Ehem. Kloster Urspring / ehem. Amtsschreiberei (Gärtnerhaus)
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Urspring |
Hausnummer: | 16 |
Postleitzahl: | 89601 |
Stadt-Teilort: | Schelklingen-Urspring |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Alb-Donau-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8425108019 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Ehem. Benediktinerinnenkloster Urspring, heute Urspringschule |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Bauphasen
Der über dem Eingang angebrachten Inschrift Tafel zufolge wurde das Gebäude im Jahre 1691 unter der Äbtissin Maria Gertrud Schenk von Castell errichtet.
Die heutige übliche Bezeichnung als Gärtnerhaus lässt sich zur Klosterzeit nicht mehr eindeutig nachvollziehen und ist deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Auf die Zeit des württembergischen Oberamtes dürfte die Bezeichnung als Amtsschreiber zurückgehen.
Zwischen 1860 und 1868 wird das Gebäude als Wirtshaus bezeichnet. Im Zeitraum 1913-1920 werden für das Erdgeschoss ein gewölbter Keller und 3 Ställe genannt, im 1. Stock eine Küche, 2 heizbare und 2 unbeheizbare Zimmer.
Baugesuchspläne von 1935 aus dem Stadtarchiv Schelklingen dokumentieren eine damals erfolgte Nutzungsänderung durch die Urspringschule.
(1691)
(1860 - 1868)
- Anlagen für Handel und Wirtschaft
- Gasthof, -haus
(1935)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorische Untersuchung
Beschreibung
- Siedlung
- Dorf
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Schule, Kindergarten
Zonierung:
Konstruktionen
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Verwendete Materialien
- Backstein
- Dachform
- Satteldach
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
Unter dem östlichen Kopfende des Flügels liegt ein einzelner Kellerraum. Er ist mit einem vermutlich in Backstein gemauerten Tonnengewölbe gedeckt und folgt in seinem Außenumriss den Vorgaben der umfassendsten Mauern des Erdgeschosses. Demzufolge entstand der Keller wahrscheinlich gleichzeitig mit dem aufgehenden Teil des Gebäudes. Der Zugang erfolgt am nördlichen Ende der Westwand über eine schmale, vom Erdgeschoss herabführende Treppe. Hinweise auf einen älteren Zugang lassen sich nicht erkennen.
Das Erdgeschoss
Das Erdgeschoss zeigt eine strenge Querteilung mit einem etwa mittigen Erschließungsflur, der nur eine geringe Breite besitzt, jedoch das Gebäude in seiner ganzen Tiefe durchzieht. An den beiden Längsseiten wird er von kräftigen Massivwänden eingefasst. An der Südseite des Flures liegt der Zugang in Form einer Türöffnung mit einer einfachen Putzlaibung und ovalem Oberlicht, über dem außen eine rechteckige Kalksteintafel mit der Inschrift MGSVCA (Maria Gertrud Schenk von Castell) und der Datierung MDCXCI (1691) eingelassen ist.
Der Bereich der Grundfläche des Erdgeschosses westlich des Mittelflures wird durch eine gleichfalls massive Querwand in 2 Abschnitte geteilt. Der östliche von ihnen, der direkt an den Mittelflur anschließt, nimmt heute moderne Badeinbauten auf. Umfangreiche moderne Verkleidungen verhindern eine Einsicht in die Baukonstruktion.
Zur ursprünglichen Grundrisskonzeption lassen sich aufgrund der fehlenden Einsichtsmöglichkeiten in die Baukonstruktion nur vage Aussagen machen. Allem Anschein nach gehörte jedoch der mittige Querflur noch zum ursprünglichen Bestand. Er dürfte vornehmlich der Erschließung der Wohnräume des Obergeschosses gedient haben. Bei den teils direkt von außen zugänglichen seitlichen Erdgeschossräumen hingegen dürfte es sich aufgrund der früher nur kleinteiligen Fenstern eher um Wirtschaft- und Lagerräume, vielleicht auch um Stallungen gehandelt haben.
Das Obergeschoss
Das Obergeschoss folgt seiner Binnengliederung im Grunde der Anlage des Erdgeschosses. Auch hier befindet sich etwa mittig eine durchgängige schmale Querzone, die heute der Erschließung dient. Sie wird an beiden Längsseiten von kräftigen Massivwänden begrenzt. In die Westwand sind jeweils nahe den Wandenden Türöffnungen in stichbogig gewölbten Nischen eingelassen, die noch zum ursprünglichen Bestand gehören könnten. Die Belichtung der Querzone erfolgt am südlichen Kopfende durch ein großes Rechteckfenster in stichbogig eingewölbter Nische, wie es für die Fensterausbildung der gesamten Südfront charakteristisch ist und wohl noch in die Entstehungszeit des Gebäudes zurückgeht. An der Nordseite der Querzone hingegen befindet sich ein vermutlich moderner Nebeneingang, der noch 1935 den Zugang zu einem außen vorgelegten Abort vermittelte. Der Deckensspiegel zeigt 2 unterschiedlich große Deckenfelder, von denen das kleinere südliche und das größere nördliche durch einen Unterzug voneinander getrennt sind. Vermutlich markiert der Unterzug die Achse einer einstigen Querwand, die heute nicht mehr vorhanden ist und auch 1935 schon nicht mehr vorhanden war. Beide Deckenfelder zeigen seitliche Vouten, ein Randprofil und einfachen barocken Rahmenstuck, wie er vom späten 17. bis zum frühen 18. Jahrhundert üblich ist. Ob der Deckenstuck damit noch in die Entstehungszeit des Gebäudes 1691 datiert oder aber wenig später nachträglich eingebracht wurde, muss offenbleiben.
Die Grundfläche westlich des Mittelflures wird von 2 südseitig gelegenen, rechteckigen Räumen und 2 nördlich gelegenen kleinen Zwickelräumen eingenommen. Der östliche von ihnen besitzt gegen Süden 2 Fenster in stichbogigen Nischen und zeigt einfachen Rahmenstuck des 18. oder 19. Jahrhunderts. Der westliche von ihnen wird an der Südseite von einer einzelnen Fensteröffnung belichtet, zeigt jedoch an der Westseite einen tiefen Wandschrank, der möglicherweise auf eine ursprüngliche Fensternische zurückgeht. Demzufolge hätte das Gebäude zum Errichtungszeitpunkt an seiner Westseite zunächst frei gestanden. Die Nordwand des Raumes wurde in ihrer heutigen Form vermutlich erst relativ spät neu eingezogen, nachdem noch 1935 der Abbruch der hier befindlichen Bandscheibe vorgesehen war. An ihrem westlichen Ende befindet sich eine niedrige Türöffnung mit modernem Bretterrahmen. Die Öffnung selber wird jedoch durch ein zweitverwendetes Türblatt verschlossen, dass mit einer verleisteten Füllung mit aufgelegter Bogenblende im Kern noch in das 17. Jahrhundert datiert werden könnte.
Die Grundfläche östlich des Mittelflures wird durch Längs- und Querwände in 4 unterschiedlich große Raumeinheiten geteilt. 1935 war von diesen Wänden nur die Querwand vorhanden, während die beiden Wände in der Längsachse auf spätere Veränderungen zurückgehen. Der südliche der beiden unmittelbar an die Mittelzone anschließenden Räume besitzt wieder einfachen Rahmenstuck des 18. oder 19. Jahrhunderts, der im Norden von der dortigen Wandachse überschnitten wird. Ein im nördlich anschließenden Raum verlaufender Deckenunterzug könnte den ursprünglichen Wandverlauf markieren. Die nördliche Außenwand - hier wie auch in den anderen Räumen von der alten Klostermauer gebildet - ist ein Stück weit ausgebrochen, umso durch Verringerung der Mauerstärke mehr Raum zu schaffen. In den beiden östlichen Räumen ist die vergleichsweise späte Entstehung der Längswand durch deren Hereinlaufen in die an der Ostseite befindlichen Fensternischen ablesbar. Ansonsten fehlen jedoch hier wie auch in allen anderen Räumen Einsichtsmöglichkeiten in die Baukonstruktion, sodass weitergehende Aussagen zur baulichen Entwicklung nicht möglich sind.
Die ursprüngliche Grundrissgliederung des Geschosses lässt sich noch einigermaßen sicher ablesen. Die in 2 Einheiten untergliederte mittlere Querzone nahm vermutlich rückwärtig gegen Norden hin einen Treppenflur auf, während der kleinere Raum am nördlichen Kopfende als Verteilerraum zu den seitlichen Räumen der Südfront gedient haben dürfte. An die Querzone schlossen sich vermutlich an beiden Seiten je 2 Räume unterschiedlicher Tiefe und mit nördlich anschließenden Zwickelräumen an. Die gehobene Ausstattung der Flurzone mit Stuckdecken und die reichliche Befensterung der Südseite lassen hier einfache, aber durchaus qualitätsvolle Wohnräume erkennen. Die nachbarocken Veränderungen haben im Obergeschoss zwar mehrfach in den Bestand eingegriffen, die ursprüngliche Grundstruktur jedoch im wesentlichen unangetastet gelassen.
Das Dachwerk
Das 1. Dachgeschoss ist zur Gänze modern ausgebaut und zeigt südseitig Schlafkammern und eine nordseitigen Erschließungsflur. Ein Einblick in die Dachkonstruktion ist hier nicht möglich.
Im 2. Dachgeschoss liegt die Dachkonstruktion unverkleidet, offen zutage. Sichtbar sind hier ein einfaches, schwachdimensionierte Nadelholzgespärre ohne Stuhlkonstruktion und ohne feste Einbauten sowie gemauerte Giebelscheiben. Die westliche Giebelscheibe zeigt dabei gegen Westen hin eine sauber verputzte Außenfläche, sodass davon auszugehen ist, dass die Westseite des Gebäudes ursprünglich frei stand, während das später errichtete westliche Nachbargebäude (Försterwohnung) gegen den Winkel hinein unverputzt, d. h. schon von Anfang an der Sicht entzogenes Fachwerk zeigt.