Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 191233546912  /  Datum: 12.02.2022
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Kirchenstraße
Hausnummer: 6
Postleitzahl: 74834
Stadt-Teilort: Elztal-Dallau

Regierungsbezirk: Karlsruhe
Kreis: Neckar-Odenwald-Kreis (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8225117003
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 49,3848° nördliche Breite, 9,1922° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Ehem. Wasserschloß (74834 Elztal, Dorfstraße 9)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die dendrochronologische Untersuchung datiert die Errichtung des Gebäudes in das Jahr 1551 (d). Das deckt sich mit den gefügekundlichen Details. Die geblatteten und gezapften Kehlbalken sowie Bandstreben sind charakteristisch für die Übergangszeit von den Blatt- zu den Zapfenverbindungen.

In einer späteren Bauphase wurde der Erdstock unter Beibehaltung der bauzeitlichen Binnenstruktur nachträglich versteinert. Zudem wurde eine Vielzahl der Sparren ersetzt und der Windverband des 1. DG vollständig entfernt. Ansonsten befinden sich die Giebel- und Binnenwände des Ober- und Dachstockes sowie ein Großteil Dachtragwerkes in einem weitestgehend unveränderten Zustand und weisen noch ihre bauzeitliche Konstruktion und Materialität auf.

Das Bauwerk wurde wahrscheinlich bereits bei seiner Errichtung als Zweiparteienhaus konzipiert. Zudem gibt es eindeutige Hinweise, dass es sich bei dem nördlichen Bereich des Dachtragwerkes um ein ehemaliges Rauchdach handelt.


1. Bauphase:
(1551)
Errichtung des Wohnhauses 1551 (d)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Dorf
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Der Blick in den Dachraum der nördlichen Querzone (Blickrichtung Süd) zeigt das liegende Stuhlgerüst im zweiten Dachgeschoss, sowie die zweite Kehlbalkenlage. Die naturkrummen Eichenhölzer sind infolge der ehemaligen Ausbildung als Rauchdach rußgeschwärzt. / Wohnhaus  in 74834 Elztal-Dallau  (04.12.2021 - Ersteller: Jonas Senghaas, Dezember 2021)
Abbildungsnachweis
Querschnitt durch das Bindergespärres des Dachwerkes (Genauigkeitsstufe I) / Wohnhaus  in 74834 Elztal-Dallau  (Januar 2021.  - Planersteller: Jonas Senghaas, Januar 2022)
Abbildungsnachweis
Innenansicht der nördlichen Giebelscheibe (Genauigkeitsstufe I) / Wohnhaus  in 74834 Elztal-Dallau  (Januar 2021.  - Planersteller: Jonas Senghaas, Januar 2022)
Abbildungsnachweis
Längsschnitt durch das Dachwerk (Genauigkeitsstufe I) / Wohnhaus  in 74834 Elztal-Dallau  (Januar 2021.  - Planersteller: Jonas Senghaas, Januar 2022)
Abbildungsnachweis
Rekonstruktionsversuch der bauzeitlichen Grundrissgliederung auf Grundlage von Bezugsachsenschnittpunkt und Bundseitenorientierung.  / Wohnhaus  in 74834 Elztal-Dallau  (Januar 2021 - Planersteller: Jonas Senghaas, Januar 2021)
Abbildungsnachweis
Blick auf die Nordfassade des Wohnhauses.  / Wohnhaus  in 74834 Elztal-Dallau  (04.12.2021 - Ersteller: Jonas Senghaas, Dezember 2021)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Bestandsdokumentation zum Dachwerk

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Objekt befindet sich im Zentrum von Elztal-Dallau und liegt in Ecklage zur Katzentaler- und Kirchenstraße. Das Gebäude ist zur Katzentalerstraße giebel- und zur Kirchenstraße traufständig ausgeführt. Im Süden und Osten schließen Scheunen an das Gebäude an.
Lagedetail:
keine Angaben
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein giebelständiges, zweistöckiges Gebäude mit einem Satteldach. Das Erdgeschoss wurde wahrscheinlich nachträglich versteinert. Darauf deutet ein Mauerwerksversatz am Nordgiebel am Übergang zum Obergeschoss hin. Das Obergeschoss sowie die Giebel sind in Fachwerkbauweise ausgeführt und verputzt. Der Dachstock verfügt über drei Geschosse und kragt im Bereich des Nordgiebels leicht vor. Dabei wird die Vorkragung durch hölzerne Knaggen unterstützt.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Bauwerk besitzt im Erd- und Obergeschoss sowie im ersten Dachgeschoss über die gleiche Grundrissgliederung. Diese ist über zwei Längszonen und drei Querzonen ausgebildet. Die Längszonen unterteilen das Objekt dabei in firstparalleler Richtung in zwei Doppelhaushälften, welche in der mittleren Querzone traufseitig von Osten und Westen erschlossen werden. Die wahrscheinlich noch aus der Bauzeit stammenden Binnenwände deuten darauf hin, dass das Gebäude bereits bei seiner Errichtung als Zweiparteienhaus konzipiert wurde. Das 2. und 3. DG verfügt über zwei Querzonen und ist in Querrichtung unterteilt.

Anhand des Abbundzeichensystems und den Bundseiten können Aussagen über die frühere Nutzung getroffen werden. Da die Bundseiten der Binnenwände in der mittleren Querzone zueinander zeigen, weisen sie diese Querzone als Flur aus. Folglich wurde die mittlere Querzone schon zur Erbauungszeit für die Erschließung genutzt. Da die Gespärrezählung im Norden beginnt, kann über den Bezugsachsenschnittpunkt davon ausgegangen werden, dass sich früher hier die Stube befand. Dafür spricht auch die Lage zur Straße.

Starke Rußspuren sowie Versottungen deuten darauf hin, dass es sich bei dem Dachtragwerk um ein ehemaliges Rauchdach handelte. Dafür spricht auch ein kleines Firstfach bzw. "Rauchloch" am Nordgiebel. Eine mittig angeordnete Binnenwand trennte die Dachräume des 2. und 3. DG in einen rauchfreien und einen rauchigen Dachbereich auf. Da die Versottungen in der mittleren Querzone konzentriert auftreten, befand sich hier vermutlich die Küche (Flurküche).

Die Längsunterteilung in zwei Doppelhaushälften sowie die Anordnung von zwei liegenden Stuhlgerüsten übereinander könnten Hinweise über die ehemalige Nutzung des Gebäudes geben. Ein Brett an der Binnenwand des 2. DG war mit Hufnägeln befestigt. Das könnte ein Indiz für eine handwerkliche Nutzung (Schmiede ?) des Gebäudes sein.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
keine Angaben
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Staken
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Dachgerüst, verstärkende Einbauten
    • Kehlbalken, Kreuzbänder, Sparrenstreben etc.
  • Mischbau
    • Obergeschoss(e) aus Holz
    • Unterbau aus Stein (gestelzt)
Konstruktion/Material:
Das Satteldach des Objektes ist als Sparrendach mit zweifacher Kehlbalkenlage konstruiert. Im ersten und zweiten Dachgeschoss sind Binderkonstruktionen eingestellt. Dabei handelt es sich um liegende Stuhlgerüste, die sich im Anschluss an die Fachwerkgiebel in stehende Stuhlgerüste wandeln.

Die Sparren des Dachtragwerkes sind fußzonig in die Dachbalken gezapft und kopfzonig über Scherzapfen miteinander verbunden. Die Anschlüsse der Kehlbalken erfolgt im 1. DG über Zapfenverbindungen. Im 2. DG sind nur die Kehlbalken der Bindergespärre gezapft, die Kehlbalken der Zwischengespärre weisen hingegen Blattverbindungen mit einseitigen Versätzen ("Schwalbenschwänze") auf.

Der liegende Stuhl ist im ersten Dachgeschoss ohne Stuhlschwellen ausgebildet. Er verfügt über vertikal ausgerichtete Stuhlrähme mit viereckigem Querschnitt und Druckriegeln. Die Ecke zwischen Stuhlstrebe und Druckriegel wird zudem durch Kopfstreben ausgesteift. Die Stuhlstreben sind im Kopfbereich verdickt, um die Stuhlrähme aufnehmen zu können. Alle Anschlüsse in den Bindergespärren sind gezapft. Die Kehlbalken der ersten Lage sind mit einseitigen Verkämmungen schubfest mit den Stuhlrähmen verbunden. Im zweiten Dachgeschoss ist die liegende Stuhlkonstruktion im Gegensatz zum darunterliegenden Geschoss vereinfacht ausgebildet. Neben den Stuhlschwellen fehlen zudem die Druckriegel und Kopfstreben, außerdem wurde auf eine Verkämmung der Kehlbalken verzichtet.

Die Längsaussteifung des Dachwerkes erfolgt über Windverbandsstreben. Diese sind an den außenliegenden Feldern fußzonig in die Stuhlstreben eingezapft und kopfzonig an die Rähme angeblattet. In den mittleren Feldern sind die Windverbandsstreben als Andreaskreuze ausgebildet und kopf- und fußzonig an die Stuhlstreben gezapft.

Die Verwendung von Bandstreben sowie geblattete und gezapfte Kehlbalkenanschlüsse sind charakteristisch für die Übergangszeit von den Blatt- zu den Zapfenverbindung in der Mitte des 16. Jh. und passen gut zur dendrochronologischen Datierung.

Das Abbundzeichensystem des Dachtragwerkes wird durch Abbundmarken aus Kerben und Ausstichen in Kombination mit römischen Zahlenwerten als Hierarchisierungszeichen („V“ und „X“) gebildet. Die Traufseitendifferenzierung erfolgt dabei über die unterschiedliche Abbundmarken. Die Ostseite wird durch Kerben, die Westseite durch Ausstiche definiert. Die Zählrichtung der Gespärrezählung erfolgt dabei von Norden nach Süden. Zudem verfügt das Dachtragwerk über eine Stockwerksdifferenzierung, die mit Hilfe des Reißhakens leicht in die Konstruktionshölzer geritzt wurde. Das 1. DG wird durch eine Kerbe, das 2. DG durch ein "X" definiert.

Das Dachtragwerk wurde fast ausschließlich durch naturkrumme und bebeilte Eichenhölzer hergestellt. Durch die dendrochronolgische Untersuchung wurde zudem herausgefunden, dass das Holz einer Stuhlstrebe von einem Kirschbaum stammt.

Die Giebel- und Binnenwände des Dachwerkes sind in Fachwerkbauweise ausgeführt und besitzen noch ihre bauzeitlichen Gefache. Diese sind durch Staken mit Weidengeflecht und Strohlehm erzeugt und weiß gekalkt. Die Wände sind im 1. und 2. DG einriegelig ausgeführt und besitzen wandhohe Streben. Im 3. DG wird die nördliche Giebelscheibe durch einen zusätzlichen Riegel ergänzt und somit ein Firstfach ("Rauchloch") ausgebildet. In diesem Geschoss reichen die Streben nur bis zur ersten Riegelkette und in Mittelachsensymmetrie ist ein Ständer eingestellt.

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