Alte Aula (Tübingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohn- und Geschäftshaus

ID: 191777223711  /  Datum: 11.12.2014
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Calwer Straße
Hausnummer: 39
Postleitzahl: 70173
Stadt-Teilort: Stuttgart

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Stuttgart (Stadtkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8111000050
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Die vorhandene Bausubstanz der drei folgenden Zeitstellungen im Gebäude ist außerordentlich umfangreich, hochwertig und sehr einheitlich ablesbar.


1. Bauphase:
(1648)
Die gefügekundliche und die dendrochronologische Untersuchung ergab für das Baudatum des Kernbaus das Jahr 1648 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
  • Untergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus

2. Bauphase:
(1740 - 1760)
Die Erweiterung und heutige Ausstattung der beiden Obergeschosse fällt in die Mitte des 18. Jh.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Ausstattung

3. Bauphase:
(1860 - 1899)
Im späten 19. Jh. ist der Kolonialwarenladen im EG auf seine heutige Größe erweitert worden. Dabei wurde der Kellerabgang an die rückwärtige Traufe verlegt.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Untergeschoss(e)

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude steht traufständig am oberen Ende der Calwer Straße in Sichtweite zum Rotebühlplatz. Es befindet sich als dreigeschossiger Bau zwischen mehrgeschossigen jüngeren Gebäuden in einer geschlossenen Häuserzeile.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohn- und Geschäftshaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen dreigeschossigen, verputzten Fachwerkbau, der von der Calwer Straße aus erschlossen wird. Die Erschließung des Kellers erfolgte ursprünglich auch von hier.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Laden, Lager und Erschließung nehmen heute die gesamte Fläche des Erdgeschosses in Anspruch.
Im 1. und 2. Obergeschoss befindet sich ausschließlich Wohnnutzung. Der Dachstock dient als Lagerraum.
Das Gebäude besitzt einen Steilgiebel. Krüppelwalme wurden nicht nachgewiesen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das Dachgebälk ist nicht rußgeschwärzt, was darauf hindeutet, dass bereits Kamine vorhanden waren.
Das Gebäude war zum Zeitpunkt der Untersuchung bewohnt und bewirtschaftet.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
keine Angaben
Konstruktion/Material:
Erdgeschoss und Keller:
Im EG befindet sich der Laden und seine dazugehörenden Nebenräume wie Büro, Lager, Erschließungsbereich und eine Küche. Ein mittiger Längsunterzug lässt auf die zwei-Schiffigkeit des Erdgeschossgrundrisses schließen. Ob sich die dreizonigkeit des 1. OG auf das EG ableiten lässt kann im jetzigen bewirtschafteten Zustand nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden.
Die heutige Grundrissgliederung und die Ausstattung der Erdgeschosszone wurden im 19. Jh. angelegt und eingerichtet. Dieser Zustand hat sich bis heute erhalten.
An der rückwärtigen Traufe kragt das 1. OG ca. 20cm aus. Beim Ladenumbau dürfte diese Auskragung an der Straßenseite abgenommen worden sein.
Erschließung und Anlieferung erfolgte seit jeher ausschließlich über die Calwer Straße. Auch die Erschließung des Kellers erfolgte ursprünglich von dieser Straßenseite aus. Der alte Treppenabgang ist noch vorhanden. Er wurde im Rahmen der südwestlichen Ladenerweiterung (im späten 19. Jh.) still gelegt und an die rückwärtige Traufe verlegt.
Der Keller ist als Balkenkeller ausgeführt worden. Eine mittige profilierte Eichenstütze trägt den Längsunterzug der die Deckenbalkenlage mittig unterstützt. Das Deckengebälk lagert in den Seitenwänden auf Mauerbalken auf. Eine eventuell frühere Einwölbung des Kellers kann nicht nachgewiesen werden. Mit seiner lichten Höhe von 3,50m ist er ungewöhnlich hoch.

1. Oberstock:
Der Grundriss des 1. OG erscheint heute stark gegliedert. Nach Aufteilung in die beiden Bauphasen wird die Grundrissgliederung des Kernbaus und der Anbauten deutlich.
Dabei handelt es sich beim Kernbau um eine zwei-schiffige und drei-zonige Anlage. Im westlichen Schiff befinden sich die Stube und zwei Kammern. Der Deckenstuck in der Stube kann noch aus der Erbauungszeit stammen. Im östlichen Schiff befanden sich die Küche (heute Lager), die Erschließung (Treppe) und eine weitere Kammer.
Parallel zur Küche hin gelegen erkennt man noch den Rest eines abgetrennten Ganges. Hier wird der ursprüngliche Abtritt vermutet. Er wurde durch den neuen Kammer-Anbau abgeschnitten.
Etwa Mitte des 18. Jh. erfolgte ein umfassender Umbau. Dabei wurde im 1. OG an der rückwärtigen Traufe im Bereich der Giebel je ein Querbau angesetzt, die mit einem Flur erschlossen wurden. Die Flur-Verbreiterung mit dem WC ist erst später erfolgt. Dabei wurden die beiden innen liegenden Fenster der Anbauten zugemauert.
Dieser Umbau hatte zur Folge, dass das gesamte 1. OG neu ausgestattet wurde. Alle Räume wurden mit neuen Türen, brüstungshoher Wandtäferung, z.T. neuen Fußböden und neuen Fenstern modernisiert. Eine barocke Tür mit ihren originalen Beschlägen ist auch vorhanden. Sie datiert in den Zeitraum von 1720 bis 1760. Die dazugehörigen Türfutter sind allesamt noch in sito hervorragend erhalten. Brüstungstäferung und Türblätter sind gleich profiliert (zeitgleich). Diese umfassende barocke Ausstattung datieren den Umbau.
Dendrochronologisch lässt sich diese Bauphase derzeit nicht ermitteln. Wenn im Rahmen eventueller Umbaumaßnahmen Fachwerkteile freigelegt werden sollten, so könnte eine Datierung noch nachgeholt werden.
Neben den noch vorhandenen originalen Türschlössern und -knäufen bzw. Fensterbeschlägen, gibt es noch eine Anzahl jüngerer Türschlösser und -griffe. Für detailliertere Untersuchungen bezüglich der Ausstattung müsste jedoch ein Raumbau angelegt werden, in dem die zeitlichen Abstufungen dargestellt sind. So ist z.B. die Küchentür in ihrer Ausführung und mit ihren Beschlägen der Erbauungszeit zuzuordnen.

2. Oberstock:
Im Zuge des Umbaus und der Modernisierungsmaßnahmen im 18. Jh. wurde der frühere 1. Dachstock zum 2. Oberstock umfunktioniert, indem man den First beibehielt und lediglich die Sparren an ihren Traufpunkten auf die heutige Traufhöhe anhob. Damit erhielt das Gebäude seine heutige flache Dachneigung.
Die Grundrissgliederung wurde der des 1. OG angelehnt. Die Wände stehen aber (ausgenommen die südliche Querachse) mit denen des 1. OG nicht übereinander.
Seine Nutzung entspricht der des 1. OG. So befinden sich ebenfalls eine Stube und zwei Kammern in der westlichen Gebäudehälfte zur Calwer Straße hin. Die mittige Flurzone erschließt die Küche im Norden und den angehängten Flur an der östlichen Traufe. Alle Räume sind seit dieser Zeit (Mitte 18. Jh.) an einen Kamin angeschlossen. Hinsichtlich der gehobenen Ausstattung (Wandtäfer etc.) kann davon ausgegangen werden, dass in jedem Raum eine "Wohnnutzung" stattfand. ( Im Gegensatz zu den unbeheizten Kammern des Mittelalters bis zum Beginn des 18. Jh.)
Die Ausstattung im 2. OG entspricht genau der des 1. OG. Es sind dieselben Türen, Schlösser und Beschläge sowie Wandtäfer und Fenster. Alle Räume sind mit Dielen ausgelegt. Der Fußboden im Flur besitzt dieselben Sandsteinplatten wie im 1. OG. In der Küche befindet sich ein Fußbodenestrich. Die beiden Türen in der Küche dürften ebenfalls aus der Erbauungszeit stammen.

Dachstock und Dachwerk:
Der heutige Dachstock entspricht dem früheren 2. Dachstock. Durch die Anhebung der westlichen Sparren, dem Einbau des mittleren nach Osten zeigenden Zwerchgiebels und der beiden Pultdächer sind vom Dachwerk des Kernbaus nur noch sehr wenig Hölzer in ursprünglicher Lage erhalten geblieben.
Vorhanden sind noch die beiden Giebeldreiecke. Sie sind als Steilgiebel ausgebildet. Krüppelwalme waren nicht vorhanden. Die Sparren weisen keine Anzeichen für eine Verrußung auf. Man kann davon ausgehen. dass das Haus bereits zur Erbauungszeit Kamine besaß.

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