Dosterhaus, Wohnstallhaus mit Scheuer aus Beuren
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Brühlstraße |
Hausnummer: | 1 |
Postleitzahl: | 72660 |
Stadt-Teilort: | Beuren |
|
|
Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Esslingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8116011002 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Freilichtmuseum Beuren, In den Herbstwiesen |
|
|
Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Kelter (72660 Beuren, Kelterstraße 15)
Wohnhaus (72660 Beuren, Linsenhofer Straße 20/22)
Pfarrscheuer (72660 Beuren, Linsenhofer Straße 3a)
Bauphasen
Das eingeschossige Wohnstallhaus mit Scheune wurde im 16. Jh. erbaut. Das Fachwerkgebäude hatte Ausfachungen aus Lehmflechtwerk. Die Scheune ist der ältere Teil; ihr Bauholz konnte dendrochronologisch auf das Jahr 1528 datiert werden (d). Der konstruktiv eine Einheit bildende Wohn-Stall-Teil wurde im direkten baulichen Anschluss errichtet. Das dabei verwendet Eichenholz datiert ins Jahr 1558 (d). Dokumente über die bauzeitlichen Besitzer liegen nicht vor.
Der erste archivalische Beleg zur Hausgeschichte stammt aus dem 2. Viertel des 18. Jh.s
1733 kaufte Michael Krohmer - Bauer und Metzger - das Haus im Zuge der Erbteilung nach dem Tod der Eltern Hannß Krohmer, ebenfalls Bürger und Metzger, und Adelheit Krohmer, geb. Krohmer; Tochter des Bürgermeisters (a). Beschrieben wurde das Anwesen wie folgt: "1 mittelm. 1 stöckhigs Hauß und Scheuren unter einem Tach mit einem gewölbten Keller sambt einem eßgärttlen darbey mitten im Dorf auch einer doppelten Schweintrug ohnfer deß Hauses."
Für den Zeitraum zwischen 1789 und 1803 ist die Quellenlage so gut, dass dies mit ein Grund für den gewählten Zeitschnitt, den Zustand der Rekonstruktion im FLM Beuren war. Durch den Vergleich zweier Inventare ließ sich der Möbelbestand dieses Hauses ermitteln und dieses entsprechend einrichten.
Vgl. http://www.freilichtmuseum-beuren.de/museum/rundgang/wohn-stall-haus-mit-scheuer-aus-beuren/ [26.10.201, Steffi Cornelius und Barbara Wehling: Hausgeschichten. Ein Führer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Esslingen 1995, S. 30-33 und Steffi Cornelius: Kurzführer durch das Freilichtmuseum Beuren, hrsg. vom Landkreis Esslingen, Beuren 2004, S. 13.
(1528)
- Siedlung
- Dorf
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune
(1558)
- Anbau
- Wohnbauten
- Wohnhaus
(1733)
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Wohnstallhaus
(1980 - 1989)
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
Zugeordnete Dokumentationen
- Archivrecherche
- Bauaufnahme und Rekonstruktionsplanung
- Restauratorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Freilichtmuseum
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Museum/Ausstellungsgebäude
- Gewerbe- und Industriebauten
- Bäckerei, Backhaus
- Ländl./ landwirtschaftl. Bauten/ städtische Nebengeb.
- Scheune
- Wohnstallhaus
Im Osten liegt die etwa 10 x 10 m große Scheune, der ältere Bauteil.
Zonierung:
Die lichte Höhe im EG des Wohnhauses betrug im Mittel etwa 2,25 m. Der Dachstuhl des Wohnhauses hatte eine Firsthöhe von ca. 7,75 m und war in drei Geschosse unterteilt.
Konstruktionen
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Lehmwickel
- Dachform
- Satteldach
- Schleppgaube(n)
- Holzgerüstbau
- Unterbaugerüst
- Dachgerüst Grundsystem
- Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
- Sparrendach, q. geb. mit stehendem Stuhl
Beide Baukörper waren ursprünglich ab Oberkante Keller bzw. Grundmauer durchgehend aus Eichenfachwerk errichtet und mit einem auf senkrechte Stakung und waagrechtes Rutengeflecht aufgebrachten, etwa 12-14 cm dicken Lehm-Stroh-Gemisch ausgefacht (sog. Krettenmacherwand). Keine Kratzornamente. Das Haus wurde im Lauf der Zeit zweimal verputzt, wobei sich der normale Putz außerordentlich gut in den Gefachen gehalten hat, da Kälberhaare in den Kalkputz gemengt wurden, die diesem hohe Elastizität verleihen.
Das Fachwerk war mit an den Gebäudeecken auf die Grundmauern aufgesetzten Ecksäulen konstruiert, zwischen welchen die Schwellen (Schwellriegel) gezapft wurden. Auf diesen standen Ständer, die zusammen mit den Ecksäulen die Pfetten trugen. Die Aussteifung des Tragwerks erfolgte durch gezapfte, schräge Streben von Pfette zu Schwelle; die der Ausfachung durch mittige Riegel, die in den Feldern mit den Fenstern um eine Riegelstärke nach unten versetzt und durch Sturzriegel ergänzt wurden.
Der Dachstuhl des Wohnhauses war, wie der der Scheune, in einer Mischform aus liegendem und stehendem Stuhl konstruiert. Während die Rähme in den Giebelwänden von senkrechten Ständern mit angeblatteten Bügen zur Längsaussteifung getragen wurden, übernahmen bei den innen liegenden Bindern diese Funktion liegende Stuhlsäulen, mit dazwischen gezapftem Spannriegel und angeblatteten Streben, zur Windaussteifung in Gebäudelängsrichtung. Im mittleren Wohnhausgefach wurde zusätzlich ein waagerechter Riegel in halber Höhe zwischen den Stuhlsäulen eingezapft, wohl um die Längsaussteifung zu verstärken. Die Quersteifigkeit des Wohnhausdachstuhls wurde durch die Ausriegelung der Giebelwände und Binderachsen im 1. und 2. DG erreicht, wobei der westliche innere Binder im 2. DG - wohl aus funktionalen Gründen - offen blieb.
Ein bemerkenswertes Detail bildet die Konstruktion, mit der im Westgiebel des Wohnhauses die Schwelle der etwa 16 cm vorspringenden Westwand des 1. DG gehalten wird. Wegen der in Firstrichtung verlaufenden Balkenlage der Decke über dem Stufengefach konnte die übliche Stichbalkenkonstruktion zur Auflage der Schwelle nicht angewendet werden. Deshalb wurde die vorspringende Wand lediglich auf den drei auskragenden Pfetten des EG-Fachwerks aufgelegt und zusätzlich nur von an die Ständer und Ecksäulen ausgeschnitzten Knaggen unterstützt. Obwohl bei dieser Konstruktionsweise die Schwelle des 1. DG und die Deckenbalken des EG auf der gleichen Ebene rechtwinklig zueinander verliefen, waren sie an keiner Stelle ineinander verzapft. Die ebenfalls vorspringenden Giebelwände des 2. und 3. DG standen jedoch wieder auf auskragenden Stichbalken.
Das Fachwerk der Scheune bestand ursprünglich aus konsequent auf einem überblatteten Schwellenkran^z gestellten Ständern, welche die Pfette trugen, die ihrerseits in Firstrichtung die einzige Verbindung zwischen den beiden Scheunengefachen und der westlichen Giebelwand herstellte. Eine Anbindung der Längswände an die Westwand im Schwellenbereich war wegen der beiden Scheunentore im Tennengefach nicht möglich.
Die vorgefundene Dachdeckung auf Wohnhaus und Scheune bestand auf der Südseite aus Strangfalzziegeln, auf der Nordseite aus Falzplatten. Der damit datierbare Zeitpunkt der Eindeckung um die Jahrhundertwende, der teilweise recht geringe Sparrenquerschnitt sowie ein Hinweis in der Beschreibung des Oberamtes Nürtingen von 1842, laut dem zu dieser Zeit nur sehr wenige Beurener Häuser mit Ziegeln (Biberschwänzen) gedeckt waren, lassen es jedoch möglich erscheinen, dass das Doster-Haus ursprünglich mit Stroh gedeckt war.
Die Kellergewölbe und Grundmauern waren aus am Ort vorhandenen Kalk-Bruchsteinen (sog. Blausteine) aufgesetzt. Nur die Türgewände und Treppenstufen wurden als Werksteine ausgeführt.