Dom St. Martin
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
Objektdaten
Straße: | Marktplatz |
Hausnummer: | 1 |
Postleitzahl: | 72108 |
Stadt-Teilort: | Rottenburg am Neckar |
|
|
Regierungsbezirk: | Tübingen |
Kreis: | Tübingen (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8416036028 |
Flurstücknummer: | keine |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: | |
Geo-Koordinaten: | 48,4773° nördliche Breite, 8,9341° östliche Länge |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Ev. Stadtkirche (72108 Rottenburg am Neckar, Kirchgasse 16)
Wohnhaus mit Bäckerei (72108 Rottenburg am Neckar, Königstraße 83)
Wohnhaus, Königstraße 87 (72108 Rottenburg am Neckar)
Wohnhaus, Marktstraße 4 (72108 Rottenburg am Neckar)
Altstadt, Ensemble (72101 Rottenburg, Ehingen, Altstadt, Gesamtanlage)
Gartenhaus im Bellinogarten, Sprollstraße 20a (72108 Rottenburg)
Bauphasen
Anstelle des heutigen Doms St. Martin wurde um 1280 unter der Aegide des Grafen Albrecht II. von Hohenberg die sogenannte Liebfrauenkapelle errichtet. Das untere, hohe Geschoss mit einem Kreuzgratgewölbe des Turms des heutigen Doms stammt noch von dieser Kirche (fälschlicherweise wird es häufig als „romanisch“ charakterisiert).
1424 bis 1436 wurde der heute sichtbare Neubau errichtet, wobei der Vorgängerbau in weiten Teilen beseitigt wurde. Alleine der Schaft seines Turms wurde übernommen. Archivalisch gut dokumentiert wurde 1486, während der Blütezeit Rottenburgs unter Mechthild von der Pfalz, der Witwe Ludwigs II. von Württemberg, mit dem Bau eines neuen Turmabschlusses bzw. -helms begonnen. Unter Federführung von Hans Schwarzacher wurde dieser offenbar zügig fertig gestellt. 1644, am Ende des 30-jährigen Kriegs, kam es zum großen Stadtbrand von Rottenburg. Dabei wurde der Kirchenbau samt Turm schwer beschädigt. Zu Ausbesserungsarbeiten, die während des Wiederaufbaus nach 1646 am Turm potentiell durchgeführt worden sein könnten, liegen keine schriftlichen Hinweise vor.
Restaurierungsgeschichte des Turmes
Beim zweiten Stadtbrand 1735 scheinen die Kirche und ihr Turm weniger Schaden genommen zu haben. 1753 wird allerdings berichtet, dass ein Blitzeinschlag in den Turm Kosten von 1000 Gulden verursachte. Für welche Arbeiten diese Summe konkret ausgegeben wurde, ist aber nicht bekannt.
In den Folgejahren liegen keine schriftlichen Nachrichten vor, die auf Veränderungen oder Ausbesserungsarbeiten an dem Turm hinwiesen. Im Jahr 1931 kam es zu einer Begehung des Turms durch Vertreter des Bistums und des Architekturbüros Schilling und Lütkemeier. Letztere kamen zu der Einschätzung, dass am Turm keine nennenswerten Schäden vorlägen, mahnten allerdings an, dass mit solchen in näherer Zukunft zu rechnen sei und das man weiterhin Beobachtungen anstellen solle. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Turm weitgehend unbeschadet.
Erst Anfang der 1960er Jahre kam es wieder zu einer Inspektion, bei der nunmehr gravierende Schäden festgestellt wurden. Da die Finanzierungsfrage lange offen stand, konnten die notwendigen Instandsetzungsarbeiten erst in den Jahren 1961 bis 1969 in einer groß angelegten, langwierigen Aktion durchgeführt werden. Danach wurden bis heute, d.h. auch während der grundlegenden Umgestaltung und Renovierung des Doms 2001-2003, keine weiteren Maßnahmen am Turm getätigt.
(1075 - 1100)
(1200 - 1280)
(1270 - 1300)
(1318)
(1424)
(1430)
(1436)
(1486)
(1644)
(1645)
(1646 - 1648)
(1678)
(1717)
(1735)
(1786)
(1821)
(1840 - 1858)
(1897)
(1927 - 1928)
(1955 - 1956)
(1961 - 1969)
(1998 - 2002)
(2012 - 2013)
Zugeordnete Dokumentationen
- Dendrochronologische - gefügekundliche Untersuchung der Dachwerke
- Untersuchungsbericht zur Verteilung der Feuchte- und Salze im Sockelbereich
- Voruntersuchung zur Fassadensanierung Turmhelm
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Sakralbauten
- Kirche, allgemein
Turm:
Der achteckige Turmhelm erhebt sich über dem quadratischen, durch Gesimse in Geschosse gegliederten Schaft und zeigt im dritten "Geschoß" Spitzbogenfenster ohne Maßwerk. Darüber befindet sich die Glockenstube, verziert mit Maßwerk und einer Maßwerkbrüstung in den Fenstern. Alle Fenster sind mit hölzernen Schallläden gefüllt. In halber Höhe der Glockenstube setzt das Achteck des Turmhelmes an. Die in dieser Höhe entstandenen Giebel sind mit Krabben und Kreuzblumen geschmückt. Die Ecken des Turmschaftes tragen Fialen. Am Fuß des achteckigen Turmhelmes befindet sich ein Umgang versehen mit einer Steinbrüstung und Wasserspeiern. Auf dieser Ebene lag einst die Türmerstube, die bei den Erneuerungsarbeiten in den Jahren 1961 bis 1969 nicht erhalten werden konnte. Die acht sich nach oben verjüngenden Seitenflächen sind in je acht Zonen unterteilt und durch runde Maßwerkeinsätze durchbrochen. Die Kanten der Flächen sind bestückt mit Krabben und figürlichen Wasserspeiern. Die unterste Zone nach Westen zeigt zwei tanzende Rittergestalten, die nach Osten die Mantelteilungsszene des hl. Martin. Unter der abschließenden doppelten Kreuzblume befindet sich ein zweiter auskragender Umgang. Der Turm hat eine Höhe von 57,5 m.
Zonierung:
Außen:
Die größten Schäden am Naturstein verursachen die in den 60er Jahren am Turmschaft eingebrachten Mauerwerksanker mit ihren Ankerplatten, welche die Verzahnung der damals errichteten innenliegenden Stahlbetonkonstruktion mit der bestehenden Natursteinschale zum Zweck hatten. Die Ankerplatten wurden mit Steinvierungen überdeckt. Ein Teil dieser Ankerplatten begann im Laufe der Jahre durch eindringende Feuchtigkeit, in Abhängigkeit der Tiefe und der Exposition der Stahlplatten, zu korrodieren. Die fortschreitende Korrosion schädigte den Stein durch Volumenvergrößerung des Stahls und den dadurch einhergehenden Sprengdruck. Es entstanden Risse, durch die wiederum mehr Feuchtigkeit und Sauerstoff zum Stahl vordringen konnte. Dies führte letztendlich, auch durch den Frost-Tauwechsel beschleunigt, zu massiven Schalenbildungen und großflächigen Abplatzungen.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Werkstein
- Gestaltungselemente
- Zierglieder im Steinbau
- Dachform
- Pultdach
- Satteldach