Wohnhaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Corneliastraße |
Hausnummer: | 54 |
Postleitzahl: | 74206 |
Stadt-Teilort: | Bad Wimpfen |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Heilbronn (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8125007002 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 9,2103° nördliche Breite, 47,6812° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Blauer Turm (74206 Bad Wimpfen, Burgviertel 9)
Ehem. Bürgerspital, Hauptstraße 45 (74206 Bad Wimpfen)
Ehrenberghaus, Klostergasse 10 (74206 Bad Wimpfen)
Wohnhaus, Marktplatz 6 (74206 Bad Wimpfen)
Wohnhaus, Salzgasse 20 (74206 Bad Wimpfen)
Wohnhaus, Schwibbogen 2 (74206 Bad Wimpfen)
Bauphasen
Das Gebäude ist 1783 in seiner heutigen Form und Größe erbaut worden. Als Einhaus mit Wohn- und Ökonomieteil war es als landwirtschaftliches Gebäude errichtet worden. Über den Erbauer ist nichts bekannt.
Vor der Erbauung des Gebäudes im Jahre 1783 muss es einen Vorgängerbau gegeben haben. Die Beschäftigung mit dem Gewölbekeller hat viele Fragen aufgeworfen, die nur dadurch beantwortet werden können. Vor allem die Lage des Kellergrundrisse zur Struktur des aufgehenden Gebäudes ist ungewöhnlich. Die Seitenwände des Kellers liegen nicht unter den Bundwänden des Erdgeschosses. Die östliche Wand des Kellers und die Kellertreppe stehen außerdem schräg zu der Ausrichtung der Bundwände. Der Kellerhals mit der Kellertreppe ragt normalerweise nicht so weit aus dem Hausgrundriss heraus wie im vorliegenden Fall. Der Keller selbst weist Zäsuren auf, die mindestens 2 Bauphasen enthalten. Etwa in der Mitte des Kellers ist ein Versatz im Gewölbe, der nur in einer zweiten Bauphase entstehen konnte. Es gibt keinen fachlichen Grund dafür, einen Keller in einem Zuge so zu bauen. Interessanterweise schwenkt die östliche Kellerwand nach Norden in die Bundachse aus dem EG ein. Aus den genannten Beobachtungen ergibt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit folgende Abfolge: der Gewölbekeller eines Vorgängerbaus, in der Südhälfte des heutigen Gebäudes liegend, wurde mitsamt der Kellertreppe in den heutigen Bau integriert. Dabei wurde der Keller nach Norden verlängert und ein höheres Gewölbe eingebaut.
(1783)
- Siedlung
- Stadt
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Eindachhof
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
Das Gebäude war ursprünglich freistehend, hat aktuell einen Anbau an der südwestlichen Seite. Der Hof südlich der Gebäude ist mit neueren Gebäuden bebaut. Nach Osten ist ein neuerer Anbau direkt an das Gebäude angebaut. Nach der Hofzufahrt steht ein älteres Scheunengebäude, das giebelständig zur Corneliastraße steht. Nach Westen schließt nach einer Hofzufahrt ein älteres Wohngebäude an, das traufseitig zur Straße steht. Das Gebäude ist eines der wenigen, die traufseitig zur Corneliastraße stehen.
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Nach Osten ist ein nicht datierter, jüngerer Anbau angebaut. Er wird im folgenden nicht weiter beschrieben.
Zonierung:
Der Scheunenbereich hat im Erdgeschoss die Tenne und einen Stall. Die Tenne wird durch das große Scheunentor von der Corneliastraße erschlossen. Von Süden gelangt man je durch eine Türe in die beiden Räume. Im Inneren sind je eine Türöffnung zu den angrenzenden Räumen vorhanden.
Das Ober- und die Dachgeschosse des Scheunenbereichs sind offene Räume ohne weitere Unterteilungen. Der Zugang erfolgt über Türöffnungen zwischen Wohn- und Scheunenbereich sowie über eine Holzleiter im Heuaufzugsloch.
Der Wohnbereich ist in den einzelnen Geschossen unterschiedlich gegliedert. Im Erdgeschoss wurde der Grundriss teilweise verändert. Der Zugang zum Gebäude erfolgt über die schmale mittlere Erschließungszone jeweils von der Nord- und Südseite her. Der Zugang von der Südseite ist heute durch den modernen Anbau geschlossen. Die Treppe in das Obergeschoss befindet sich in diesem Raum. Vom Flur gelangt man nach Westen in unterschiedlich genutzte Räume und von dort in die Räume sowie in die Keller 2 und 3. Der heute vorgefundene Zuschnitt der Räume entspricht nicht dem bauzeitlichen von 1783. In einem der Räume sind Reste eines Deckenstucks erhalten. Sie belegen, dass die Wand zwischen den Räumen nachträglich eingebaut wurde. Die Größe und Lage der Räume war so, wie es im Obergeschoss noch der Fall ist. Allerdings muss dieser Raum zur Bauzeit nach Osten an der Wand zum Flur geendet haben. Diese Wand zwischen den Räumen ist zeitgleich mit dem Einbau der Keller 2 und 3 entstanden. Die Keller sind nicht bauzeitlich und zu deren
Erschließung wurde eine Treppe mit Zugang eingebaut.
Im Obergeschoss dürfte die Raumsituation aus der Bauzeit 1783 stammen.
Im Dach schließt eine geschlossene Wand, die bis zum First reicht, die beiden Bereiche Wohnen und Scheune voneinander ab. Im Wohnbereich unterteilt eine Mittellängswand den Grundriss im 1. Dachgeschoss. Das Treppenhaus ist im 1. und 2. Dachgeschoss mit Wänden vom sonst offenen Dachraum abgetrennt. In der nordwestlichen Hälfte des 1. Dachgeschosses ist ein Raum von um 1900 eingebaut.
Die Keller befinden sich unter dem Wohnteil.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Verwendete Materialien
- Putz
gesichert ist. Es sind zahlreiche Befundstellen für geflößtes Holz zu finden. Zur Bauzeit
sind die Gefache mit Bruch- und Lesesteinen ausgemauert. Das Fachwerk besteht aus Wandständern, im Ober- und 1. Dachgeschoss mit zweifacher Ausriegelung und in den beiden oberen Dachgeschossen mit einfacher Ausriegelung. In den Wänden wird mit wandhohen, in den Dachschrägen mit dreiviertel oder halbhohen Streben ausgesteift. Im Scheunenteil sind an den Bundständern Kopfbänder zur Aussteifung angebracht.
Die Dachkonstruktion ist als Sparrendach mit stehenden Stuhlständern aufgeschlagen. Die Aussteifung in Längsrichtung erfolgt entweder über Kopfbänder zwischen Ständern und Pfetten oder zusätzlich über die Mittellängswand im Wohnbereich. In Folge des Abbruchs der westlichen Fachwerkaußenwand sind dort die Kopfbänder entfernt. Dafür sind die
Pfetten mit Eisenankern an der Backsteinmauer befestigt. Die Umfassungswände des EG sind mit Bruch- und Lesesteinen gemauert und beidseitig vollständig verputzt. Der Putz ist in weiten Bereich abgegangen. Die Fenster- und Türgewände im Erdgeschoss sind mit
profilierten Sandsteinquadern dekorativ hervorgehoben. Vor allem zur Corneliastraße hin zeigen sie mit Ohrungen und hervorgehobenem Keilstein ein selbstbewusstes Auftreten.
Die Innenwände im Erdgeschoss sind zur und im Scheunenbereich massiv errichtet. Die Wand zwischen Flur und Stall ist aus Backsteinen gemauert. Die Wand zwischen dem Raum und der Tenne ist aus behauenen Sandsteinquadern errichtet, die zur Raumdecke mit Backsteinen ergänzt ist. Die Raumdecke des Stalls ist mit Eisenträgern und Betonfertigteilen erneuert.
Das Obergeschoss ist bis auf die westliche Außenwand vollständig in Fachwerk errichtet. Die westliche Außenwand ist im Ober- und in den Dachgeschossen aus Backsteinen als Ersatz für eine Fachwerkwand entstanden. Zur Wetterseite hin gelegen war sie wahrscheinlich erheblich geschädigt und musste abgebrochen werden.
In den Ansichten sind die Fachwerkbereiche als Sichtfachwerk gehalten. Die Außenwände des Erdgeschoss sowie die komplette westliche Fassade sind mit Kalkputz versehen, der aber infolge Verwitterung stark abgängig ist.
Das Dach ist mit neueren Tonfalzziegeln eingedeckt. Die Wände im Scheunenbereich sind unverputzt. Im Wohnbereich sind sie mit Kalkputz versehen und in der Regel hell gestrichen. Die Haupträume des Wohnens sind mit neueren Tapeten tapeziert, die anderen Räume mit einfachem Walzenmuster dekoriert. Ältere Farbbefunde sind nicht aufgefallen, sie sind aber sicher an einigen Orten durch einen Restaurator zu finden.
In der Regel sind die Fußböden mit Holzdielen belegt. Im Flur sind unterschiedlich große Sandsteinplatten verlegt. Im Stall besteht der Fußboden aus Sandsteinen, Beton und einer von Nord nach Süd verlaufenden Rinne aus Sandsteinen. In der Tenne ist der Fußboden aus Beton.
Die Geschossdecke über Keller 2 ist entfernt. Es war eine Holzbalkendecke mit oberseitiger Dielung, wie sie bei Keller 3 noch vorhanden ist. Die Geschossdecke über dem Stall ist aus Eisenträgern mit Betonfertigteilen errichtet. Die Fenster sind aus unterschiedlichen Bauphasen. Die neueren Holzfenster sind aus der 2. Hälfte des 20. Jh. und vor allem in der Westfassade eingebaut. Es sind holzsichtige Fenster mit Isolierverglasung. Die älteren Fenster sind einfach verglaste Holzfenster mit Sprossen. Im Obergeschoss als zweiflügelige Drehfenster mit Kippoberlicht, im Erdgeschoss als zweiflügelige Drehfenster ausgeführt.
Die Türen sind aus unterschiedlichen Bauphasen. In der Regel sind es einfache Brettertüren mit zum Teil handgeschmiedeten Beschlägen. In den Wohnbereichen des Obergeschosses gibt es mehrfach kassettierte Holztüren.
Die Hauseingangstüre ist sechsfach kassettiert und hat ein Oberlicht, das mit einer hölzernen Sprosse abgetrennt ist. Das Oberlicht selbst besteht nur aus einer Glasscheibe. Beides ist sicher nicht bauzeitlich. Die Fensteröffnungen sind oder waren mit Holzklappläden geschlossen. In der Regel sind es einfache Läden aus Brettern, grün gestrichen oder natur belassen. Die Klappläden im Erdgeschoss der Ansicht Nord sind dreifeldrig mit mittigem Feld als Lichtlamellen hergestellt.
Als besonders erwähnenswerte Ausstattungen ist die Räucherkammer im 2. Dachgeschoss zu nennen und der Hinterladerofen in Raum. Es handelt sich um einen Ofen aus gegossenen Eisenplatten mit Heizöffnung in der Küche. Der Ofen ist reich geschmückt und trägt die Aufschrift „No 3“. Leider hat er kein weiteres Typenschild, das seine Provenienz belegen könnte. In der Küche kann in der Geschossdecke die Aufhängung für eine Kaminschürze erhalten sein. Bei der Sanierung soll auf weitere Befunde geachtet werden. Die Treppen vom Erdgeschoss in das Obergeschoss und von dort in das Dachgeschoss sind einfache Holztreppen mit eingestemmten Tritt- und Setzstufen in den Wangen. Sie dürften aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen. Die Treppen vom 1. Dachgeschoss in das 2. Dachgeschoss und dann weiter in den Spitzboden sind Holzwangentreppen mit eingestemmten Trittstufen. Sie können durchaus aus der Bauzeit stammen.