Ehem. Gasthaus Waldhorn
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Marktplatz |
Hausnummer: | 8 |
Postleitzahl: | 73230 |
Stadt-Teilort: | Kirchheim |
|
|
Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Esslingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8116033002 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 48,6481° nördliche Breite, 9,4501° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Fotoatelier aus Kirchheim Teck, Jesingerstraße 10 (73230 Kirchheim unter Teck)
ehem. Obervogts-Behausung und späteres Forstamt (73230 Kirchheim unter Teck, Schlossplatz 9)
Bauphasen
Nach Ausweis der dendrochronologischen Untersuchung gehörte es zur frühen Bauten dieser – neben der Anlage der Stadtbefestigung – baulich größten Leistung in der Stadtgeschichte und stellte als eingeschossiges Wohn- und Werkstattgebäude in solch einer prominenten Lage am Markplatz in vielerlei Hinsicht eine große Besonderheit dar. Dazu gehört vor allem die Gebäudenutzung des Hauses, das durch den Einbau der eigentlichen Wohnung im 1.DG eine Reduktionsform der ansonsten zwei oder sogar dreigeschossigen Bauten aus der ersten Wiederaufbauphase um 1691-1700 verkörpert.
Sein technischer Aufbau folgt dabei den damals in Kirchheim und Umgebung gängigen Bauprinzipien. Eine wertvolle Quelle zur Stadtgeschichte bildete auch sein Bauholz, das teils aus lokalen, höchstwahrscheinlich auf der 1690 eigens zum Wiederaufbau der Altstadt neu eingerichteten Bauholzsägemühle geschnittenen Eichenholz, teils aus Floßhölzern aus dem Schwarzwald besteht. Als Werkstatt eines Glasers war es ein wichtiges Zeugnis für innerstädtisches Handwerk, wenngleich zu dieser Nutzung weder eindeutige bauhistorische noch archäologische Aufschlüsse vorliegen.
Durch den Umbau zur Gastwirtschaft am Ende des 19. Jh. uns der wirtschaftsträchtigen Lage am Marktplatz wurde das „Waldhorn“ in Kirchheim zu einer regelrechten Institution.
(1691)
(1875)
Zugeordnete Dokumentationen
- Dendrochronologische Datierung
- Bauaufnahme
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
Zonierung:
Das Traufgerüst des Hauses war aufgrund späterer Umbauten leider nur noch rudimentär erhalten und damit gefügekundlich auswertbar. Technisch handelt es sich um ein eingeschossig-einstockiges Traufgerüst, das durch vier Längsbünde in drei Längszonen und durch ebenso vier Querbünde auch in drei Querzonen gegliedert ist. Die innere Querzone besitzt eine auffällig Breite, ist sogar breiter als die beiden Außenzonen. Dementsprechend handelt es sich hierbei auch nicht, wie sonst üblich um die Erschließungszone des Hauses. Letztere war von Beginn an bis zum Abbruch des Hauses als schmale, innere Längszone konzipiert und führte von der östlichen Giebelseite bis an den dritten Querbund.
Interessanterweise fanden sich zweiten Querbund des Traufgerüstes keinerlei Hinweise auf einen Wandaufbau. Erst später ist wieder eine zweifach verriegelte, mit Diagonalstreben ausgesteifte Fachwerkwand rekonstruierbar.
Da Hinweise auf eine Beheizbarkeit des großen Raumes fehlen erscheint möglich, dass er ursprünglich als Werkstatt diente und später (nach 1875) den Platz zur Einrichtung einer geräumigen Gaststube bot. Die zwei mutmaßlichen Räume in der schmaleren nördlichen Längszone dienten dabei vermutlich als Lager-, Verwaltungs- oder Verkaufsräume. Dagegen scheint es sich bei der westlichen Außenzone um die Tenne eines Scheunenteils mit darüber im Dachbereich liegenden Barn gehandelt zu haben. Dafür spricht vor allem das Gefüge im Dachwerk, das in dieser Zone keine Längswände aufweist. Dementsprechend verwendete man zur Längsaussteifung der Stuhlgerüste im 1. und 2. DG ausschließlich Kopfstreben.
Von bauhistorischer Bedeutung ist das erste Dachgeschoss in dessen beiden vorderen Querzonen eine komplette Wohnung bestehend aus Stube mit westlich dahinter liegender Küche und nördlich anschließender, von der Stube aus zugänglichen Stubenkammer. Als südliche Stubenwand diente eine unter dem südlichen Längsbund des dreifach stehenden Stuhles eingezogene Fachwerkwand, die einfach verriegelt war. Dadurch ergab sich unter dem Dachzwickel eine kleine, von der Küche aus zugängliche Bühnenkammer. Die Trennwand zwischen Stube und Stubenkammer war bis vor kurzem noch mitsamt ursprünglicher Ausfachung vollständig erhalten. Heute steht noch das einfach verriegelte und mit zwei Feldstreben ausgesteifte Fachwerkgerüst. An der östlichen, zum Marktplatz gewandten Giebelseite finden sich zwischen den auffällig breiten Stuhlständern der Stuhllängsbünde zwei weitere Ständer derselben Breite. Die Ständeranordnung weist auf eine Aufreihung von drei separaten Fenstererkern hin.
Über der westlich an die Stube anschließenden Küche sind an einem der Kehlbalken noch die Blattsassen des ehemaligen, großen Rauchschlotes vorhanden. Von der Küche aus wurde der Stubenofen befeuert.
Unter den späteren Veränderungen ist vor allem der Umbau des EG zur Gastwirtschaft am Ende des 19.Jh. (nach 1875 a / vor 1895 a) hervorzuheben. Dabei wurden zur Anlage einer hohen Zahl großer Fenster sowie für den Eckzugang die beiden Markt- und straßenseitigen Wände praktisch vollständig ausgewechselt.
Zu Beginn des 20.Jh. wurde der ehemalige Scheunenteil und der östlich angrenzende Flurbereich mit weiteren Wohnräumen ausgebaut.
Bei einem weiteren Umbau in den 1950er Jahren wurde ein Großteil der Sparren ausgewechselt. Spätestens in diesem Zusammenhang entstanden auch die breiten Schleppgaupen an den beiden Dachseiten.
Konstruktionen
- Verwendete Materialien
- Holz
- Dachform
- Satteldach
- Holzgerüstbau
- allgemein