Ehem. Kloster Urspring, sog. Unterer Gastbau (Mädchenhaus)
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Urspring |
Hausnummer: | 2 |
Postleitzahl: | 89601 |
Stadt-Teilort: | Schelklingen |
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Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Alb-Donau-Kreis (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8425108011 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Objektbeziehungen
Ist Gebäudeteil von: | |
1. Gebäudeteil: | Ehem. Benediktinerinnenkloster Urspring, heute Urspringschule |
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Besteht aus folgenden Gebäudeteilen: | |
keine Angabe |
Wohnhaus, Marktstraße 20 (89601 Schelklingen)
Altes Rathaus (89601 Schelklingen, Marktstraße 8)
Bürgerhaus (89601 Schelklingen, Maximilian - Kottmann Platz 9/11)
Sankt Afra-Kapelle, Sankt-Afra Weg 4 (89601 Schelklingen)
Burgruine Hohenschelklingen, Bergfried, Schlossberg (89601 Schelklingen)
Bauphasen
Die am Gebäude vorhandenen Jahreszahlen (Eingangstür Erdgeschoss, Innentüren Obergeschoss) datieren das Gebäude in die Zeit um das Jahr 1520 (d/i). Zusammen mit den ebenfalls anzutreffenden hirnheimischen Wappen belegen sie eine Erbauung des Gebäudes unter der Meisterin Cecilia von Hirnheim. Da dieser im Urspringer Nekrolog die Erbauung des Priorates zugeschrieben wird, könnte es sich beim Mädchenhaus um das ehemalige klösterliche Prior - d. h. die Wohnung der Priorin - handeln. Ansonsten liegen zur Gebäudenutzung im 16., 17. und 18. Jahrhundert bislang keine eindeutigen Nachrichten vor.
Zur Zeit der Auflösung des Klosters wird das Gebäude als „Unterer Gastbau“ bezeichnet. Laut des Inventars von 1806 ist die Nutzung zur Beherbergung von Gästen deutlich belegt. Nach der Klosterauflösung erhielten die Nonnen hier ein Wohnrecht bis zum Tod. Darüber hinaus ist das Haus in jener Zeit als Wohnung des damaligen Pfarrers belegt.
Nach der Gründung der Urspringer Fabrikanlagen 1832 diente es als Kosthaus und war 1870-1950 vom Fabrikherren Robert Rall bewohnt. 1881-1894 wird in den Schriftquellen der am westlichen Ende der Südseite vorhandene, heute abgängige Abortvorbau als in Fachwerk errichtete Abortanbau erwähnt. 1913-20 wird für das Erdgeschoss die Zahl der Räume mit vier angegeben
1935 stand im Zuge der Nutzung durch die Urspringschule der Ausbau der Dachgeschosse an.
(1520)
- Klosteranlage
- allgemein
(1806)
(1935)
- Dachgeschoss(e)
Zugeordnete Dokumentationen
- Bauhistorsiche Untersuchung
- Dendrochronologische Untersuchung
Beschreibung
- Klosteranlage
- allgemein
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Schule, Kindergarten
Erd- und Obergeschoss sind vierseitig massiv umfangen und die Ecken mit vereinzelten Eckbuckelquadern betont. Am südlichen Ende der Ostseite befindet sich ein großer Erker im Obergeschoss, ansonsten ist das Äußere glatt verputzt.
Zonierung:
Konstruktionen
- Wandfüllung/-verschalung/-verkleidung
- Bohlen
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
Neben den spätmittelalterlichen Bauresten treffen wir auf eine wichtige frühbarocke Veränderungsphase, die sich vor allem im Obergeschoss bemerkbar macht. Nördlich des Flures wurde der große nordöstliche Ecke Raum in zwei Einzelräume unterteilt, während der nordwestliche Eckraum seiner Bohlenwandungen beraubt wurde. Alle drei Räume wurden mit Stuck- und Felderdecken und aufwändigen Türeinfassungen ausgestattet. Der südwestliche Eckraum scheint damals durch eine Zwischenwand unterteilt worden zu sein, während die anderen Innenwände durchweg auf jüngere Veränderungen zurückgehen. Diese haben insbesondere im Erdgeschoss und dort vor allem am Osten des Flurbereiches den ursprünglichen Zustand verunklärt. Trotz dieser Eingriffe hat sich die historische Substanz des Mädchenhauses in ungewohnt hohem Maße und in streckenweise guter Ablesbarkeit erhalten.
Das Dachwerk
Im Bereich des ersten Dachgeschosses ist die Dachkonstruktion vollständig modern verkleidet. Erkennen lassen sich der Verlauf der seitlichen Zwischenpfetten sowie drei innere Stuhlquerbünde mit seitlich liegenden Stühlen. Die Ausbildung des liegenden Stuhles lässt vermuten, dass zumindest im Bereich dieser Stuhlkonstruktion keine festen Innenwände vorhanden waren und der Dachraum des ersten Dachgeschosses somit ursprünglich weitgehend, wenn nicht gar gänzlich frei von festen Unterteilungen war. Die Belichtung des ersten Dachgeschosses erfolgt heute durch moderne Gauben sowie durch kleine Fenster in den beiden Giebelscheiben. Die beiden Fenster am Südgiebel sitzen in stichbogig gewölbten Nischen und dürften noch auf den ursprünglichen Zustand zurückgehen. Am Nordgiebel treffen wir auf zwei seitliche, möglicherweise noch auf den Originalbestand zurückgehende Fenster sowie auf eine mittige Türöffnung, die in ihrer jetzigen Form anscheinend erst 1935 angelegt wurde und bei der der Bezug zu einer eventuellen Altöffnung nicht sicher ist. Hinweise auf ursprüngliche Dachaufbauten lassen sich mangels Einblickmöglichkeiten in die Baukonstruktion nicht gewinnen.
Im Bereich des zweiten Dachgeschosses liegt die historische Dachkonstruktion bis auf den Bereich eines kleinen modernen Kammereinbaus vor dem südlichen Giebel vollständig frei. Es handelt sich um ein zur Gänze in Nadelholz abgezimmertes Sparrendach mit eingeblatteter, vollständiger Kehlbalkenlage und seitlichem liegenden Stuhl mit dünnen, verblatteten Stuhlstreben. Zusätzlich zu den drei inneren Stuhlbünden, die schon im ersten Dachgeschoss zu erkennen waren, verläuft zwei Sparrenabstände vor dem nördlichen Giebel ein vierter innerer Stuhlquerbund. Die Zwischenpfetten sind jeweils auf der Höhe des zweiten Stuhlquerbundes von Norden gestoßen. Der Längsaussteifung diente ursprünglich ein Windverband aus sich überkreuzenden Streben, die mit den Stuhlsäulen verzapft, mit den Zwischenpfetten verblattet waren. Der Windverband ist heute im einsehbaren Bereich vollständig abgängig, aber noch über die Anschlussspuren durchgängig nachweisbar. Im Gegensatz dazu sind das Gespärre und die restliche Stuhlkonstruktion bis auf eine fehlende Stuhlstreber praktisch vollständig erhalten. Das Dachwerk ist nicht verrußt und besitzt Abbundzeichen, die mit römischen Ziffern sparrenweise von Norden nach Süden zählen. Bezugsachsenschnittpunkt der Dachkonstruktion ist die Nordwestecke. Der Belichtung dienen in beiden Giebelseiten zwei Rechteckfenster in stichbogig gewölbten Nischen, die ebenfalls noch der Entstehungszeit des Gebäudes angehören dürften.
Das dritte Dachgeschoss verzichtet vollständig auf eine Stuhlkonstruktion und eine Windaussteifung. Die Firstpunkte sind verzapft, der Belichtung dient je ein wohl noch bauzeitliches Fensterchen in den Giebelscheiben.
Insgesamt handelt es sich um eine zumindest in den beiden oberen Dachgeschosses noch umfangreich erhaltene Dachkonstruktion, die aufgrund gefügekundlicher Merkmale in das beginnende 16. Jahrhundert zu datieren ist und die damit noch zum bauzeitlichen Bestand des Gebäudes gehören dürfte.