Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Schlegelscheuer aus Beuren

ID: 187339975719  /  Datum: 06.09.2011
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Rathausstraße
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 72660
Stadt-Teilort: Beuren

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Esslingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8116011002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen
2. Gebäudeteil: Schweinestall aus Ehningen, Schlossstraße 12/14

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Wohnhaus (72660 Beuren, Gartenstraße 29)
Kelter (72660 Beuren, Kelterstraße 15)
Wohnhaus (72660 Beuren, Linsenhofer Straße 20/22)
Pfarrscheuer (72660 Beuren, Linsenhofer Straße 3a)
12

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die Schlegelscheuer wurde um 1449 als freistehende Firstständerkonstruktion mit 9 m hohen Ständern errichtet. Sie bildete seit der Errichtung des Wohnhauses im Jahr 1581/82 (d) gemeinsam mit diesem Teil eines sog. Streckgehöfts. Bei einem solchen erstrecken sich die unterschiedlichen Funktionsbereiche eines Hofes, d.h. beispielsweise Wohnen, Speicher und Stall, hintereinander in einer gemeinsamen, baulichen Flucht oder auch innerhalb eines Gebäudes.
Im vorgefundenen Zustand war die Schlegelscheuer als Stallscheuer genutzt. Allerdings ist der vorgefundene Stall nach Angaben der letzten Bewohner des Schlegelhofes erst in den 1930er Jahren eingebaut worden, als in der nordöstlichen Längszone des Wohnhaus-Erdgeschosses ein Halbkeller eingebaut wurde. Nicht mehr geklärt werden konnte die Frage, ob sich der Stall des Gehöftes davor im genannten Bereich des Wohnhauses oder auch schon in der Scheune befunden hat.
Aus dem vorgefundenen Originalbestand der Firstständerscheune lässt sich wegen der spärlichen Belege für die ursprüngliche Ausprägung des Barengefachs im EG kein Hinweis auf einen ehemaligen Stall in diesem Bereich finden. Falls ein solcher vorhanden gewesen wäre, hätten seine Deckenbalken aus Gründen des Raumklimas etwa in Höhe der oberen Riegel im EG parallel zum First eingezogen sein müssen. Hier war aber kein Originalbestand mehr erhalten.
Als gesicherte Funktionen, welche die Schlegelscheuer erfüllt hat, die Aufnahme der Ernte an ungedroschenem Getreide und Heu auf den beiden Ebenen des Barengefachs und im Dach über der Tenne, in dieser selbst die Unterstellmöglichkeit für Wagen und Gerät. Die Tenne könnte auch als Dreschplatz gedient haben.

Das an die einst südöstliche Giebelwand der Schlegelscheuer mit gleicher Firstrichtung - also in Form eines Streckgehöfts - angebaute Wohnhaus war, so die dendrochronologische Datierung, jünger als die Scheuer. Bei dem konstruktiv selbstständigen Baukörper handelte es sich um ein queraufgschlossenes, aufgestelztes, ehem. Wohnstallhaus eines kleineren Bauern mit 2 Vollgeschossen, 2 Dachgeschossen und einem an der Gebäuderückseite angelehnten, aufgestelzten Holzstall mit Schleppdach, in dem auch der Abtritt untergebracht war. Der Halbkeller im Bereich des ehem. Stalles (hintere Längszone im EG) stammt nach Angaben der letzten Bewohner aus den 1930er Jahren.

Das Gehöft befand sich bis zum Abbau der Scheune und dem Abbruch des Wohnhauses Anfang der 1980er Jahre am Ende der Rathausstraße in Beuren. 1989 wurde die Scheuer im FLM Beuren wiederaufgebaut, wo es mit seiner nur noch selten erhaltenen, für die Zeit aber typische Bauform das älteste Gebäude verkörpert.

Vgl. http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/scheuer-aus-beuren/ [07.10.11], Steffi Cornelius: Kurzführer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Beuren 2004, S. 12 und Steffi Cornelius und Barbara Wehling: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Esslingen 1995, S. 36-37.


1. Bauphase:
(1449)
Errichtung der 9 m hohen freistehenden Scheune (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Bauernhof
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune

2. Bauphase:
(1581 - 1582)
Errichtung des Wohnstallhauses als eigenständiger Baukörper im Anschluss an die südöstliche Giebelwand der Scheuer; Bildung eines Streckgehöftes (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Wohnstallhaus

3. Bauphase:
(1800 - 1899)
Im 19. Jh. wurde die bauzeitliche Strohdeckung durch Hohl- bzw. Falzziegel ersetzt. Laut Beschreibungen des Oberamtes Nürtingen aus dem Jahr 1842 waren zu dieser Zeit nur sehr wenige Beurener Häuser mit Ziegeln gedeckt (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1930)
Laut Angaben der letzten Bewohner wurde in den 1930er Jahren ein Stall in die Scheuer integriert (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1982 - 1989)
Im Jahr 1982 erfolgte der Abbau des Gebäudes, das 1989 im FLM Beuren wiederaufgebaut wurde (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Scheuer aus Beuren im FLM Beuren / Schlegelscheuer aus Beuren in 72660 Beuren (02.09.2011 - Becker_priv)
Abbildungsnachweis
Konstruktionszeichung der Firstständerkonstruktion am Beispiel der Beurener Scheuer / Schlegelscheuer aus Beuren in 72660 Beuren (02.09.2011 - Museumstafel im FLM Beuren)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme und Rekonstruktionsplanung
  • Kulturwissenschaftliche Untersuchung
  • Bauhistorische Kurzuntersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Im FLM Beuren ist die Scheuer innerhalb einer Dreiseithofanlage, bestehend aus Wohnhaus, Scheune und Stall, wiederaufgebaut, wie es vielen landwirtschaftlich-architektonischen Situationen früher entsprach. Aktuell ist das Ensemble allerdings nicht komplett und besteht, neben der Scheuer, lediglich aus einem Schweinestall (aus Ehningen); das Wohnhaus (aus Frickenhausen) ist anhaltend eingelagert (Stand: Okt. 2011).
Noch am ursprünglichen Aufstellungsort lag das Gebäude "hinter dem Rathaus", am Ende der Rathausstraße, die mit dem Gebäude abschloss, d.h. unmittelbar auf den Hofraum und das Haus zulief. Dieser Hofraum wurde von den umgebenden Nachbargebäuden einst mitbenutzt.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Freilichtmuseum
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
  • Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
    • Scheune
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Ursprünglich freistehende, eingeschossige Scheuer mit Satteldach, die durch den späteren Bau eines Wohnstallhauses - 1581/82 - in gleicher Firstrichtung im Anschluss an die südöstliche Giebelseite Teil eines Streckgehöfts wurde. Die bauzeitlich originäre Strohdeckung wurde wohl in der 2. Hälfte des 19. Jh.s durch Platten- und Hohlziegel ersetzt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Firstständerbau, errichtet über einer Grundfläche von 168 m² (ca. 9,70 x 9 m). Kein Kellerraum. Ursprünglich beinhaltete die Scheune eine Tenne und einen Barn, spätestens seit den 1930er Jahren war sie ergänzt um einen (Vieh-)Stall.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
Aus dem im Gebäude verbliebenen Inventar wurden von den letzten Bewohnern folgende Gegenstände für Museumszwecke zur Verfügung gestellt: 1 hölzerner Fruchtkasten (18. Jh.?), 3 alte Türblätter aus dem DG, 1 hölzerne Egge, 1 hölzernes Jauchefass, 2 eingeschobene Treppen (19. Jh.).

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Holzgerüstbau
    • Hochfirstständergerüst
Konstruktion/Material:
Im vorgefundenen Zustand in Beuren waren von der ursprünglichen Substanz der Firstständerscheune noch das Dachwerk einschließlich der ehemaligen Wandpfetten und Teile der südöstlichen Giebelwand mit einem vollständigen Firstständer erhalten. Ferner war im EG von der originalen Bausubstanz nichts mehr vorhanden; weitgehend intakt war lediglich der südwestliche Teil der Bundwand I, wodurch sich die Höhe der ehem. Erdgeschosswände bestimmen ließ (3,25-3,32 m).
Als der wesentliche Teil des vorgefundene Baubestandes ist neben den Resten der Bundwand I im EG das Dachwerk anzusehen. Dort war die ursprüngliche Konstruktion mit den originalen Bauelementen noch fast vollständig erhalten und lediglich drei Kopfbänder, ein Riegel im Nordwestgiebel, die Aufschieblinge der südwestlichen Traufseite und die gezäunten Ausfachungen des NW-Giebels fehlten.
Die Ausfachungen der EG- und Giebelwände waren gezäunt mit Lehmstrohgemisch beworfen, das starke und zahlreiche Risse hatte. Handstrich- oder Kratzornamente wurden nicht beobachtet. Der Abstand der Löcher für die Stakungsstecken betrug etwa 30-35 cm.

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