Hohes Haus (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau)

ID: 185866312919  /  Datum: 02.05.2011
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Hayingerstraße
Hausnummer: 3
Postleitzahl: 72539
Stadt-Teilort: Aichelau

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Reutlingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8415058001
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
1. Beinhaltet Bauteil: Ausgeding aus Aichelau (Hofanlage Aichelau), Hayingerstraße 3
2. Beinhaltet Bauteil: Annexbauten am Haupthaus (Hofanlage Aichelau), Hayingerstraße 3

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

1509 als freistehende Stallscheuer mit Knechtstube erbaut, wurde diese im Jahr 1511 durch den Anbau eines Wohnteils zu einem Eindachhof (Einhaus) erweitert. Im besonderen Fall handelt es sich um ein "gestelztes" Einhaus, in dessen Erdgeschoss die Wirtschafts-, im Obergeschoss die Wohnräume untergebracht sind; eine Mischnutzung von landwirtschaftlichem und handwerklichem Erwerb auf engstem Raum. Das Aichelauer Einhaus diente als kleinbäuerliches Weberhaus mit "Wirkgaden" im Erdgeschoss, der Arbeitsplatz des Webers.
Bis ins 20. Jh. erfolgten immer wieder Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen und dennoch ist der Anteil der spätmittelalterlichen Bausubstanz bemerkenswert. Neben dem darauf beruhenden Denkmalwert, ist das Gebäude mit dem 1844 erfolgten, freistehenden "Anbau", ein sog. Ausgedinghaus oder auch Altenhaus von hoher kulturwissenschaftlicher Bedeutung.

Seit der Wiedererrichtung aus des Haupthauses im Jahr 2010, dienen sie gemeinsam in der Baugruppe "Neckarland" im FLM Beuren als Beispiel einer für die Alb typischen Bauform und veranschaulichen eindrücklich auch die hiesige Lebensweise; im Speziellen die Themenbereiche Erbrecht und Altenteil. Mit Ausnahme des Treppenaufgangs im Süden und der verputzten Trauf- und Giebelseite zeigt das Einhaus außen den Zustand um 1824.

Vgl.: http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/bauernhaus-aus-aichelau/ [10.10.2011]; Steffi Cornelius: Kurzführer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Beuren 2004, S. 20 und Steffi Cornelius und Barbara Wehling: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Esslingen 1995, S. 82-84.


1. Bauphase:
(1509 - 1511)
1509 erfolgte die Errichtung einer freistehenden Scheune mit Stall und von außen erschlossene Knechstube als zweigeschossiger Ständerbau mit Satteldach.

1511 wurde ein Anbau errichtet bzw. die Scheune verlängert (d, gk), wobei das Gebäude nach Süden um einen Werkstatt- (EG) und Wohnbereich (OG) erweitert wurde: Stube und Küche im OG mit offener Rauchführung sowie eine weitere Dachkammer im 1. DG. Herzstück bildet die Stube im OG, deren Lage an dem über Eck geführten Fenstererker schon von außen leicht erkennbar ist. Über dem Wohnteil wird zudem ein Krüppelwalm mit dem typisch mittelalterlichen Rauchloch unter dem First abgezimmert (einen Kamin besitzt das Haus folglich auch i.J. 1511 noch nicht).

Der Zugang ins Obergeschoss erfolgte über die Küche, deren Außentüre über eine giebelseitig angelegte Außentreppe erschlossen wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Eindachhof
    • Stallscheune
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach mit Schopfwalm (Krüppelwalm)

2. Bauphase:
(1663)
Modernisierungsmaßnahmen: Einbau eines Rauchschlots in der Küche, der den Rauch von Herd und Stubenofen geschlossen nach Außen führt. Infolge wird der auf diese Weise überflüssig gewordene Walm mit Rauchloch durch einen Steilgiebel mit Fensteröffnungen ersetzt (s. dendrochronologische Untersuchung: 1671-1691). Ferner wird der i.J. 1511 errichtete Außenaufgang in das OG zu einem Treppenflur erweitert (schmales Treppenhaus mit Flurbereich), sodass die Stube nun nicht mehr von der verrauchten Küche aus betreten werden muss, die zudem eine neue Eingangstüre erhielt. Abschließend erfolgte noch die Anlage eines Außenbackofens an der rückwärtigen Traufseite, der auf einer hölzernen Plattform errichtet wurde.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach

3. Bauphase:
(1671 - 1691)
Veränderungen am Dach: Einbau eines Dachspitzes anstelle des Krüppelwalmdaches (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Dachgeschoss(e)

4. Bauphase:
(1771)
Einbau von zwei Unterzügen im EG als statische Unterstützung von Küchenherd und Stubenofen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1801)
Grundlegende Umbauten werden vorgenommen: Errichtung des Gewölbekellers, Farbgebung im Außenbereich (auf einer weißen Kalkschlemme liegt eine rote Fachwerkfassung).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1821 - 1822)
Einbau des Gewölbekellers unter dem Stallbereich. Stalleinbauten mit Stallpflaster, Futterkrippe und Viehboxen, teilweise Erneuerung der Stallwände: nach außen massiv, zur Tenne hin in Fachwerk mit Futterläden. (1821 i). Rote Farbfassung der Konstruktionshölzer Außen wie Innen, Renovation der Fenstererker der Stube, Anlage von Treppenabgang von Stube im OG in die Werkstatt im EG und Ersatz der rückwärtigen Scheunenwände durch Bruchsteinwand mit Türöffnung zu Tenne.
- Ersatz der Außentreppe von 1663 durch eine in Ausdehnung und Konzeption ungefähr entsprechende Konstruktion (1822/23 d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1823 - 1824)
Der letzte gravierende Umbau des Hauses, bei dem es einen roten Farbanstrich erhält, ist durch eine Bauinschrift über der Stalltüre datiert. Um 1821 wird unter dem Stallbereich ein Gewölbekeller angelegt. Der zu einem Viehstall umgewandelte Schafstall erhält seine jetztige Gestalt. Um 1823 wird auch der Treppenflurvorbau von 1663 ersetzt. Der Hausherr - Schuster und Tagelöhner Johannes Koch - verbindet durch eine Treppe die Stube im OG mit der Werkstatt im EG (i, a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1844)
Errichtung des Ausgedinghauses.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1850 - 1900)
Anbau eines Schweinestalls an östlicher (rückwärtiger) Traufseite.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1864)
Umbaumaßnahmen im Wohnteil, insb. die Stube betreffend: Erneuerung des Fenstererkers, Einbau eines zusätzlichen Fensters an der Westseite, Verkleidung der Wände teils durch wandhohes Holztäfer. Teilweise Verputzung der Innenwände.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1900 - 1925)
Anfang des 20. Jh.s erfolgt die erste gemeinsame Bauphase von Ausgedinghaus und Haupthaus (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Bauphase:
(1949)
Erneute Modernisierungsmaßnahmen: Auffälligste Maßnahme darunter stellt die vollständige Überputzung der Außen- und Innenwände sowie die Neueindeckung des Dachwerks mit Doppelfalzziegel aus dem Ziegelwerk Ludwigsburg dar. Zudem erhält das Gebäude einen gemauerten Schornstein anstelle des urprünglichen Rauchschlotes, der nun im EG ansetzt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

13. Bauphase:
(2005)
Abbaubeginn des Bauernhauses in Aichelau: Vom 25.-27.10.2005 wurde das Bauernhaus in tonnenschweren Stücken, z.T. über 4 m hoch, auf Spezialtiefladern abtransportiert. Die einzelnen Hausteile wurden zunächst in eine Arbeitshalle nach Rot a.d. Rot (Kreis Biberach) transportiert und dort, soweit möglich, restauriert. Im Jahr 2010 erfolgte der Wiederaufbau zusammen mit den bereits 2003/2004 abgebauten Annexbauten.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum

14. Bauphase:
(2006 - 2010)
2006 erfolgte die Umsetzung des knapp 90 t schweren und 3 x 7 m großen Gewölbekellers als Ganzteil ins FLM Beuren. (a)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Bauernhaus im FLM; Südgiebel / Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau) in 72539 Aichelau (http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/bauernhaus-aus-aichelau/)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus im FLM; Blick gen NO / Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau) in 72539 Aichelau (http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/bauernhaus-aus-aichelau/)
Abbildungsnachweis
Bauernhaus im FLM; westliche Traufseite (im Hintergrund das Ausgeding) / Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau) in 72539 Aichelau (http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/bauernhaus-aus-aichelau/)
Abbildungsnachweis
Längsschnitt (Lohrum/Bleyer, 1989), M 1:50 / Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau) in 72539 Aichelau (02.01.1989 - Ingenieurbüro für Hausforschung, Datierung und Bauaufnahme Burghard Lohrum und Hans-Jürgen Bleyer)
Abbildungsnachweis
Grundriss Erdgeschoss (Lohrum/Bleyer, 1989), M 1:50 / Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau) in 72539 Aichelau (02.01.1989 - Ingenieurbüro für Hausforschung, Datierung und Bauaufnahme Burghard Lohrum und Hans-Jürgen Bleyer)
Abbildungsnachweis
Annexbauten entlang der Ostseite des Haupthauses (2003); in Aichelau / Bauernhaus aus Aichelau (Hofanlage Aichelau, Hauptbau) in 72539 Aichelau (01.04.2003 - Hans-Jürgen Klose, Fotodokumentation, 2003)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzuntersuchung.
  • Baugeschichtliche Untersuchung. (Datensatz noch in Bearbeitung)
  • Restauratorische Untersuchung
  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Aichelau (heute Pfronstetten-Aichelau) liegt im Kreis Reutlingen (Mittlere Alb, Nähe Zwiefalten, ca. 50 km von Beuren entfernt). Das Gebäude stand bis zur Translozierung ins FLM Beuren innerorts am Ortsende der Straße nach Ehestetten, traufständig zur Hayingerstraße. Das Gebäude repräsentiert im Rahmen des FLM Beurens die typische Bauform der südlichen bis mittleren Schwäbischen Alb, die Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem gemeinsamen Dach vereinte (sog. Eindachhöfe oder Einhäuser).
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Ausgedinghaus
    • Bauernhaus
    • Eindachhof
    • Stallscheune
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Hauptbau über ein- bis zweigeschossigem Unterbau mit zweigeschossigem Satteldach als zweigeschossiger Ständerbau ausgeführt. Von außen sind die zwei Nutzunsbereiche des Hauptbaus deutlich ablesbar, wobei sich der unbefensterte Hausteil mit der großen Toreinfaht als Scheunenteil zu erkennen gibt, während die Fensteröffnungen im anderen Hausteil auf den Wohnbereich hinweisen. Das Gebäude kragt am südlichen Giebel geschossweise aus. An rückwärtiger Traufseite, mit geringem Abstand dem Hof zugeordnet, befindet sich ein Ausgeding von 1844 (ebenfalls nach Beuren transloziert). Im Zwischenraum zwischen dem Hauptbau und dem Ausgeding entstanden im Laufe des 19. und 20. Jhs. drei Anbauten: Ein Aborthäuschen, ein Schweinestall und ein Geräteschuppen. Zwischen Stall und Schuppen findet sich die spätestens seit 1821/23 bestehende Türöffnung zur Tenne des Scheunenteils.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Hauptbau: Über einem Gewölbekeller befinden sich im EG die Wirtschaftsräume (Tenne/Heubarn/Werkstatt/Viehstall) und im OG die Wohnräume (Küche/Knechtstube/Kammer oder Lagerraum/Schlafkammer/Stube). Im Dachgeschoss war eine weitere Kammer zu Schlafzwecken eingerichtet. Der Zugang zum 1. OG erfolgte anfänglich über eine Außentreppe. Der Kernbau sowie die frühzeitige Verlängerung sind zweischiffig abgezimmert, wobei den ursprünglich drei Zonen mit dem Anbau im Jahr 1511 eine Vierte hinzugefügt wurde.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Abbau und Wiederaufbau nach Ganzteiltranslozierung in teilweise rekonstruierender Form (Zustand 1821/23 (i, d); Treppenaufgang freie Rekonstruktion 1511 (d)). Kernkonstruktionen von 1509 (d) (Scheune) und 1511 (d) (Wohnteil) noch umfassend vorhanden. Störungen des ursprünglich reinen Fachwerkbaus (mit Flechtwerkwänden) sind an den Steinplomben ablesbar, die sich im Wesentlichen an der westlichen und östlichen Traufe befinden. An der östlichen Traufe befinden sich eine Reihe jüngerer Anbauten wie Holzschuppen, Kleintierställe und eine Toilette.
Bestand/Ausstattung:
Die Scheune mit gut erhaltenen Stalleinbauten von 1821 blieb annähernd vollständig erhalten und weist einen großen Bestand spätmittelalterlicher Bausubstanz auf. Die im Museum dargebrachte Gestalt geht auf das frühe 19. Jh. zurück (vgl. Modernisierungsmaßnahmen um 1824). Erhalten blieben ferner Ausstattungsgegenstände des 18.-20. Jh.s im 1. OG, die Haustür aus dem 18./19. Jh. sowie eine Räucherkammer im DG und die Stube mit urpsrünglicher, in die Dachbalkenlage integrierter Bohlenbalkendecke; ebenso vorhanden sind nach wie vor Teile des Fenstererkers von 1511.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
  • Dachform
    • Satteldach
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Holzbau
Konstruktion/Material:
Im Fachwerkgefüge: Queraussteifungen des Dachstuhls; Sparrenverbindung in der Scheune, um eine deckenbalkenfreie Zone zu schaffen.

Stockwerksgerüst im Stallbereich und Wohnteil zweigeschossig unterteilt; rückwärtige Traufseite des Scheunenbereichs 1821 (i, g) überwiegend durch Massivwände ersetzt. Bauzeitliche Gefachfüllungen durch Lehmflechtwerk, jüngere Gefachfüllungen mit Bruchstein; Dachwerk des Wohnteils von 1511 (d) an Südgiebelseite als Halbwalm mit Rauchloch.

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