Steinmetzhaus aus Wangen
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Rechenberghäuser Straße |
Hausnummer: | 2 |
Postleitzahl: | 73117 |
Stadt-Teilort: | Wangen |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Göppingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8117055002 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Bauphasen
Auf der Südseite der Rechberghäuser Straße, am östlichen Ortsrand von Wangen befand sich seit 1885 das Wohn- und Ökonomiegebäude von Michael Schwarz (Maurer). Es stand giebelständig zur Straße, ringsum freistehend, wobei auch, abgesehen von einem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der näheren Umgebung einst keine Nachbargebäude, sondern ausschließlich Gärten und Obstbaumstücke anzutreffen waren. Es wurde demnach, ungewöhnlicherweise, weit außerhalb der bebauten Siedlung errichtet.
Der Baukörper definiert ein sog. Quereinhaus, d.h. ein Wohnhaus mit Scheune unter einem gemeinsamen durchlaufenden Dach. Die Grundfläche des Wohnhauses beträgt ca. 10,5 x 9,7 m, die der Scheune ca. 6,8 x 9,7 m. Über einem tonnengewölbten Keller, der sich nach außen durch ein kleines Fenster im niedrigen Sockel zeigt, folgen zwei Vollgeschosse, ein Dachgeschoss sowie ein Spitzboden. Die Traufhöhe beträgt ca. 5,5 m.
Im Juni 1986 wurde die Abbruchgenehmigung für das seit längerer Zeit nicht mehr bewohnte, aber unter Denkmalschutz stehende Gebäude erteilt, da sich kein erhaltungswilliger Käufer fand und das Haus zudem der Planung eines Neubaugebietes im Wege stand. Wenig später entschied das Landratsamt Esslingen auf Empfehlung des Hauptkonservators der Landesstelle für Museumsbetreuung, Dr. E. Neuffer, die Übernahme des Gebäudes in das damals noch in Planung befindliche FLM Beuren.
Die bauhistorische und restauratorische Untersuchung sowie die Auswertung der Schriftquellen bestätigten den bereits im angetroffenen Zustand gewonnenen Eindruck, dass das Haus seit seiner Errichtung im Jahr 1885 keine nennenswerten Veränderungen mehr erfahren hatte. Die Zufügung verschiedener Anbauten auf der Ost- und der Südseite, zuletzt im Jahr 1914, vergrößerten zwar das Bauvolumen erheblich, griffen aber kaum in die Substanz des Haupthauses ein. Von der Teilung zweier Räume - der Remise im EG und der großen Kammer im OG - abgesehen, beschränkten sich die Veränderungen auf die Reparaturen infolge normaler Abnutzung und auf Modernisierung der "Haustechnik". Die originale Oberflächengestaltung der Wände, Decken und Ausbauteile im Inneren ist allerdings nirgends erhalten.
Vgl.: Steffi Cornelius: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, Esslingen 1995, S. 70-73.
(1884)
- Siedlung
- Randlage
- Wohnbauten
- Quereinhaus
(1885)
(1886)
(1889 - 1914)
- Anbau
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Stallgebäude
(1893)
- Anbau
(1907)
(1914)
(1914)
- Anbau
(1920)
(1929)
(1957)
- Anbau
(1960)
(1986)
(1987 - 1988)
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische und Restauratorische Untersuchung zur Translozierung
- Kulturwissenschaftliche Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Wohnbauten
- Quereinhaus
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
Zonierung:
Unter der nördlichen Zone des EG liegt ein über die ganze Tiefe des Hauses reichender tonnengewölbter Keller, der über eine Treppe vom EG-Flur aus zugänglich ist (mit gleicher Steigrichtung unter der Treppe vom Erd- zum Obergeschoss).
Die Scheune ist vom Hof her durch das große, zweiflügelige Tor und eine kleinere, heute vermauerte Tür in der Westwand zugänglich. Eine große, torähnliche Öffnung in der Rückwand ermöglicht die Durchfahrt zum jüngeren Anbau. Der Innenraum ist bis in Höhe des Dachgebälks ungeteilt (abgesehen von jüngeren Zwischendecken auf Rundhölzern). Die Dachbalken laufen nur oberhalb der Tenne durch, über dem Barn werden sie bereits kurz nach der Wand von Wechselbalken aufgefangen. Der Dachraum der Scheune erstreckt sich in den Bereich des Wohnteils hinein bis zur Südwand des DG-Flures. Durch eine Bretterlage auf dem Kehlgebälk wird die obere Hälfte des Dachraumes von der unteren abgeteilt.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Backstein
- Werkstein
- Verwendete Materialien
- Stein
- Dachform
- Satteldach
- Gestaltungselemente
- Zierglieder im Steinbau
- Mischbau
- Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
Das EG ist aus unterschiedlich großen, vom Schnitt jedoch von unten nach oben an Höhe abnehemden Sandsteinquadern gefügt. Die Quader besitzen einen scharrierten Randschlag von 3,5-4 cm Breite, während der Spiegel nur grob in die Fläche zurückgespitzt ist. Ein niedriger, aus gleichem Material bestehender Sockel springt ca. 6 cm weit vor und läuft umknickend in alle Tür- und Toröffnungen hinein. Nach oben abgeschlossen wird die EG-Quaderung durch ein kräftig ausladendes, aus dem gleichen Material bestehendes Sims. Die einzelnen Öffnungen sind der Anordnung und Nutzung der dahinter liegenden Räume entsprechend unterschiedlich gestaltet und unregelmäßig angeordnet.
Die zur Straße hin gerichtete Giebelseite differenziert in ihrer vertikalen Abfolge fast noch stärker als die hofseitige Fassade. Über einem Sandsteinquadersockel folgt im EG Backsteinmauerwerk mit Fenstereinfassungen und Ecklisenen in Sandstein, im OG und im Giebeldreieck mit Backstein ausgemauertes Fachwerk. Das Traufgesims der Längsseiten biegt an den Ecken um und reicht noch ein Stück weit horizontal in die Giebelseite hinein, in gleichem Profil ist auch das Ortganggesims ausgebildet. Neben der horizontalen Schichtung wird die Giebelfassade vertikal in vier Fensterachsen gegliedert, die annähernd dem Rhythmus zwei und zwei folgen. Im DG setzen sich nur die beiden mittleren Fensterachsen fort, in der Giebelspitze sitzt ein einziges, kleines Fenster zwischen den beiden Achsen.
Die rückwärtige Giebelseite besteht aus einheitlich abgebundenem Fachwerk mit verputzter Bruchsteinausmauerung. Nur die SW-Ecke als Stirnseite der Westfassadenmauer ausgebildet, im EG gequaderte Sandsteinlisene, im OG Backsteinlisene. Das Fachwerk sitzt auf einem niedrigen Sockel aus groben, grob quaderförmig behauenen Bruchsteinen und läuft wegen der fehlenden Geschossteilung der Scheune bis zum Dachgebälk durch.
Mehrere Putzschichten und farbige Fassungen, zumindest teilweise mit aufgemalter Ziegelimitation. Das Ortgesims im Prinzip ähnlich wie an der Straßenfassade, jedoch unter Verzicht auf den Zahnschnitt; das Karniesprofil sitzt hier direkt unter dem Brettkasten.
Keller:
Unverputztes, nicht ausgefugtes Mauerwerk aus druchweg größeren, grob quaderförmig behauenen Bruchsteinen mit meist durchlaufendenen Lagerfugen. Der Fußboden besteht aus in Querreihen verlegtem Ziegelpflaster, begrenzt zu den Umfassungsmauern hin durch einen Streifen parallel zu diesen verlegter Ziegel.
Vor der Südwand unterhalb der Gewölbeöffnung befindet sich ein rund gemauerter Brunnenschaft, der Wasserspiegel ist heute etwa auf dem Niveau des Kellerfußbodens.
Die Dachdeckung erfolgte mittels hochrechteckiger Schieferplatten in englischer Deckung auf Latten. Am Ort entlang jeweils eine Reihe querrechteckig verlegter Platten, die frei liegenden Ecken hier flach abgeschrägt. Durch das Einfügen dunkelweinroter Platten in die ansonsten hellschiefergraue Deckung ist die Dachfläche geometrisch gemustert: Streifen von einer Plattenbreite bilden an First und Traufe entlang ein breites Zickzackband, jede zweite Zacke beider Bänder durch einen von grauen Platten regelmäßig unterbrochenen, vertikalen Streifen verbunden. In den so entstandenen großen Feldern je eine kleine, stehende Raute mit mittlerem Punkt. Ursprünglich wohl auch alle Randstreifen durch rote Platten abgesetzt, später teilweise mit grauen Platten erneuert. Die Firstdeckung erfolgte durch Zinkblech mit eisernen Befestigungsklammern.