Erdgeschoss des Westflügels ein großer Saal in der Flügelmitte mit nördlich und südlich angelagerten Raumgruppen rekonstruieren.
Sechs regelmäßig verteilte Holzstützen trugen wohl die Decke des 1. Obergeschosses, von denen erwähnte Stütze in Raum W 0.11 bis heute frei steht und die restlichen Stützen vermutlich ummantelt und in die Trennwände integriert wurden. Der sechsstützige große Raum ist auf dem Grundriss von 1798 noch gut erkennbar. Das 1. Obergeschoss war wohl kleinteiliger in Form eines langen Mittelkorridors mit angelagerten Raumfluchten untergliedert. Der Korridor weitete sich im Bereich des runden Treppenturms zu einer großen Diele auf, was bis heute anhand der Randstuckierungen der Decke nachweisbar ist. Im 2. Obergeschoss befand sich im mittleren Drittel wohl ebenfalls ein größerer Saal, der sich anhand der komplexen Abhängung des Dachbalken mittels mehrerer Hängewerke eindeutig nachweisen lässt. Südlich lag wohl eine vierteilige Raumgruppe, nördlich zwei größere Räume und ein Flur, der zum Arkadengang des Nordflügels führte.
Nur wenige Jahre später, 1682, wurde der Steg auf der Südseite des Schlosshofs als Übergang zwischen den Obergeschossen von West- und Ostflügel errichtet. Die inschriftliche Datierung auf der Innenwandfläche des weitgespannten Segmentbogens datiert den Übergang eindeutig. Zuvor befand sich wohl eine abschließende Mauer an dieser Stelle. Im Zuge des Wiederaufbaus und der einhergehenden Umgestaltung der Südseite wurde wohl auch die steinerne Brücke als Zufahrt errichtet. Einen Hinweis darauf liefert der bereits zitierte Brief der Herzogin mit dem Vermerk: „Die Einfahrt soll über eine Steinbrücke führen.“
Als letzte Baumaßnahme des 17. Jh. lässt sich der Einbau des zusätzlichen Raums W 3.06 im Dachgeschoss anhand der dendrochronologischen Datierung nachweisen. Die Fälldaten zweier Proben grenzen die Erbauungszeit auf 1685/1686 ein.
(1631 - 1634)
(a, bhb)
(1670)
(1677)
(1677 - 1685)
(1682)
(1685)
(1687)
(1700 - 1799)
Zu dieser Maßnahme gehört auch die Putzfelderdecke mit Lehmwickelfüllung. Die historischen Pläne von 1798 zeigen den Einbau einer Ofenanlage im Nordwesten des 1. Obergeschosses des Westflügels. Eine Ansicht um 1800 illustriert den Zustand des Schlosses.
(1743 - 1748)
(1778)
(1795)
an der Südseite des Nordflügels. (a)
(1800 - 1899)
Im Keller des Westflügels wurden zu beiden Seiten der Zugangstreppe stützende Gurtbögen eingezogen, deren Bauweise und Oberflächengestaltung sie ins 19. Jh. verweist. Der südliche Gurtbogen greift in die beiden Lichtschächte ein, sodass diese teils verzogen werden mussten.
Vermutlich gegen Ende des 19. Jh. entstand die Treppenanlage im Nordflügel, deren Detaillierung dieser Zeitstellung entspricht. Der Einbau der Treppe veränderte wohl auch die Binnengliederung des Nordflügels entsprechend stark. Im Ostflügel wurde möglicherweise eine Tür zwischen Altane und Raum O 1.02 eingebrochen, deren Türblatt in Gestaltung, Konstruktion und Beschlägen auf diese Zeitstellung hindeutet. Im 18. oder frühen 19. Jh. erfolgte die Unterteilung des großen Saals am nördlichen Ende des Obergeschosses des Ostflügels zur Umnutzung als Wohnung für Kellereibeamten mittels fachwerksichtiger Wände. Der Grundriss von 1807 verzeichnet bereits eine annähernd der heutigen
Raumaufteilung entsprechende, kleinteiliger Binnengliederung. Im Plan sind auch die Nutzungen der
Räume vermerkt und somit ein kleiner Einblick in die Wohnverhältnisse der herrschaftlichen Angestellten gewährt: Die Wendeltreppe erschließt den „Ehrn“, an den südlich die „Wohnstub“, die Küche und kleinere Kammern angelagert sind.
Auf der Ostseite findet sich u. a. die „Schreibstub“, auf der Hofseite „Gaststub“ und „Magdkammer“. In diesem Zuge wurde das Obergeschoss des Risalits rückgebaut und die heutige Fenster- bzw. Türstruktur mit Austritt errichtet.
Bemerkenswert ist das Bestreben nach einer repräsentativen, historisierenden Erscheinung. Beispielsweise wurde den barocken Türen des Nordflügels durch einen Giebelaufsatz und seitlich angehängte Blattornamente ein opulenteres Erscheinungsbild verliehen.
(1900)
(1900 - 2010)
Mit dem Einbau der neuen Heizanlage 1975 ging auch die Veränderung der Räume am Nordende des Erdgeschosses des Westflügels einher. Hier wurden Tank und Heizraum eingebaut.
Im Archiv des Baurechtsamts der Stadt Brackenheim fand sich ein Plan von 1906 mit Eintragungen von 1921, der die Verdichtung der Erdgeschoss-Binnenstruktur des südlichen Bereichs des Ostflügels illustriert. Hier finden sich nördlich der drei ursprünglichen Gewölbekammern mehrere kleinere Räume, die heute als Toiletten, Küche und Flure genutzt werden. Da die Wände als Bestand in schwarz gezeichnet sind, kann davon ausgegangen werden, dass sie mindestens seit 1906 vorhanden waren. Für das Jahr 1921 sind kleinere Umbauten im Obergeschoss des Ostflügels mit roter Tinte verzeichnet. In das Jahr 1981 datieren die Pläne der Deckensanierung der „Kapelle“, in das Jahr 1983 Pläne für umfangreiche Ersetzungen der Gewändesteine der großen Kreuzstockfenster des Erdgeschosses. Der Einbau der Küche mit der Abtrennung des Flurs lässt sich anhand des Baugesuchs für 1992 nachweisen.
Die restauratorische Untersuchung ergab die gründliche Sanierung der Innenräume, die wohl substanziell zu Lasten des älteren Bestandes ging. Sowohl an Wänden wie auch an Decken wurden ältere Schichten komplett abgetragen und neue Oberflächenbeschichtungen aufgebracht, wobei sowohl konstruktiv wie auch gestalterisch moderne Materialien verwendet wurden. Beispielsweise finden sich kunststoffhaltige Beschichtungen auf modernen Putzflächen mit Schilfrohrarmierung im 2. Obergeschoss des Westflügels im Bereich des ehem. Bauamts. Im Ostflügel wurden gegen Ende des 20. Jh. Freilegungen und Restaurierungen des historischen Bestands vorgenommen, die sich heute als polychrom-gestaltete „Fenster in die Vergangenheit“ präsentieren.
(1921)
(1928)
(1937)
(1960 - 1969)
(1971)
zum Spielplatz im Stadtgraben. (a)
(1972)
(1975)
(1983)
(1986)
(1992)
Kapelle“. (a)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung am östlichen Flügel
- Bauhistorische Untersuchung, Erstellung eines tabellarischen Raumbuches und dendrochronologische Datierung der Dachstühle
Beschreibung
Unmittelbar südlich und westlich des Schlosses verlief der noch bis heute ablesbare
Stadtgraben.
Eckquaderungen. Nach oben schließt er mit zwei Dachgeschossebenen und Spitzboden unter einem Halbwalmdach ab. Parallel zu diesem Flügel steht der nur zweigeschossig ausgebildete östliche Schlossflügel, welcher sich heute als unverputzter Massivbau zeigt. Dieser schließt nach oben mit zwei Dachgeschossebenen unter einem Walmdach ab. Beide Schlossflügel sind an der nördlichen Seite über einen dreigeschossigen Zwischenbau, welcher den Schlosshof durch seine beiden Laubengänge dominiert, miteinander verbunden. Die Südseite des Schlosshofes wird durch eine große, rundbogige Verbindungsbrücke abgeschlossen.
Kubatur des aktuellen Zustands
Die Gesamtkubatur des Schlosses präsentiert sich als nach Süden hin offene Dreiflügelanlage mit einem südöstlichen Anbau. Der Ostflügel ragt nach Süden deutlich über die Flucht des Westflügels hinaus. Besonders augenfällig wirkt der vorgestellte, runde Treppenturm des Ostflügels in der Südostecke des Innenhofs und der als Mittelrisalit ausgebildete Kellerhals im Zentrum der ostseitigen Hoffassade. Optisch wird das Schloss durch den weitgespannten, segmentbogigen Steg als Verbindung der Obergeschosse von West- und Ostflügel auf der Südseite zu einem Geviert geschlossen, der eine ehemalige Mauer ersetzt. Bevor durch den Bogen die Südseite des Hofes geöffnet wurde, erfolgte der Hauptzugang wohl über die Tordurchfahrt im EG des Ostflügels.
Die Grobabmessungen der über annähernd rechteckiger Grundfläche errichteten, U-förmigen Schlossanlage betragen rund 37m bzw. max. 43m in Nord-Süd-Richtung x 48m in Ost-West-Richtung (zuzüglich vorgelagertem Südostflügel). Zur Orientierung können folgenden Flächenmaße für die einzelnen Flügel aus den Bestandsplänen ermittelt werden: Der Westflügel nimmt eine Grundfläche von gut 550m² (ca. 37m x 15m) ein. Der Nordflügel ist mit einer Grundfläche von 135m² (ca. 10m x 13,59m) wesentlich kleiner. Im Ostflügel muss zwischen etwa 495m² im Erdgeschoss einschließlich der Durchfahrt (ca. 33m x 15m) und ca. 645m² im Unter- sowie Obergeschoss (ca. 43m x 15m) differenziert werden.
West- und Nordflügel sind jeweils dreigeschossige, kubische Baukörper. Der Ostflügel weist mit einem Geschoss weniger eine deutlich niedrigere Traufhöhe auf. Durch das nach Norden abfallende Gelände wirkt die Schlossanlage von außen höher als im Innenhof, da zumindest in Teilbereichen der Nordseite das hohe Untergeschoss mit den tonnengewölbten Kellerräumen als Substruktionsgeschoss sichtbar ist.
In der Dachlandschaft stoßen die steilen Sparrendächer von West- und Nordflügel im rechten Winkel aneinander und bilden die Nordwestecke der Schlossanlage aus. Jeweils zwei Dachgeschosse und ein Spitzboden finden unter den ziegelgedeckten Dächern Raum. Das Dach des Westflügels endet nord- und südseitig mit einem Zwei-Drittel-Walm, das des Nordflügels im Osten mit eine Giebelwand aus verputztem Fachwerk, die über das Dach des Ostflügel hinausragt.
An der nordwestlichen Außenecke des Dachs setzt der Dachrand unterhalb des Walmgrats als Ortgang fort. Hofseitig bildet sich eine durchgehende Kehle aus. Vier kleine Gauben durchbrechen die westliche Dachfläche des Westflügels, zwei kleine Belichtungsgauben und der Wandzylinder des Treppenturms mit seinem Kegeldach die östliche. Das Vollwalmdach des Ostflügels zeichnet sich durch eine wesentlich flachere Dachneigung und subsequent niedrigere Firsthöhe aus. Der nördliche Walm wurde bis zur Giebelwand des Nordflügeldachs verlängert. Somit schließt das Dach des Ostflügels die nordöstliche Außenecke als durchlaufender Walmgrat ab, innenseitig findet sich eine Kehle. Je zwei kleine Belichtungsgauben stören die westliche und östliche Dachfläche des Ostflügels. Bemerkenswert sind die beiden Zwerchhäuser im südlichen Vollwalm des Daches, die maßgeblich auf die Wahrnehmung der Kubatur einwirken.
Fassadengliederung und -gestaltung des aktuellen Zustands
Westflügel
Die Traufhöhe des dreigeschossigen Westflügels beträgt ca. 12m (laut Bestandsplan). Nord-, West- und Südwand präsentieren sich als Putzfassaden, die zwar mit Werksteinfenstergewänden, aber nicht durch horizontale Stockwerkgesimse gegliedert werden. Die Oberflächen aller Werksteingewände weisen Reste einer Scharrierung auf. Die seitlichen Gewändesteine ziert eine Stelzung mit (teils ehem.) volutenförmiger Überleitung zu einer umlaufenden Kehle. Die Sohlbänke sind verblecht mit einer Falzung als Tropfkante. Alle Erdgeschossfenster sind vergittert. Seitlich eingefasst werden die Putzflächen der Fassaden durch steinsichtige Eckquaderungen aus unterschiedlich hohen Quadern. Ein Traufgesims mit Dachüberstand bildet den oberen Wandabschluss. Die Westwand des Westflügels knickt annähernd mittig deutlich wahrnehmbar konkav in einem stumpfen Winkel ab. Die restlichen Außenfassaden verlaufen in weitgehend gerader Flucht.
Die Nordfassade des Westflügels weist keine regelhafte Gliederung durch Fensterachsen auf. Im Giebelfeld des 1. Dachgeschosses befinden sich drei hochrechteckige Fenster mit ungeteilten Werksteingewänden. Im 2. Obergeschoss finden sich zwei, asymmetrisch angeordnete Mittelstockfenster, im 1. OG ein Mittelstockfenster, zwei hochrechteckige Fenster und ein kleines Abortfenster (zwischen den schmaleren Fenstern). Im Erdgeschoss zeigen sich zwei Mittelstockfenster mit unterschiedlichen Sohlbankhöhen und Ausführungen.
Bemerkenswert ist die zum Innenhof gewandte, traufseitige Ostfassade des Westflügels, die als einzige Fassade vollständig in Werksteinquadermauerwerk ausgeführt ist. Die horizontale Lagerung wird durch die regelhafte Schichtung der Quaderlagen und zwei Stockwerkgesimse verstärkt. Das Gesims oberhalb des Erdgeschosses läuft auf einer einheitlichen Höhe durch, das zwischen den Obergeschossen umfasst dekorativ die Unterbrechung durch das Treppenhausfenster.
In der Mittelachse betont der über das Dach hinausragende Treppenturm und die in der Höhe gegenüber den restlichen Fenstern verspringenden Treppenhausfenster die Symmetrie. Links davon liegen drei Fensterachsen mit Mittelstockfenstern, rechts davon vier Achsen mit je drei Mittelstockfenstern und am Nordende einer Reihe hochrechteckiger Fenster, die mindestens die Obergeschosse, im Fall der beiden südlichen Achsen auch das Erdgeschoss umfassen. Die Fenster bestehen aus einheitlich gestalteten Werksteingewänden aus gelblichem Sandstein. In der Detaillierung gleichen sie den Fenstern der Nordfassade. Im Erdgeschoss reihen sich neben den südlichen Mittelstockfenstern eine Tür mit scheitrechtem Werksteingewände, ein nachträglich eingebautes Mittelstockfenster mit leicht abweichender Detailausbildung, die scheitrechte Hauptzugangstür im Treppenturm, das zweiflügelige Rundbogentor des Kellerhalses, ein Mittelstockfenster mit darunterliegendem Bretterladen für den Lichtschacht des Kellers und ein weiteres Rundbogentor zur Garage auf. Im Bereich des nördlichen Tors zieht sich die Fassade nur im Erdgeschoss diagonal leicht ein, während das Gesims darüber weiterläuft und folglich eine sich verbreiternde Profilierung aufweist.
Die südliche Giebelwand ist flächig verputzt und rötlich gestrichen. Drei Fensterachsen mit steinernen Mittelstockfenstern gliedern die Fassade. Sie umfassen die beiden Obergeschosse und das erste Dachgeschoss, wobei die Öffnungen bei letzterem etwas schmaler sind. Die beiden Mittelstockfenster des Erdgeschosses sitzen jeweils zwischen den Achsen, die erst wieder von den teils rundbogigen und mit Bretterläden verschlossenen Lichtschächten aufgenommen werden.
Eher unregelmäßig gegliedert zeigt sich die westliche Traufseite. Die Putzfassade wird nicht durch horizontale Gesimse o. ä. gegliedert, sondern nur durch die geschossweise aufgereihten Fensteröffnungen, die in vertikaler Richtung nicht axial angeordnet sind. Neun Mittelstockfenster in unregelmäßigen Abständen befinden sich im 2. Obergeschoss, drei einfache und vier Mittelstockfenster im 1. Obergeschoss. Im Erdgeschoss wechseln sich Türen und Fenster in unregelmäßiger Folge ab. Von Norden nach Süden: Scheitrechte Tür, rundbogiger Lichtschacht, scheitrechte Tür (Erweiterung eines Fensters), schmales Fenster, rundbogiger Lichtschacht, schmales Fenster, Mittelstockfenster, schmales Fenster, schmales Fenster (zugesetzt). Alle Sohlbank- und Sturzhöhen divergieren, sodass sich im Erdgeschoss ein uneinheitliches Bild ergibt.
Nordflügel
Der Baukörper des Nordflügels wirkt auf seinem beiden Traufseiten sehr unterschiedlich: während er hofseitig die Traufkante des Westflügels mit ca. 12m aufnimmt, scheint er von der Außenseite her wesentlich höher aufzuragen (Traufhöhe über 16m (laut Bestandsplan)), was sich in der abfallenden Topografie begründet. Ein Traufgesims mit Dachüberstand bildet den oberen Wandabschluss.
Auf der Nordseite gliedert sich die Putzfassade in einen grauen, schräg abgeschlossenen, vorspringenden Sockel und die rötliche Putzfassade des aufgehenden Mauerwerks. Ein Stockwerkgesims an der Oberkante des Erdgeschosses setzt sich aus der Nordfassade des Ostflügels fort und endet stumpf an der offenkundig sichtbaren Baufuge zum Westflügel.
Zwei Fensterachsen mit profilierten Mittelstockfenstern aus Sandstein befinden sich oberhalb des Gesimses, lediglich ein kleines Abortfenster unterhalb.
Die dem Innenhof zugewandte Südseite besteht im Erdgeschossbereich aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk. Ein Gesims dient als bekrönender Abschluss der Bruchsteinmauer. Die Öffnungen bieten ein heterogenes Bild: westlich beginnt die Reihe mit einem großen Rundbogen als Abschluss des Kellerhalses, gefolgt von einer scheitrechten Tür, einer rundbogigen Tür zur Küche, einen rundbogigen, niedriger angeordneten Lichtschacht und einem Mittelstockfenster. Letzteres wird von einem Entlastungsbogen im Mauerwerk überfangen.
Die Obergeschosse bestehen aus Arkadengängen, die mit ihrer Holzkonstruktion und Balustraden aus Holz einen deutlichen Kontrast zu den Steinfassaden ausbilden. Die konstruktiven Hölzer wurden in Zierformen gestaltet, sodass der Eindruck eines noch hochwertigeren Gewölbegangs, ähnlich einem doppelstöckigen Kreuzgang, erweckt wird.
Ostflügel
Die Traufkante des zweigeschossigen Ostflügels liegt in ca. 9,30m (laut Bestandsplan) Höhe. Alle Fassaden des Ostflügels sind steinsichtig aus hammerrechtem Bruchsteinmauerwerk. Eckquaderungen fassen die Fassaden seitlich ein. Die Fenster- und Türgewände bestehen aus mehreren Blöcken und binden in das umgeben Mauerwerk ein. Die Gestaltung der Mittelstockfenster weicht in Details von der der anderen beiden Flügel ab, so schließt beispielsweise die Stelzung nicht volutenförmig sondern einfach mit einem schrägen Totlauf der Hohlkehle ab. Alle vier Fassaden werden durch einen schrägabschließenden Sockel und ein profiliertes Stockwerkgesims zwischen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss horizontal gegliedert. Ein Traufgesims mit Dachüberstand bildet den oberen Wandabschluss. Nordseitig bilden sich drei Fensterachsen aus: Im Erdgeschoss befinden sich große Kreuzstockfenster, im Obergeschoss Mittelstockfenster, jeweils mit profiliertem Sandsteingewände. Bemerkenswert ist die Eckquaderung, die die Baufuge zwischen Ost- und Nordflügel manifestiert.
Die östliche Traufseite ist teils von der angrenzenden Bebauung verdeckt, teils zwar frei, aber wegen des geringen Abstands zu den Nachbargebäuden nur schwer einsehbar. Insgesamt 11 Fenster markieren das Obergeschoss in unrhythmisch wechselnder Folge zwischen Mittelstockfenster und einfachem, hochrechteckigem Fenster. Im Erdgeschoss zeichnen vier große Kreuzstockfenster den, Kapelle genannten, Saal nach, gefolgt von zwei Mittelstockfenstern und der rundbogigen Toreinfahrt. Die Fenster sind nicht in regelhaften Achsen organisiert, sondern repräsentieren die Raumfolge im Inneren.
Die südliche Giebelwand stellt sich als symmetrische, vierachsige Fassade dar, die von zwei Zwerchhäusern mit spitz nach oben gezogenen Zeltdächern bekrönt wird. Im Sockelgebereich finden sich drei Lichtschächte des Kellers.
Dem Innenhof zu wendet sich die westliche Traufseite, deren herausragende Merkmale der Risalit und der vorgestellte Treppenturm aus Werksteinquadermauerwerk sind. Den Treppenturm krönt ein Kegeldach, der Risalit wurde nachträglich bis auf die Höhe knapp oberhalb des Stockwerkgesimses rückgebaut. Das über das Geviert vorkragende Ende südlich des Treppenturms besitzt ein Mittelstockfenster im Obergeschoss und zwei kleinere, aber ungleiche Fenster im Erdgeschoss.
Der Treppenturm selbst ist im Erdgeschoss über eine scheitrechte Tür zugänglich, ebenso vom Steg auf dem Bogen. Zwei Fenster auf der südlichen Außenseite der runden Wand belichten die Wendeltreppe. Der Bereich zwischen dem Treppenturm und dem Risalit wies im Obergeschoss ehemals drei Kreuzstockfenster auf, von denen die nördlichen zwei zu Mittelstockfenstern umgebaut wurden. Das Erdgeschoss wird von der Tordurchfahrt am Südende dominiert. In Richtung Norden schließen ein rundbogiger, niedriger Lichtschacht, eine rundbogige Tür und ein Kreuzstockfenster an. Der Risalit selbst beinhaltet ein rundbogiges Tor. Darüber liegen zwei einfache Öffnungen. Nördlich davon befinden sich ein zum Mittelstockfenster umgebautes Kreuzstockfenster im Obergeschoss und das moderne Tor mit dem Fensterkranz als Zugang zur Kapelle.
Zonierung:
eingeschossigen Anbau hat sich zwischen dem Keller und dem Erdgeschoss ein Zwischengeschoss (ehemalige Tierställe) erhalten. Im Erdgeschoss befinden sich heute mehrere Büroräume, die zuletzt als Polizeirevier dienten. Im Obergeschoss des östlichen Schlossflügels sind weitere Großräume erhalten, die zuletzt ebenfalls der Büronutzung dienten. Die Dachgeschossebenen sind - abgesehen von einem ehemaligen Mägdezimmer im 1. Dachgeschoss
- weitestgehend unausgebaut. Bemerkenswert ist ferner der Treppenturm an der südwestlichen Seite des östlichen Flügels, welcher mit seiner steinernen Wendeltreppe das Obergeschoss
und das Dachgeschoss erschließt.
Grundrissstruktur des aktuellen Zustands
In den folgenden Absätzen wird die Grundrissstruktur des aktuellen Zustands beschrieben. Berücksichtigt wird jeweils die Erschließung und Belichtung der Räume. Zur Referenzierung mit den überarbeiteten Bestandsplänen werden die Raumnummern in Klammern angegeben. Die alphanumerischen Codes der Raumnummern setzen sich aus der Abbreviation des Flügels (W = Westflügel, N = Nordflügel, O = Ostflügel), dem Stockwerk (-1 = UG, 0 = EG, 1 = 1. OG, 2 = 2. OG, 3 = 1. DG, 4 = 2. DG, 5 0 3. DG) und der von Norden nach Süden durchlaufenden Nummerierung des Raums zusammen.
Da die drei Flügel separat zugänglich sind, wird die Grundrissdisposition jeweils getrennt beschrieben. Die einzige Ausnahme von der flügelweisen Zugänglichkeit bildet das Nordende des Westflügels im Erdgeschoss und im 2. Obergeschoss.
Die betroffenen Räume werden aufgrund der klar bis heute ablesbaren Trennwände zwischen den Flügeln und der historisch abweichenden Situation dennoch der Beschreibung des Westflügels zugeordnet.
Westflügel
Im Westflügel lassen sich 72 Räume bestimmen, die sich folgendermaßen auf die insgesamt 7 Ebenen verteilen: EG > 16 Räume, 1. OG > 16 Räume, 2. OG > 25 Räume, 1. DG > 9 Räume, 2. DG > 1 Raum, 3. DG > 1 Raum, UG > 4 Räume.
Im nördlichen Bereich des Erdgeschosses befinden sich Lager- und Technikräume, im südlichen Teil sind einige Räumlichkeiten des Amtsgerichts untergebracht. Raum W 0.01 (ehem. Öltank) weist einen eigenen Zugang über eine Tür in der westlichen Außenwand auf. Deutlich über dem Bodenniveau angeordnete Stahltüren ermöglichten Revisionszugänge zum Tank von Westen und Süden. Im Norden befindet sich ein Fenster. Dem Raum unmittelbar südlich beigeordnet ist der Heizraum (W 0.03) mit Zugang von außen durch ein zur Tür umgebautes Fenster. Östlich befindet sich ein großer Lagerraum (W 0.02) mit Zugang vom Treppenhaus des Nordflügels (Ostseite) und einem Fenster in der Nordwand. Zwei kleine Lagerräume (W 0.04, W 0.05) wurden durch jüngere Mauern abgetrennt. Durch die gesamte Gebäudebreite durchlaufend findet sich mit der Garage W 0.06 eine Zäsur zwischen den Technikräumen und den Räumen des Amtsgerichts.
Die Garage (heute Lager) wird über ein hofseitiges, zweiflügeliges Rundbogentor erschlossen und erhält über ein Ostfenster und ein Westfenster Licht.
Die kleinteilig gefügten Räume W 0.07 bis W 0.11 beinhalten zudienende Nutzungen für das Amtsgericht: Toiletten, Lager über dem Kellerhals, Flur, etc. Die westseitigen WC-Räume erhalten Licht über je ein Fenster von Westen. In diesem Bereich liegt auch das runde Treppenhaus (W 0.12) mit der zentralen Haupterschließung für die Obergeschosse bis ins 1. Dachgeschoss. Neben der Tür zum Hof findet sich eine Tür zum Warteraum des Amtsgerichts (W 0.15). Der polygonale Raum verfügt über eine eigene Tür zum Innenhof und ein Ostfenster. Von ihm zweigen Türen zum Verhandlungssaal am Südende des Westflügels (W 0.16) und den beiden kleinen Räumen auf der Westseite (W 0.13 und 0.14) ab. Ersterer wird über je zwei Ost- und Südfenster großzügig belichtet, ein Fenster auf der Westseite wurde zugesetzt. Letztere haben je ein Fenster nach Westen.
Das 1. Obergeschoss ist nur über die Wendeltreppe (W 1.12) im südlichen Drittel der Ostseite (Hofseite) zu erreichen. Die Zugangstür führt in ein große, polygonale Diele (W 1.14). Ein großes Mittelstockfenster belichtet den Raum von der Ostseite. Die Diele wirkt als Verteilerraum: nach Norden zweigt ein langer Mittelflur (W 1.02), nach Westen führt eine Tür in den Büroraum W 1.13 und nach Süden eine zweiflügelige Tür in den reich dekorierten Sitzungssaal W 1.16.
Der nördliche Bereich besteht aus jeweils direkt vom Flur erschlossenen Büroräumen, die sich beidseits des Mittelflurs aufreihen. Die jeweils ähnlich großen Räume der westlichen Reihe sind zusätzlich durch eine enfilade-ähnliche Struktur jeweils untereinander verbunden, die sich bis ans Südende des Gebäudeflügels fortsetzt. Die beiden Eckräume (W 1.01 und W 1.14) und Raum W 1.04 haben jeweils zwei Fenster (Norden bzw. Süden und Westen; 2x Westen), die Räume W 1.06, W 1.10 und W 1.13 jeweils eins nach Westen. Die Osthälfte präsentiert sich heterogener. Der nordöstliche Eckraum (W 1.03) ist deutlich größer als die restlichen Räume. Er wird über ein großes Fenster von Norden belichtet. Südlich schließt ein ehem. Durchgang (W 1.05) zum Laubengang des Nordflügels an, der heute als Aktenraum genutzt wird.
Dann folgen vier schmalere Räume mit Toiletten (W 1.07, W 1.08), Archiv- (W 1.09) und Büronutzung (W 1.11), die jeweils ein Ostfenster aufweisen. Die bereits oben genannte Diele schließt das Treppenhaus ein. Am Südende erstreckt sich der Sitzungssaal (W 1.16) über zwei Drittel der Flügelbreite. Je zwei große Fenster auf Ost- und Südseite spenden Licht. In der Südostecke befand sich ehemals eine Tür zu dem Verbindungssteg zum Ostflügel, die nun ohne erkennbare Rückstände zugesetzt ist. Bemerkenswert sind die reichen Stuckdecken der Räume W 1.15 und W 1.16, die sie als ehem. herrschaftliche Repräsentationsräume kennzeichnen.
Das 2. Obergeschoss wurde durch eine nachträgliche Trennwand in zwei Apartments untergliedert. Das nördliche mit ca. einem Drittel der Geschossfläche ist nur vom Nordflügel aus zugänglich, das fast doppelt so große südliche ausschließlich über die Hauptwendeltreppe. Letzte Nutzung im südlichen Bereich was das städtische Bauamt.
Eine Tür erschließt die Diele (W 2.09) des nördlichen Apartments vom Laubengang des Nordflügels aus. Von der Diele direkt zugänglich sind eine Kammer mit Verbindungstür zum Nordtreppenhaus (W 2.07), das mittlere Zimmer auf der Nordseite (W2.03, 1 Nordfenster), der Verteilerraum W 2.06, das Bad auf der Südseite (W 2.13, 1 Ostfenster) und ein Zimmer auf der Westseite (W 2.08, 1 Westfenster). Der kleine Verteilerraum erschließt die drei Räume in der Nordwestecke: W 2.01 (indirekt erschlossen), W 2.02 und W 2.05. Jeder Raum erhält Licht über ein großes Fenster. Schlussendlich findet sich in der Nordostecke ein gefangener Raum (W 2.04, 1 Nordfenster), der ausschließlich über das danebenliegende Zimmer W 2.03 erschlossen wird.
Das südliche Apartment ist weitaus regelhafter gegliedert: Ein Mittelflur (W 2.11, W 2.22) mit zentraler Aufweitung zur Diele (W 2.20) im Bereich der Wendeltreppe zieht sich der Länge nach durch. Der Flur erhält Licht über ein großes Südfenster. Westlich fügt sich eine Reihe aus fünf Zimmern (W 2.10, W 2.15, W 2.17, W 2.24) an, die zumeist untereinander mit Türen verbunden sind. Anzumerken ist, dass die heutigen Räume W 2.15 und W 2.17 ehemals ein großer Raum waren. Die Ostseite setzt sich nördlich der Treppe wie zuvor bereits im 1. Obergeschoss, aus kleineren Räumen zusammen, die eine Abstellkammer (W 2.12), Toiletten (W 2.14 und W2.16, je 1 Ostfenster) sowie ein polygonales Zimmer (W 2.18, 1 Ostfenster) einschließen. Südlich des Treppenhauses finden sich zwei Räume: das polygonale Zimmer W 2.23 mit einem Ostfenster und der Eckraum W 2.25 mit Ost- und Südlicht. An bemerkenswerter Ausstattung sind die Feldertüren und die Stuckdecke des südwestlichen Eckraums zu nennen.
Einzige bauliche Erschließung des Dachraums ist die Wendeltreppe (W3.05). Im 1. Dachgeschoss befinden sich je drei Räume an Nord- (W 3.01-3.03) und Südende (W 3.07-3.09). Dazwischen spannt sich ein weiter Lagerboden auf, von dem in historischer Zeit ein kleiner Raum auf der südlichen Ostseite abgeteilt wurde (W 2.06) und in den in rezenter Zeit eine Leichtbaukonstruktion als Stuhllager eingebaut wurde. Darüber befinden sich die jeweils über die volle Länge durchlaufenden Räume W 4.01 des 2. Dachgeschosses und W 5.01 des Spitzbodens (3. Dachgeschoss).
Das Untergeschoss besteht aus einem ehemals durchlaufenden, tonnengewölbten Keller (Scheitel in Nord-Süd-Richtung), der nachträglich durch das Einziehen von segmentbogigen Werksteinabtrennungen in vier Teile untergliedert wurde. Der Zugang erfolgt vom Innenhof über eine geradläufige Treppe aus Werkstein mit 17 Stufen, die etwa auf halber Länge der Ostseite des Kellers angeordnet ist (heute Raum W -1.03). In der Mitte verlief ehemals ein Lastenaufzug, dessen Schienenbahn abgebrochen und durch grob betonierte Stufen ersetzt wurde. Ein zweiflügeliges Tor schließt den Kellerhals hofseitig ab. Die Nordhälfte ist in zwei Teile geteilt (W -1.01 und W -1.02), die Südhälfte wurde mit modernen Einbauten zur Weinherstellung kleinteilig unterteilt (W -1.04). In der nördlichen Schildwand finden sich zwei Lichtschächte, der östlichen Gewölbeflanke einer, der südlichen Schildwand und westlichen Längswand jeweils drei. Teils stören die nachträglich eingezogenen Bögen die Lichtschächte und sorgen für kuriose Verziehungen der Lichtschächte (Mitte Westseite; Ostseite).
Nordflügel
Der Nordflügel setzt sich aus 20 Räumen zusammen, die sich wie folgt auf die insgesamt 6 Ebenen verteilen: EG > 4 Räume, 1. OG > 7 Räume, 2. OG > 4 Räume, 1. DG > 1 Raum, 2. DG > 1 Raum, UG > 3 Räume
Maßgebliche Räume des Erdgeschosses sind der mit einer Spitztonne überfangene Flur (N 0.01), der den Innenhof und das Treppenhaus mit seiner historischen Holztreppe (N 0.02) verbindet. Das Treppenhaus erhält Licht über ein Nordfenster.
Östlich davon befindet sich ein großer, tonnengewölbter Raum (N 0.04) mit einem Rundbogentor und einem Fenster zum Hof (Südseite), der ehemals als Küche (später Werkstatt) fungierte. Über dem Kellerabgang wurde in rezenter Zeit der Technikraum N 0.02 eingefügt.
Das 1. Obergeschoss erreicht man über die historische Holztreppe (N 1.01) und gelangt durch eine Tür in eine leicht erhöhte Diele (N 1.05). Vom Treppenhaus aus zugänglich ist die ehem. Toilette an der Nordwand (N 1.02). Treppenhaus und Toilette weisen zwei bzw. ein Nordfenster auf. Die unbelichtete Diele bietet Zugänge zu folgenden Räumen: auf der Nordseite eine Kammer (N 1.03, kein Fenster), auf der Ostseite ein großes Zimmer (N 1.06, 2 Fenster zum Laubengang nach Süden), auf der Südseite zum Laubengang (N 1.07) und auf der Westseite zu einem Zimmer mit historischer Kassettendecke (N 1.04, 1 Fenster zum Laubengang nach Süden).
Im 2. Obergeschoss reduziert sich die Raumfolge auf das Treppenhaus (N 2.01, 1 Nordfenster), ein großes Zimmer östlich davon (N 2.02, je 1 Nord- und Südfenster) und den Laubengang entlang der gesamten Südseite (Hofseite) N 2.03.
An der östlichen Giebelwand befindet sich ein schmaler Raum mit Zugang zum Dach (N 2.04), der vom Laubengang erschlossen wird.
Das Dachgeschoss besteht aus einem einzigen Lagerboden (N 3.01) und einer nur teilweise mit Dielen belegten ersten Kehlbalkenlage (N 4.01).
Das Untergeschoss des Nordflügels bestand wohl ehemals, analog zu den beiden anderen Flügeln, aus einem tonnengewölbten Raum (Scheitel in Ost-West-Richtung). Wobei hier gleich zu Beginn die Besonderheit der inkorporierten Stadtmauer mit Bossenquadermauerwerk und Rundbogen auf der Westseite (heute Raum N -1.01) hervorgehoben werden soll. Später wurde der Bogen zugesetzt und östlich der Treppe eine weitere Trennwand eingezogen, sodass insgesamt drei Räume das heutige Bild ergeben. Erschlossen wird der Keller über einen heute zugesetzten Torbogen vom Innenhof, von wo eine geradläufige Treppe mit 17 Werksteinstufen in den Keller führt (heutiger Raum N -1.02). Teils weisen die Stufen Steinmetzzeichen auf. Westlich der Treppe befindet sich der unbelichtete Raum N -1.01 (ehem. Teil der Stadtmauer), östlich der über insgesamt drei Lichtschächte mit Stichkappe (2 Norden, 1 Süden) erhellte Gewölbekeller N - 1.03.
Ostflügel
Im Ostflügel wurden nur 17 Räume untersucht, da Teile des Ostflügels bereits in der Dokumentation von 2012 behandelt werden. Sie gliedern sich auf 4 untersuchten Ebenen folgendermaßen: EG > 10 Räume, ZG > 1 Raum, 1. OG > 14 von 20 Räume, UG > 2 von 3 Räume
Das Erdgeschoss des Ostflügels verfügt über zwei Zugangstüren: zum einen das große Rundbogentor in der Nordostecke des Innenhofes, zum anderen eine Tür von der Tordurchfahrt aus. Es wird als Veranstaltungsraum mit entsprechenden Nebenräumen genutzt. Die Etage gliedert sich in unterschiedliche Bereiche: Mehr als die Hälfte der Geschossfläche wird von dem großen Saal (ehem. Kapelle, O 0.01) im Nordbereich eingenommen. Neben den Glasflächen der rezenten Torfüllung spendet ein als Lichtschacht durch den Risalit verzogenes Fenster von Westen Helligkeit sowie vier große Fenster auf der Ostseite. Die drei großen Nordfenster sind von einem Bühneneinbau verstellt. Südlich schließt eine stark überformte Zone mit mehreren jüngeren Einbauten (Küche O 0.02, Flur O 0.03, O 0.04 und den Toiletten O 0.05, O 0.06) an, bevor die Einheit aus drei tonnengewölbten Räumen (ehem. Küche, heute Büro O 0.07, Diele O 0.08, Künstlergarderobe O 0.09) und der ebenfalls tonnengewölbten Durchfahrt O 0.10 den südlichen Abschluss bildet. Mit Ausnahme der Flure erhält jeder Raum über ein Fenster ausreichend Licht. Im südöstlichen Teil ist zusätzlich ein niedriges Zwischengeschoss mit einem Raum (O Z.01) eingeschoben, das über eine Treppe im Flur O 0.04 erschlossen wird. Ein großes Fenster sorgt für Ostlicht. Im 1. Obergeschoss findet sich eine kleinteilige Raumstruktur. Mit der Tür vom Laubengang des Ostflügels und der vorgestellten Wendeltreppe in der Südostecke des Innenhofes finden sich zwei Zugänge. Das Nordende bestand ehemals aus einem großen Saal, dessen Stützen teils noch gut erkennbar sind. Der große Raum wurde zu verschiedenen Zeiten unterteilt und nach und nach verdichtet. Heute präsentiert sich der Bereich als Gefüge aus sieben Räumen. In der Nordwestecke befindet sich Raum O 1.01 mit einem Nordfenster und je einer Tür zu dem angrenzenden, winkelförmigen Raum O 1.02 auf der Ost- und Südseite. Der winkelförmige Raum beinhaltet auf seiner Westseite die Tür zum Laubengang des Nordflügels, nach Norden ein Fenster, nach Süden eine Tür zum Mittelflur und nach Osten die Zugänge zu den Räumen O 1.03 (ehem. Küche, je 1 Nord- und Ostfenster) und O 1.04 (schmaler Korridor, 1 Ostfenster). Nur vom leicht östlich der Firstlinie verlaufenden Mittelflur O 1.05 zugänglich sind die beiden großen Zimmer O 1.06 (hofseitig, 1 Westfenster) und O 1.07 (außenseitig, 2 Ostfenster).
Der Mittelflur erschließt die folgenden Räume der beidseits angelagerten Raumfluchten, die in letzter Zeit als Schule genutzt wurden: westlich O 1.08, O 1.10, O 1.13 und östlich O 1.09, O 1.11 (WC), O 1.12 (WC), O 1.14. Jeder Raum wird von mindestens einem Fenster belichtet.
Das Südende setzt sich aus fünf weiteren Räumen zusammen. Gleiches gilt für die Dachgeschosse.
Im Untergeschoss des Ostflügels verlief der tonnengewölbte Keller (Scheitel in Nord-Süd-Richtung) ehemals über die gesamte Länge, wurde durch nachträglich eingezogene Backsteinwände in drei Teile untergliedert. Leicht dezentral im nördlichen Drittel erschließt der als Risalit ausgebildete Kellerhals mit zweiflügeligem Rundbogentor über eine geradläufige Werksteintreppe mit 27 Stufen den Keller (heutiger Raum O -1.02). Die Stufen sind jeweils nur an den beiden Seiten des Kellerhalses situiert, mittig verläuft ein Lastenaufzug auf Schienen. Nach Norden schließt ein großer Kellerraum (O -1.01) mit je einem seitlichen Lichtschacht und drei Lichtschächten in der nördlichen Schildwand an. Nach Süden ein deutlich größerer Raum (O -1.03) mit je zwei seitlichen Belichtungsmöglichkeiten und drei (zugesetzten) Lichtschächten auf der Südseite.
Konstruktionen
gerichtet. Die Außenwände der beiden Vollgeschosse bestehen ebenfalls aus hammerrecht bearbeiteten Sandsteinen, wobei die qualitativ hochwertig ausgearbeiteten Werksteingliederungen
(Eckquaderungen, Öffnungsgewände, Treppenturm) besonders auffallen. Das Dachtragwerk des 1. Dachgeschosses besitzt eine zweifach liegende Stuhlkonstruktion mit Mittellängsunterzug. Dieser Längsunterzug wird von mehreren gefasten und allseitig mit Kopfbändern versehenen Stützen getragen. Im 2. Dachgeschoss befindet sich ebenfalls eine zweifach liegende Stuhlkonstruktion.
Abbundzeichen in Form von römischen Ziffern konnten durchgängig an den Bundachsen nachgewiesen werden. Die Hölzer des verzapften Dachtragwerkes zeigen sog. Wiedlöcher, die
ein eindeutiges Indiz dafür sind, dass die Nadelhölzer geflößt wurden und somit aus dem Schwarzwald stammen. Die Primärkonstruktion des Dachstuhls über dem östlichen Schlossflügel
konnte nun dendrochronologisch auf Winterfällung 1556/57 datiert werden, so dass von einer Erbauung Daches über dem Schlossflügel im Jahr 1557 ausgegangen werden kann.
Wände
Die Außenwände bestehen aus dem regionalen gelben Sandstein, der beim Bau des Brackenheimer Schlosses in Form von Bruchsteinmauerwerk, hammerrechtem Mauerwerk und Werksteinquadermauerwerk Verwendung fand. Die Bruchsteinmauern wurden flächig, teils sogar farbig verputzt und gestrichen.
Westflügel
Nord-, Süd- und Westwand bestehen aus flächig verputztem Bruchsteinmauerwerk, die dem repräsentativen Innenhof zugewandte Ostwand aus Werksteinmauerwerk mit einheitlicher Schichthöhe. Meist weisen die Quader Zangenlöcher auf, die mit Mörtel geschlossen wurden. Einzelne Vierungen und nachträgliche Veränderungen sind gut auf der ansonsten einheitlichen Fläche ablesbar. Die seitlichen Gewändesteine der Fenster sind teilweise als Orthostaten in die Öffnungen eingefügt und binden nicht ins Mauerwerksgefüge ein, was auf eine spätere Erneuerung hinweist.
Historische Innenwände sind als Fachwerkkonstruktionen mit Bruchsteinausfachung ausgeführt, Wände aus dem 20. Jh. und 21. Jh. teils in Backsteinmauerwerk oder als Leichtbaukonstruktion.
Nordflügel
Die Nordwand des Nordflügels und die beiden seitlichen Binnenwände am Stoß der Flügel bestehen aus Bruchsteinmauerwerk mit verputzten Wandoberflächen. Die Südwand des Nordflügels ist im Erdgeschoss als steinsichtiges Bruchsteinmauerwerk mit unregelmäßiger Matrix ausgeführt. Entlastungsbögen finden sich oberhalb der Fenster. Ab dem 1. Obergeschoss setzt die Wand als zweigeschossiger, offener Arkadengang fort. Die Konstruktion der Laubengänge besteht aus Holz. Je zwei profilierte Stützen tragen geschossweise einen Unterzug. Dekorativ gestaltete Kopfstreben, die sich zu Scheinbögen ergänzen, steifen die Konstruktion aus. Die historischen Innenwände sind als Fachwerkkonstruktion mit Bruchsteinausfachung ausgeführt. Einzelne jüngere Trennwände könnten aus Backsteinmauerwerk bestehen.
Ostflügel
Die Außenwände des Ostflügels bestehen aus unverputztem, hammerrechtem Bruchsteinmauerwerk. Die Gewändesteine der Fenster und Torbögen binden ins Mauerwerk ein. Entlastungsbögen finden sich über den Fensterstürzen. Einzig der Risalit und der vorgestellte Treppenturm weisen das qualitätvollere Werksteinquadermauerwerk auf, das sich als Pendant an der Hoffassade des Westflügels wiederfindet.
Für die historischen Innenwände kann von einer Fachwerk-Konstruktion mit Bruchsteinausfachung ausgegangen werden. Ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass sowohl Wände wie auch Ausfachungen möglicherweise substanziell erneuert worden sein könnten, was aufgrund der einheitlichen Neuverputzung in jüngerer Zeit nicht ohne großflächigere Befundöffnungen erkennbar ist. Einzelne Wände bestehen möglicherweise aus Mauerwerk.
Decke und Boden
An mehreren Stellen in West- und Ostflügel sind Balkendecken mit Lehmwickelausfachung der Felder erkennbar, sodass davon ausgegangen werden kann, dass alle Geschossdecken aus dieser Konstruktion bestehen.
Die Bodenbeläge variieren, ebenso die Behandlung der Deckenuntersichten. Hier sei auf die detaillierte Erfassung im tabellarischen Raumbuch verwiesen, das Teil der vorliegenden Dokumentation ist.
Dach
Die untersuchten Dachstühle von West- und Nordflügel weisen jeweils einen zweifachen liegenden Stuhl auf. Als Holzart ließ sich Tanne bestimmen.
Westflügel
Insgesamt lassen sich 11 Querbünde mit drei bis fünf Leergespärren feststellen. Jeder Querbund besteht aus einem liegenden Stuhl mit schräger, sich nach unten im Querschnitt verjüngender Stuhlsäule, in die fünfeckige Schwellen eingezapt sind. Eingezapfte Kopfstreben verbinden Stuhlsäule (zusätzlich Stirnversatz) und Spannriegel. Die Stuhlrähme liegen als Kammverbindung auf den Stuhlsäulen auf, ausgesteift durch den Stuhlstrebenlängsverband aus Kopf- und Fußstreben sowie Riegeln. Ihre Querschnittform ist fünfeckig, sodass trotz der Schräglage eine horizontale Oberfläche entsteht. Die Kehlbalkenlage ist mit dem Rähm verkämmt und in die Sparren eingezapft. Am unteren Ende der Sparren sorgen Aufschieblinge für einen größeren Dachüberstand. Die Sparrenpaare sind mit einer Blattverbindung am First miteinander verbunden. Die Querbünde 3 und 9 sind im 1. Dachgeschoss als Fachwerkwände ausgeführt. Zwischen Spannriegel und 1. Kehlbalkenlage der Querbünde 4 bis 8 ist ein mittiger Unterzug eingekämmt, sodass der Abstand zwischen den Balken ca. 20cm beträgt, während die beiden Hölzer bei den Querbünden in den Randbereichen unmittelbar aufeinander liegen. Dieser Befund weist eindeutig auf die Existenz eine größeren Saals im Obergeschoss des Westflügels hin.
Am Nord- und Südende findet sich jeweils ein Wechselbalken mit Stichgebälk mit schrägen Gratbalken. Insgesamt 4 Hängesäulen, die mit Überzügen die Dachbalkenlage abfangen, finden sich im Mittelteil des 1. Dachgeschosses jeweils parallel zu den Außenwänden. Im 2. Dachgeschoss sind zwei mittige Hängewerke mit Streben angeordnet, die einen Unterzug zur Verkürzung der Spannweite der 1. Kehlbalkenlage tragen. Auf beiden Kehlbalkenlagen befinden sich flächig verlegte Dielenböden.
Nordflügel
Der Dachstuhl des Nordflügels besteht aus zwei Querbünden mit zweifach liegendem Stuhl, dessen Konstruktion der des Westflügels gleicht. Vier bzw. fünf Leergespärre befinden sich zwischen den Giebelwänden und den Querbünden bzw. zwischen den Bundachsen. Der zwischen Spannriegel und erster Kehlbalkenlage eingekämmte Unterzug zur Verkürzung der Spannweite der 1. Kehlbalkenlage wird von zwei profilierten Stützen mit profilierten Kopfbändern unterstützt. Das erste Dachgeschoss weist einen flächig verlegten Dielenboden auf, auf der ersten Kehlbalkenlage liegt nur noch partiell im Mittelbereich eine Dielung auf.