Wohngebäude
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Dettingerstraße |
Hausnummer: | 53-57 |
Postleitzahl: | 73230 |
Stadt-Teilort: | Kirchheim / Teck |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Esslingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8116033002 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
ehem. Obervogts-Behausung und späteres Forstamt (73230 Kirchheim unter Teck, Schlossplatz 9)
Ehem. Gasthaus Waldhorn, Marktplatz 8 (73230 Kirchheim)
Bauphasen
Zur historischen Situation:
An der Lage des Geländes entwickelte sich sicher schon in mittelalterlicher Zeit eine vorstädtische Siedlung. Dass hier bis ins 16. Jahrhundert hinein eine Marienkirche bestand, konnte von R. Götz schlüssig nachgewiesen werden. Die Kirche soll 1539 abgebrochen, das Steinmaterial zum Ausbau der Landesfestung Kirchheim verwendet worden sein. Um 1560 wurde auf dem Platz ein Werkhaus (Lagerhaus) errichtet. Der Grundriss dieses Werkhauses entspricht offenbar den Gebäuden 55 und 57. Der Bau wurde 1685 privat verkauft und kurz danach durch ein Stall- bzw. Scheunengebäude ersetzt. 1824 erfolgte die Hausteilung in die heutigen Gebäude 55 bzw. 57 und im weiteren der Umbau des bisherigen Scheunengebäudes zu Wohnzwecken. Das Gebäude 53 ist 1711 erstmals erwähnt als unterkellertes Wohngebäude.
Archäologischer - Gefügekundlicher Befund:
Auf dem Gelände konnten keine vorgeschichtlichen oder mittelalterlichen Befunde beobachtet werden. Auch im Streufundmaterial sind bis auf ein mögliches Deckelfragment des 15. Jahrhunderts keine älteren Materialien geborgen worden. Sollten in diesem Bereich ältere Befunde vorhanden gewesen sein, so müssen diese durch die Bautätigkeit seit dem 16. Jahrhundert vollständig beseitigt worden sein.
Lediglich ein durch die späteren Kellereinbauten nicht ausgeräumter Bereich in der Südostecke des Gebäudes Dettingerstraße 55 konnte archäologisch intensiver untersucht werden.
Hier wurde ein verfüllter, in West-Ost-Richtung verlaufender Graben angeschnitten. Dieser war in den anstehenden Lehm / Kies eingetieft. Eine ehemalige Oberfläche zu diesem Befund konnte nicht mehr beobachtet werden. Auf der Sohle des Grabend lag ein Mörtelhorizont, der auf eine ehemalige vorhandene Fundamentmauer hinweist. Diese ist vollständig ausgebrochen worden. Dieser Ausbruch bzw. Verfüllung des Grabens enthielt Keramik, deren Datierung in die 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts weist.
In der Verfüllung waren ebenfalls Fragmente von ornamentierten Bodenfliesen vorhanden, die aus einem ehemaligen Gebäude von hervorgehobener Bedeutung stammen dürften. Fliesen gleichen Typs sind aus verschiedenen Kirchenbauten der näheren Umgebung und offenbar Ende 15./ Anfang 16. Jahrhundert entstanden.
Über der Verfüllung des Grabens lag ein nord-süd-gerichteter Fundamentmauerzug, dessen Entstehung demnach nach der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts anzusetzen ist. Hier dürfte es sich um Reste des um 1560 errichteten Werkhauses handeln. Ehemals zugehörige Oberflächen konnten nicht beobachtet werden.
Das Haus Dettingerstraße 53 kann in den Archivalien bisher 1711 erstmals gefasst werden. Das Gebäude war zu diesem Zeitpunkt bereits unterkellert. Der vorhandene Keller ist gegenüber den heutigen Baulinien auffällig verschoben und könnte auf eine ältere bauliche Situation Rücksicht nehmen. Das bis 1994 bestehende Haus Nr. 53 ist offensichtlich Ergebnis einer Verkleinerung des ursprünglichen Grundrisses, da die Ostwand über dem Gewölbe des Kellers errichtet ist. Der Ausbruch einer ehemaligen Mauer über der östl. Widerlagerwand des Kellers konnte beobachtet werden.
Der gemeinsame Grundriss der ehem. Gebäude 55 und 57 dürfte dem um 1560 errichteten Werkhaus entsprechen. Der offensichtlich noch original erhaltene Mauerzug in der Südostecke von Gebäude 55 müsste zu diesem Bau gehören. Das Werkhaus ist zwischen 1685 und 1711 durch ein Stall- bzw. Scheunengebäude ersetzt worden. Die gewölbten Keller dürften erst nach der 1824 erfolgten Hausteilung und dem Umbau des Scheunengebäudes zu Wohnzwecken eingebaut worden sein.
Die Flachkeller sind noch jüngere Aktionen. Für das Mauerwerk des Flachkellers in Gebäude 55, das im Verdacht stand älteren Ursprungs zu sein, konnte eine Entstehung um 1900 sicher nachgewiesen werden.
Zur Marienkirche:
Obwohl der eindeutige Beweis nicht geführt werden kann, scheint der Nachweis einer Marienkirche an dieser Stelle über eine Indizienkette möglich:
- Vor dem 16. Jahrhundert war hier offensichtlich ein exakt west-ost-gerichteter Mauerzug vorhanden. (Bestehende Marienkirche im vorstädtischen Bereich).
- Gegenüber den heutigen Baulinien auffällig verschobener Kellergrundriss unter Gebäude 53. (Vielleicht ältere Bausubstanz im Bezug zur Marienkirche?)
- Ausbruch des Mauerzugs in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Verfüllung mit Abbruchschutt. (Abbruch der Marienkirche 1539. Steinmaterial zum Ausbau der Landesfestung verwendet).
- In der Verfüllung Fragmente von Bodenfliesen. (Ehemaliger Fußboden der Kirche?)
- Über der Verfüllung liegt ein Mauerzug, der nach der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein muss. Dieser entspricht den heutigen Baulinien. (Bau des Werkhause um 1560).
Zugeordnete Dokumentationen
- Archäologische Befundaufnahme
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Bruchstein
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
Gebäude 55: Gewölbekeller im Westen, Flachkeller im Osten.
Gebäude 57: Gewölbekeller im Südosten, Flachkeller im Nordosten.