Schiefes Haus (Großbottwar)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehem. Ackerbürgerhaus mit Laden und Werkstatt einer Hutmacherin

ID: 209477315216  /  Datum: 11.05.2021
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Hauptstraße
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 88630
Stadt-Teilort: Pfullendorf

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Sigmaringen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8437088024
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das große Ackerbürgerhaus wurde 1673 (d) errichtet. Der Ausbau der östlichen Einheit zu Wohnungen fand nach Ausweis der Trennwandgestaltung und der Ausstattung im frühen und mittleren 19. Jh. statt. Im frühen 20. Jh. wurde der Anbau mit Hutmacherwerkstatt errichtet.


1. Bauphase:
(1673)
Erbauung (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Ackerbürgerhaus

2. Bauphase:
(1800 - 1850)
Ausbau der östlichen Einheit zu Wohnungen
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

3. Bauphase:
(1900 - 1910)
Anbau mit Hutmacherwerkstatt
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Anbau
Bauwerkstyp:
  • Gewerbe- und Industriebauten
    • Werkstattgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Ansicht von Südosten / Ehem. Ackerbürgerhaus mit Laden und Werkstatt einer Hutmacherin in 88630 Pfullendorf (10.03.2021 - K. Uetz)
Abbildungsnachweis
Schwelle mit Zapfenschloss im Erdgeschoss / Ehem. Ackerbürgerhaus mit Laden und Werkstatt einer Hutmacherin in 88630 Pfullendorf (23.03.2021 - K. Uetz)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Innerstädtisch, nahe dem nordöstlichen Stadtausgang (Obertor). Die Südfront des Gebäudes liegt giebelständig an der historischen Hauptstraße. Das Flurstück steigt nach Nordosten stark an. Gebäude allseitig freistehend; nach Osten ein eigenes Gartengrundstück (abgängiges Nachbargebäude?), nach Westen enge Traufgasse zum Nachbargebäude, nach Norden Hofraum zur Pfarrhofgasse.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Nach Süden dreigeschossiges, nach Norden oberirdisch zweigeschossiges Hauptgebäude auf annähernd quadratischem Grundriss von rund 15 x 15 m, mit steilem, dreigeschossigem Satteldach. Im Nordwesten ein Anbau mit Satteldach; im Winkel zwischen Haupthaus und Anbau eine moderne flachgedeckte Garage. Das Gebäude ist teilunterkellert.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Die Hauptgeschosse des Gebäudes sind fast gänzlich in Fachwerkbauweise errichtet; lediglich die gegen Erde gemauerten Außenwände des EG nach Norden und Osten sowie der Unterbau des Anbaus sind massiv. Das Gefüge ist vierzonig, im EG vierjochig, in OG1 und OG2 dreijochig. Die Balkenlagen über EG und OG1 spannen weitgehend in Firstrichtung (Nord-Süd), die Zerrbalken als Deckenbalken des OG2 in Ost-West-Richtung. Das Gebäude ist in allen Vollgeschossen asymmetrisch in zwei Einheiten geteilt. Das Dachwerk in DG1 und DG2 ist ein vierjochiger, zweigeschossiger, zweifach liegender Stuhl mit stehender Mittelstuhlreihe; Windverband in Stuhlebene, Längsaussteifung in DG1 und DG2 zusätzlich über eine Mittel-Bohlenwand.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Trotz einiger offenbar in den letzten Jahren durchgeführter Sicherungs- und Reparaturmaßnahmen ist das Gebäude in einem baubiologisch und statisch teils kritischen Zustand.

Befunde in der Kellerebene und ein konstruktiver Wechsel im EG weisen darauf hin, dass der Neubau auf den Flurstücken zweier Vorgängergebäude aufgeführt wurde. Die Überbauung zweier älterer Einheiten wurde beim Neubau als besitzrechtliche Trennung in zwei (oder mehr) Einheiten tradiert. Die Teilung drückt sich am klarsten in der bauzeitlichen Erschließung des großen Speicherdachs aus: während für die kleinere, östliche Besitzeinheit ein Ladetor im Südgiebel geschaffen wurde, erhielt die größere, westliche Einheit einen vom EG bis in den Dachspitz reichenden, bis heute erhaltenen Lastenschacht, für den sogar eine Einschränkung der Wohnräume in OG1 und OG2 in Kauf genommen wurde. In DG1 und DG2 scheidet eine Bohlenwand in Firstlinie die Speicherräume der beiden Einheiten. Das DG3 war insgesamt der westlichen Einheit zugeschlagen. Die Gebäudesubstanz der Erstbauzeit ist in allen Geschossen sehr umfangreich erhalten. Dank der geringen Veränderungen sind die Struktur und die Raumwirkung der Erstbauzeit nicht nur aus Befunden rekonstruierbar, sondern in weiten Bereichen noch erlebbar. Ein großer Teil des EG war der landwirtschaftlichen Nutzung vorbehalten. Das OG1 hatte neben der Erschließungsdiele der westlichen Besitzeinheit einen quergelegten Flur entlang der Nordfassade. Der Querflur längs der Fassade ist typologisch ungewöhnlich; ein gleichartiges Beispiel ist das Ackerbürgerhaus Friedhofstraße 13 in Überlingen a. B. (1705/06 (d)). In der westlichen Einheit sind in OG1 und OG2 die annähernd gleichen Raumgliederungen der Erstbauzeit noch gut ablesbar. In südwestlicher Ecklage jeweils die Stube, nördlich davon die Küche, in beiden Geschossen mit ablesbaren Resten der Herdhaube. In der östlichen Haushälfte sind Spuren einer bauzeitlichen Wohnnutzung im OG1 nicht vorhanden. Die ursprüngliche Ausbildung des Quertragwerks mit Kopfbändern (als offenes Gerüst oder mit Bohlenwänden?) zeigt im Gegenteil an, dass zumindest die östliche Zone wohl als Teil der landwirtschaftlichen Ökonomie oder als Werkstatt genutzt wurde. Auch im OG2 fehlen in der östlichen Haushälfte klare Spuren einer Wohnnutzung der Erstbauzeit: insbesondere fanden sich keine Hinweise auf eine alte Küche oder einen Küchenkamin. Der Ausbau der östlichen Einheit zu Wohnungen fand nach Ausweis der Trennwandgestaltung und der Ausstattung im frühen und mittleren 19. Jh. statt. Im frühen 20. Jh. wurde der Anbau mit Hutmacherwerkstatt errichtet. In den Dachräumen fanden seit der Erstbauzeit nur geringste Veränderungen statt. Hier sind in den Giebeln auch die kleinformatigen Fenster/ Luken erhalten, die eine mögliche Vorstellung von den ältesten Lichtöffnungen der Wohnräume geben.
Bestand/Ausstattung:
Insbesondere in der westlichen Wohnung des OG2 sind die bauzeitlichen Wohnraumoberflächen noch gut ablesbar. Das Fachwerk war holzsichtig und dunkel gebeizt; die Ausfachungen zogen bündig an, waren verputzt und hell gefasst; teils ist ein dunkelgrauer Begleiter erkennbar. Unklar ist die ursprüngliche Deckengestaltung. Die sichtbaren Deckenbalken sind dunkel wie die Fachwerkhölzer; viele Räume hatten wohl offene Balkendecken, die Stube eine Bretterdecke. Ausstattungselemente, die noch der Erstbauzeit, mindestens aber dem 18. Jh. zugerechnet werden können, sind die Kreuzrahmenfenster der Wohnräume und des rückwärtigen Querflurs, die Stiegen (darunter eine Blockstufentreppe ins DG1) und Dielenböden im OG2. Viele Türblätter des 17. und 18. Jh. sind im Gebäude verstreut zweitverwendet und umgenutzt.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Holzbau mit Gebäudeteil aus Stein
  • Dachform
    • Satteldach
  • Holzgerüstbau
    • allgemein
  • Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
    • Bohlen
Konstruktion/Material:
Die Hauptgeschosse des Gebäudes sind fast gänzlich in Fachwerkbauweise errichtet; lediglich die gegen Erde gemauerten Außenwände des EG nach Norden und Osten sowie der Unterbau des Anbaus sind massiv.

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