Schomhalle und Schiebebühne
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Europastraße |
Hausnummer: | 61 |
Postleitzahl: | 72072 |
Stadt-Teilort: | Tübingen |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Tübingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8416041017 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Bahnbetriebswerk Tübingen, Europastraße 61 |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Schloss Hohentübingen, Burgsteige 11 (72070 Tübingen)
Bahnbetriebswerk Tübingen, Europastraße 61 (72072 Tübingen)
vmtl. Bürgerhaus (72070 Tübingen, Froschgasse 11)
Wohnhaus Haaggasse 9 (72070 Tübingen, Haaggasse 9)
Alte Mensa Prinz Karl (72070 Tübingen, Hafengasse 6)
Fachwerkhaus (72070 Tübingen, Judengasse 14)
Fachwerkhaus Judengasse 1 (72070 Tübingen, Judengasse 1)
Fachwerkhaus, Kronenstraße 7 (72070 Tübingen)
Wohnhaus (72070 Tübingen, Münzgasse 22)
Fachwerkhaus (72070 Tübingen, Münzgasse 24)
Wohn- und Geschäftshaus (72074 Tübingen, Neckargasse 15)
Bebenhäuser Pfleghof (72070 Tübingen, Pfleghofstraße 2)
Fachwerkhaus (72070 Tübingen, Rathausgasse 1)
Bauphasen
Mit der Errichtung der Bahnlinie Plochingen -Tübingen 1861 bekam der Bahnhof Tübingen auch eine Bahnwerkstätte. Diese ältere Bahnwerkstatt befand sich unmittelbar westlich des Hauptbahnhofs. Auf dem Stadtplan von 1903 ist sie noch abgebildet. Auf dem Gelände des heutigen Bahnbetriebswerks zwischen den Bahnstrecken nach Hechingen und Rottenburg befanden sich damals noch keine Gleisanlagen. Ein Baugesuch von 1907 im Planarchiv des Stadtplanungsamts zeigt dagegen vermutlich bereits das Gleisfeld des neuen Bahnbetriebswerks. Die Baugesuche für die Gebäude des Bahnbetriebswerks datieren 1911 und 1912. In diesen Plänen ist die Lokomotivschiebebühne bereits als Bestand eingezeichnet. Demnach ist sie vermutlich zwischen 1903 und 1907 entstanden, spätestens jedoch 1911. Auch zahlreiche Schienen des Gleisfelds zwischen Schiebebühne und Schomhalle datieren auf 1911. Offenbar begann der Bau des Bahnbetriebswerks mit der Errichtung der Gleisanlagen. Es ist zu vermuten, dass das Schiebebühnenfeld bauzeitlich breiter war. Demnach ist die eingekürzte asymmetrische Form der Schiebebühnenbrücke die Folge einer Planänderung bei der Errichtung der östlich der Schiebebühne gelegenen Heizhalle 1912.
(1907 - 1911)
- Erdgeschoss
- Bauten für Transport und Verkehr
- Bahnhof
(1912)
Eine ebenfalls im Grundriss von 1912 eingezeichnete Werkzeugstube konnte dagegen am Bestand nicht nachgewiesen werden. Ebenso sind einige Türöffnungen bereits bauzeitlich breiter erbaut, als im Baugesuchsplan angegeben. Ein undatierter Übersichtsplan des ganzen Bahnbetriebswerks im Archiv der Deutschen Bahn zeigt die tatsächliche Bauausführung bereits ziemlich richtig. Der Plan ist mit "K.[öniglicher] Hochbausektion" gezeichnet, datiert demnach jedenfalls vor 1918. (a)
- Erdgeschoss
(1922)
Zum Einen wurde der südlich angebaute Wagenschuppen um ein drittes Gleis erweitert; zum Anderen wurde westlich an die Lokomotiv-Werkstätte eine neue Schlosserei, Schreinerei und Rohrmacherei errichtet. Die bisherige Schreinerei wurde zur Schweißerei, das bisherige Holzlager wurde Kesselschmiede. Die Ursachen für den Umbau sind nicht bekannt. Denkbar wäre ein Zusammenhang mit der durch den Versailler Vertrag entmilitarisierten Zone entlang des Rheins, die zu einer Verlagerung von Bahnbetriebswerken aus dem betroffenen Raum Pforzheim und Calw geführt haben könnte. Das ist aber spekulativ und nicht archivalisch belegt.
In dem Bauplan von 1922 (a) ist übrigens ein Gleisanschluss in die Kesselschmiede eingezeichnet. Vor Ort fanden sich keine Befunde für einen solchen realisierten Gleisanschluss. Zudem fehlt in dem Plan die Wand zwischen dem Heizraum 0.04 und dem Flur 0.05, die aber durch die Befunde vor Ort als bauzeitlich einzuordnen ist. Dagegen ist die Tür zwischen Raum 0.01 und 0.04 in diesem Plan eingezeichnet.
Diese erweiterte Werkstatt hatte deutlich länger Bestand.
- Erdgeschoss
(1954 - 1958)
- Erdgeschoss
(1977)
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
(1994 - 2012)
In der Folge wurden bereits 1994/95 die südlich angebauten Wagenschuppen sowie die 1922 neu erbauten Werkstätten abgebrochen. Nur wenige Bereiche der Schomhalle werden derzeit noch extensiv als Lager genutzt.
- Erdgeschoss
- Obergeschoss(e)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
- Bauaufnahme
Beschreibung
- Industrieanlage
- allgemein
- Bauten für Transport und Verkehr
- Bahnbetriebsbau
Zonierung:
Die Form und Konstruktion der Halle ist nicht eisenbahnspezifisch, vielmehr handelt es sich um eine Werkhallenkonstruktion, lediglich mit der Besonderheit, dass über sieben Tore auf der Ostseite etwa die Hälfte der Hallenfläche für Schienenfahrzeuge befahrbar ist.
Das Dach ist als vierfaches Scheddach ausgeführt, allerdings nicht wie üblich mit asymmetrischen Dach- und Belichtungsflächen, sondern in der Form von vier geschlossenen flachen symmetrischen Satteldachreitern in Nord-Süd-Richtung. Auf jedem Satteldachreiter sitzt ein fast bis an die Giebel reichender durchgehender voll verglaster Oberlichtreiter. Am First der Oberlichtreiter sind jeweils 16 Entlüftungskamine aus Blech aufgesetzt. Überragt wird die Halle von einem vierzügigen rechteckigen Kamin im südlich gelegenen Heizraum. Ein weiterer niedrigerer Kamin befindet sich in der westlichsten Längszone unmittelbar hinter der Westwand. Zwei deutlich höhere Kamine in der ehemaligen Schmiede sind nicht mehr erhalten.
Die Konstruktion der Halle mit genieteten Stahlgittermasten teilt die Halle in vier Längszonen und 9 Querzonen, wobei die südlichste Querzone nur halb so breit wie die anderen Querzonen ist. In den Querzonen B, C, D und E sind im mittleren Innenlängsbund die mittigen Stahlträger stärker dimensioniert und haben zumindest unterstützend tragende Funktion. Im westlichen Innenlängsbund sind hier zusätzliche mittige Stützmasten bauzeitlich oder bauzeitnah eingebaut.
Da es sich hier genau um den Bereich des Fahrkrans in Längszone 3 handelt ist anzunehmen, dass diese zusätzliche Stützkonstruktion für die zusätzlichen Lasten des Krans gedacht waren. In der östlichen Hallenhälfte kommt die Konstruktion des Gebäudes bei den gleichen Kranlasten durchaus ohne die zusätzlichen Stützen aus.
Die Halle ist durch eine durchgehende mittige Längswand unterteilt. In der Osthälfte befindet sich die Lokomotivemontage mit Gleisanschlüssen und Montagegruben. Nur die südlichsten beiden Querzonen sind als Heizraum abgetrennt. Die westliche Hälfte ist in mehrere Lagerbereiche und Werkstattbereiche unterteilt. Bauzeitliche Zwischenquerwände sind dabei wieder mit den erwähnten "Prüss´schen Patentwänden" ausgeführt, während jüngere Trennwände als verglaste bzw. im Sockelbereich mit Brettern beplankte Stahlrahmenwände ausgeführt sind. In den südlichsten drei Querzonen sind nachträglich Zwischendecken eingezogen. Hier befinden sich ehemalige Sozialräume für die Belegschaft.
Im Montagebereich haben sich zwei bauzeitliche Fahrkräne erhalten. Beide Kräne wurden 1959 generalüberholt und die Steuerelektrik erneuert.
In der Längszone 3 hat sich ein weiterer Fahrkran erhalten. Er befindet sich noch im ursprünglichen Zustand, was an der Zugseilsteuerung des Krans zu erkennen ist. Alle drei Kräne konnten mit einem Hubsteiger seitlich angefahren werden. Die Hubhöhe reichte aber nicht aus, um die Brücken begehen zu können.
Die Türen im Gebäude sind überwiegend erneuert. Bauzeitliche Türblätter haben sich nur wenige erhalten. An der Mittellängswand sind zumindest die meisten Türrahmen bauzeitlich erhalten.
Dagegen ist der größte Teil der Tore an der Ostseite bauzeitlich erhalten. Gelegentliche Reparaturen sind gut ablesbar. Allerdings ist bei fast allen Toren die Verglasung erneuert. Lediglich die beiden Torflügel am Gleis 12 haben sich vollständig auch mit der bauzeitlichen Verglasung erhalten. Weiter erwähnenswert ist die Dampfheizungsanlage mit wandmontierten Heizgebläsen von 1957 und 1958. Die Kessel im Heizraum stammen dagegen erst aus den 1970er Jahren.
Konstruktionen
- Skelettbau
- Eisen- und Stahlskelett
- Dachform
- Parallelsatteldach
- Sheddach
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Fenster
- bemerkenswerte Türen
- besondere Bodenbeläge
Die Außen- und Innenwände der Halle sind weitestgehend nichttragend aus Kalkfertigelementen erstellt. Im Baugesuchsplan werden sie als "Prüss´sche Patentwände" bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Netz aus Flacheisenarmierungen in der Wandebene, die mit großen Formsteinen ausgefacht werden. Die Formsteine imitieren dabei Ziegelmauerwerk. Lediglich die Südwand und die bereits zum anschließenden Verwaltungsgebäude gehörende Nordwand sind aus massivem Formsteinmauerwerk im Meter-Format (25 x 12 x 6,5 cm) gemauert. Dabei wurden in beiden Fällen für den Sockelbereich Ziegelsteine verwendet, während für den aufgehenden Wandbereich Formsteine aus Kalkmörtel verbaut sind.