Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Kelleranlage Frauenstraße 34

ID: 176951950219  /  Datum: 25.06.2012
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Frauenstraße
Hausnummer: 34
Postleitzahl: 89073
Stadt-Teilort: Ulm

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Ulm (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8421000028
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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abgegangenes Wohn- und Geschäftshaus (A 306 - Langestraße 24), Neue Straße (89073 Ulm)
abgegangenes Wohn- und Geschäftshaus (A 307 - Donaustraße 1), Neue Straße (89073 Ulm)
abgegangenes Wohn- und Geschäftshaus (A 308 - Donaustraße 3), Neue Straße (89073 Ulm)
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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Älteste Bereiche der Kelleranlagen haben sich sowohl im nördlichen als auch im südlichen Keller erhalten. Da diese Partien untereinander keine Berührungspunkte haben, kann nicht festgelegt werden, welche älter ist. Eine zeitgleiche Entstehung erscheint unwahrscheinlich, da es sich um (mindestens) zwei getrennte Gebäude handelte.
Nichtsdestotrotz werden an dieser Stelle beide Bereiche mit Bauphase I bezeichnet: Es handelt sich im Nordkeller um den westlichen Teil der Nordwand; im Südkeller ist es die Ostwand und die durch eine jüngere Vormauerung verdeckte Nordwand mit der Türöffnung in der Nordostdecke sowie die mit zwei rundbogigen Wandöffnungen durchbrochene mittige Wand in Ost-West-Richtung, die durch den nachträglichen Gewölbeeinbau heute als Pfeiler mit Gurtbögen erscheint. Zumindest im Südkeller zeigt diese Bauphase 1 Stilmerkmale, die eine Datierung ins 13. Jahrhundert nahelegen. Insbesondere dürfte die mit rundbogigen Öffnungen durchbrochene Mittelwand und die Türöffnung in der Raumecke diese Datierungshypothese bekräftigen. Ob es sich bei der Tür aber um einen ebenerdigen Zugang oder einen außenliegenden Kellerabgang handelte, muss für den Moment offen bleiben.
Demnach würde diese Bauphase 1 noch in den vorstädtischen Kontext zurück reichen. Eine Absicherung dieser Frühdatierung war im Rahmen der durchgeführten bauhistorischen Kurzuntersuchung allerdings nicht möglich; sie erfolgte ergo unter Vorbehalt.
Der nördliche und der südliche Bau der Bauphase 1 waren damals wahrscheinlich noch nicht unmittelbar aneinander gebaut. Vielmehr existierte wohl eine Baulücke zwischen den Gebäuden, die in einer nicht näher eingegrenzten Bauphase 2 durch ein weiteres Gebäude geschlossen worden war. Zu diesem Gebäude zählte vermutlich die Südwand des Nordkellers.
An diese beiden Gebäude im Nordkellerbereich wurde in der Bauphase 3 östlich ein breites Gebäude angebaut. Vermutlich geschah dies im 15. Jahrhundert. Für eine frühere Datierung erschiene die Gewölbetonne als zu flach und zu breit (gk). Spätestens 1522 waren diese drei Gebäudeteile wohl zu einem einzigen Anwesen zusammengefasst. Im Zuge dieser Zusammenfassung wurde dann die beiden Keller der straßenseitigen Gebäude zu einem kreuzgratgewölbten Keller zusammengefasst. Im aufsteigenden Bereich blieben die beiden Häuser aber wohl bis zum Ende des 16. Jahrhunderts einzeln erhalten.
Im Südkeller folgt auf die Bauphase I unmittelbar die Bauphase 3. Sie ist archivalisch auf 1468 datiert (a). Die Quelle spricht zwar von einem “von Grund auf” neu erbauten Gebäude, diese Formulierung lässt aber erfahrungsgemäß die Einbindung älterer Keller und teilweise auch älterer massiver EG-Mauern durchaus zu. In dieser Bauphase 3 erfährt der ältere Keller- (oder der EG-?)raum eine Einwölbung in Form eines Kreuzgratgewölbes. Vor der Nordwand erhält das Gewölbe eine Vormauerung vor die Nordwand der Bauphase 1 als Gewölbeauflager. Ob auch die Südwand als Vormauerung vor einer älteren Wand ausgeführt ist, bleibt derzeit ungeklärt. Wahrscheinlicher aber ist, hier eine neue Wand zu vermuten. Auch der tonnengewölbte Annex nach Osten datiert ins 15. Jahrhundert. Ob dieser Annex aber bereits 1468 oder vielleicht erst nachträglich bis 1487 erbaut wurde, steht ebenfalls nicht abschließend fest. Beide Kellerbereiche waren jedenfalls in Bauphase 3 unabhängig voneinander von Süden her erschlossen. Diese Erschließungen mussten im 16. Jahrhundert wegen der Überbauung der südlich anschließenden Parzelle aufgegeben werden und wurden wiederum unabhängig voneinander nach Norden verlegt.
Die letzte einschneidende Baumaßnahme erfuhr die Kelleranlage im frühen 17. Jahrhundert. Mit der Zusammenfassung des Gebäudes zu einem einheitlichen Patrizierhaus wurden auch die beiden Kellerbereiche zusammengefasst. Sie erhielten einen Verbindungsgang, in den zwischen den bisherigen Kellern von Osten her ein neuer Kellerabgang herabgeführt wurde. Unter diese Kellertreppe wurde vermutlich ein zusätzlicher sehr kleiner Gewölbekeller eingebaut, der wohl von der ehemaligen Eingangstür im Südkeller aus zugänglich war. Im nördlichen Kellerteil wurde zudem wohl der nach Osten führende Kellerraum mit der breiten und flachen Tonne verkürzt. Die so entstandene Kelleranlage blieb bis zur Zerstörung des aufragenden Gebäudes beim Bombenangriff 1944 weitgehend bestehen. Die Ergänzungen des Wiederaufbaus 1952/54 griffen nur wenig in die Altsubstanz des Kellers ein. Dies macht sie heute recht problemlos reversibel.


1. Bauphase:
(1200 - 1299)
Älteste Teile sowohl im nördlichen als auch im südlichen Keller könnten noch ins 13. Jahrhundert datieren (gk).
Es zeichnen sich zwei kleine Gebäude ab, die in dieser Bauphase 1 noch nicht aneinander gebaut waren.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
    • Stadt

2. Bauphase:
(1300 - 1399)
Neubau eines weiteren Gebäudes zwischen dem nördlichen und dem südlichen Gebäude der Bauphase 1.(gk)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

3. Bauphase:
(1400 - 1522)
Anbau eines breiten, flachgewölbten Kellers an das nördliche und mittlere Gebäude vermutlich im 15. Jahrhundert (gk). Zusammenfassung der beiden Gebäude und des östlichen Anbaus zu einem großen Gebäude vor 1522 (a).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

4. Bauphase:
(1468)
Neubau des südlichen Gebäudes "von Grund auf" unter Beibehaltung älterer Mauern. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

5. Bauphase:
(1600 - 1630)
Zusammenlegung des größeren, nördlichen und des kleineren, südlichen Gebäudes zu einem großen Patrizierhaus im frühen 17. Jahrhundert. Im Besitz der Familie Ehinger, später der Familie Besserer. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

6. Bauphase:
(1944)
Zerstörung des aufgehenden Gebäudes beim Bombenangriff auf Ulm. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)

7. Bauphase:
(1952 - 1954)
Provisorischer Wiederaufbau des Gebäudes. Die Bauplanung sah einen dreistöckigen, zweiflügeligen Bau vor, der nur zu einem kleinen Teil ausgeführt wurde. Für den Wiederaufbau wurde die Frauenstraße verbreitert, weswegen die Bauflucht des Neubaus erheblich zurückgesetzt werden musste. Ein Teil der historischen Keller befindet sich daher heute unter dem Gehweg vor dem Gebäude. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Untergeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Geschäftshaus Frauenstraße 34 von Westen. Der Neubau von 1952-1954 steht an Stelle eines 1944 zerstörten Patrizierhauses, dessen älteste Teile bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. / Kelleranlage Frauenstraße 34 in 89073 Ulm (27.09.2011 - Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Mittelalterlicher Keller unter dem Neubau. / Kelleranlage Frauenstraße 34 in 89073 Ulm (30.09.2011 - Michael Hermann)
Abbildungsnachweis
Eindruck des heute zerstörten sog. Baldingerhofes, ein ehem. Patrizierhaus der  (Innenhof mit Galerie); aufgenommen um 1930 / Kelleranlage Frauenstraße 34 in 89073 Ulm (01.01.1930 - Bildindex Foto Marburg; 60 618 (mi03127b08a))
Abbildungsnachweis
Eindruck des heute zerstörten sog. Baldingerhofes, ein ehem. Patrizierhaus der  (Innenhof mit Galerie); aufgenommen um 1930 / Kelleranlage Frauenstraße 34 in 89073 Ulm (Bildindex Foto Marburg; 60 617 (mi03127b07a))

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude Frauenstraße 34 - im 18. und 19. Jahrhundert als D149 bezeichnet - liegt im nordöstlichen Teil der Ulmer Altstadt. Dieser Bereich wurde erst mit der Stadterweiterung ab 1316 in den Mauerring einbezogen, war aber zuvor schon mehr oder wenig intensiv besiedelt.
Das Gebäude stand bis zu seiner Zerstörung beim Bombenangriff 1944 traufständig zur Frauenstraße und grenzt im Norden an die Radgasse.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
  • Residenz- und Hofhaltungsbauten
    • Palais
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Seit dem Wiederaufbau 1952/54 präsentiert sich das Gebäude als zweistöckiger Flachdachbau. Der Neuaufbau erfolgte um einige Meter zurückgesetzt gegenüber dem zerstörten Gebäude. Dadurch liegt heute ein Teil der historischen Keller unter dem Gehweg, vor dem aktuellen Gebäudebestand. Über den Erhaltungszustand dieser Keller ist nichts bekannt.
Das Gebäude wird aktuell als Fahrradladen genutzt und hat im rückwärtigen Teil eine Werkstatt, Büro und Nebenräume. Das OG wurde nicht untersucht.
An das Gebäude schließt sich östlich ein großer Innenhof an, in dem mehrere Schuppen und Schutzdächer stehen. Bis 1944 stand hier eine prächtige zweistöckige Loggia mit geschnitzten Hermenpfeilern im Obergeschoss (s. Abb.).
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Kelleranlage besteht aus einem nördlichen Keller mit Kreuzgratgewölbe und dem Rudiment eines sehr flachen und breiten Tonnengewölbes; ferner aus einem südlichen kreuzgratgewölbten Keller mit einer langgezogenen, tonnengewölbten Annex nach Osten; und zwischen diesen beiden Kellern existieren mehrere Verbindungsgängen. Östlich schließen sich noch neu erbaute Kellerbereiche aus der Zeit des Wiederaufbaus an.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Der bauliche Zustand des Gebäudes kann mit intakt beschrieben werden; es konnten keine gravierenden Bauschäden beobachtet werden.
Bestand/Ausstattung:
An historischer Ausstattung hat sich nichts erhalten.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Backstein
  • Gewölbe
    • Kreuzgratgewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Holzbau
Konstruktion/Material:
keine Angaben

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