Ehem. Rathaus von Häslach
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Dorfstraße |
Hausnummer: | 34 |
Postleitzahl: | 72141 |
Stadt-Teilort: | Walddorfhäslach |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Reutlingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8415087001 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Bauphasen
Die Quellenlage zum Häslacher Rathaus ist ungewöhnlich gut und umfangreich, weswegen die Baugeschichte des Gebäudes lückenlos bis heute nachvollziehbar ist:
Am 04.11.1786 (a) erfolgte nach längeren Auseinandersetzungen in Gemeinde und Gemeinderat der Ratsbeschluss über den Standort des geplanten Schulhauses und den Ankauf des dafür benötigten Bauplatzes. Obwohl weitere Akten fehlen, darf als sicher angenommen werden, dass der Schulhausneubau im folgenden Jahr, allenfalls wenig später, zur Ausführung kam. Im Jahr 1830 fand eine "Verbesserung und Erweiterung des Schul- und Rathauses" statt (a). Nach Bauriss und Überschlag des Zimmermannes Jakob Zimmermann in Pliezhausen wurde das Gebäude um 16 Schuh verlängert und erhielt gleichzeitig eine etwas veränderte Raumaufteilung, die wir durch ein Stiftungsprotokoll vom 03.12.1829 detailliert kennen. Die Schulstube bleibt wie bisher im EG, soll nach dem Plan jetzt aber 23 Schuh in der Länge, 24 Schuh in der Breite messen und für 88 Schulkinder ausreichen. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem der Öhrn, das Gefängnis und eine Stallung, im Obergeschoss über der Schulstube die gleich große Ratsstube, die Küche des Schulmeisters und die Schulmeisterwohnung mit Kammer.
Im Jahr 1878 wurde die Schule ausgegliedert und der nicht mehr benötigte Schulraum im Erdgeschoss diente fortan als Ratsstube, die bis dato im Obergeschoss befindlich gewesen war.
Im Juli 1905 besichtigte der Tübinger Oberamtsbaumeister Wurster das "Rathaus mit Lehrerwohnung" und verfasste anschließend ein Gutachten mit Verbesserungs- und Umbauvorschlägen. Das Gutachten hebt den guten baulichen Zustand des Gebäudes hervor, bemängelt aber Einzelheiten der Raumanordnung und -nutzung. So soll künftig die Aktenregistratur ins EG verlegt und der frei werdende Raum nach Entfernen der Trennwand der Lehrerwohnung zugeschlagen werden, die außerdem einen separaten Eingang im EG erhält. Dort ist bei gleichzeitiger Verkleinerung des Ratssaales eine weitgehende Veränderung der Raumdisposition vorgesehen, die sich vor allem durch die Trennung in 3 gänzlich voneinander abgeschiedene Bereich von der bisherigen unterscheidet. Den größten Teil der Fläche nehmen die Rathausräumlichkeiten mit Eingang, Rathausöhrn, Abort, Warteraum, Schultheißenzimmer und Ratssaal ein, westlich anschließend folgen das Treppenhaus für die Lehrerwohnung sowie 2 Räume für das Waaglokal und die Arrestzelle. Die Reinzeichnung der Pläne Wurster's fertigte Oberamtsstraßenmeister Schinle mit Datum 02.07.1905. Offenbar folgte noch im gleichen Jahr die Ausführung, wobei einige Abänderungen im Grundriss vorgenommen wurden.
Seit letztgenanntem Umbau fanden keinen nennenswerten Veränderungen mehr statt.
Für den Wiederaufbau im FLM Beuren wurde der Zeitschnitt 1963 aufgrund folgender Fakten gewählt: Die Bausubstanz konnte ohne jeden durch Zeitschnitt bedingten Verlust aufgebaut werden und es waren Original-Büromöbel aus einer zeitgenössischen Häslacher Möbelfabrik vorhanden. Verzichtet werden musste bei dieser Wahl allerdings auf die Darstellung der Nutzung von Gefängnis, Viehwaage und Brunnen, die zu jener Zeit nicht mehr Bestand hatten bzw. genutzt wurden Das Gebäude präsentiert sich daher heute als Rathaus mit Mietwohnung im Obergeschoss.
Vgl. http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/rathaus-aus-haeslach/ [25.10.2011], Steffi Cornelius und Barbara Wehling: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Esslingen 1995, S. 58-62 und Steffi Cornelius: Kurzführer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Beuren 2004, S. 9.
(1786 - 1787)
- Siedlung
- Dorf
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Schule, Kindergarten
- Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
- Rathaus
(1830)
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Schule, Kindergarten
- Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
- Feuerwehrgebäude
- Gefängnis
- Rathaus
(1870)
(1878)
- Erdgeschoss
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Archiv
- Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
- Rathaus
(1905)
(1989 - 2002)
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
Zugeordnete Dokumentationen
- Bericht über eine bauhistorische Voruntersuchung
- Bauhistorische Dokumentation zur Translozierung
- Raumbuch
- Restauratorische und restauratorisch-bauhistorische Untersuchung auf Oberflächengestaltungen
Beschreibung
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
- Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
- Rathaus
Zonierung:
Auch der Innenausbau wird im wesentlichen vom Umbau 1905 bestimmt. Sämtliche Innenwände und Decken sind vollflächig verputzt und gestrichen oder tapeziert. Teilweise schließen die Wandflächen nach unten mit einer Sockelleiste ab, in zwei Räumen betont ein Stuckprofil den Übergang von den Wänden zur Decke. Die Fußböden bestehen aus Brettern, Riemchenparkett, Terrazzo oder Zementstrich. Die Türen, durchweg Füllungstüren, folgen bis auf eine Ausnahme dem gleichen Gliederungsschema: Zwischen je einem querrechteckigen Feld oben und unten sind nebeneinander zwei schmale, hochrechteckige Felder angeordnet. Als Angelbänder sind große, hochrechteckige Eisenplatten auf die Türblätter geschraubt. Die Kastenschlösser haben teils klassizistische Türklingen aus der 1. Hälfte des 19. Jh.s, teils solche aus der Zeit um 1900. Die Türrahmen sind entweder glatt oder einmal flach gestuft und mit einem an der Außenkante umlaufenden Karniesprofil versehen. Ein ähnliches Karniesprofil findet sich auch bei den meisten Fensterbekleidungen. Die Fensterflügel sind hingegen bis auf wenige Ausnahme in den letzten Jahrzehnten erneuert worden.
Dach:
Anders als in den beiden Vollgeschossen dominiert im Dachbereich die Substanz aus den Bauphasen vor 1905. Eine detaillierte Analyse ist allerdings auch hier nicht möglich gewesen, nicht einmal die Zäsur zwischen dem ursprünglichen Bau und der Verlängerung von 1830 ließ sich feststellen. Das Kehlbalkendach mit doppeltem, stehendem Stuhl zählt 19 Gebinde, von denen 4 - allesamt Wände - als Bundebenen ausgebildet sind: Die beiden Giebeldreiecke und zwei Zwischenwände. Die westliche Zwischenwand steht im 7., die östliche heute im 12., ehemals aber im 9. Gebinde (vgl. Zapfenlöcher, Grenze zwischen verrußtem - nach Westen - und unverrußtem Holzwerk). Die heutige östliche Zwischenwand ist außerdem aus zweitverwendeten Hölzern zusammengesetzt, während die übrigen Querwände ein regelmäßiges, einheitliches abgebundenes Gefüge zeigen. Das rein konstruktive Fachwerk enthält Bruchsteinausmauerung, nur die westliche Zwischenwand ist mit Lehmflechtwerk geschlossen. Hier auch eine Brettertür mit Beschlägen des 18. Jh.s In der östlichen Zone trägt ein kräftiger, offenbar nachträglich eingebauter Überzug die Decke des ehemaligen Ratssaales.
Keller:
Unter der östlichen Verlängerung von 1830 liegt ein niedriger, nur wenig mehr als zur Hälfte in den Boden eingetiefter Keller. Die Umfassungswände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk, der obere Abschluss aus einer Balkendecke mit eingeschobenen Lehmwickeln. Der Zugang erfolgt über mehrere Stufen und eine niedrige Tür von der Straße aus.
[Stand 04/1988 (maßnahmebezogene Voruntersuchung)]
Konstruktionen
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Bruchstein/Wacken
- Lehmwickel
- Mischbau
- Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
- Verwendete Materialien
- Holz
- Stein
- Dachform
- Satteldach
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl