Ludwigskirche (Spolien der ehem. Ludwigskirche bzw. ehem. Klosterkirche Tennenbach)
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Starkenstraße |
Hausnummer: | 8 |
Postleitzahl: | 79098 |
Stadt-Teilort: | Freiburg |
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Regierungsbezirk: | Freiburg |
Kreis: | Freiburg im Breisgau (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8311000001 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wohnhaus, Fischerau 12 (79098 Freiburg)
"Blauer Sternen" (79098 Freiburg, Gerberau 17)
Wohnhaus, Gerberau 9 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Grünwälderstraße 16 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Grünwälderstraße 18 (79098 Freiburg)
Häuser „Zum Bischof“ und „Zum Dreispitz“, Herrenstraße 14/16 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Herrenstraße 39/1 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Herrenstraße 39 (79098 Freiburg)
Geschäftshaus (79098 Freiburg, Kaiser-Joseph-Straße 219-221)
Wohnhaus (79098 Freiburg, Karthäuserstraße 6)
Wohn- und Geschäftshaus (Haus D), Rathausgasse 16 (79098 Freiburg)
Haus "zum Herzog" (79098 Freiburg, Salzstraße 18)
Gebäudekomplex "zum Roten Basler Stab", Salzstraße 20 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Salzstraße 22 (79098 Freiburg)
Wohnhaus, Salzstraße 24 (79098 Freiburg)
Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus C), Universitätsstraße 2 (79098 Freiburg)
sog. ehemaliges "Ratsstüble" Baukomplex Universitätsstraße 2-6/Rathausgasse 16 , Universitätsstraße 2 (79098 Freiburg)
Haus „Zum Kleinen Strahl“ (Haus B), Universitätsstraße 4 (79098 Freiburg)
Haus „Zum Langen Spieß“ (Haus A), Universitätsstraße 6 (79098 Freiburg)
Bauphasen
Es handelt sich um Steine, die von der einstigen Tennenbacher Klosterkirche stammen. Diese wurde um 1839 abgetragen. Aus den Werkstücken wurde die Ludwigskirche für die Ev. Kirchengemeinde Freiburg auf dem Grundstück zwischen Habsburger-, Rhein- und Albertstraße errichtet.
Dieses Kirchengebäude wurde durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg zerstört. In Verbindung mit dem verbliebenen stumpf des südwestlichen Eckbereichs stand das linke Gewände des Hauptportals noch aufrecht.
Der Bau einer neuen Kirche erfolgte nicht an alter Stelle, sondern in der Starkenstraße. Dorthin wurden auch die Werkstücke des sorgfältig abgebauten Portalgewändes gebracht, um sie auf dem neuen Grundstück zur Erinnerung an die alte Kirche wiederaufzubauen. Andere Spolien wurden in den Neubau der Kirche intergiert. Zum geplanten Wiederaufbau des Portalgewändes ist es dann aber doch nicht gekommen. Vor einigen Jahren wurden einige Spolien in Waldkirch wiederentdeckt und auf dem Gelände um die Kirche museal aufgestellt. Einige weitere Steinquader liegen im Freibereich des angrenzenden Kindergartens. Bis hierher ist die Geschichte der Kirchenbauten und der davon verblieben Spolien in einer jüngst erschienenen Publikation anschaulich dargestellt.
Bei Baggerarbeiten kam nun eine stattliche Anzahl weiterer Spolien zum Vorschein. Einige größere Stücke waren zu einer Terrassenmauer verbaut und wurden mit der Hilfe von Jugendlichen des Stadtteils freigelegt, zusammen mit der Bergung kleiner Bruchstücke (Presseberichte). Weitere Stücke fanden sich im Erdreich und wurden zu Beginn der Arbeiten zu einem großen Haufen geschichtet und die Steinquader der Terrassenmauer ebenfalls gehoben. Während der Ausschachtungen und teilweise sehr tiefgehenden Schürfungen für die Fundamentierung konnten viele Steine aus Tennenbacher Material stichprobenhaft betrachtet werden. Unter ihnen waren keine mehr, die aufgrund besonderer Merkmale geborgen wurden.
(1893 - 1983)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Kurzanalyse
Beschreibung
Zonierung:
Konstruktionen
Als zeitliche Einordnung sei der Wechsel von der Innenzange zur Greifzange am Freiburger Münster erwähnt, der mit dem Übergang von romanischen zu gotischen Stilformen und Bauweisen in der Zeit um 1240 einhergegangen ist. Da beim Heben das Werkstück nicht verkippen sollte, sind Innenzangenlöcher oberhalb des Schwerpunkts angebracht – bei einem Mauerquader in der Mitte der Oberlagerfläche –, sodass, wenn eine deutlich außermittige Lage angetroffen wird, in
etwa die ursprüngliche Größe des Stücks ermessen werden kann.
Viele Steine weisen glatte Lagerfugen mit Innenzangenlöchern und alten Mörtelspuren auf, besitzen aber keine Schauseite mehr, stattdessen jeweils eine Seite mit einer sehr rustikalen Bearbeitung, die innerhalb der Terrassenmauer dann die Schauseite gebildet hat. Abrupter Abriss der Mörtelspuren, halbierte Versetzmarkierungen und außermittig nah an die Rustikalseite gerückte Innenzangenlöcher weisen nach, dass die frühere Schauseite des Steins abgearbeitet worden ist. Und auch die Art und Weise der Abarbeitung selbst macht deutlich, dass hier zuvor eine glatte Fläche bestanden haben muss. Bei der Überarbeitung wurden alle vier Kanten in etwa 5 bis 7 cm Tiefe von der Seite her abgeprellt und dann die verbliebene Fläche mit starken Hieben tief aufgespitzt, damit von der glatten Oberfläche nichts mehr stehen blieb. Diese Überarbeitung wurde bei jenen Steinen vorgenommen, die in der Terrassenmauer eine neue Verwendung finden sollten.
Die Schauseite wurde nur deshalb abgearbeitet, weil sie glatt und von vier geraden Kanten begrenzt war, im Unterschied zur unbearbeiteten oder bruchrauhen Rückseite. Bei einigen besonders plastischen Werkstücken war für die Einbindung in einen komplexen Steinverband eine glatte Rückseite vorhanden, die in diesen Fällen die Überarbeitung erfahren hat.
Auf einem der Werkstücke fand sich in der Oberlagerfläche – zu erkennen an der Lage des Innenzangenlochs – eine Markierung aus Buchstaben und Ziffern:
K ▪ 16 ▪ R oder K ▪ 16 ▪ B
(jeweils mit angedeuteten Serifen; kleine Dreiecke in Zwischenräumen)
Ähnliche Markierungen sind auch auf einem Teil der museal präsentierten Werkstücke zu finden: Das große Portalgewändestück (Stein auf Stein, Abb. 18) trägt auf seinem Oberlager (entsprechend der Aufstellung):
B 4 R
(ohne Serifen; die 4 in moderner Schreibweise)
Das Kapitell (Stein auf Stein, Abb. 28) trägt auf seinem Oberlager:
D L
(verdickte Enden)
Das Portalbogenstück (Stein auf Stein, Abb. 16 + 17) trägt auf der jetzigen Standfläche eine Markierung (erkennbar auf der Fotografie):
B 3
(ohne Serifen)
Offenbar sind bevorzugt Stücke mit Markierungen versehen, die Teil der Architekturgliederung waren. Auf die Bauzeit der Klosterkirche in Tennenbach können die Markierungen schon deshalb nicht zurückgehen, weil arabische Ziffern erst ab der Mitte des 15. Jahrhundert hierzulande in Gebrauch gekommen sind. Überdies ist die Schreibweise der 4 auf dem Portalgewändestück in dieser Form erst ab dem 17. Jahrhundert üblich. Die Zeichenformen mit Serifen und die kleinen Dreiecke als Abstandshalter sind zwar in einem recht altertümlichen Stil gehalten, doch können die Zeichen nur auf die Abtragung der Kirche und ihre Verbringung nach Freiburg zurückgehen.
Dass Zeichen nur auf Architekturstücken angebracht wurden, macht deutlich, dass im Prinzip nur besondere Teile tatsächlich getreu versetzt worden sind, normale Mauerquader aber offenbar lediglich Verfügungsmasse waren. Ohnehin macht der Vergleich zwischen Bildquellen und Aufmaßzeichnungen der Klosterkirche mit Fotografien des in Freiburg ausgeführten Kirchengebäudes
vom Großen bis ins Kleine deutlich, dass man sich beim Wiederaufbau große Freiheiten genommen hat, die zu teilweise kuriosen Stilformen und eigenwilligen Lösungen – wie etwa das Weglassen der Kapitelldeckplatten beim Hauptportal – geführt haben.
Ein kleines Bruchstück, dem seine frühere Form nicht mehr anzusehen ist, weist einen Teil einer mit weißer Farbe aufgemalten Römischen Ziffer auf:
XII
Solche aufgemalten Ziffern wurden für den Abbau des kriegszerstörten Portals angebracht und sind auf einer Fotografie zu sehen, die aber leider nicht scharf genug ist, um alle Ziffern lesen und eine XII identifizieren zu können (Stein auf Stein, Abb. 13).
Bei den nun aufgefundenen Steinen handelt es sich beileibe nicht um die letzten Reste der alten Ludwigskirche bzw. Tennenbacher Klosterkirche. Am einstigen Standort der Kirche ist der Rand des Grundstücks entlang von Habsburger- und Albertstraße mit Steinquadern aus charakteristischem Tennenbacher Steinmaterial mit wiederholt zu findenden Innenzangenlöchern und Versetzmarkierungen gesäumt. Während das südwestliche Drittel der Quader an der Habsburgerstraße eine geglättete Oberfläche zeigt, lassen alle übrigen die oben beschriebene rustikale Überarbeitung erkennen, der auch hier bei der Mehrzahl der Steine die frühere Schauseite zum Opfer gefallen ist. Bei den meisten Steinen ist die Oberseite mit Efeu bewachsen, nur an einem Abschnitt an der Albertstraße liegen die Oberseiten frei. Dort wird erkennbar, dass so manches
komplexer geformte Stück mit der Schauseite nach hinten versetzt worden sein dürfte, sofern eine andere glatte Seite zur Nachbearbeitung vorhanden war – ähnlich der aufgefundenen Hornkonsole.