Domturm (Rottenburg)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Regiswindiskapelle St. Anna

ID: 188809393916  /  Datum: 22.11.2012
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Kirchbergstraße
Hausnummer: 14
Postleitzahl: 74348
Stadt-Teilort: Lauffen am Neckar

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Heilbronn (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8125056003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Regiswindiskirche, Kirchbergstraße 16 (74348 Lauffen a. N.)
Gasthaus Sonne (74348 Lauffen am Neckar, Heilbronner Straße 5)
Wohnhaus (74348 Lauffen am Neckar, Kiesstraße 13)
Neckarkanal Schleuse Lauffen (74348 Lauffen, Kanalstraße 9)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Der Hauptbau wurde Ende des 13. Jahrhunderts (s) als Friedhofskapelle (St. Anna) mit einem im Untergeschoss gelegenen Beinhaus des angrenzenden Friedhofs errichtet und fand erstmals 1822/23 (a) Erwähnung als Regiswindiskapelle auf dem Urkataster und in einer Pfarrbeschreibung, noch vor der Überführung des Steinsarkophags der Regiswindis in die Kapelle.
Um 1440 wurde die Kapelle um den östlich gelegenen Chor erweitert (gk), wohl um die Nutzung als Friedhofskapelle für Aussegnungen zu ermöglichen. Im Jahr 1725 gab es einen Brand, durch in der Kapelle eingelagertes Stroh. Spuren des Brandes sind noch heute im Inneren der Kapelle sichtbar. 1764 kam es zum Beschluss des Magistrates, die Kapelle abzureißen. Das frei werdende Gelände sollte dem Collaborator 1 J. S. Göz als Gartenland zugewiesen werden. Nach einer mündlichen Nachricht soll seine Frau um 1765 (a), durch ihre Erklärung, „sie esse keinen Salat von einem Platz, wo vor dem eine Gruft gestanden“, den Abbruch der Kapelle verhindert haben. Nach erneuter Rettung vor dem Abbruch im Jahr 1827, kam es in der Folge zu einigen Renovierungsmaßnahmen. Nach ersten Reparaturen im Jahr 1836, wurde 1853/54 (a) der Chor durch K.F. Beisbarth neu ausgewölbt und überdacht. 1882 wurde schließlich der Steinsarkophag der Heiligen Regiswindis aus dem Jahr 1227 in die Kapelle überführt. Dieser stand ursprünglich wohl in einer Gruft im Chor der Kirche. Eine Inschrift auf dem Steinsarkophag aus dem 15. Jahrhundert gibt Hinweise auf die Translozierung der Reliquien in den Steinsarg, um sie vor Berührung und Diebstahl zu schützen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Räumung der Krypta angeordnet. Die Gebeine wurden auf dem angrenzenden Friedhof bestattet. 1903 wurden abermals einige Ausbesserungsarbeiten an der Kapelle durchgeführt sowie die Gartenanlage um die Kapelle verändert. Die letzte Sanierungsmaßnahme fand im Jahr 1953 (a) statt, wobei das achteckige Steindach des Hauptbaus unter Wiederverwendung bauzeitlicher Werksteine erneuert und vermutlich auch die Maßwerke der Fenster um Rippen ergänzt wurden.


1. Bauphase:
(1350 - 1400)
1. Bauphase in der Frühgotik (Ende 13. Jhd.) (s): Bau einer quadratischen Kapelle mit Kraggewölbe (heutiges Langhaus); unter dem Kraggewölbe umlaufendes Gesims, heute an der Ostwand abgearbeitet;
Einbau von Spitzbogenfenstern mit Eselsrücken und frühgothischem Maßwerk;
gröbere Steinbearbeitung häufig durch Zahnfläche, keine Steinmetzzeichen
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Werkstein
  • Gewölbe
    • Kraggewölbe (Unechtes Gewölbe)

2. Bauphase:
(1440)
2. Bauphase in der Spätgotik (um 1440) (gk): Anbau einer Dreiachtelapsis mit Spitzbogenfenstern mit Kehlbogen und spätgotischem Maßwerk; Einbau eines Kreuzrippengewölbes, dessen Auflager sich auf der ehemaligen Ostwand des quadratischen Kapellenbaues befindet; vermutlich auch Umgestaltung der ehemaligen Ostwand zum Chorbogen; fein geflächte Steinbearbeitung, Steinmetzzeichen
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Konstruktionsdetail:
  • Steinbau Mauerwerk
    • Werkstein
  • Gewölbe
    • Kreuzrippengewölbe

3. Bauphase:
(1853 - 1854)
Nach ersten Reparaturen im Jahr 1836, wurde 1853/54 (a) der Chor durch K.F. Beisbarth neu ausgewölbt und überdacht.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)

4. Bauphase:
(1953)
Die letzte Sanierungsmaßnahme fand im Jahr 1953 (i) statt, wo das achteckige Steindach des Hauptbaus unter Wiederverwendung bauzeitlicher Werksteine erneuert und vermutlich auch die Maßwerke der Fenster um Rippen ergänzt wurden.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Dachgeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Westansicht / Regiswindiskapelle St. Anna in 74348 Lauffen am Neckar (11.08.2011 - strebewerk.Riegler Läpple Partnerschaft Dipl.-Ing.)
Abbildungsnachweis
Aufsicht / Regiswindiskapelle St. Anna in 74348 Lauffen am Neckar (10.09.2011 - strebewerk.Riegler Läpple Partnerschaft Dipl.-Ing.)
Abbildungsnachweis
Innenaufnahme Nordwand Ursprungsbau / Regiswindiskapelle St. Anna in 74348 Lauffen am Neckar (28.08.2012 - strebewerk.Riegler Läpple Partnerschaft Dipl.-Ing.)
Abbildungsnachweis
Innenansicht Rippengewölbe Chor / Regiswindiskapelle St. Anna in 74348 Lauffen am Neckar (28.08.2012 - strebewerk.Riegler Läpple Partnerschaft Dipl.-Ing.)
Abbildungsnachweis
Untersicht Kraggewölbe Ursprungsbau / Regiswindiskapelle St. Anna in 74348 Lauffen am Neckar (28.08.2012 - strebewerk.Riegler Läpple Partnerschaft Dipl.-Ing.)
Abbildungsnachweis
Innenaufnahme Sarkophag Hl. Regiswindis / Regiswindiskapelle St. Anna in 74348 Lauffen am Neckar (strebewerk. Riegler Läpple Partnerschaft Dipl.-Ing.)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Schadens- und Maßnahmenplanung zur Sanierung der Regiswindiskapelle
  • Bauaufnahme
  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Drei kleine Zentren prägen die Stadt Lauffen am Neckar: Das in karolingische Zeit zurückreichende Gebiet mit Kirche und Kapelle auf der linken Seite des Neckars, die seit dem 11. Jahrhundert nachweisbare Burg auf der Neckarinsel und die Stadt am rechten ansteigenden Flussufer.
Die Lage der Kirche auf dem Felsen über dem Neckar gab dem Gebäude jeher den Charakter einer Wehrkirche. Südlich der Regiswindiskirche befindet sich die aus dem 13. Jahrhundert stammende alte Friedhofskapelle St. Anna, in die um 1880 der steinerne Regiswindisschrein verbracht wurde und die seitdem als Regiswindiskapelle bezeichnet wird.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Die Regiswindiskapelle ist ein steinsichtiger Massivbau aus Quadersteinen mit Wandöffnungen aus Werkstein.
Der quadratische Ursprungsbau mit einer Grundfläche von 10 x 10 Fuß (3,60 x 3,60 Meter) schließt nach oben mit einem achtseitigen pyramidenförmigen Steindach ab. Unter der Kapelle befindet sich eine von Westen her zugängliche, heute mit Gitter verschlossene Krypta. Um 1440 wurde an die Kapelle ein spätgotischer Chor mit 5/8-Schluss angebaut, der sich mit einem spitzbogigen Durchbruch zum alten quadratischen Raum hin öffnet.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der quadratische Hauptbau wird durch einen querbündigen Spitzbogen zoniert und schließt im Osten mit einem 5/8-Schluss des Chores ab.
Der Chorbereich ist geprägt von einem spätgotisches Rippengewölbe, während der Hauptbau nach oben mit einem Kraggewölbe abschließt.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die Sandsteinoberflächen an den Außenfassaden befinden sich bis auf ausgeprägten Steinzerfall oberhalb der Sockelzone, im Türbereich und an den Fenstern in einem relativ guten Zustand.
Die Schäden im Innenraum werden bestimmt von oberflächig wirkenden Zerfallsprozessen, die alle Flächen einschließen.
Außerdem liegt eine starke flächige Vergipsung der Oberflächen (vgl. Bericht MPA, 12.02.2013) wie auch kalkhaltige Versinterungen vor. Diese Schicht hat große Verluste an der Verputzung, den flächigen Verlust der bauzeitlichen Steinoberfläche und eine ausgedehnte Schmutzkruste verursacht. Für die Fenster lässt sich ein vergleichbares wenn nicht etwas größeres Schadensausmaß feststellen wie es an den Außenseiten besteht. Weitere auffällige Substanzschäden entstanden durch den Brand im Jahre 1725.
In der Gesamtbetrachtung befindet sich der Innenraum in einem sehr schlechten Erhaltungszustand.
Bestand/Ausstattung:
Auf der Nordseite des Chores befindet sich eine feingestaltete Nische für ein Heiligenbild, das jedoch nicht mehr erhalten ist.
Im Jahr 1882 wurde der Steinsarkophag der Hl. Regiswindis aus dem Jahr 1227 in die Kapelle überführt, der sich heute inmitten des Kapellenraums, zwischen Chor und Hauptbau, befindet.
Im gesamten Innenraum sind Reste von Putzen und Farbfassungen erhalten, die auf eine frühere Raumgestaltung mit Putz und steinsichtigen Gewölberippen hindeuten. Auf den Putzresten an der Südwand des Ursprungsbaus befinden sich Tünchereste und Malereifragmente in Form von Weihekreuzen.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Kraggewölbe (Unechtes Gewölbe)
    • Rippengewölbe
  • Dachform
    • Zeltdach/Pyramidendach/-helm
  • Steinbau Mauerwerk
    • Quader
    • Werkstein
Konstruktion/Material:
Das bauzeitliche Mauerwerk und die Chorerweiterungen aus Heilbonner Sandstein bilden den massiven Baukörper mit Werksteinwänden. Das vollflächige Steindach überspannt den quadratischen Ursprungsbau als pyramidales Kraggewölbe.
Die Erweiterung durch den spätgotischen Chor mit 5/8-Schluss öffnet sich mit einem spitzbogigen Durchbruch zum ursprünglichen Raum und wird von einem Rippengewölbe überfangen.
Neben den unterschiedlichen Einwölbungen der beiden Kapellenbereiche weist die Formensprache der Fenster auf verschiedene Entstehungszeiten hin.
Unter der Kapelle befindet sich eine von Westen aus zugängliche, heute mit Gitter verschlossene, Krypta.

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