Wohnhaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Kirchenstraße |
Hausnummer: | 6 |
Postleitzahl: | 74834 |
Stadt-Teilort: | Elztal-Dallau |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Neckar-Odenwald-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8225117003 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 49,3848° nördliche Breite, 9,1922° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Die dendrochronologische Untersuchung datiert die Errichtung des Gebäudes in das Jahr 1551 (d). Das deckt sich mit den gefügekundlichen Details. Die geblatteten und gezapften Kehlbalken sowie Bandstreben sind charakteristisch für die Übergangszeit von den Blatt- zu den Zapfenverbindungen.
In einer späteren Bauphase wurde der Erdstock unter Beibehaltung der bauzeitlichen Binnenstruktur nachträglich versteinert. Zudem wurde eine Vielzahl der Sparren ersetzt und der Windverband des 1. DG vollständig entfernt. Ansonsten befinden sich die Giebel- und Binnenwände des Ober- und Dachstockes sowie ein Großteil Dachtragwerkes in einem weitestgehend unveränderten Zustand und weisen noch ihre bauzeitliche Konstruktion und Materialität auf.
Das Bauwerk wurde wahrscheinlich bereits bei seiner Errichtung als Zweiparteienhaus konzipiert. Zudem gibt es eindeutige Hinweise, dass es sich bei dem nördlichen Bereich des Dachtragwerkes um ein ehemaliges Rauchdach handelt.
(1551)
- Obergeschoss(e)
- Dachgeschoss(e)
- Siedlung
- Dorf
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Bestandsdokumentation zum Dachwerk
Beschreibung
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Anhand des Abbundzeichensystems und den Bundseiten können Aussagen über die frühere Nutzung getroffen werden. Da die Bundseiten der Binnenwände in der mittleren Querzone zueinander zeigen, weisen sie diese Querzone als Flur aus. Folglich wurde die mittlere Querzone schon zur Erbauungszeit für die Erschließung genutzt. Da die Gespärrezählung im Norden beginnt, kann über den Bezugsachsenschnittpunkt davon ausgegangen werden, dass sich früher hier die Stube befand. Dafür spricht auch die Lage zur Straße.
Starke Rußspuren sowie Versottungen deuten darauf hin, dass es sich bei dem Dachtragwerk um ein ehemaliges Rauchdach handelte. Dafür spricht auch ein kleines Firstfach bzw. "Rauchloch" am Nordgiebel. Eine mittig angeordnete Binnenwand trennte die Dachräume des 2. und 3. DG in einen rauchfreien und einen rauchigen Dachbereich auf. Da die Versottungen in der mittleren Querzone konzentriert auftreten, befand sich hier vermutlich die Küche (Flurküche).
Die Längsunterteilung in zwei Doppelhaushälften sowie die Anordnung von zwei liegenden Stuhlgerüsten übereinander könnten Hinweise über die ehemalige Nutzung des Gebäudes geben. Ein Brett an der Binnenwand des 2. DG war mit Hufnägeln befestigt. Das könnte ein Indiz für eine handwerkliche Nutzung (Schmiede ?) des Gebäudes sein.
Konstruktionen
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Staken
- Dachform
- Satteldach
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
- Dachgerüst, verstärkende Einbauten
- Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
- Mischbau
- Obergeschoss(e) aus Holz
- Unterbau aus Stein (gestelzt)
Die Sparren des Dachtragwerkes sind fußzonig in die Dachbalken gezapft und kopfzonig über Scherzapfen miteinander verbunden. Die Anschlüsse der Kehlbalken erfolgt im 1. DG über Zapfenverbindungen. Im 2. DG sind nur die Kehlbalken der Bindergespärre gezapft, die Kehlbalken der Zwischengespärre weisen hingegen Blattverbindungen mit einseitigen Versätzen ("Schwalbenschwänze") auf.
Der liegende Stuhl ist im ersten Dachgeschoss ohne Stuhlschwellen ausgebildet. Er verfügt über vertikal ausgerichtete Stuhlrähme mit viereckigem Querschnitt und Druckriegeln. Die Ecke zwischen Stuhlstrebe und Druckriegel wird zudem durch Kopfstreben ausgesteift. Die Stuhlstreben sind im Kopfbereich verdickt, um die Stuhlrähme aufnehmen zu können. Alle Anschlüsse in den Bindergespärren sind gezapft. Die Kehlbalken der ersten Lage sind mit einseitigen Verkämmungen schubfest mit den Stuhlrähmen verbunden. Im zweiten Dachgeschoss ist die liegende Stuhlkonstruktion im Gegensatz zum darunterliegenden Geschoss vereinfacht ausgebildet. Neben den Stuhlschwellen fehlen zudem die Druckriegel und Kopfstreben, außerdem wurde auf eine Verkämmung der Kehlbalken verzichtet.
Die Längsaussteifung des Dachwerkes erfolgt über Windverbandsstreben. Diese sind an den außenliegenden Feldern fußzonig in die Stuhlstreben eingezapft und kopfzonig an die Rähme angeblattet. In den mittleren Feldern sind die Windverbandsstreben als Andreaskreuze ausgebildet und kopf- und fußzonig an die Stuhlstreben gezapft.
Die Verwendung von Bandstreben sowie geblattete und gezapfte Kehlbalkenanschlüsse sind charakteristisch für die Übergangszeit von den Blatt- zu den Zapfenverbindung in der Mitte des 16. Jh. und passen gut zur dendrochronologischen Datierung.
Das Abbundzeichensystem des Dachtragwerkes wird durch Abbundmarken aus Kerben und Ausstichen in Kombination mit römischen Zahlenwerten als Hierarchisierungszeichen („V“ und „X“) gebildet. Die Traufseitendifferenzierung erfolgt dabei über die unterschiedliche Abbundmarken. Die Ostseite wird durch Kerben, die Westseite durch Ausstiche definiert. Die Zählrichtung der Gespärrezählung erfolgt dabei von Norden nach Süden. Zudem verfügt das Dachtragwerk über eine Stockwerksdifferenzierung, die mit Hilfe des Reißhakens leicht in die Konstruktionshölzer geritzt wurde. Das 1. DG wird durch eine Kerbe, das 2. DG durch ein "X" definiert.
Das Dachtragwerk wurde fast ausschließlich durch naturkrumme und bebeilte Eichenhölzer hergestellt. Durch die dendrochronolgische Untersuchung wurde zudem herausgefunden, dass das Holz einer Stuhlstrebe von einem Kirschbaum stammt.
Die Giebel- und Binnenwände des Dachwerkes sind in Fachwerkbauweise ausgeführt und besitzen noch ihre bauzeitlichen Gefache. Diese sind durch Staken mit Weidengeflecht und Strohlehm erzeugt und weiß gekalkt. Die Wände sind im 1. und 2. DG einriegelig ausgeführt und besitzen wandhohe Streben. Im 3. DG wird die nördliche Giebelscheibe durch einen zusätzlichen Riegel ergänzt und somit ein Firstfach ("Rauchloch") ausgebildet. In diesem Geschoss reichen die Streben nur bis zur ersten Riegelkette und in Mittelachsensymmetrie ist ein Ständer eingestellt.